Kapitel 12
Im Krankenhaus angekommen, wurden wir ins Wartezimmer gebeten, wo wir uns auf den harten Stühlen niederließen. Eigentlich schwiegen wir die ganze Zeit. Meine Mutter saß links von mir und knetete ihre Finger, wie sie es immer tat, wenn sie nach dachte. Und Justin ließ mich nicht aus den Augen. Als ich wieder von einer neuen Schmerzwelle erfasst wurde, nahm Justin meine Hand und massierte meine Finger. Eigentlich hätte jeder normale Mensch mit Verstand seine Hand sofort zurück gezogen, doch ich spürte, dass ich Justin hundertprozentig vertrauen konnte, auch wenn ich ihn erst wenige Tage und nur flüchtig kannte.
Nach einer geraumen Weile wurden wir dann endlich in eines der Behandlungszimmer gebeten. Man machte ein Röntgenbild von meinem Fuß.
Der Fuß war gebrochen.
Als ich das Ergebnis hörte, brach ich schon wieder in Tränen aus, obwohl ich eigentlich heute genug geweint hatte. Meine Mama saß neben mir und streichelte meinen Arm.
Als ich später das Krankenhaus mit einem eingegipsten Bein im Rollstuhl fahrend verließ, war es bereits dunkel. Mama half mir ins Auto, während Justin netterweise den Rollstuhl nahm und ihn zusammengeklappt in den Kofferraum legte. Dann fuhren wir schweigend los. Ich dachte viel nach während der Autofahrt. Justin war ganz still. Völlig verändert, wenn ich an den Tag dachte, an dem wir uns begegnet waren. Er war galant und supernett gewesen, eigentlich recht offen und gesprächig. Jetzt sagte er nur etwas, wenn man ihn fragte. Sonst saß er einfach nur da.
Ich musste diesmal hinten sitzen, damit ich mein Bein auf der Mittelkonsole zwischen den beiden Vordersitzen im Auto ablegen konnte.
Nachdem wir zu Hause angekommen waren, kochte Mama uns erstmal Tee. Wir setzten uns ins Wohnzimmer. "Luisa, ich weiß nicht, wie das jetzt funktionieren soll, aber ich muss morgen wieder arbeiten und dein Vater musste heute Abend kurzfristig geschäftlich nach Las Vegas reisen. Wie willst du das denn alleine schaffen, du kannst doch zum Beispiel nicht alleine die Treppen rauf und runter!" Ich senkte meinen Blick. Da hatte sie Recht. Mit einem Seitenblick auf Justin sah ich, dass auch er auf den Boden schaute. Doch in diesem Moment hob er seinen Kopf und Ich konnte geradewegs in seine Augen schauen. Von einer auf die andere Sekunde verwandelte sich sein Blick plötzlich. "Mrs. Barners..." Fing er zögernd an. "Ich habe die nächsten Tage nichts vor und ich dachte... ähm... Vielleicht könnte ich ja... Also wenn das für Sie in Ordnung ist... Vielleicht könnte ich ja vorbei kommen und Luisa helfen..." Ich kam aus dem Staunen nich mehr heraus. ER bot an, MIR die nächsten Tage zu helfen?! "Ach, vergessen Sie's, war ne blöde Idee." Schob er hinterher, als er Mamas nachdenklichen Blick sah. "Nein, Justin, ich finde, das ist eine gute Idee!" Sagte sie zu meiner Überraschung. "Ich denke, du würdest uns damit wirklich helfen. Gut. Dann kann ich mich auf dich verlassen?" Ich kippte fast aus meinem Rollstuhl. War das MEINE Mama, die das gerade gesagt hat? Anscheinend ja. Mein Blick traf den von Justin. Er lächelte zaghaft und ich strahlte zurück. Das war das beste, was mir in dieser Situation hätte passieren können!
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro