Kapitel 2
Ich erwachte komplett zugedeckt in meinem Bett. Schläfrig öffnete ich die Augen und starrte das gedämpfte Licht an, welches durch die samtenen Vorhänge in das kleine Zimmer fiel. Winzige Staubkörnchen wirbelten in der Luft umher und die Decke lag schwer auf mir. Mit einem Ruck strampelte ich die scharlachrote Decke von mir und sagte mich auf. In dem Bett von mir gegenüber schlief Roxy noch tief und fest. Ihre Haare lagen wirr auf dem Kopfkissen und sie schmatzte leise im Schlaf. Ich musste lächeln. Sie sah so unschuldig aus, wenn sie schlief. Dabei war sie meistens genau das Gegenteil davon. Meine Gedanken schlichen zum Vorabend. Es war schön, meine ganze Familie wieder um mich zu haben. Und ich freute mich auf jeden Fall auf Hogwarts, wenn auch nicht unbedingt auf die unzähligen Hausaufgaben und Strafarbeiten. Ich beschloss, mich leise fertig zu machen und zu schauen, ob die Anderen auch schon wach waren.
Roxy und ich hatten sogar ein kleines Badezimmer nur für uns. Es war schwarz-weiß gefliest und die Schränke und Kommoden waren staubbedeckt, aber das störte mich nicht. Bestimmt wurde es nicht oft benutzt. Nach kurzem Überlegen sprang ich schnell unter die Dusche und machte mich frisch. Meine roten Haare leuchteten im Kontrast zu dem saphierblauen T-Shirt, welches ich an hatte. Außerdem trug ich noch eine helle Hose und meine Haare hatte ich zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Als ich aus dem Bad herauskam, hatte sich Roxy nicht von der Stelle bewegt. Leise schmiss ich meinen Schlafanzug auf mein Bett und öffnete die Tür. Sie quitschte echt laut, also quetschte ich mich durch einen schmalen Spalt, weil ich Roxy nicht wecken wollte, und schloss sie hinter mir wieder.
Auf der dunklen Treppe leuchtete mir ein gelbes Augenpaar entgegen und ich stolperte fast über eine schwarze Katze.
,,Mensch, pass doch auf, Midnight ", murrte ich zu der Katze meines Cousins. ,,Hugo sollte wirklich mehr auf dich aufpassen!", schimpfte ich mit dem Kater. Doch der schien mich falsch zu verstehen und wand sich schnurrend um meine Beine. Ich seufzte resigniert.
,,Guten Morgen, Lily!" Eine hübsche Blondine, die sich in der Küche befand, begrüßte mich. In ihren blauen Augen spiegelten sich Trauer und Eifersucht wieder.
,,Morgen, Victoire ", murmelte ich und kam auf sie zu, während ich Midnight auf den Boden setzte. Ich dirigierte meine Cousine zu der kleinen Nische in der Wand und wir setzten uns nebeneinander hin.
,,Was gibt's?", wollte ich wissen. Sie sah mich an, strich sich eine blonde Strähne hinter's Ohr und ein Hauch von ihrem alten Stolz schlich sich kaum merklich in ihr Gesicht.
,,Nichts", antwortete sie trotzig. ,,Warum sollte etwas sein? Alles ist doch gut." Ihr Versuch, heiter zu klingen, wurde von einem Schluchzer unterbrochen.
,,Ach Vic ... " Ich nahm sie in die Arme und drückte sie fest. ,,Ärger mit Teddy?"
Meine Cousine und Teddy waren wirklich das Traumpaar des Jahrhunderts. Sie hatten bereits beide Gefühle füreinander, als ich neun Jahre alt gewesen war und Albus in die erste Klasse gekommen war. Aber wirklich zusammengekommen waren sie erst in der sechsten Klasse. Also als Victoire in der Sechsten war und Teddy in der Siebten. Doch alle in ihrem näheren Umfeld hatten immer gewusst, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis das passierte. Da ich ein enges Verhältnis zu Vic hatte, hatte ich am Rande mitbekommen, wie sie und Teddy sich in letzter Zeit öfter gestritten hatten. Es soll um Geld gegangen sein, und vielleicht sogar um eine Hochzeit. Worum es genau ging, wusste ich jedoch nicht.
,,Hier", wortlos hielt sie mir einen Brief hin.
Liebe Victoire,
stand da in Teddy's krakeliger Handschrift.
Ich schreibe dir, da ich keinen passenden Augenblick gefunden habe, um mit dir unter vier Augen zu reden.
Wie du sicherlich weißt, hatten wir den letzten Wochen relativ viele Auseinandersetzungen. Es ging um Kleinigkeiten, wie ein Kleid oder ein Haustier, jedoch auch um größere Sachen wie ein eigenes Haus oder eine Hochzeit. Ich weiß, dass du zuerst studieren möchtest, und dann im St. Mungo als Heilerin kranke Zauberer und Hexen wieder gesund pflegen möchtest, und dass es momentan für dich nicht einfach ist. Doch du weißt, ich kann dich nicht loslassen, ich möchte dich nicht verlieren. Ich bin als Auror gut bezahlt und so könnten wir es uns leisten, in ein eigenes Haus zu ziehen und sogar eine Hochzeit zu organisieren. Doch ich kann dich verstehen, sehr gut sogar. Deshalb bin ich der Auffassung, wir brauchen ein wenig Abstand voneinander. Sobald du bereit bist, mich anzuhören und du einen festen Job hast, können wir weiter reden.
Bis dahin
Teddy
Entsetzt starrte ich auf das tintenbefleckte Pergament. Unfähig etwas zu tun, überflog ich den Brief ein weiteres Mal und starrte Victoire ungläubig an. Meine Hand zitterte. Wie konnte er ihr so etwas antun? Er hatte sie am Ende noch nicht einmal gegrüßt! Entrüstet nahm ich mir vor, ihm darauf mal ein paar Takte zu erzählen. Vic hingegen ahnte allerdings schon, was in mir vorging.
,,Nein, Lily. Rede nicht mit ihm. Halt dich daraus. Bitte." Flehentlich sah sie mich an. Schließlich nickte ich und übergab ihr den Brief.
,,Kein Wort zu den Anderen!", warnte Vic mich, bevor sie sich in stiller Trauer wieder an den Herd stellte.
Ich nickte gedankenverloren. Allerdings konnte ich es immer noch nicht glauben. Teddy hatte Victoire mit einen Brief inoffiziell klargemacht, dass jetzt Schluss war, während der Rest der Familie immer noch glaubte, sie seien ein glückliches Paar.
Als ich Schritte auf der Treppe hörte, sprang ich wie vom Blitz getroffen auf und stellte mich neben Vic.
,,Morgen, ihr zwei", gähnte jemand hinter uns. Dominique fuhr sich durch die Haare, während ihre grauen Augen fröhlich glänzten.
,,Hey, Dom", lächelte ich bemüht fröhlich. Vic's traurige Gestalt hatte mich angesteckt.
,,Wie steht's mit dem Frühstück?", wollte Dom wissen. Mit ihren aschblonden, leicht gewellten Haaren war sie das kleinere Ebenbild Victoire's, nur durch die Augenfarbe und das Alter unterschieden sie sich.
,,Vic und ich wollten gerade anfangen", sagte ich und zeigte auf die Vitrine. ,,Willst du schon mal den Tisch decken?"
,,Uuund Lily muss etwas gesehen haben! Sie rast über das Spielfeld und jagt hinter etwas her - kann das der Schnatz sein?" Ron's Stimme schallte über das provisorisch errichtete Spielfeld. Außerdem hatte der Vater von Rose und Hugo recht - ich hatte etwas gesehen. Ein paar Meter von mir entfernt flatterte der Goldene Schnatz auf und ab und wechselte immer wieder in rasanter Geschwindigkeit die Richtung. Doch ich blieb hartnäckig. Kurz duckte ich mich, als ich unter Fred durchflog, danach streckte ich meine Hand vorsichtig aus und fixierte mich auf den Schnatz. Doch hinter mir hörte ich ein ,,Pass auf, Lily!", gerufen von Roxanne. Mein Kopf fuhr herum und ich erblickte Albus, der sich an meine Fersen geheftet hatte. Sein Blick war er unermüdlich und er schoss an mir vorbei. Verzweifelt blieb mir nur noch eine andere Möglichkeit übrig, die, da wir dem Boden sehr nahe waren, auch gut klappen würde. Zumindest in meiner Theorie. Langsam löste ich meine zweite Hand von dem Besenstiel und erhob mich zaghaft. Ich hörte einige, erstaunte Ausrufe, während ich auf dem Besen balancierte. Nun hatte ich mein Ziel fest vor Augen und sprang kraftvoll ab. Rechts neben mir keuchte mein Bruder erschrocken auf, als meine Hand sich um die kleine, goldene Kugel schloss. Mit dem Schnatz fest in der Hand, schloss ich die Augen, während ich hart auf dem Boden aufschlug. Für einen kurzen Moment blieb mir die Luft weg, doch ich erholte mich schnell. Währenddessen drangen die Jubelrufe meiner Mannschaft, bestehend aus Molly Hugo, Roxanne und Louis, lautstark an meine Ohren und ich selbst strahlte über's ganze Gesicht.
,,Das war ein gemeiner Spielzug von Lily Potter", dröhnte Ron und half mir auf. ,,In den Regeln steht jedoch nichts davon, dass es nicht erlaubt sei", grinste er und schlug mir auf die Schulter.
,,Das heißt, Endstand ist 190 zu 80 für Team Lily!"
,,Loser! ", feixte Hugo und lachte Rose aus, die ihn missmutig ansah.
,,Also, das war doch wirklich unerlaubt!", wiedersprach Albus kopfschüttelnd, als Ron im Fuchsbau verschwunden war.
,,Das war super, Molly!", krähte Lucy, die sich auf's Zusehen beschränkt hatte. Molly selbst brachte eine Zahnlücke zum Vorschein, weil sie bis über beide Ohren strahlte. Die Rothaarige hatte selbst ein Tor gegen James geschossen, und das will schon was heißen. Ihre Locken wippten fröhlich auf und ab, als sie in's Haus tänzelte, um ihrem Vater davon zu erzählen.
,,Aber Lily war immer noch die Beste", grinste Roxy. Ein Gefühl von Glück und Geborgenheit stieg in mir auf, als sie das sagte. Ich konnte eigentlich ziemlich glücklich sein. Eine heile Familie mit gesunden Mitgliedern, ich selbst war natürlich auch gesund, und ich konnte beweisen, dass ich nicht nur aufgrund meines Vaters respektiert wurde, nein, ich hatte mich auch im Quidditch schon mehrmals beweisen können. Aber tief in meinem Herzen wusste ich, dass mir noch etwas zu meinem vollkommenen Glück fehlte. Es kam mir irgendwie offensichtlich vor, aber mir wollte einfach nicht einfallen, was es war ...
,,So, wir machen jetzt neue Teams!", bestimmte James und wählte sich selbst und Dominique aus, die ihre Mannschaften wählen konnten. Am Ende stand es fest: James, Roxanne, Louis, Fred und Molly würden gegen Dominique, Hugo, Rose, Albus und mich spielen. Siegessicher grinste ich. Dieses Spiel würden wir todsicher gewinnen.
Am Abend stolperte ich totmüde in mein Bett. Wir hatten noch lange gespielt und waren sogar bereit gewesen, bis tief in die Nacht Quidditch zu spielen, als Lucy's und Molly's Mum Audrey uns ziemlich wütend gesagt hatte, dass es jetzt Zeit war, schlafen zu gehen. Zerknirscht hatten wir die Niederlage zweier Teams gegen eine Hexe eingesehen und waren der Reihe nach in's Haus gelaufen. Ich war zwar erschöpft, aber zufrieden. Ich hatte, immer mit anderen Mannschaften, vier Spiele gewonnen, und nur zwei verloren. Und morgen würde es in die Winkelgasse gehen, um unsere letzten Zauberutensilien zu besorgen. In dieser Nacht war ich zu müde, um noch lange über irgendetwas nachzudenken. Rasch sank ich mit einem Lächeln auf dem Gesicht in den Schlaf.
,,Habt ihr auch genug Geld mitgenommen?" Meine Großmutter, Molly Weasley, wuselte besorgt um uns herum und fragte uns wie Erstklässler ab, ob wir auch nichts vergessen hatten.
,,Mum, es ist gut!", erklärte Ginny schließlich und führte sie sanft aber bestimmt in das gemütliche Wohnzimmer.
,,Mach es dir hier mit Dad gemütlich, wir sind in spätestens drei Stunden wieder hier. Also mach dir keine Sorgen.", lächelte sie gutmütig. Der Rest von uns stand abreisebereit vor dem Kamin. Wir warteten nur noch auf Hermine und Ron, die beide darauf bestanden hatten, uns zu begleiten. Doch langsam wurde mir klar, dass etwas nicht stimmte. Also im übertragendem Sinne. Mit den Beiden. Mit ihrer Beziehung.
Schließlich lief mein Dad Harry verärgert los, um die beiden zu holen, und ein Knarzen, welches ein paar Minuten später zu hören war, kündigte die drei auf der Treppe an.
,,Alles klar, wir können", sagte Hermine, die mit wehenden Haaren und einem verletzten Ausdruck in den Augen ungeniert Ron anstarrte, der seine Frau jedoch gekonnt ignorierte.
,,Weißt du was, Harry?", sagte Ron plötzlich ohne Vorwarnung. ,,Ich glaube, Hermine und ich bleiben doch besser hier. Wir haben noch so einiges zu besprechen." Seine blauen Augen bohrten sich in Harry's Grüne, der die Beiden mit einem Nicken entließ.
,,Alle nacheinander", bestimmte Dad. ,,James, du zuerst."
Mein ältester Bruder nahm sich eine Prise Flohpulver, warf es in den brennenden Kamin und stieg anschließend selbst hinein. ,,Winkelgasse!", rief er mit klarer Stimme und weg war er.
,,Albus, jetzt du", befahl Harry und mein zweiter Bruder tat, sie ihm geheißen. Nacheinander stiegen noch Roxanne, Molly, Lucy, Dominique und ich in den Kamin. Der Rest hatte entweder schon seine Sachen beisammen oder hatte noch Anderes zu tun. Stichwort: Louis und lernen. Es wunderte mich, dass meine Mutter auf die Aussage ihres Neffen hereingefallen war, denn mein Cousin und dicke Bücher wälzen - eher negativ.
Als wir schließlich alle in der Winkelgasse angekommen waren, war ich so aufgeregt wie ich es mit elf Jahren gewesen war. Überall prangten große, leuchtend Schilder, die die Besucher auf ihre Waren hinweisen sollten.
,,Mum, können wir noch zu Weasley's Zauberhafte Zauberscherze? ", bettelte ich und zupfte meine Mutter kleinkindmäßig am Ärmel.
,,Später, Lils" Gedankenverloren marschierte sie los, direkt auf Madame Malkins Laden zu. Innerlich stöhnte ich auf. Ich hatte diese alte Dame ehrlich gesagt noch nie leiden können - ebenso wenig ihre Tochter, die jetzt den Laden leitete.
,,Was gibt's ?", wollte die Besagte dann auch schon lustlos und zudem kaugummikauend von uns wissen.
,,Die Kinder hier brauchen neue Umhänge sowie Festumhänge ", erläuterte Dad. ,,Mein Name ist Potter", fügte er noch hilfsbereit hinzu, als die Frau sich nicht in Bewegung setzte. Nun kam aber doch Regung in sie.
,,Oh ja, natürlich! Mr. und Mrs. Potter ... Ihre Kinder sind bei mir in den besten Händen!", rief sie und setzte ein gekünsteltes Lächeln auf, während drei Angestellte James, Albus und mich auf drei Hocker stellte. Ich kam mir schon ein bisschen blöd vor, dass wir drei jetzt bevorzugt wurden, weil Harry Potter unser Vater war, aber gerade, als ich etwas sagen wollte, holte Madame Malkins einen weiteren Hocker und platzierte Lucy auf ihm.
In den darauffolgenden Minuten wurde viel von uns vermessen, sogar der Abstand unserer Nasenlöcher. Aber am Ende hielten wir mehr oder weniger Stolz unsere neuen Umhänge in der Hand. Meinen alten Hogwarts Umhang hatte ich noch behalten können, da er mir noch gepasst hatte, deshalb brauchte ich nur einen Festumhang. Dieser war in einem dunklen Violett gehalten, mit ab und zu einigen, kleinen smaragdgrünen Fäden eingewebt. Außerdem war der Stoff fließend leicht und fühlte sich gut in meinen Händen an. Jetzt standen wir in der prallen Sonne auf der Straße und wussten nicht, wohin jetzt.
,,Schatz, wie wäre es, wenn wir uns aufteilen?", fragte Dad seine Frau. ,,Meinetwegen kannst du mit James und Al schon einmal die Utensilien kaufen ... ", antwortete Mum konzentriert nachdenkend.
,,Dann kann ich mit Roxanne, Molly und Dominique die fehlenden Bücher besorgen und Lily geht mit Lucy ihren Zauberstab kaufen." Sie sah auf die Uhr. ,,Und so gegen eins, also in einer Dreiviertelstunde, treffen wir uns vor George's und Ron's Laden. Wie wäre das?", schlug Ginny vor uns sah und erwartungsvoll an.
,,Gute Idee!", grinste ich und legte einen Arm um Lucy, die mich schüchtern anlächelte. Mum gab mir genügend Galleonen, Sickel und Knuts mit, und dann verabschiedeten wir uns von den Anderen und trotteten auf den Laden von Mr. Ollivander zu. Oder besser gesagt der Laden seines Sohnes. Um diesen Mann rankten sich viele Gerüchte. Manche behaupteten, er sei gar nicht der Sohn des verstorbenen Ollivander's, denn eine Frau hatte dieser nie gehabt. Der junge Ollivander war nach der Großen Schlacht von Hogwarts und dem Tod Voldemort's einfach in die Winkelgasse spaziert und hatte sich als Ollivander's Sohn ausgegeben. Die Meisten hatten ihn als Diesen anerkannt, und die Andren wiedersprachen nicht, weil der Mann genauso gute Zauberstäbe anfertigte wie sein Vater, oder Vorgänger zuvor auch.
Ein leises Glöckchen im hinteren Teil des Ladens klingelte, als ich die Tür öffnete und wir eintraten. Ein paar verstaubte, längliche Schachteln lagen in den Schaufenstern; der Rest blieb wohl gehütet in den vielen Regalen des Ladens liegen.
,,Kann ich Ihnen helfen?" Mein Herz machte einen Satz und begann dann, heftig zu pochen, als eine rauchige Stimme erklang. Ein Mann mit einem wirren, braunem Lockenkopf und Hornbrille trat auf leisen Sohlen zu uns.
Ich räusperte mich, während meine Cousine meine Hand umklammerte und versuchte, nicht allzu schreckhaft auszusehen.
,,Ähm, ja ... meine Schwes ... ich meine Cousine braucht einen Zauberstab ... ", wütend brach ich ab. Seit wann verhaspelte ich mich denn, wenn ich mit Fremden sprach?
,,Ah ja, ich sehe schon." Über den Rand seiner Brille musterte Mr. Ollivander Lucy eigenartig. Unterdessen streckte er eine kleine, bleiche Hand aus.
,,Mr. Ollivander ", stellte er sich höflich vor und sah Lucy fragend an. Die Stille war drückend, bis sie schließlich antwortete.
,,Lucy Weasley", flüsterte sie, während sie zaghaft Ollivander's Hand schüttelte.
Als auch ich seine Hand geschüttelt und ihn gegrüßt hatte, betrachtete er mich sehr genau.
,,Stechpalme und Einhornhaar, 12½ Zoll, recht biegsam ... das ist er, oder? Funktioniert er noch gut?"
,,Ähm, klar" Überrumpelt starrten ich ihn an. Hatte er etwa, wie der vorherige Ollivander die Gabe, nie einen Zauberstab zu vergessen?
,,Gut, gut ... ", murmelte der Mann mit den krausen Haaren und kratzte sich am Kopf. Unterdessen wandte er sich wieder seiner eigentlichen Kundin zu.
,,Probieren Sie doch einmal den hier" Hilfsbereit bot er ihr einen dunklen, schmalen Stab an.
,,Mahagoniholz und Drachenherzfaser, 13 Zoll, peitschend ... " Kaum hatte meine Cousine den Stab hoch in die Luft gehalten, riss Ollivander ihn ihr gleich wieder aus der Hand.
,,Nein, nein ... "
Lucy probierte noch ein paar weitere Zauberstäbe aus, während ich ausgesprochen interessiert zusah ... und dabei doch nicht dem lauschte, was Ollivander da erzählte.
Nun klang selbst er schon müde, verlor allerdings nicht die Geduld.
,,Schwieriger Kunde, schwieriger Kunde ... " Er durchforstete das oberste Fach eines Regals und holte eine verschlissene, schmale Schachtel hervor, aus der ein hellbrauner Stab mit zahllosen Markierungen hervor kam
,,Wie wäre es mit diesem hier ... Eibenholz und Phönixfeder, 16 Zoll, elastisch? "
Lucy strich sich ihre hellblonden Locken hinter die Ohren und zog ihre Nase kraus, bevor sie den Zauberstab in die Hand nahm. Überraschung und Freue spiegelten sich in ihrem Gesicht wieder, als rote und goldene Funken aus der Spitze stoben.
Ihr Gesicht verzog sich zu einem Lächeln und selbst Ollivander's wirkte ein wenig freundlicher.
Für den Zauberstab bezahlte ich 13 Galleonen, fünf Sickel und einen Knut, das war es mir aber wert.
Nachdem wir den Laden verlassen hatten, überlegte ich, ob wir uns mit dem übrigens gebliebenen Geld noch ein Eis kaufen sollten. Ein rascher Blick auf die Uhr verriet mir, dass wir noch Zeit genug hatten.
,,Wie wäre es mit einem Eis?", fragte ich meine kleine Cousine, die sofort begeistert zustimmte. Ein paar Minuten später saßen wir bei Florean Fortescue, oder besser gesagt dessen Eisladen. Sein Neffe, Maurice Edwardson, hatte ihn wieder eröffnet, jedoch den Namen seines Onkel's behalten. Direkt gegenüber war der Scherzartikelladen von meinem Onkel George und dessen verstorbenen Zwillingsbruder Fred. Ron hatte dessen Stelle übernommen. Aber es war ziemlich praktisch, dass beide dort arbeiteten, da wir deshalb immer viele Süßigkeiten umsonst bekamen, wofür uns viele andere Hogwartsschüler beneideten.
,,Sieh mal, da sind Al, James und Harry!", rief Lucy plötzlich und winkte den drei in der Menschenmenge zu. Beladen mit zwei Tüten stiefelten sie auf uns zu und ließen sich erschöpft auf den Stühlen nieder. Al's Blick streifte unser Eis.
,,Das ist nun wirklich nicht gerecht!", hob er an. ,,Wir schleppen uns hier tot und ihr vergnügt euch hier!"
,,Also wirklich, Al, das du so von uns denkst!", wiederpsrach ich gespielt entrüstet.
,,Lass gut sein, Al", wiedersprach Dad mit glitzernden Augen und fuhr sich durch die Haare. Lässig steckte er eine Hand in die Hosentasche und lehnte sich zurück.
Mein Blick streifte den Scherzartikelladen meiner Onkel, der, im Gegensatz zu den anderen Läden hier, knallbunt aussah. Weasley's Zauberhafte Zauberscherze war in verschnörkerlter Schrift auf einem Messingschild angebracht.
,,Darf ich schon mal reingehen, Dad?", fragte ich, als ich es nicht mehr in der heißen Sonne aushalten konnte. Meine Hände schwitzten wie verrückt und der Schweiß stand mir förmlich schon in Massen auf der Stirn. Harry legte die Stirn in Falten und sah mich aus klugen, grünen Augen an. ,,Nein. Ginny hat darauf bestanden, dass wir uns hier treffen", erwiederte er forsch.
,,Worauf habe ich bestanden?", ein Vorhang aus roten Haaren fiel über Dad's Gesicht und Mum drückte ihm leidenschaftlich einen Kuss auf die Wange. Ihre hellbraunen Augen war mit einem fröhlichen Glanz versehen und sie hatte die Ärmel ihres schwarzen Umgangs hochgekrempelt. Ich musste zugeben, es stand ihr gut.
,,Los jetzt!", drängelte ich, stand auf und lief zügig auf den Laden zu, bis ich merkte, dass mir niemand folgte.
,,Was ist denn?", rief ich meiner Familie zu und schob mich seufzend durch eine Gruppe Hexen wieder zurück.
,,Wir haben keine Zeit mehr, Lils", erläuterte Mum die Situation, ohne mir in die Augen zu blicken. Oh man, das kam jetzt wirklich gemein rüber. Sie und Dad wussten doch, dass ich mich bei jedem Besuch, den wir der Winkelgasse abstatteten, am Meisten auf diesen Laden freute. Missmutig sah ich meine Eltern an, ohne etwas zu erwiedern.
,,Mr. Potter, Mrs. Potter, wie schön, Sie zu sehen!" Ein Arm legte sich um mich. Ich fuhr herum und blickte in die blauen Tiefen dunkler Augen, welche mit hellen Wimpern umringt waren.
,,Wie wäre es denn, wenn mein Bruder und ich Lily begleiten und auch wieder sicher nach Hause bringen würden?", fragte Lorcan Scamander höflich.
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