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Prophezeiungen

Ich kann hellsehen.

Nicht im Sinne von: Ich sage die Lottozahlen voraus, oder weiß wer im UEFA-Finale das entscheidende Tor schießt. Leider nicht. In dem Fall könnte ich diese Fähigkeit ja tatsächlich gewinnbringend einsetzen. Geldsorgen hätte ich dann jedenfalls keine mehr.

Nein. Hellsehen im Sinne von: Ich kann vorhersagen, wenn in meinem Leben etwas schief laufen wird. Oft weiß ich sogar ganz genau, was schief laufen wird - dass ich wieder nicht befördert werde, dass ich bei dem Gewinnspiel auf keinen Fall gewinnen werde, oder dass mich mein Partner verlassen wird. Meine Vorhersagen treffen leider immer ins Schwarze, mit unumstößlicher Sicherheit. Die genauen Details kann ich leider meistens nicht vorhersagen, ich weiß auch nicht wann genau es geschieht, aber ich weiß, dass es geschieht.

Ihr glaubt mir nicht? Dann passt mal gut auf, ich erzähle euch eine Geschichte. Sicher glaubt ihr mir dann.

...

Als wir uns kennengelernt haben, war ich sofort hin und weg. So attraktiv, so nett und zuverlässig, und er war doch tatsächlich an MIR interessiert. Obwohl er auch jede Andere hätte haben können, viele davon besser aussehend, witziger und charmanter, bestimmt auch besser im Bett. Trotzdem wollte er mich. Ich konnte mein Glück kaum fassen.

Sämtliche Zweifel habe ich sicherheitshalber schnell wieder verdrängt - warum sollte ich zaudern und zögern? Lieber schnell zugreifen, bevor er es sich am Ende nochmal anders überlegt.

Am Anfang lief auch alles perfekt. Wir gingen auf Dates, ins Kino, in Restaurants, verbrachten beinahe jede freie Minute miteinander. Wir lernten unsere jeweiligen Freunde kennen, die Familien, und ich hatte das Gefühl, es lief wirklich gut. Ich schwebte im siebten Himmel.

Bis meine hellseherischen Fähigkeiten sich nicht mehr länger unterdrücken ließen. Schon vorher hatte ich meine Zweifel, ob er mich wirklich so liebte wie ich ihn oder ob er schon über Trennung nachdachte. Aber ich hatte versucht, nicht darauf zu achten, meine Vorahnungen ignoriert, mir eingeredet, es sei doch alles gut und es gebe keinen Grund zur Verunsicherung.

Dann allerdings häuften sich die Anzeichen, bis es eine beinahe erdrückende Last an Beweisen gab und ich einfach nicht mehr länger wegsehen konnte. Und aus Verunsicherung wurde Gewissheit: Er würde mich genauso verlassen wie alle anderen vor ihm. Weil ich einfach nicht liebenswert, nicht gut genug war.

Den ersten Hinweis gab mir mein Freund selbst. Ausgerechnet. Wir saßen gerade beim Abendessen, ich hatte sein Lieblingsessen gekocht und einen guten Wein aufgemacht. Ich erzählte gerade von meinem Job und dass mein Chef mich heute wieder kritisiert hatte, als mir auffiel, dass er gar nicht mehr richtig zuhörte. Nein, er runzelte leicht die Stirn und schaute auf seinen Schoß. Anfangs dachte ich ja noch, er wäre nur etwas abgelenkt und würde auf sein Handy schauen. Aber dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Er fand meine Geschichte einfach peinlich. Dachte er etwa, mein Chef hätte Recht mit seiner Kritik? Schämte er sich vielleicht sogar für mich?

Später sprach ich ihn in Ruhe darauf an, immerhin war ich ja erwachsen und konnte meine Beziehungsprobleme ansprechen wie eine Erwachsene. Leider behauptete er, gar nicht zu wissen wovon ich redete. Da wurde mir klar, dass unsere Probleme schon größer waren als angenommen.

In der Zeit darauf gab ich mir noch mehr Mühe mit unserer Beziehung, in der Hoffnung sie vielleicht doch noch retten zu können. Im Nachhinein hätte ich auch auf meine hellsichtigen Fähigkeiten vertrauen können, dann wäre mir sehr viel Zeit und Leid erspart geblieben. Aber einfach aufgeben wollte ich damals nicht.

So ging ich nicht mehr mit Freunden weg, um mehr Zeit mit ihm verbringen zu können. Ich passte alle meine Freizeitaktivitäten an seine an, fing sogar an mich für Fußball zu interessieren, da es ihm so wichtig war. Ich versuchte, meine Entscheidungen mehr nach ihm auszurichten, was er wollen würde, was ihm gefallen könnte. Ich versicherte ihm immer wieder, wie sehr ich ihn liebte, dass er der wichtigste Mensch in meinem Leben sei und ich mir ein Leben ohne ihn gar nicht mehr vorstellen könnte.

Anfangs schien er sich noch zu freuen, wenn ich mich abends zur Champions League zu ihm aufs Sofa kuschelte. Irgendwann fing er dann aber an, mir vorzuschlagen, ich könne doch wieder mehr mit meinen Freundinnen unternehmen. Wollte er mich etwa loswerden?

Auch meine Liebesbeteuerungen erwiderte er irgendwann nicht mehr mit so viel Inbrunst wie zu Beginn unserer Beziehung. Manchmal reagierte er gar nicht mehr darauf, dabei brauchte ich seine Liebesschwüre doch so sehr. Ich war verzweifelt.

Ich konnte regelrecht dabei zusehen, wie er mir entglitt. Dennoch wollte ich mich noch nicht geschlagen geben. Vielleicht konnte ich es ja noch schaffen, unsere Beziehung zu retten, auch wenn meine Vorahnungen dagegen sprachen. Vielleicht wäre dieses Mal das erste Mal, an dem ich mit meinen Ahnungen falsch lag.

Ich fing an mehr gemeinsame Zeit zu fordern. Immerhin hatte ich für unsere Beziehung mehrere Freundschaften geopfert, da konnte ich das doch wohl verlangen. Gerecht ist nur gerecht. Aber egal wie ich es anstellte, ob ich versuchte vernünftig mit ihm zu reden und ihn zu bitten, mehr Zeit mit mir zu verbringen, oder ob ich zu eher indirekten Taktiken griff - er ging einfach immer wieder mit Freunden weg. Ohne mich. Weg von mir.

Und ich kam nicht umhin mich zu fragen, weshalb er das tat. Obwohl er doch wusste, dass ich ihn dann schrecklich vermisste, mich schrecklich langweilte, und ihn schrecklich gerne bei mir haben wollte.

So schrecklich, dass ich beinahe jedes Mal Migräne bekam, wenn er das Haus verlassen wollte. Am Anfang unserer Beziehung war er dann noch immer bei mir geblieben, hatte mich liebevoll gepflegt und sich wirklich rührend um mich gekümmert. Jetzt rollte er nur noch genervt mit den Augen. Ein weiterer Beweis, dass sich unsere Beziehung auf dem absteigenden Ast befand.

Daher fiel das nächste Erlebnis auch bei mir auf so fruchtbaren Boden - immerhin wusste ich zu diesem Zeitpunkt schon sicher, dass er mich verlassen würde: Ich ertappte ihn dabei, wie er in der Fußgängerzone einer, sagen wir, sehr wohlproportionierten Dame im roten Kleid einen sehr langen, zu langen Blick zuwarf. Und sie sogar noch anlächelte.

Ging er etwa schon fremd?

Ich hielt es kaum aus. Die Gewissheit, dass er mich verlassen würde, gepaart mit der Ahnung, dass er sich schon nach meiner Nachfolgerin umsah, ließ mich fast den Verstand verlieren. Ich beobachtete ihn genau, wenn er mit anderen Frauen sprach, wie er sie ansah, ob er sie berührte. Es musste doch herauszufinden sein, mit wem er mich betrog.

Ich kontrollierte sein Handy, befragte seine Freunde, fand nichts. Er war einfach zu gut im Verstecken. Und seine Freunde hielten natürlich dicht, es waren ja immerhin seine Freunde. Aber wie sie mich ansahen ... ich war mir sicher, dass sie ihn deckten. Und hinter meinem Rücken über mich lachten.

Als ich ihn schließlich mit seinem Betrug konfrontierte, versuchte er gar nicht mehr irgendetwas abzustreiten. Stattdessen machte er mir Vorwürfe: Ich würde ihn ersticken, sei paranoid, nicht mehr die Person die er einst kennengelernt hätte.

Welch eine Dreistigkeit, mir das vorzuwerfen. Ich explodierte. Ich zählte alles auf, was ich für ihn, für unsere Beziehung geopfert hatte, was er mir mit seinem Verhalten angetan hatte, dass ich so nicht mehr mit mir umgehen ließ und er mich gefälligst besser behandeln sollte.

Noch am selben Abend zog er aus.

Ich hatte wieder einmal Recht gehabt: Er hatte mich verlassen.

...

Ihr seht also, ich kann wirklich hellsehen. Und weil ich nun einmal sicher weiß, dass ich sowieso immer Pech habe, habe ich mein Leben schon mal vorsorglich darauf eingestellt. So erspare ich mir viele Enttäuschungen und Blamagen. Schlau, denkt ihr nicht auch?

Beziehungen habe ich nach dem letzten Desaster abgeschworen. Meinem Chef habe ich erzählt, ich wäre glücklich in meinem Job und wollte auf gar keinen Fall mehr Verantwortung - so kann ich immerhin behaupten, ich sei nicht enttäuscht, wenn die Beförderung mal wieder ausbleibt. Und an Gewinnspielen nehme ich erst gar nicht teil. Würde ja eh nicht gewinnen.


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