Kapitel 5
Am Abend lagen die beiden mit den Rücken zueinander im Bett. Keiner sagte ein Wort. Beide waren in Gedanken versunken. Was sie nicht wussten war, dass sie beide das gleiche Thema beschäftigte, den einen mehr als den anderen, aber doch das gleiche Thema.
Während Erling längst wusste, dass er bisexuell war, was auch kein Geheimnis war, und er in den Jüngeren verliebt war, versuchte Gio sich irgendwie das Gefühl von Sicher- und Geborgenheit zu erklären, welches er bei der Umarmung mit dem Norweger verspürt hatte. War er möglicherweise schwul? Konnte das sein? Der Amerikaner hatte sich vorher noch nie bei einem Jungen so Gefühlt wie bei Erling. Geborgen und glücklich. Und jetzt, wo er so darüber nachdachte, fiel ihm auf, dass er auch noch nie so etwas bei einem Mädchen gespürt hatte, abgesehen von seiner Mom, aber das war ja etwas anderes.
„Erl...?", traute sich Gio schließlich leise zu fragen. Der angesprochene drehte sich um und sah den Kleineren an. „Was denn?", erwiderte er dann ebenso leise. „Woher wusstest du, dass du bi bist?" Der Jüngere klang extrem unsicher, als er das fragte, weil es ihm etwas peinlich war seinem Zimmergenossen so spät abends solche Fragen zu stellen, doch Erling antwortete ganz locker: „Weiß nicht...ich hatte als Jugendlicher schon nicht immer nur Celebrity Crushes auf Frauen, sondern fand beispielsweise auch Justin Bieber anziehend. Ich habe lange gebraucht, bis ich gemerkt habe, dass ich auf beide Geschlechter stehe, aber hier bin ich.", erzählte Erling. „Und hattest du schonmal richtig Gefühle für jemanden? Also einen Mann?", hakte Gio nach. Vielleicht könnte der Blonde ihm ja sagen, wie sich Verliebtsein anfühlte. „Ich denke schon...", lautete dessen Antwort. „Wie fühlt sich das an?", fragte der Brünette weiter, „Also Verliebtsein, meine ich." Der Norweger seufzte und rutschte etwas im Bett herum, um eine bequemere Position zu finden. „Es fühlt sich gut an.", begann er anschließend zu beschreiben, „Du fühlst dich wohl, wenn du bei der Person bist. Sicher, geborgen. Du kannst einfach du selbst sein."
Der Kleinere nickte verstehend und drehte sich wieder mit dem Rücken zu seinem Freund. Er brauchte jetzt etwas Zeit zum Nachdenken. So wie Erling das Verliebtsein beschrieben hatte, passte es ziemlich genau auf das, was der Jüngere für seinen Teamkollegen fühlte. Er war wohl verliebt. In Erling. In einen Mann. Wenn seine Eltern das erfahren würden, würden sie wahrscheinlich an die Decke gehen. Sie waren streng gläubig. Sie hatten zwar nichts gegen Homosexualität im Allgemeinen, aber wenn sich ihr Sohn als schwul outen würde, würden sie das trotzdem nicht so einfach akzeptieren. Lange lag der Amerikaner noch wach und dachte über alles nach.
Entsprechend unausgeschlafen saß er am nächsten Morgen beim Frühstück und stocherte müde in seinem Frühstück. Erling hatte sich heute ausnahmsweise zu Tobi, Luca und Ansgar gesetzt, was bedeutete, dass Gio alleine an einem Tisch saß. Allerdings nicht für lange, denn Marco, Julian und Emre setzten sich zu ihm. „Na, du Schlafmütze? Hat Erling dich wachgehalten?", zwinkerte Julian und wackelte anzüglich mit den Augenbrauen. Der Amerikaner verdrehte nur die Augen und murrte: „Indirekt."
Emre zog die Augenbrauen hoch. „Indirekt?", wiederholte er Gios Wort, dieser nickte und musste aufpassen, dass ihm nicht die Augen zu fielen. „Ich hab nachgedacht.", erklärte er sich dann. „Worüber?", wollte Marco wissen und auch Julian und Emre sahen ihn gespannt an. Der Brünette atmete einmal tief ein, bevor er sagte: „Ich glaube ich bin schwul." Kurz herrschte Stille am Tisch, dann meldete sich der Ex-Gladbacher zu Wort. „Und was hat das mit Erling zu tun?" Kaum hatte Marco die Frage ausgesprochen, da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. „Nein! Du bist doch nicht in ihn-Oh mein Gott! Gio ist verliebt!", unterbrach er sich selbst und grinste wie ein Honigkuchenpferd. Auch Emre konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
Julian hingegen starrte nur traurig den Tisch an. „Was ist los Jule?", fragte Emre den anderen Ex-Leverkusener, als er bemerkte, dass dieser nicht glücklich aussah. Der Blonde schüttelte nur den Kopf. „Ist was passiert zwischen Kai und dir?", stellte Gio eine Vermutung an. Die beiden waren schon seit Gio Julian kannte ein Paar und galten als das Traumpaar schlechthin. Das Schweigen, welches auf die Frage folgte, war allerdings Antwort genug. „Wir haben uns gestritten.", gab die Nummer 19 schließlich zu, „Es ging um seinen Wechsel...seit er in London ist, hat er kaum noch Zeit für mich. Ständig macht er irgendwas mit Timo und irgendwelchen seiner Mannschaftskollegen. In den letzten zwei Wochen haben wir zweimal telefoniert. Einmal hat er seinen Besuch abgesagt, weil Mason oder so irgendeine Party veranstaltet hat. Das andere Mal habe ich ihn angerufen und ihm gesagt, wie ich mich fühle. Da hat er gesagt, dass ich übertreibe und er doch machen könne, was er wolle, weil ich ja Marco hätte. Da habe ich einfach aufgelegt. Seitdem...haben wir nicht mehr geschrieben oder gesprochen.", schüttete Julian den dreien sein Herz aus und während Emre und Marco jetzt damit beschäftigt waren ihn zu trösten, hatte Gio eine Idee, was sie tun könnten. Sie mussten schließlich Bravertz retten.
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Gio hat seine Sexualität und seine Liebe zu Erling entdeckt. :)
Bravertz hat Stress. :(
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832 Wörter
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