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Nico P.O.V
"Komm schon! Das kann noch nicht deine ganze Kraft gewesen sein!" Nach Monaten war ich wieder hier. Nach Monaten, in denen ich keinen Grund hatte, hier wieder her zu kommen, aber jetzt hatte ich auch keinen Grund mehr irgendwo anders hinzugehen, also hat mir das Weglaufen auch nichts gebracht. Mein Vater hatte es sich zur Aufgabe gemacht, mich persönlich zu trainieren, mich zu einem starken Vampir zu machen. Es war nervig und langweilig, aber was besseres hatte ich sowieso nicht vor. Unser Butler hatte Louis seine Sachen gebracht. Ich würde ihn also wahrscheinlich nie wieder sehen. "Ich hab keinen Bock mehr."
Ich hatte sowas wie Hausarrest, nachts durfte ich maximal vier Stunden raus, tagsüber durfte ich das Haus nicht verlassen. Wenn ich nachts rausging suchte ich mir meistens einen Niemand, den keiner vermissen würde und biss ihn. Mein Biss wurde fester, grober, und rücksichtsloser. Ich hatte meinen Respekt an die Menschen verloren. Sie waren Lügner und Betrüger. Ich dachte früher, es gäbe noch gute Menschen da draußen. Da hab ich mich wohl geirrt. Meistens blieb ich die ganze Nacht draußen, zu Versammlungen ging ich gar nicht mehr und Kämpfe trug ich nur noch im Training aus. Alles hatte irgendwie seinen Reiz verloren.
Broken-Heart-Syndrom. So stand es in einem von Louis Büchern. Wenn dein Herz gebrochen wird und du die Lust auf alles verlierst, dich krank fühlst oder sowas. Ich hab es damals nicht verstanden. Das Herz zerbricht ja nicht einfach so. Naja, tut es auch nicht. Aber es fühlt sich so an. Ich zählte die Tage, die vergingen, seit ich Louis das letzte mal gesehen hab. Vierundzwanzig, Fünfundzwanzig. Sobald die Uhr Mitternacht schlug wurde die Zahl um eins erhöht. Auch diese Nacht war ich wieder draußen, aber diesmal änderte sich die Zahl nicht um eins.
Ich hatte mir ein neues Opfer gesucht, ein Mädchen, das von zuhause weggelaufen war. Sie hatte ich nicht gebissen, sondern nur ein wenig von ihr getrunken. Vielleicht war es Mitleid, vielleicht Dummheit, aber ich ließ sie bewusstlos liegen, wissend, dass sie wieder aufwachen würde. Als ich mich auf den Weg zu meiner alten Hütte machte, kam mir ein Pärchen entgegen. Beide hielten sich eng in den Armen und kicherten leise. Ich seufzte genervt und lief an ihnen vorbei, stoppte aber, als ich einen geschockten Blick der Frau ein fing. Sie war die Frau, die Louis damals begleitet hat, seine Ehefrau. Neben ihr, ein anderer Mann.
"Ihr Menschen seid so gut im Betrügen." schnaubte ich spöttisch. "Du hast mich erkannt, nicht? Du weißt immer noch, wer ich bin, weil du Angst vor mir hast. Angst, ich würde mein Versprechen brechen." fügte ich hinzu. "Was willst du?" fragte sie empört. "Wo ist dein Männchen? Der hier stinkt nach Bier und Zigaretten." fragte ich. "Louis schläft friedlich zuhause und das wird er auch weiterhin!" War das ein warnender Unterton in ihrer Stimme? "Oh ja, heute Nacht wird er auf jeden Fall mehr als friedlich schlafen können!" versicherte ich ihr, ehe ich mich auf ihren Nacken stürzte.
Billiger Wein, das war alles was ich aus ihrem Blut heraus schmeckte. Ich machte mir nichtmal die Mühe, die Wunde so sauber wie möglich zu halten. Eine schöne und auffällige Wunde sollte ihren Nacken zieren. Genau das würde Louis sofort zu mir locken. Aber was sollte ich dann sagen? Naja, ich nichts. Ich wollte, dass er etwas sagt. Ich wollte antworten von Louis. Ihr anderer Mann war sofort weg gerannt. "Du hast dir das genommen, was ich nicht haben konnte und es zerstört. Jetzt zerstöre ich dich. Dein Kind, dein Mann, deinen Beruf. Denkst du irgendwas davon ist sicher vor mir?"
Sie lag auf dem Boden und gab keinen Ton mehr von sich. Schwach, sehr schwach atmete sie noch. So kommt die Alte nie nachhause. Seufzend hob ich sie über meine Schulter und brachte sie zu ihrem Zuhause. Ich konnte nicht mehr aufs Gelände, dafür hatte mein Vater gesorgt, aber ich kann sie immerhin vorm Grundstück ablegen und einen Stein ans Fenster werfen. Vielleicht wird sie dann ja gefunden. Sofort nachdem ich den Stein geworfen hatte verschwand ich. Bis bald Louis. Ich hab mein Versprechen gebrochen, aber ich hab auch nichts mehr zu verlieren. Ich will einfach nur die Wahrheit.
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