
2. "Alle Lesben sind super maskulin."
„Alle Lesben sind super maskulin."
Oh dude.
Eigentlich ist das dem vorigen Kapitel ganz ähnlich; wieder werden sämtliche Lesben zu einer Einheit, die vollkommen charaktergleich ist, zusammengefasst.
Einige Leute, die ich gefragt habe (bevor ich mich vor ihnen geoutet habe), was sie sich unter einer Lesbe vorstellen, haben mir ungefähr diese Antwort gegeben:
„Naja, man erkennt schon, wenn eine Frau lesbisch ist. Sie redet halt dann irgendwie wie ein Mann, trägt so Hemden, du weißt schon, diese Holzfällerhemden. Die schminken sich auch nicht, haben auch keine langen Haare oder so. Und sie reden auch so wie Männer. Lesben sind halt so männliche Frauen."
Klar, irgendwo muss diese Vorstellung ja herkommen - meistens entstehen solche Bilder aber durch extreme Einzelfälle, welche sich in das Gedächtnis der Leute brennen und sie zur Pauschalisierung verleiten.
Es gibt Lesben, die einen, sagen wir, maskulineren Touch haben. Der englische Ausdruck dafür ist „butch lesbian" (ich weiß nicht direkt, ob es einen deutschen Ausdruck dafür gibt, aber meistens klingen die deutschen Begriffe für so etwas sowieso dumm), aber sehen auch nicht aus oder benehmen sich wie The Rock oder wer-auch-immer.
Sie haben meistens kurze Haare, kleiden sich nicht feminin, und benutzen meistens keine Schminke, aber dadurch sind sie doch keine... männlichen Frauen. Wtf? "Männlich" bedeutet, dass diese Person diesem Geschlecht angehört. Dem männlichen Geschlecht. Das ist dann schon ziemlich paradox.
Außerdem war von gerade Genannten ja nicht direkt die Rede.
Und, meine Lieben, ich bin mir sicher, dass euch das jetzt enttäuschen wird, aber ich schminke mich, trage keine Holzfällerhemden, meine Stimme ist zwar nicht die höchste, aber trotzdem weiblich, ich drücke mich gewählt aus, mein liebstes Hobby ist nicht Holzhacken, ich lackiere mir die Nägel, habe relativ lange Haare, trage keine Cowboystiefel und lasse mir keinen Schnurrbart wachsen.
Das muss ein unglaublicher Schock für euch gewesen sein, wo ich doch auf Frauen stehe.
Wobei man natürlich über die Bedeutung von dem Wort „männlich" auch nochmal diskutieren könnte - wer hat festgelegt, dass es Dinge gibt, die männlich sind, und Dinge, die es nicht sind?
BlumenZumDenken hat sich in ihrem Buch „Gedanken" etwas mehr mit dem Thema „Was ist unmännlich?" auseinandergesetzt - und das vermutlich um einiges besser, als ich es je tun könnte -, also wen das Ganze interessiert, der kann sich das auch gerne noch durchlesen, ich empfehle es allen.
Wir bleiben aber einfach mal bei der Vorstellung des größten Teils der heutigen Gesellschaft, da es sich ja auch um ihre Aussagen handelt.
Abschließend kann ich nur sagen: Ja, natürlich, der Mensch liebt es, Dinge zu ordnen, irgendwo einzusortieren, oder eben in Schubladen zu stecken. Dadurch fühlt er sich, als hätte er wenigstens die Kontrolle über irgendetwas. Das heißt aber nicht, dass man es machen muss. Man ist nicht gezwungen, Vorurteile oder Meinungen Anderer anzunehmen, oder alles und jeden in irgendeine Spalte einzuordnen.
Es ist eure eigene Entscheidung.
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