Kapitel 13 (Will)
Normalerweise weiß ich was ich tue. Natürlich habe ich auch manchmal schlechte Ideen, aber bisher hatten die sich immer im Rahmen gehalten. Doch als meine Pegasus los flog, wurde mir klar, wie unglaublich bescheuert diese Aktion war. Ich war ohnehin schon kein guter Reiter und dass es mir so beschissen ging, machte es auch nicht besser.
Vielleicht war es ja auch eine Art Fieberwahn, der mich dazu gebracht hatte einem verwunderten Austin die Zügel zu entreißen und mich auf den Rücken des Pegasusses zu schwingen. Eigentlich war das die einzige logische Erklärung. Fieberwahn, gepaart mit pubertärer Verliebtheit, lautete meine Diagnose. Eine gefährliche Kombination. Scheiße, ey.
Doch egal, wie dumm es auch gewesen war los zufliegen, ich konnte nicht mehr zurück. das wäre zu gefährlich. Noch war alles sehr eng und würde ich jetzt anhalten oder umdrehen, würden mich die anderen Teilnehmer innerhalb von Sekunden zu Boden befördern. Und das nicht auf die Weise, die ich gerne hätte.
Also blieb mir nichts anderes als einfach weiter zufliegen. Ein Teil von mir freute sich sogar darüber. Vermutlich war es genau der Teil, der mich überhaupt erst zu dieser hirnrissigen Entscheidung bewegt hatte. Aber er sagte mir, dass ich so vielleicht Nico einholen und in einem ruhigeren Moment konfrontieren könnte.
Nico.
Fast automatisch suchte mein Blick nach ihm und es dauerte auch nicht lang, bis ich ihn fand. Er flog ein Stück vor mir und aus einem weiteren dämlichen Impuls heraus, trieb ich meinen Pegasus weiter an, um ihn einzuholen. Es kostete mich zwar alle Kraft und Mühe um mich festzuhalten, doch das kümmerte mich in diesem Moment nicht besonders.
„Nico!", rief ich und für einen Moment drehte er seinen Kopf in meine Richtung. Unsere Blicke trafen sich und ich sah die Sorge in seinem Blick. Sorge um mich? Ein seltsames Gefühl breitete sich in mir aus. Ein Gefühl, dass mich vergessen ließ, wie sehr mein Kopf schmerzte und wie schwach sich meine Arme anfühlten. Für einen Moment dachte ich, ich könnte alles schaffen. Es war fast wie ein Rausch. Denn wer weiß? Vielleicht gab es ja doch noch eine Chance für uns?
Also flog ich noch ein wenig schneller und bald hatte ich ihn eingeholt.
„Was tust du hier Will?", rief Nico, der Gegenwind schluckte seine Stimme.
„Ich will mit dir reden!", antwortete ich.
„Aber doch nicht jetzt!", entsetzt sah Nico mich an. „Dir gehts scheiße! Das seh ich doch. Dreh sofort um! Du kannst unmöglich so fliegen"
Ein Funken Hoffnung glühte in mir auf.
„Heist das wir reden später?", fragte ich mit etwas zu viel Aufregung in der Stimme, „Und du erklärst mir alles?"
Nico schien einen Moment zu überlegen, doch dann nickte er zustimmend: „Ja, wir reden. Aber nur, wenn du jetzt sofort landest!"
Der Kompromiss gefiel mir. Aber bevor ich darauf antworten konnte, hörte ich auf einmal Nicos Stimme rufen: „Will! Pass auf!"
Erschrocken riss ich meinen Blick nach vorne und erblickte einen Baum, der in erschreckender Geschwindigkeit näher kam. Reflexartig zog ich n den Zügeln und konnte meinen Pegasus so dazu bringen, dem Hindernis auszuweichen. Doch das schien dem Tier gar nicht zu gefallen. Denn kaum war das Manöver geschafft drehte es durch.
Ich verlor die Kontrolle und konnte mich nur noch mit aller Kraft festhalten, während mein Pegasus querfeldein durch den Wald raste. Ganz egal wie sehr ich schrie, es half nicht. Und spätestens jetzt wurde mir wieder bewusst, wie kraftlos ich eigentlich war. Alles um mich herum verschwand zu einer blau-grünen Masse und ich spürte, wie mir die Zügel aus den Fingern glitten. Irgendwo, ganz weit weg, hörte ich jemanden meinen Namen rufen.
Plötzlich entspannten sich meine Muskeln und einen Moment lang war ich schwerelos. Dann wurde alles schwarz.
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