Under christmas lights
Nachdem wir unsere vielen und innigen Küsse beendet hatten, ließ Lionel die Arme um meine Taille und lächelte mich an: „Hast du nächsten Freitag Zeit?"
Mein Herz hatte noch nicht ganz begriffen was gerade geschehen war. „Ja, aber ich glaub mich kann keiner rüberfahren, also müsstest du zu mir.", antwortete ich und Lionel meinte: „Wir schreiben." Ich nickte und sah ihn noch einmal verliebt an, bevor ich ihm zulächelte und dann durch die Tür ging.
Ich war so verdammt glücklich, als ich an diesem Winterabend über die Straße lief und ins Auto meines Vaters stieg. Ich konnte nicht glauben was passiert war.
„Hey.", rief ich überglücklich und stieg ein. Die ganze Fahrt konnte ich nicht aufhören wie eine Verrückte zu grinsen. Als mein Vater mich dann schon zweimal gefragt hatte, was los war und ich es einfach nicht mehr für mich behalten konnte, stieß ich aus: „Okay.. ich hab dir was zu erzählen. Ich wollt damit noch warten, bis alles in trockenen Tüchern ist... du weißt schon bis ich mir einfach sicher sein kann, aber jetzt ist es soweit und.... Lionel und ich sind mehr als Freunde."
Ich konnte es nicht verhindern dass ich schon während dem Satz automatisch lächeln musste. „Wir sind jetzt zusammen." Ein weiteres überglückliches Lachen entfloh mir. Ich konnte es nicht fassen.
„Das freut mich. Schön, dass du's mir erzählst.", kam es nur von meinem Vater und ich hatte gleich gedacht, dass er entspannt reagieren würde. „Danke.", kicherte ich.
„Jetzt muss ich aber noch die wichtigste Frage stellen,", ergänzte er und jetzt wurde ich doch etwas gespannt darauf, „welches Motorrad fährt dein Freund denn?"
Meine Spannung hielt genau solange an bis er mit diesem Satz raushaute und ich in schallendes Gelächter ausbrach. „Ernsthaft?", ungläubig sah ich ihn an, „Das ist das erste was du frägst?!" Das war einfach so typisch mein Vater.
„Ich weiß das nicht mal." Er zuckte grinsend mit den Schultern. „Ist doch eine berechtigte Frage. Musst du in Erfahrung bringen."
Ich lachte immer noch. War ja klar, dass sowas von ihm kam. Jeder andere Vater wollte berufliche Ambitionen oder wenigstens Schulnoten wissen aber nein, meiner fragt erstmal nach dem Motorrad.
Wir amüsierten uns den Rest der Fahrt darüber und als ich zuhause angekommen war, lief ich sofort die Treppen hoch. Das musste ich meiner Mutter erzählen. Sie wusste sowieso schon, dass da was lief und würde bestimmt ganz aus dem Häuschen sein.
Ich fand sie wie immer mit einem guten Buch in ihrem Bett liegen und schon bei meinem breiten Grinsen schien sie zu ahnen was abging. „Seit ihr...-" „Wir sind zusammen!", rief ich euphorisch aus und setzte mich an die Bettkante.
„Oh mein Gott wir sind wirklich zusammen!", ich fiel ihr emotional um den Hals und nahm danach ihre Hände, so unglaublich glücklich war ich. „Und es fühlte sich nicht falsch an! Oder komisch. Ich hab keine Angst es meinen Freunden zu erzählen, und.. es ist einfach nur schön und fühlt sich so richtig an." Ich war voller Euphorie und hielt immer noch ihre Hände fest, während ich emotional erzählte: „Wir können richtig gut reden und ich fühl mich total wohl... es hat sich noch mit keinem so richtig angefühlt und ich fühl mich kein bisschen unwohl."
„Ich hab dir gesagt, dass irgendwann so jemand kommen wird. Das freut mich so sehr für dich." Ich kicherte und war immer noch völlig berauscht von diesem Abend. „Das muss ich sofort Celine erzählen. Und Caitlin!"
Ich lief aufgeregt in mein Zimmer. Celine hatte ich schon im Auto eine Nachricht geschrieben.
Ich kann's jetzt offiziell sagen. Ich hab nen Freund.
Erst in dem Moment als ich die Nachricht nochmal sah begriff ich es wirklich.
Ich hatte einen Freund.
***
Dieselben Worte ging mir auch noch nach dem Aufwachen durch den Kopf.
Ich hatte einen Freund.
Ich hatte wirklich einen Freund.
Solange hatte ich mir diesen Moment schon vorgestellt und jetzt durchlebte ich ihn wirklich. Life und in Farbe.
Ein glückseliges Lächeln schlich sich auf mein Gesicht, als ich noch einen Moment länger im Bett liegen blieb.
Als ich Lionel das erste mal gesehen hatte, hielt ich diese Vorstellung für unmöglich. Ich dachte er wäre außerhalb meiner Liga, voll und ganz unerreichbar. Das hier hätte ich niemals erwartet und es haute mich um. War es wirklich erst ein paar Monate her, dass dieser gut-aussehende Typ mit braunen Locken und breiten Schultern in Warrens Hütte gekommen war und mich vom ersten Augenblick an umgeworfen hatte?
Und heute war er meiner. Es fühlte sich an wie in einem Traum.
Ich musste lächeln als ich daran dachte wie Caitlin ausgerastet war. Sie hatte sich wirklich für mich gefreut. Celine wollte sofort wissen wie es war und wie er mich gefragt hatte. Ich hatte so ein Glück.
Immer noch in Gedanken zog ich mir etwas an und antwortete der „Guten morgen"- Nachricht von Lionel. Bis jetzt schrieben wir noch nicht mit Herzen und ich fragte mich ob sich das ändern würde.
Habe ich schon erwähnt, dass er jetzt meiner ist?
In der Schule vergaß ich es immer für eine ganz kurze Zeit, doch dann fiel es mir wieder ein und ich bekam erneut so einen kleinen Glücksanfall bei dem ich einfach nur lächeln musste.
Maddie hatte ich es schon erzählt, als sie nach deutsch fragte, wie es bei Lionel so war. Auch sie reagierte ziemlich süß und war sehr neugierig, wie es gelaufen war. In der Mittagspause kam Celine bei unserem Tisch vorbei und warf mir ein verschwörerisches Grinsen zu: "Wissen sie's schon?"
Ich schüttelte nur den Kopf und lächelte verliebt in mich hinein. Das war alles so aufregend! Ich wusste nicht wie ich es den anderen erzählen sollte, dass ich jetzt einen Freund hatte. Die wichtigsten wussten es schon, aber wie sollte ich das einfach raushauen? Und wie würden die Reaktionen ausfallen? Sophia und Luna hatten ihn ja schon Jennas Party gesehen, ob sie sich noch daran erinnern konnten? Und an seinen arroganten Spruch.
Ich musste grinsen, wenn ich daran dachte. Und jetzt war dieser Typ einfach mein Freund.
Mein Freund.
***
Die Dinge verliefen gut. Jenna war am Montag krank gewesen hatte es jedoch durch Warren erfahren und mir sofort geschrieben. Ich glaube, es freute sie, dass wir zusammen waren.
Am Donnerstag ging ich mit meiner Mutter ins Einkaufszentrum um Geschenke zu kaufen, da Weihnachten praktisch vor der Tür stand. Passend zum Wetter hatte ich mir eine leichte Erkältung zugezogen, wodurch ich mit laufender Nase und Kopfschmerzen durch die Läden lief und mir zwischenzeitlich kalt, aber dann wieder viel zu heiß war. Obwohl ich extra einen schwarzen Rollkragenpullover unter meinem roten Sweatshirt von Guess angezogen hatte.
Mir lagen die Nerven blank, da mein Kopf zu explodieren schien, meine Nase gereizt war vom ganzen Putzen und ich keine Ahnung hatte, was ich Lionel schenken sollte. Oder ob wir uns überhaupt etwas schenkten. Aber meine Mutter meinte, dass man sich als Paar etwas schenkte. Oh mein Gott, Lionel und ich waren ein paar.
Wenigstens hatte ich schon Geschenke für meinen Vater, meine Oma, Marla und Maddie gefunden, mit meinen anderen Freundinnen schenkte ich mir nichts. Für meine Mutter würde ich ein anders mal mit meinem Vater einkaufen gehen.
Nachdem ich sie dazu überredet hatte, dass wir kurz bei der Apotheke vorbeischauten und Erkältungstabletten kauften, weil ich es nicht mehr aushielt, stoppten wir bei einem kleinen Café um einen Kaffee zu trinken.
Zum Glück war am nächsten Tag Freitag. Ich hatte schon zwei Einladungen für das Wochendene. Morgen feierten wir alle eventuell bei Lionel oder bei Levis, da Warren seinen Nachbarn eine Pause geben wollte und am Samstag ging ich Mit Warren, Jenna, Lionel und potentiell noch ein paar anderen auf den Weihnachtsmarkt. Dieses neue Leben war so wunderbar aufregend. Ich konnte es kaum erwarten meinen Freund wiederzusehen.
Doch im Moment war ich einfach nur geschafft, als ich mich auf den Sessel im Café fallen ließ. Ich brauchte unbedingt einen Latte Macchiato. Meine nudefarbene Michael Kors, sowie meine Einkaufstüten legte ich auf dem Stuhl neben mir ab während ich ratlos murmelte: "Was soll ich ihm nur schenken?"
"Das ist schwer, so lang kennt ihr euch ja noch nicht, also darf es nicht zu teuer, aber auch nicht zu wenig sein.", überlegte sie, "wir wär's mit 'nem guten Rasierwasser und dazu irgendwie ein bisschen Schokolade oder so?"
Ich dachte nach und nickte schließlich: "Das ist 'ne Option. Oh man, ich hab Angst. Ich kenn mich doch gar nicht damit aus, was man Jungs schenkt, ich hab nicht mal Brüder. Und was wenn er gar nicht davon ausgeht, dass wir uns was schenken und dann am Ende nur ich was besorgt hab?" Ich seufzte und putzte mir noch mal die Nase. Es war schon wieder viel zu warm hier. Dieser Erkältung machte mich noch fertig. Ich musste mich zuhause unbedingt hinlegen und ein warmes Bad nehmen, damit das bis zum Wochenende wieder weg war.
"Ich glaube schon, dass er davon ausgeht. Du kannst ihn ja mal fragen und wenn nicht, dann gibst du's einfach deinem Vater." Ihr Vorschlag erschien mir gut, also nickte ich: "So werd ich's machen."
Zugegeben, der Gedanke auch etwas von Lionel geschenkt zu bekommen reizte mich schon. Dann hätte ich etwas materielles, das mich auch an ihn erinnerte. "Das mit Lionel und dir ging so einfach. Erinnerst du ich, als du am Anfang des Schuljahres noch immer gejammert hast, weil nichts passiert?"
Ich lachte: "Oh gott ja." Das kam mir jetzt wie aus einem anderen Leben vor. Ich hatte alles bekommen was ich wollte. Und konnte mich nicht beklagen.
„Ihr passt gut zusammen. Er so groß und cool und du mit deinem modernen Stil. Ich hab mir gleich gedacht, dass ihr ein schönes Paar abgibt." Diese Worte gingen bei mir runter wie Honig und ich lächelte während ich den Milchschaum meines Latte Macchiatos löffelte.
„Du bist glücklich oder?", fragte sie. Ich nickte und meinte es auch wirklich so. „Ja. Alles läuft endlich mal gut, wirklich und Lionel.... er ist einfach toll."
Gestern Nacht hatten wir das erste mal mit Herzen geschrieben und ich hatte fast nicht mehr aufhören können zu grinsen, als er damit angefangen hatte.
„Einen hübschen Freund hast du", grinste meine Mutter auf einmal, „als er letztens an uns vorbeigelaufen ist dachte ich mir nur „Holla die Waldfee."
Ich musste lachen: „Oh mein Gott Mama." Hatte sie grade wirklich ,holla die waldfee' gesagt? Also ich sagte ja nicht dass sie unrecht hatte....
Wir tranken Kaffee und sprachen über Frauenzeugs, Mode und die Sachen die wir eingekauft hatten.
Meine Mutter hatte Schuldgefühle weil sie schon etwas für sich gefunden hatte und ich nicht, weshalb sie mir etwas spendieren wollte, doch ich fand nichts mehr.
Stattdessen suchte ich letztendlich noch nach etwas für Lionel, was ewig brauchte, da ich mich mit Rasierwasser null auskannte und unbedingt das perfekte Geschenk für ihn finden wollte.
Als ich dann endlich eins hatte, war ich mit den Nerven fertig. Ich war müde, mein Kopf tat schrecklich weh, mir lief die Nase und ich konnte die ganzen lauten und drängelnden Menschen im Einkaufszentrum nicht mehr sehen.
Seufzend ließ ich mich auf den Autositz fallen und machte die Augen zu. Das war ein langer Tag gewesen.
Eine feste Freundin zu sein konnte auch anstrengend sein.
****
Am Freitag trafen wir uns dann doch nicht bei Levi's, weil das mit dem Feiern nicht klappte. Ich wusste nicht warum, Lionel hatte mich informiert.
Da meine Mutter zur Weihnachtsfeier ihrer Arbeit musste und mein Vater auch nicht da war, hatte ich das Haus für mich allein. Lionel und ich schrieben uns wieder und ich dachte, dass ich ihn vielleicht einladen konnte. Üblicherweise wenn ich schrieb, dass mir langweilig war oder ich nichts zu tun hatte antwortete er dann damit dass ich doch zu ihm kommen solle.
Louise:Mir ist langweilig🥺
Lionel: Komm halt her🥺
Es hatte funktioniert. War ich gut oder gut?
Louise: Du müsstest herkommen mich kann niemand fahren🥺
Lionel: Bei mir das gleiche😓 meine Eltern sind bei nicht da
Louise: Uff schade🥺
Lionel: Tut mir leid😓
Louise: Alles gut😊
Zum Glück sah ich ihn ja morgen, ich vermisste ihn nämlich richtig, obwohl wir uns erst eine Woche nicht gesehen hatten. Ich wusste, dass es bescheuert war, aber ich verbrachte eben einfach gern Zeit mit ihm.
Für den nächsten Tag hatten wir ausgemacht, dass er um vier Uhr zu mir kam und wir uns mit den anderen zusammenriefen wenn wir zum Weihnachtsmarkt gehen wollten. So wie aussah würden außer Jenna, Warren, Lionel und mir auch noch Maddie, Levis und Celine mitkommen.
Ich war etwas aufgeregt, freute mich aber auf den Tag, da meine zwei engsten Freundinnen jetzt meinen Freund kennenlernen würden.
Hoffentlich verstanden sie sich mit ihm.
Ich hatte zwar noch einen leichten Schnupfen, aber es ging mir schon viel besser als am Donnerstag. Und ich sah nach fast einem Woche meinen Freund wieder.
Ich hatte mir mit einem Aussehen besonders viel Mühe gegeben, meine Haare gewaschen und meine Schwarz High Waist Skinny Jeans mit einem weißen Rollkragenpulli angezogen, über welchem ich noch einen rosanen Pullover mit Zopfmuster und V-Ausschnitt von Polo Ralph Lauren trug.
Ich fand das Outfit hübsch und vor allem warm, wenn wir zum Weihnachtsmarkt gingen.
Als Lionel da war lagen wir wieder auf ein Bett und als ich fragte was wir jetzt machen grinste er nur und meinte: „Netflix?"
Ich lachte: „Wie immer also.", und kuschelte mich eng an ihn während er mit meinen Haaren spielte und wir „The Order" schauten.
Ich hatte noch ein bisschen Schnupfen und hoffe dass es ihm nicht auffiel. Lionel war wie immer total lieb zu mir und verwöhnte mich.
Nach dem wir zwei Folgen gesehen hatten, hörten wir auf und ich legte den Laptop beiseite. „Kann es sein, dass du krank bist oder so?", fragte er auf einmal. „Sieht man's mir so sehr an?", fragte ich zerknirscht.
„Nein, du klingst nur als tätest du dir schwer mit dem Atmen. Sicher, dass du heut auf den Weihnachtsmarkt gehen willst?", fragte er und ich nickte. „Das halte ich schon aus." Nachdem Lionel mit Levis und ich mit Celine telefoniert hatte um auszumachen, wann wir uns alle treffen würden, legten wir uns noch einmal hin und kuschelten ein wenig.
Wie langen uns gegenüber und Lionel hat seine Hand an meiner Taille und strich über meine Haut. Ich genoss seine Nähe so sehr. Manchmal wurde ich noch ein ganz kleines bisschen nervös wenn ich bemerkte, wie nah ich einen Jungen war doch ich fühlte mich wohl.
Als es dann Zeit war zu gehen, packte ich schnell mein Zeug in die hellblaue Tasche und ging dann mit ihm nach unten. Wir verabschiedeten uns von meinen Eltern in zogen uns dann um. Lionel trug wieder seine schwarze Winterjacke, wohingegen ich meinen braunen Mantel und meine beigen Timberlands nahm.
Ich hätte lachen können, als wir mit fast genau demselben Blick in meinen Spiegel sahen und beide unsere Haare zurecht rückten.
Da waren wir uns wohl doch ein bisschen ähnlich. Ich hatte schon öfters bemerkt, dass Lionel eitel war, vor allem was seine Frisur anging.
Den Weg über unterhielten wir uns locker über Schule und ganz belanglose Sachen. Er erzählte mir wie er seine Eltern dazu überredet hatte, dass sie einen Hund kauften und brachte mich mit dieser Geschichte zum Lachen.
Am Weihnachtsmarkt war es schön festlich geschmückt und über all waren Leute und Musik. Unser Ort war vielleicht nicht der größte, aber das war eine Sache, die ich an ihm mochte, er war einfach gemütlich. Ich sah schon jetzt richtig viele Leute, die ich kannte und der Geruch von Glühwein stieg mir in die Nase.
Hoffentlich würde das hier nicht so ausgehen wie das letzte mal als ich auf einem Weihnachtsmarkt. Auf ein weiteres Treffen mit Jennas früheren Klassenkameraden könnte ich echt verzichten.
Wir fanden die anderen erst nicht, sodass ich Maddie anrufen und fragen musste wo sie war. Als wir dort ankamen erkannte ich unsere kleine Gruppe sofort und sah wie Maddie mich freundlich anlächelte.
Sie umarmte mich und sah dann Lionel an. „Also neben dir ist Warren echt klein." Oh Gott hat sie das grad wirklich gesagt? Das war typisch Maddie. Kein ‚Hallo' oder ‚wie geht's' sondern gleich sowas raushauen.
Lionel schmunzelte nur, wohingegen Jenna rief: „Eyy beleidige nich Warren." Ich lachte und wir unterhielten uns ein bisschen. Das Thema war gerade anscheinend Jay und ehe ich mich versah hatte Maddie Lionel schon gefühlt ihre ganze Lebensgeschichte erzählt.
„Und dann ist Jay ja mal ne Zeit lang Celine hinterhergelaufen und hat ganz schräge Sachen abgezogen.", sie erzählte ein paar witzige Anekdoten, „Er hat zuerst nicht gewusst dass Celine und ich befreundet sind, geschweige denn uns kennen, aber dann hat er uns mal zusammen nein Pausenverkauf gesehen und ihm sind fast die Augen ausgefallen." Ich lachte und rief aufgeregt: „Oh mein Gott, das hab ich fast vergessen. Wisst ihr noch die Geschichte mit dem Smoothie?"
Celine berichtete davon wie er einmal vor ihr und ihren Klassenkameraden besonders cool rüberkommen wollte und einen Smoothie getrunken hat bevor er betont lässig „Oh hi Celine", gesagt hatte. Das Problem war, dass ihn danach ein anderes Mädchen ganz trocken darauf hingewiesen hatte, dass Smoothiereste an seiner Nase klebten.
Ja, Jay war ein netter Kerl, doch er konnte sich auch sehr unbeholfen verhalten.
Wir lachten alle viel und gingen dann Glühwein kaufen. Mit den Tassen stellten wir uns unter einen Heizpilz und tranken. Der Punsch schmeckte nach Weihnachten und die Lichterketten verbreiteten eine festliche Stimmung. „Spürst du überhaupt was von der Wärme bei deiner Körpergröße?", fragte Lionel mich frech, „oder muss ich dich hochheben?" Ich stieß ihn in die Seite und schmollte: „Eyyy."
Am Ende lachte ich aber dann doch bis mein Blick auf einen kleinen Jungen neben mir fiel der irgendetwas vor sich hin brabbelte. Ich musste instinktiv an Caitlin und ihre drei Geschwister denken, woraufhin ich beschloss sie mal wieder anzurufen. Wir hatten lang nicht geredet aber über die Weihnachtsferien würde sie zum Glück zwei Wochen nach Hause kommen. Dann mussten wir einiges nachholen.
„Voll süß der kleine.", schmunzelte Lionel neben mir und ich lachte: „Ja."
Celine und Maddie kamen zu uns zurück da sie etwas angesehen hatten. Wir unterhielten uns viel und es wurde recht lustig. Warren lieh Lionel seine Mütze da ihm kalt war und grinste zu mir: „Dass ich mich schon wieder um deinen Freund kümmern muss." Ich lachte: „Ey, was heißt hier schon wieder."
Die beiden hatten irgendwie eine lustige Freundschaft. Warren war so ein ganz kleines bisschen verpeilt und immer wenn er etwas dummes sagte oder so klopfte Lionel ihm auf den Rücken und sagte sowas wie: „Ich bring dich jetzt nach Hause Warren. Das war's dann." Ich lachte mich schlapp bei solchen Momenten. Es wirkte immer so als wäre Warren Lionels komischer kleiner Bruder, auch wegen dem Größenunterschied.
Lionel, Warren und ich ärgerten Jenna damit wie sie vor dem Badezimmer umgekippt war und Lionel sie in die Hütte schleppen musste. „Oh man, das werdet ihr mich niemals vergessen lassen oder?", seufzte sie und ich schüttelte den Kopf: „Nein."
„Da baut man einmal betrunken Mist.", stieß sie aus und wir lachten. „Ja ja einmal."
Wir erinnerte uns daran wie Théo, Maddies früherer Austauschpartner aus Frankreich sie immer gemobbt hat und in der Pause einmal auf mit den Worten: „Schau mal Maddie, da ist dein Haus.", auf eine Mülltonne gedeutet hatte. Und das ganze müsst ihr euch jetzt mal mit einem französischen Akzent vorstellen. Dieser Moment war grandios gewesen, auch wenn die beiden in den sechs Wochen, die er letzten Sommer hier verbracht hatte ständig solche Schlagabtausche durchführten.
„Oh man jetzt geht das schon wieder los.", beschwerte sie Maddie, „ich leg den Kerl dafür noch um. Und du Louise musst auch noch ständig drauf rumreiten."
Ja ok zugegeben ich machte seitdem wirklich oft Witze die mit ihr und Müll zu tun hatten. „Aber es gibt auch zu viele Gelegenheiten dafür.", rechtfertigte ich mich. „Es gibt auch viele Gelegenheiten dich dafür zu mobben, dass du..", sie suchte nach etwas und ich verkniff mir ein Grinsen, „dass du eben so klein bist!"
Ich lachte: „Ja, darauf weißt du mich nämlich ständig hin. Und sooooo klein bin ich jetzt auch nicht."
„Äh doch, sieh dich mal an." Maddie tat immer so als wäre ich total winzig, dabei übertrieb sie einfach nur ok.
„Aber sie kann nichts dafür dass sie nicht so groß ist.", kam es auf einmal von Lionel und ich lächelte zuerst ihn dankbar für seinen Support an und schenkte danach Maddie ein überlegenes Grinsen. „Siehst du. Dass man dich mit Müll vergleicht wird schon nen Grund haben."
Alle lachten und wir hatten Spaß. Jenna lehnte sich an Warrens Schulter an und es stellte sich heraus, dass ich das bei Lionel nicht machen konnte, weil er zu groß für mich war, was alle wieder zum Lachen brachte. „Fernbeziehung würd ich sagen.", witzelte Jenna.
Ich lächelte als mir wieder auffiel, dass ich mit meinem Freund hier war. Solange hatte ich schon geträumt jemanden zu haben, denn ich zu solchen Veranstaltungen hin mitnehmen konnte. Wir trafen viele Leute die wir kannten, darunter Sophia und Sam.
„Geht's dir gut. Brauchst du irgendwas oder so?", fragte Lionel mich und ich schüttelte lächelnd den Kopf. „Nein, alles gut. Du?" Er verneinte ebenfalls.
Wir gingen noch einmal eine Runde bevor wir uns dann auf ein paar Bänke setzten, die u-föhnig aneinander gestellt waren und mit der Polsterung schon eher einen Sofa glichen.
Ich setzte mich neben Lionel, neben uns waren Warren und Jenna und dann schließlich Maddie und Celine. „Fünftes Rad am Wagen.", scherzte Celine und Warren grinste: „Also Levis ist ja noch frei." Wir lachten. Maddie und Levis, diese Kombi war unvorstellbar.
„Ne danke, zu klein.", lehnte diese eiskalt ab. Levis war schon vor ein paar Minuten abgesprungen, da er alle zwei Minuten Leute traf die er kannte. Wir lachten alle während Maddie wieder Scherze über den Größenunterschied zwischen mir und Lionel machte. Ich glaube, dass würde ich mir noch ewig anhören müsse.
Ich spürte wie Lionel seinen Arm um meine Schulter legte und mich näher zu sich zog. Lächelnd lehnte ich meinen Kopf auf seiner Schulter ab und sah wie mich Maddie wohlwollend ansah. Ich war glücklich mit Lionel.
Hoffentlich würden noch viele Tage wie dieser folgen, an denen ich etwas mit ihm und meinen Freunden machen konnte. Wir hatten Spaß, lästerten über Leute und Maddie und Celine machten Witze darüber dass sie das dritte Paar seien. Als Celine sich auf Maddies Schoß setzte und sich in einer übertriebenen Pose nach hinten lehnte lachte ich: „Ihr seid so Couple goals."
„Dann hol dir den King, Maddie.", scherzte Lionel, da wir uns vorhin über einen Typen lustig gemacht hatten, der eine ziemlich schräge Frisur und eine Cap trug auf der „King" stand.
Ich lachte und vergrub meinen Kopf in Lionels Oberkörper während ich: „Genau Bro", sagte.
„Wieso sagt ihr das eigentlich immer?", kam es irritiert von Warren, „kein Junge sagt das."
„Was", fragte ich unwissend.
„Bro."
„Bei und an der Schule sagen so n paar das in jedem zweiten Satz und darüber machen wir uns lustig.", erklärte Maddie und ich nickte.
Warren streckte in übertriebene Geste seinen Arm nach Lionel aus und säuselte: „Broooooo."
Wir lachten uns alle schlapp als Lionel fragte: „Was willst du von mir Warren?" und als Antwort: „Deine Liebe und deinen Körper.", zurückbekam.
Also bitte, auf seine Liebe und seinen Körper hatte ja jetzt ich das Vorrecht.
Irgendwann musste Celine gehen und ihre Schwester bat an auch gleich Maddie heimzufahren, also verschwand diese auch. Eigentlich hätte ja Maddies Schwester Lina sie heimfahren sollen, aber die war bei ihrem Freund Jan und ging nicht an ihr Handy....
Dafür kam Levis nochmal zu uns und rief aus Spaß: „Heute schleppe ich mir noch eine ab."
„Also Maddie und Celine sind gerade gegangen, aber wenn du schnell genug rennst erwischst du sie vielleicht noch."
Levis grinste daraufhin dreckig und sagte: „Da hol ich gleich meinen Geldbeutel." Als er daraufhin so tat als würde er wirklich sein Portemonnaie aus der Jackentasche holen war das einfach grandios.
Wir blödelten alle ein bisschen rum und bewarfen uns mit Tannenzapfen. Lionels Hand lag auf meinem Oberschenkel und als er heimlich einen Tannenzapfen in Jennas Tasche legte schenkte ich ihm ein verschwörerisches Grinsen.
Nachdem Levis auch gehen mussten, rutschten wie ein wenig nach hinten auf dem Sofa, sodass wir uns hinlegen konnten. Lionel kraulte meine Haare und ich seufzte wohlig: „Das kannst du echt gut." Er schmunzelte: „Ja, das is wegen meinem Hund."
Ich kicherte, sein Hund musste echt ein tolles Leben haben wenn er immer so schön gekrault wurde. Ich legte meinen Kopf auf seine Brust und fühlte mich wohl. Es war eiskalt draußen doch so an Lionel gekuschelt war es gar nicht so schlimm. Wie wir da so unter den Lichterketten lagen, die in der ganzen Stadt verteilt waren, dachte ich mir, dass dies wohl das romantischste war, dass ich in meinem Leben bisher gemacht hatte.
Überall glitzerten die goldenen Lichter und es sah so unglaublich schön aus. Nach Weihnachten eben. Und Lionel... er war einfach toll. Ich musste ihn nur ansehen und war glücklich.
Es war ein vollkommener Augenblick. Am liebsten hätte ich diesen Moment in meinem Kopf gespeichert, damit ich ihn immer wieder durchleben konnte. Ich hoffe so sehr, dass noch viele weitere solcher Tage folgen würden.
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