Nights like these
Jenna hatte Warren anscheinend geschrieben, denn er kam vors Haus, begrüßte uns und küsste seine Freundin. "Hier.", meinte ich und gab ihm die Schnapsflasche in die Hand, welche er erfreut ansah. "Oh Grappa.", kam es grinsend von ihm, bevor er sie in den Kühlschrank stellte.
Wir sagten kurz hallo zu Levis, Johnny, Lennart und Susi, die auch schon da waren, bevor wir uns auf die Bank setzten. Lionel war noch nicht da. Ich erfuhr, dass er den Tabak für die Shisha zuhause vergessen hatte und deshalb mit Melvin nochmal losgefahren war. Melvin war nämlich schon zweiundzwanzig und konnte deshalb Auto fahren.
Über ihn wusste ich nur, dass er auf der Fachoberschule gewesen war und danach ein Jahr Work and Travel in Kanada gemacht hatte. Die Jungs kannten ihn seit diesem Jahr von der Ausbildung und er war mit eins achtundneunzig der einzige, der größer als Lionel war. Letztens hatte dieser mir erzählt, dass Melvins zweiter Name Tarik lautete, da er halb Araber war, was irgendwie witzig war, da das gar nicht mit seinem Vornamen harmonierte.
Lennart sah im Gegensatz zu Melvin viel älter aus als er war, denn ich würde ihn mit dem Bart und seinen langen Haaren nicht auf sechzehn schätzen.
"Rate mal wessen Schatzi zu spät ist.", raunte mir Maddie ins Ohr und ich verdrehte die Augen wegen dem Namen - was hatte sie immer damit?
"Der kommt schon noch.", antwortete ich mit einem selbstbewussten Grinsen.
Nachdem Lionel und Melvin dann zurück waren, kümmerten sich die zwei um die Shisha. Ich hatte keine Ahnung wie man das machte, es sah so kompliziert aus mit der Zange und den Kohlen und allem. Das einzige was ich wusste war, dass man damit Tabak oder Steine rauchen konnte.Jedoch brachte es mich zum Schmunzeln, als Maddie Lionel fragte wie viel so eine Shisha kostete und er ihr ganz genau alle Einzelteile und was sie dafür brauchte erklärte. Da schien er ja ziemlich in seinem Element zu sein.
"Boah die ist ja voll teuer.", meinte Maddie und Warren rief nur zu Lionel: "Aber du hast ja Geld.", woraufhin wir alle lachten.
"Genau wie Louise, die ist auch so ein Richkid.", gab Maddie ihren Senf dazu und bevor ich protestieren konnte, schmunzelte Jenna: "Da haben sich wohl zwei gefunden." Ich verdrehte die Augen, da Maddie immer behauptete ich hätte so viel mehr Geld als sie.
"Das hier ist für dich.", sagte Warren und gab Jenna ihr Geschenk. Sie hatte ihm einen guten Schnaps geschenkt, den sie aus Kroatien mitgebracht hatte. Ich saß gegenüber von Lionel auf der Bank mit Maddie rechts neben mir. Auf der Eckbank links von uns waren Warren und Jenna. Jenna schaute rein und zog eine Handyhülle, sowie ein Herz aus Schokolade heraus. "Oh warte, das hier ist auch noch für dich.", meinte Warren auf einmal seltsam grinsend und gab ihr einen grauen Umschlag in die Hand.
"Oh ich weiß was da drin ist.", rief Levis und hatte genau das gleiche Grinsen auf dem Gesicht. "Das macht mir langsam Angst.", meinte Jenna beunruhigt, öffnete den Umschlang dann aber doch. Sie sah Warren sofort mit einem verstörten Blick an und schüttelte ungläubig den Kopf: "Nicht dein Ernst?!" Warren grinste nur.
"Ach komm schon zeig's uns, ich will es auch wissen.", bettelte Maddie, doch zuerst wollte sich Jenna nicht überreden lassen. Als Maddie und ich dann jedoch versuchten die Information aus Lionel rauszukriegen, welcher es anscheinend wusste, gab sich Jenna dann doch geschlagen und zog ein paar pinke Plüschhandschellen aus dem Umschlag. Maddie und ich mussten sofort lachen. Da Jenna zur Kriminalpolizei wollte, war das natürlich ein sehr passendes Geschenk.
„Woah sind die weich.", meinte Jenna und ließ ihre Finger über das Pinke Plüsch fahren. Maddie tat es ihr gleich und seufzte wohlig. „Das will ich jetzt aber auch mal ausprobieren.", meinte ich und lehnte mich rüber um die Handschellen anzufassen. Jenna jedoch grölte und stieß meinen Freund an: „Lionel hast du das gehört? Sie will das auch mal ausprobieren."
„Oh man, das war doch nicht so gemeint.", stieß ich verzweifelt aus und schlug mir die Hand an die Stirn. Ich könnte im Erdboden versinken.
Das hatte ich wieder ganz toll hingekriegt. Hoffentlich war ich Lionel jetzt nicht peinlich oder so. Der schien das Ganze allerdings zum Glück ganz locker zu nehmen.
Zum Glück war die ganze Sache schnell wieder vergessen, da wir anfingen zu trinken und quatschten. Jenna und Warren ketteten ihre Handgelenke mit den Handschellen aneinander und wollte probieren wie lange sie das schafften, was wir alle ganz lustig fanden.
Nach dem Bier wurde schnell zu den Shots und Mixgetränken übergegangen. Die üblichen Deutschrap Playlists spielten. Als im Hintergrund „Keine Liebe" von Rin und Bausa spielte und „Baby warum liebst du diesen Typ mit den Nikes?" durch die Box dröhnte, grinste Warren mich auf einmal an.
„Louise, warum liebst du den Typ mit den Nikes.", meinte er und verwies auf Lionels weiße Nike Schuhe. Ich lachte und Maddie rief auf einmal: „Ich trage Nikes!" Mein Lachen wurde noch lauter und ich nickte: „Ganz genau du bist der Typ mit den Nikes."
Maddie nahm meine Hand und meinte: „Sind wir nicht Couple goals?" Wir kicherten und tranken einen Shot überkreuz.
„Ah wir sind doch das beste Team wenn's ums Saufen geht.", seufzte Maddie und ich schmunzelte: „Schon immer für immer."
„Schon immer, für immer. Das ist schön.", überlegte Maddie und ich erzählte: „Hab ich mal irgendwo gelesen."
Ab da an war das irgendwie unser Spruch.
Maddie stupste mich an und zeigte auf ihr Handy. Ich bemerkte, dass sie unseren WhatsApp Chat geöffnet hatte und etwas tippte, bevor sie es mir zeigte. Als ich sah was dort stand musste ich grinsen.
Der Rothaarige dort ist heiß. Also mit dem würde ich mich jetzt gern über Silvester guy hinwegtrösten
Silvester guy nannten wir den mysteriösen Typen, welchen Maddeline in der Macht zu Neujahr angerufen hatte. Bisher hatte ich immer noch nicht erfahren um wenn es sich dabei handelte und ich hatte auch das Gefühl, dass Maddie was diese Info anging ein Buch mit sieben Siegeln war.
Ich grinste und nahm ihr das Handy aus der Hand um zu antworten.
Meinst du Johnny?
Maddie zuckte mit den Schultern. Keine Ahnung wie die alle heißen, aber er ist der einzige rothaarige also wird er's sein.
„Ahh", grinste ich und setzte mir auf meine imaginäre Liste Lionel mal zu fragen, ob Johnny noch Single war. Über ihn wusste ich nicht viel, außer dass er sechzehn war und auch mit den Jungs Ausbildung machte. Sein signifikantestes Merkmal waren seine rotorangen Haare, außerdem hatte er ein schmales Gesicht und war ziemlich gut gebaut. Er trug ein Poloshirt und da ich wusste, das Maddie darauf bei Typen total stand, konnte ich mir vorstellen, dass das ihr gefiel.
Johnny sah wirklich nicht schlecht aus und außerdem verdiente es Maddie, dass jemand sie von dem Mystery- man ablenkte.
Wir unterhielten uns mit den anderen, da Jenna und Warren mit dem Rummachen angefangen hatten, so wie immer auf Partys. Ein bisschen schade fand ich es doch, dass Lionel mir nur gegenüber saß und ich ihm so nicht besonders nahe kommen konnte. Ich sehnte mich danach meinen Kopf an seine Schulter zu lehnen oder einfach nur seine Hand zu halten.
Maddie und Jenna wollten zum Badezimmer, wohin ich mitging. Die beiden waren schon ordentlich betrunken, aber auch ich merkte die Shots und Mixgetränke langsam, außerdem hatten Maddie und ich ziemlich viel Shisha geraucht.
Als Jenna im Bad war, setzten sich Maddeline und Warren, der auf einmal auch da war auf die Bank im Ankleidebereich und ich ließ mich die Wand runtergleiten. Lachend, über irgendetwas, was die beiden gesagt hatte lehnte ich den Kopf an die Mauer hinter mir.
Nachdem Jenna wieder da war und Maddie und ich auch fertig waren, gingen wir zurück zur Hütte.
Maddie Jenna hielten sich aneinander fest und torkelten in Schneckengeschwindigkeit über das Gras, während ich mit Warren vorrausging. Lionel saß jetzt auf der Bank und ich ließ mich lächelnd neben ihn fallen. Warren und Jenna gingen wieder in die Eckbank neben uns, woraufhin sich Jenna auf den Stuhl neben Melvin gegenüber von mir fallen ließ.
Warren und Jenna hatten ihre Hände mittlerweile auseinander gekettet und irgendwer hatte den pinken Plüsch von den Handschellen abgemacht und um einen der Shisha Schläuche gewickelt.
Ich lächelte und lehnte meinen Kopf an Lionels Schulter welcher mich auf die Schläfe küsste und seine Hand auf meinen Oberschenkel legte. Ich liebte es wenn er das tat. Maddie beobachte uns wehmütig lächelnd, als ich seine Hand nahm.
Ich hatte das Gefühl, dass sie traurig war. Auch meine Wenigkeit kannte es zu genüge einsam neben Paaren zu sein, doch jetzt wo ich endlich mal einen Freund hatte, wollte ich auch Zeit mit ihm verbringen. Vielleicht konnte ja Melvin Maddie aufheitern.
Johnny hatte vor einer halben Stunde gekotzt und lag seitdem in Warrens Gästezimmer. Wie immer, wenn ich getrunken hatte, wurde ich ein wenig schläfrig und lehnte mich an Lionel an. Dieser legte seinen Arm um mich und begann meinen Kopf zu kraulen.
Ich bekam kaum noch mit wie Warren sagte: „Ich dachte Louise ist viel fertiger als Jenna und Maddie, aber irgendwie ist es genau umgekehrt." Ich musste bei der Erinnerung daran grinsen, wie Maddie und Jenna den Weg zurück zur Hütte getorkelt und gestolpert sind.
„In der Hinsicht hast du die bessere Wahl getroffen."
Mir wurde warm ums Herz, als Lionel auf einmal sagte. „Ich hab in jeder Hinsicht die bessere Wahl getroffen." Verliebt lächelte ich in mich hinein. Hatte er das gerade wirklich gesagt? Wie süß war das bitte?
„Willst du dich hinlegen?", fragte er mich und nickte. Als ich meinen Kopf auf seinen Schoß legte, fuhr er sanft mit seinen Fingern durch mein Haar. „Wie kann immer so fertig sein?", hörte ich ihn schmunzeln, da auch Jenna nicht mehr ganz bei sich war.
Ich döste eine Weile vor mir hin, lachte über die Witze der anderen bis ich mich wieder aufsetzte und mir durch die Haare fuhr. „Gut geschlafen?", grinste Lionel und ich nickte. „Ich geh kurz zu Melvin.", kam es daraufhin von ihm und ich nickte.
„Kommst du rüber?", fragte ich Maddie lächelnd, welche den Tisch umrundete und neben mir Platz nahm. Sie setzte sich neben uns und wir unterhielten uns ein wenig, bis wir beschlossen kurz rauszugehen.
Ich rief meinen Vater an um auszumachen, wann er uns abholte. Da er selbst auf einer Geburtstagsfeier war konnte er uns erst um zwei oder so holen, was mir gar nichts ausmachte. Ich hoffte nur, dass Jennas Eltern keinen Stress machen würden.
Wir gingen noch kurz ins Bad und unterhielten uns betrunken über irgendeinen Scheiß, bevor wir wieder zur Hütte gingen, wo ich mich neben Lionel setzte. Dieser stieß gerade mit Melvin an und lehnte sich danach zurück. „Was mach ich jetzt?", murmelte er und grinste mich danach von der Seite an, woraufhin er schmunzelnd entschied „Mit dir kuscheln."
Ich grinste zurück und meinte erfreut: „Yayy.", als er seinen Arm um meine Taille schlang.
Ich kicherte.... ja okay, ich hatte definitiv schon ein bisschen einen sitzen. Lächelnd verkreuzte ich Lionels Finger mit meinen und er streichelte mit seinem Daumen über meine Haut.
Maddie hingegen sah immer trauriger aus. Abwesend starrte sie in auf den Tisch und schien immer deprimierter zu werden. Ich konnte ja verstehen, dass es blöd war für sie mit zwei Paaren, aber es war jetzt auch nicht so als würde ich sie komplett alleine lassen. Hier waren auch noch Levis, Susi und so, mit denen sie sich unterhalten könnte, falls ihr mit uns zu langweilig wurde.
„Maddie.", fragte ich, „hat er dich zurück gerufen?" Vielleicht war sie ja deshalb so deprimiert.
„Nein.", antwortete Maddie knapp und von ihrem Ton konnte man sofort erkennen, dass ich auf die Wurzel des Übels gestoßen war. „Hab seit Silvester nix von ihm gehört. Obwohl er die fünf Anrufe bestimmt gesehen hat."
„Oh.", meinte ich geknickt. Lionel hatte ich schon erzählt, was an Silvester passiert war und auch Maddie schien darum kein allzu großes Geheimnis zu machen, wenn sie das hier einfach so rausposaunte.
„Vergiss ihn einfach. Der verdient dich nicht. Du findest safe was besseres.", versuchte ich sie aufzumuntern und sie meinte: „Ist halt nur schwer, wenn man jemanden wirklich seit einem halben Jahr liebt und weiß dass er eine der besten Personen überhaupt ist, aber einen einfach nicht zurück mag."
Ich zog die Augenbrauen hoch. Ganz schön krasse Worte. Und dass es ihr gar nicht unangenehm war, das auf einer Party mit lauter Typen rumzuerzählen, die sie gar nicht so gut kannte.
„Wir stechen dem Typen einfach die Autoreifen auf.", meinte Lionel auf einmal und ich musste lachen. Melvin rutschte ein Stück näher zu Maddie und meinte grinsend: „Ja genau. Sag uns wo der Typ wohnt, dann erledigen wir das." Er und Lionel sahen sich verschwörerisch an und sogar Maddie lachte leise. „Nein er hat gar kein Auto."
Das schien meinen Freund jedoch nicht abzuhalten, denn dieser zuckte nur mit den Schultern: „Dann bewerfen wir eben sein Haus mit Steinen." Ich fing richtig an zu lachen und vergrub meinen Kopf an Lionels Schulter. Wie geil war das bitte?
Maddie und er redeten noch ein Stück und ich sah ihn lächelnd von der Seite an. Lionel war wirklich gutaussehend. Jetzt wo ich betrunken war und meine Hemmungen fallen gelassen hatte, wollte ich ihn einfach nur küssen. Das war gerade alles was mir durch den Kopf ging.
Aber ich konnte Maddie nicht einfach so den Gesprächspartner nehmen. Andererseits sah er in diesem schwarzen Hoodie so unverschämt gut aus und seine Locken erst. Maddie beendete ihren Satz und ich beschloss, dass es so aussah, als wären die beiden fertig. Als ich es nicht mehr aushielt, legte ich einfach meine Hand an Lionels Wange, drehte seinen Kopf zu mir und legte meine Lippen auf seine.
Lionel erwiderte sofort und ich versuchte mich irgendwie fallen zu lassen. Einfach an nichts zu denken und nur zu fühlen. Wie schön es sich anfühlte, jemanden endlich bei sich zu haben, den man schon den ganzen Abend küssen wollte. Die Zeit schien dabei still zu stehen und ich fühlte mich mutig. Sonst war ich mir bei so etwas immer so unsicher, doch jetzt war es einfach und leicht, sein Kuss wärmte mich fast schon von innen.
Lionel wich nach einer Weile zurück, lächelte mich jedoch so liebevoll an, dass ich nicht böse sein konnte. „Ich glaub das ist für Maddie nicht ganz so schön.", meinte er und nickte in ihre Richtung. Anstatt sich mit Melvin oder so zu unterhalten, hatte sie sich umgedreht und starrte seltsam in die Flammen des Ofens der hinter ihr stand. „Du hast recht... stimmt.", gab ich zu und sah wie Lionel Warren unsanft auf die Schulter schlug, welcher gerade seine Zunge in Jennas Mund hatte.
„Ey Warren man, könnt's ihr nicht mal aufhören? Seht ihr nicht, dass es ihr total schlecht geht?" Die beiden wurden nicht ganz so sanft wie ich darauf hingewiesen. In dem Moment war ich allerdings nur noch verliebter in Lionel, da er nicht nur wollte, dass es mir gut ging, sondern auch meinen Freundinnen.
Sophias Freund Sam hätte Maddie einfach links liegen gelassen.
„Maddie... dreh dich doch zu uns.", versuchte ich es zögernd und lächelte verlegen. Jedoch bekam ich nur ein patziges „Ihr redet doch eh nicht mit mir!", zurück.
Ich seufze: „Doch tun wir und jetzt hör auf so depressiv in die Flammen zu starren."
Zum Glück befolgte sie dies und wir begannen uns zu unterhalten. Lionel küsste mich auf die Schläfe und ich lehnte mich kurz hoch um ihn auf die Wange zu küssen. Es war so schön mit ihm zusammen zu sein.
Maddie unterhielt sich mit Warren und alle waren gut gelaunt, jedoch ging von ihr immer noch eine schlechte Stimmung aus. Das war nicht gut. Ich hoffte nur dass die anderen davon nicht genervt waren.
Ich stieß Lionel und seufzte leise: „Oh man Maddie sieht immer noch so traurig aus."
Er machte eine Handgeste, die wohl so etwas wie „Haben wir gleich" heißen sollte und zückte sein Handy. Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter und sah zu wie er etwas an Melvin schrieb. Es schoss mich fast weg als ich sah was.
Schmeiß dich mal an Maddeline ran
Der Blick den Melvin uns beiden gab, nachdem die Nachricht bei ihm angekommen war, war einfach nur genial. Ich musste so lachen, als ich merkte wie verstört er uns einfach nur von gegenüber ansah. DienIdeen von Lionel waren einfach nur das Beste.
Melvin schüttelte den Kopf und kam kurz zu Lionel rüber. „Ne, echt nicht. Sie ist sechzehn, das ist viel zu jung für mich." Lionel nickte verstehend und meinte zu mir: „Sie ist zu jung für ihn, das wären sechs Jahre Altersunterschied." Ich nickte verstehend. Dann wohl nicht.
Trotzdem musste ich sagen, dass Melvin echt ein netter Kerl war. Er setzte sich trotzdem zu Maddie und versuchte sie ein bisschen aufzuheitern, wofür ich echt dankbar war. Ich lächelte Lionel zu und er küsste mich auf die Schläfe. Ich lehnte mich wieder zu ihm hoch und gab ihm einen Kuss auf die Wange, bevor ich noch einen Schluck von meinem Cola Bacardi Mix nahm.
Jetzt wo Maddie mit Melvin redete, wurde das ganze witziger. An irgendeinem Punkt nahm Warren Jenna einfach an der Hand und verließ mit ihr den Raum. Ich grinste und vermutete, dass die beiden jetzt wohl auf sein Zimmer gehen würden.
Da Maddie beschäftigt schien, begannen Lionel und ich uns zu küssen. Ich schloss die Augen und legte meine Hände an seine Brust, während er mich näher zu sich zog. Ich versuchte mich wieder so fallen zu lassen. Das war das Schöne am Küssen, das man dabei alles um sich herum, die ganze Außenwelt ausblenden konnte. Das einzige worauf ich mich konzentrierte waren Lionels Lippen auf meinen und seine Hände, die mich berührten. Ich vergaß alle um mich herum und war einfach nur glücklich.
„Geht's dir gut.", unterbrach Lionel lächelnd den Kuss, um mich das zu fragen. Ich erwiderte sein Lächeln und meinte: „Ja, mir geht's super. Wieso." „Einfach so." Ich grinste verliebt und zog ihn zu mir um da weiter zu machen wo wir aufgehört hatten.
Dafür, dass ich bei meinem ersten Kuss so unbeholfen gewesen war, stellte ich mich jetzt doch gar nicht so schlecht an. Ich musste jedes Mal lächeln bei dem Gedanken daran, dass Lionel wirklich mein erster Kuss gewesen war. Egal was passieren würde, das würde mir immer bleiben.
Irgendwann kamen Warren und Jenna zurück und ich fragte mich, wie weit sie wohl gegangen waren. Die beiden waren meist doch eher schüchtern. Ohne Alkoholeinfluss fassten sie sich kaum an und mit Küssen lief da schon mal gar nichts. Maddie bezeichnete sie immer als "vanilla".
In einer halben Stunde würde mein Vater uns abholen, also begannen wir langsam wieder auszunüchtern. Irgendwer in unserer Ecke verschüttete einen Drink, was mich aufschrecken lief. "Oh man Louise", rief Jenna, doch ich lachte nur, da das Getränk aus einer ganz anderen Ecke kam "Was hab ich damit auf einmal damit zu tun, ich war nicht mal in der Nähe davon?", beschwerte ich mich. "Gehen wir woanders hin.", meinte Lionel und nahm meine Hand.
Ich folgte ihm zu dem Sofa, wo er sich neben Levis und Susi setzte. Da sonst kein Platz mehr frei war, ließ mich zuerst auf die Armlehne fallen, wurde dann jedoch seitlich auf Lionels Schoß gezogen. Ich legte lächelnd meinen Arm um seine Schultern und wir lachten alle darüber, dass Lennart jetzt auf einmal Jennas Handschellen in den Haaren hatte. Ein Paar Handschellen war definitiv eines der komischsten Dinge mit denen man in den Haaren aufwachen konnte.
"Schau mal Maddie und Melvin an.", sagte ich leise zu Lionel und wies darauf hin, dass die beiden sich unterhielten. "Die wären so verdammt süß zusammen.", stimmte er mir zu.
Ich musste lächeln, als ich sah, dass Lionel sich verschlafen an mich kuschelte und seinen Kopf an mich lehnte. Er schlang beide Arme um meine Taille und drückte mich näher an sich. Ich streckte meine Hand aus und strich durch seine hellbraunen Locken. "Woah deine Haare sind echt weich.", bemerkte ich. Er murmelte nur irgendetwas und schmiegte sich verträumt lächelnd näher an mich. Ganz leicht streichelte ich mit meiner Hand seine Wange und dachte, dass dieser Moment schon ziemlich nah an perfekt war.
Es war nichts besonderes, wir waren nur ein Haufen betrunkener Jugendlicher, aber seine Arme um mich, die mich wärmten und dieses glückliche verträumte Lächeln, dass er hatte, während er sich an mich kuschelte, fühlte sich nach mehr an. Ich glaube das war mein Lieblingsteil des Abends.
Bedauernd stellte ich an meinem Handy fest, dass wir in zehn Minuten abgeholt wurden. "Ich will noch nicht gehen.", murmelte ich und wurde als Antwort noch stärker an ihn gezogen. Ich lächelte verliebt und versuchte mir alles einzuprägen. Im Hintergrund lief Alien von Rin, die anderen lachten über irgendetwas, ich wurde angenehm von Lionels Körper gewärmt, Jenna massierte Maddie die Schultern...ich wollte wirklich noch nicht, dass dieser Abend endete.
Lionel war die ganze Zeit so süß gewesen. Ich genoss die letzten Momente nah an ihm, bis es zwei war und Jenna meinte: "Wir müssen los."
Ich nickte und stand auf, wobei mir sofort kälter wurde. Wir nahmen unsere Jacken und Taschen, die anderen gingen noch mit uns raus. Ich hielt Lionels Hand, während wir vorgingen und lächelte, als ich bemerkte wie richtig sich das anfühlte.
Vor dem Haus küsste Jenna Warren und auch Lionel schlang die Arme um mich. Ich streckte mich, um ihn küssen zu können und musste mich wegen seiner Größe auf die Zehenspitzen stellen. Da ich jedoch auch schon ein bisschen was getrunken hatte, konnte ich irgendwann plötzlich das Gleichgewicht nicht mehr halten und taumelte nach vorne. Lionel nahm meine Hände und wir lachten alle darüber. Oh man.
"Tschüss Jungs", rief ich lachend und hob die Hand, bevor ich mit Jenna und Maddie auf das Auto meines Vaters zulief. Ich fühlte mich immer noch auf eine Art von innen gewärmt und hatte so ein angenehmes Gefühl im Bauch. Nächte wie diese wollte ich am liebsten immer wieder erleben.
***
Zuhause schlief ich noch nicht gleich ein sondern lag ein wenig im Bett, schrieb mit Celine und dachte nach. Ich musste lächeln als ich spätnachts noch eine Nachricht von Lionel erhielt.
Lionel: Gute Nacht🥰
Nachdem ich geantwortet hatte, schlief ich dann schießlich ein. Jedoch schlief ich wie immer, wenn ich getrunken hatte nicht besonders gut. Nachdem ich tausendmal aufgewacht war, aber trotzdem bis halb Zwölf im Bett liegen geblieben war öffnete ich letztendlich die Augen.
Einen Kater hatte ich zum Glück nicht, lediglich einen trockenen Mund und schwere Augen. Schwerfällig nahm ich das Glas Wasser, welches immer auf meinem Nachttisch stand und nahm danach mein Handy, um zu bemerken, dass ich zwei verpasste Anrufe von Celine hatte. Noch bevor ich nachfragen konnte um was es ging, rief sie schon ein drittes Mal an und diesmal ging ich ran.
„Hey.", stöhnte ich und setzte mich auf.
„Ich geh spazieren willst du mit?", fragte sie, „musst dich auch nicht richtig fertig machen ich geh auch ungeschminkt und ungepflegt."
Ich seufzte und ließ mich ein wenig tiefer ins Bett sinken. Ich hatte noch nicht mal was gegessen. „Ich bin grad erst aufgewacht und lieg noch im Bett. Im Schlafanzug.", antwortete ich wenig begeistert.
„Du kannst dich fertig machen, während ich los geh, ich hol dich ab.", bot sie an, doch ich war immer noch nicht überzeugt. „Ne sorry Celine, bin grad noch zu müde." Mein Magen fühlte sich ganz komisch an und ich musste unbedingt was essen.
Jedoch konnte ich schon fast vor meinem geistigen Auge sehen, wie Celine die Augen verdrehte, als sie erwiderte: „Meine fresse Louise, du musst dich dran gewöhnen aufzustehen morgen ist Schule." Als wäre das nicht genug, fügte sie hinterher: „Ich bin um fünf schlafen gegangen und um zehn wieder aufgestanden."
Ich konnte nichts dagegen tun, dass ich so genervt wurde, ich war einfach noch zu müde und da konnte ich dieses Gerede gerade nicht ab. Schön für sie. Ich konnte allerdings machen was ich wollte. Vielleicht etwas zu schnippisch antwortete ich: „Meine Fresse Celine, du musst dich vielleicht dran gewöhnen, dass ich nicht gleich hochspringe und alles links liegen lasse, wenn du nach mir verlangst."
„Uhh das ist jemand gereizt." Ähm ja? Möglicherweise wurde ich gereizt, wenn man mich gleich mach dem Aufstehen so anredete. „Ich bin müde und muss erstmal klar kommen.", seufzte ich mit einem versöhnlicheren Ton, „weißt du irgendwas von Jenna?"
In der Nacht hatte ich von ihr nach eine Nachricht bekommen, in der stand, dass sie voll Anschiss von ihren Eltern bekommen hatte. Anscheinend waren wir zu spät nach Hause gekommen und sie hatten noch dazu auch noch Wind davon bekommen, dass Maddie da war. Wahrscheinlich hatte ich Vater sie vor dem Haus doch erkannt. Diese Leute nervten mich so sehr.
Celine meinte nur, dass Jenna gerade nicht ans Handy ging, da sie mit ihrer kleinen Schwester lernen musste. Sonst wusste sie auch nicht mehr als ich. „Also falls du noch mit willst, ich geh jetzt dann los."
„Kannst du mich abholen?", gab ich dann doch nach. Vielleicht würde ein bisschen frische Luft mir ja gut tun. „So wollte ich es doch auch machen du Spast. Bin gleich in the Hood.", meinte sie und legte auf.
Ich musste schmunzeln wegen ihrem Slang und ging ins Badezimmer um mich fertig zu machen.
Ich trug kein Make um auf, sondern putzte mir lediglich die Zähne und zog die hellblaue Mom Jeans vom Vortag mit einem grauen Sweatshirt an. Dazu band ich mir einen Dutt, rief meinen Eltern schnell zu, dass ich mit Celine draußen war und schnappte mir unten meine Docs, sowie meinen beigen Mantel.
In der Garderobe wartete ich darauf, dass Celine mir schrieb und kam daraufhin raus. Sie sah süß aus mit ihren goldenen Locken, dem rosa karierten Schal und ihrem hellen Mantel.
Wir gingen ein bisschen spazieren und redeten dabei. Es war schön mal wieder was mit ihr zu machen, in letzter Zeit hatten wir dazu immer weniger Zeit gehabt. Das Wetter war total schön für diese Jahreszeit und die Sonne schien.
Wir stoppten an einem Spielplatz in der Nähe von ihrem Haus und setzten uns auf zwei Schaukeln.
Zuerst sprach ich Celine darauf an, wann sie sich mit ihrem besten Freund Daniel treffen wollte und sie meinte, dass es nächste Woche endlich so weit war. Allerdings war sie sich gar nicht mehr sicher, ob sie ihn noch mochte, da ihr seit neuestem auch Anselm der „heiße Streber" in ihrer Klasse gefiel. So war Celine immer. Sie verknallte sich extrem schnell und fand meist sogar mehrere Typen zur selben Zeit gut.
„Oh man gestern war echt schön.", schwärmte ich, „Lionel war voll süß und ich saß so auf seinem Schoß." Ich lächelte verträumt und ergänzte: „Aber ich glaub Maddie hat sich voll einsam gefühlt. Wir haben ja versucht was dagegen zu unternehmen aber am Ende hat Melvin mit ihr geredet."
„Hat mir Jenna schon erzählt.", meinte Celine, „oh man, da reden jetzt bestimmt wieder alle drüber. Sieht der gut aus?" Klassische Celine Frage. Oder Caitlin, die würde das auch sofort fragen.
Ich musste selber erst mal überlegen. „Joa, Melvin sieht eigentlich schon gut aus. Nicht ganz mein Typ aber nicht schlecht.", fasste ich zusammen und Celine fragte stöhnend: „Sehen da irgendwie alle gut aus oder so?"
Ich kicherte. Die anderen waren zwar nicht übel, aber meiner Meinung nach hatte ich mir mit Abstand den Hübschesten geangelt.
„Wie findest du Lionel eigentlich?", fragte ich nach, da mich das schon eine Zeit lang brennend interessierte. Maddie sagte nämlich immer, dass Lionel gar nicht ihr Typ wäre und machte manchmal so seltsame Andeutungen, weshalb ich hoffte dass wenigstens meine andere beste Freundin ihn gut fand.
„Ich hab nicht erwartet, dass er so riesig ist.", war das erste was sie sagte und ich lachte. Genau dasselbe hatte sich meine Mutter auch gedacht, als er das erste Mal bei mir gewesen war. Ich fühlte mich neben Lionel auch immer wie so ein Zwerg. „Und sonst so?"
„Er sieht schon gut aus.", grinste Celine, „ehrlich gesagt, sogar besser als ich ihn mir vorgestellt hab. Ich weiß nicht warum."
„Ja, gell? Ich fand ihn ja schon von Anfang an gut, deshalb check ich nicht, was Maddie immer hat. Er hat mir schon gefallen, als wir uns noch nicht mal richtig kannten.", seufzte ich. Dass er nicht ihr Typ war, war meistens das, was sie sagte, wenn wir über ihn redeten. Dicht gefolgt davon, dass sie ihn jetzt nicht „wunderschön" findet.
Außerdem war da noch etwas... Maddies ältere Schwester Lina machte dieselbe Ausbildung wie die Jungs, nur dass sie ein Lehrjahr über ihnen war. Und angeblich, als Maddie sie nach Lionel gefragt hatte, war das einzige was sie gemacht hatte, die Nase zu rümpfen und zu sagen: „Ja, der Typ sieht scheiße aus. Echt jetzt der ist voll hässlich."
Arrogant und eingebildet, Lina wie sie leibt und lebt. Wenn man sie auf dem falschen Fuß erwischt.
Diese Geschichte war immer das erste was Maddie rausposaunte wenn er zum Thema kam, auch bei fremden Leuten, was mich echt belastete. Die Situation war dann immer so unangenehm und ich fühlte mich einfach nur grauenhaft.
Und da ich ihn ja wirklich gutaussehend fand, fragte ich mich manchmal wo sie bitte schön hinsah. „Ach Maddie ist doch nur eifersüchtig. Safe.", versicherte sie mir und es erschien mir einleuchtend. Letzte Woche hatte ich mich am Telefon mal bei Celine ausgeheult, nachdem Maddie es wieder getan hatte.
Ich checkte es nicht. Was bitteschön fand sie an ihm hässlich?
„Ist sie immer. Erinnerst du dich noch daran wie neidisch sie war als ich mich letzten Sommer so gut mit ihrem Austauschpartner Théo verstanden ab?" Ich nickte lachend. Maddies neidische Blicke waren wirklich zum Schießen gewesen.
„Ja... ja ich glaub du hast recht.", gab ich zu und beschloss mich nicht mehr davon runterziehen zu lassen. Die letzte Woche hatte mich diese Geschichte ziemlich belastet, aber damit war jetzt Schluss. Ich war eitel und stilvoll und das wusste ich auch. Und außerdem war ich ja nicht blind.
„Lass dich davon nicht runterziehen.", meinte Celine und stieß sich mit den Füßen ab um ein bisschen zu schaukeln, „Genieß es einfach."
Ich nickte und lächelte ihr zu. Genau das würde ich tun.
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