Long time no see
Nachdem wir uns von Jenna und Warren verabschiedet hatten, liefen Lionel und ich zurück zu mir nach Hause. Es war eiskalt und spät geworden.
„Oh Gott, ist das kalt.", seufzte ich und Lionel stimmte mir zu. Ich beneidete Jenna nicht gerade darum, dass sie jetzt noch mit dem Fahrrad nach Hause fahren musste. Lionel und ich waren heilfroh, als wir endlich zuhause ankamen und ich mit meinen durchgefrorenen Händen nach dem Schlüssel suchte.
Ich öffnete die Tür und stieß aus: „Endlich.", als mich die wohlige Wärme meines Hauses begrüßte. Mein ganzer Körper führte sich nur noch tiefgekühlt an.
Wir zogen Jacke und Schuhe aus und gingen danach hoch in mein Zimmer, wo ich mich sofort auf mein Bett schmiss. „Das ist so schön warm.", murmelte ich, woraufhin Lionel schmunzelte und sich auf meinem Schreibtischstuhl niederließ. Ich drehte mich auf die Seite und beobachte Lionel dabei, wie er meinen Ordner für die Schule durchblätterte.
Er ließ sich von mir ungefragt erklären, was wir in Wirtschaft durchnahmen und amüsierte sich danach über eine misslungene Karikatur von einer Karotte, die ich mal in Französisch gemalt hatte.
Ich lächelte als ich ihn so da sitzen sah. Meinen Freund. Lionel stand auf und legte sich zu mir ins Bett. Ich seufzte wohlig als er sich gegenüber von mir hinlegte und ich in seine Arme gezogen wurde. Ich liebte es, wenn er das machte und ich meinen Kopf an seinem Pullover vergraben konnte.
„Deine Hand ist voll kalt.", meinte er leise, als er sanft mit seinen Finger darüber strich. Ich nickte schmunzelnd: „Könnte daran liegen, dass es draußen kalt war.", und lächelte.
Das war ein schöner Tag gewesen.
Wir kuschelten in meinem Bett bis Lionels Vater da war. Als er mich im Flur küsste, musste ich schmunzelnd daran denken wie nervös ich gewesen war, als wir das letzte Mal hier standen.
Ich vergrub meinen Kopf an seiner Schulter und zog ihn näher zu mir, als Lionel mir Küsse auf meine Schläfe und meine Wange gab, bevor ich meine Lippen wieder auf seine legte.
***
Am Mittwoch war ich mit Joane verabredet. An der Fachoberschule war es üblich, dass immer ein paar Wochen Praktikum auf ein paar Wochen Schule folgten. Wir hatten ausgemacht, dass ich sie nach ihrem Praktikum abholte und wir danach was essen gingen.
Heute hatte ich nämlich vor ihr mal von Lionel zu erzählen. Joane und mich verband eine meiner längsten Freundschaften, wir kannten uns seit der Grundschule und unsere Eltern waren auch befreundet. „Louise!", rief sie, als ich sie mich vor der Bank bei der sie Praktikum machte stehen sah.
„Joane, wir haben uns viel zu lange nicht gesehen." Sie zog mich in eine ihrer festen Umarmungen, die ich so mochte.
Joane liebte Umarmungen und konnte das auch richtig gut. „Gehen wir was essen?", fragte ich und sie nickte heftig, während sie ihre ewig langen, dunkelblonden Haare aus dem strengen Zopf löste. „Ja, bitte. Ich hab mir den ganzen Tag Beschwerden von nervigen Leuten anhören müssen, noch länger halt ich das nicht mehr aus."
Sie hakte sich bei mir unter und wir setzten uns in Bewegung um zu einem nahen Café am Hauptplatz zu gelangen. Joanes Praktikum war in der nächst größeren Kleinstadt, wo ich mich noch relativ gut auskannte.
Wir gingen eingehakt und lachend durch die Stadt und ich merkte wie sehr sie mir gefehlt hatte. „Da dein Tag so stressig war, hab ich vielleicht wenigstens ein wenig Aufmunterung in der Form von gutem Tea.", sagte ich und Joane sah mich sofort verschwörerisch an, „im Ernst es ist so viel passiert, du wirst mir nicht mal die Hälfte glauben."
Ich war so gespannt auf ihre Reaktion. Solange hatten Joane und ich schon darauf hin fantasiert, wann eine von uns einen Freund haben würde.
„Das musst du mir jetzt aber schon genauer erzählen.", hakte sie nach und ich konnte mein Grinsen nicht mehr halten. „Ich sah nur so viel, es ist ziemlich unerwartet."
Joane versuchte zu raten und fragte ob zwei Bekannte aus ihrer alten Klasse jetzt endlich zusammen war. „Nein.", ich grinste bis über beide Ohren und bei Joane schien langsam der Groschen gefallen zu sein. „Bei uns im Freundeskreis."
„Ich hab einen Freund Joane.", stieß ich aus und sah sie so wahrhaft glücklich an wie ich auch war. Joane sah mich einen Moment lang sprachlos an bis ich in Gelächter aufbrach. „Sein Name ist Lionel und er ist einer von Warrens Freunden."
Wir erreichten das Café und ich drückte die Tür auf. „Das musst du mir jetzt aber schon genauer erzählen."
Im Laden war es zum Glück schön warm, denn draußen hatte der Winter in all seiner Pracht Einzug gehalten, was man sehr schön an den Lichtern des Weihnachtsmarkts, die von den Fenstern aus als goldene Schimmer zu erkennen waren sah.
Das Café war schön weihnachtlich dekoriert, was mich gleich wohlig aufseufzen ließ. Ich nahm auf der weich gepolsterten Bank Platz und Joane setzte sich auf den Stuhl mit gegenüber. Meine Beine waren schwer und ich hatte Hunger. Der Tag war anstrengend gewesen.
Gleich am Anfang hatten wir eine dreistündige Deutschklausur geschrieben und der Theaterkurs danach hatte mich vollkommen fertig gemacht. Unser Stück war bald fällig und nichts war fertig. Weder das Bühnenbild, noch der Text saß. Da ich schon das dritte Jahr Theater spielte konnte ich wenigstens halbwegs lässig an die Sache rangehen, doch Sally, die eher schüchtern war drehte vollkommen am Rad. Lampenfieber.
„Schieß los, ich will alles wissen. Wie ist das jetzt zustande gekommen?", fragte Joane immer noch perplex.
„Willst du die kurze oder die lange Fassung? Also mit wenigen oder eher vielen Details. Ehrlich erzähl dir einfach alles.", unterbrach ich mich selbst. Lionel war toll und ich redete einfach gern über ihn.
„Also du weißt ja, dass ich bei Jennas Geburtstagsparty war, die ja bei ihrem Freund stattfand.", begann ich.
„Die wo sie nicht hingehen durfte?", fragte Joane amüsiert und zugleich verwirrt. Ich nickte und begann zu erzählen.
Die Worte sprudelten geradezu aus mir heraus und ich erzählte ihr alles. Wie wir uns näher kennen gelernt hatten, die Sache mit seiner Ex Freundin, wie wir angefangen hatten uns zu treffen, unseren ersten Kuss und wie wir schließlich zusammengekommen waren.
Es war so eine coole Geschichte. Genauso hatte ich mir das immer vorgestellt. Ich wollte nie einen Fremden, den meine Freunde gar nicht kannten und der mich einfach so über Snapchat angeschrieben hatte. Sowas lag mir nicht, doch die Sache mit Lionel... das war einfach nur perfekt. Und so einfach.
Das war was ich immer gewollt hatte. Wo war dieser Typ all die Jahre lang? Ewig hatte ich mich einsam neben Sophia und Sam gefühlt und auf einmal war da dieser Junge, der so perfekt zu mir passte.
„Du siehst glücklich aus.", meinte sie ehrlich erfreut. Ich nickte: „Ja. Das bin ich. Er... er ist toll."
„Aww. Ich freu mich so für dich.", sie stand kurz auf, ging um den Tisch herum. Kichernd erwiderte ich ihre kurze Umarmung. Wir bestellten uns beide einen Salat und redeten viel. Natürlich fragte sie mich nach einem Bild von Lionel, aber ich hatte leider keins.
„Ich warte auf das erste Instagram Bild.", grinste sie und ich lachte. Allerdings glaubte ich, Lionel war nicht so der Typ dafür gemeinsame Bilder auf Instagram zu posten.
Joane wollte viel über ihn wissen und es machte total Spaß mit jemandem darüber zu reden. Sie war wirklich süß.
„Wie läufts bei dir eigentlich?", fragte ich nach. Der Grund dafür dass Joane nach der zehnten zur Fos gewechselt war, war dass ihr der ganze Stress und der Umfang von Stoff auf dem Gymnasium zu viel wurde. Sie war fast konstant überfordert und weinte vor Stress, was nicht mehr schön mitanzusehen war. An der neuen Schule schien es ihr allerdings sehr gut zu gehen. Das Praktikum schien ihr gut zu bekommen und sie hatte eine tolle Clique.
„Single af, aber die Jungs aus meiner Klasse sind echt witzig. So auf Kumpelebene halt.", erzählte sie. Joanne schien froh darüber zu sein, dass sie jetzt mehr mit Jungs zu tun hatte. „Alle sind total nett und ich hab auch bessere Noten." Sie erzählte mir von ihren Freunden und zeigte mir ein paar lustige Videos davon wie sie in den Mittagspausen Quatsch machten. „Da viele schon älter sind, haben die dann ein Auto oder ein Motorrad und wir können in den Pausen oft was auswärts essen oder beim Supermarkt Snacks holen. Ich zum Beispiel fahr immer auf Jassis Moped mit, das macht total Spaß." Jassi, auch genannt Jasmin war soweit ich weiß Joanes beste Freundin auf der Schule, mit ein paar anderen Mädchen und einem Jungen namens Jonas.
Ich musste an Lionel denken und fragte mich ob er mich im Sommer mal auf seinem Moped mitnehmen würde. Das stellte ich mir total spaßig vor. Ich war bei sowas eh nicht so die ängstliche, da ich schon oft auf dem Motorrad meines Vaters mitgefahren war und mich bei Lionel sowieso immer total wohl und sicher fühlte. Außerdem war er viel vernünftiger als ich am Anfang von ihm erwartet hatte und zu mir eh immer total liebevoll.
Ich hatte gar nicht bemerkt wie ich begonnen hatte zu grinsen, bis Joane mich wissend anlächelte und meinte: „Du denkst an Lionel, oder?"
Erwischt würde ich sagen. Ich fokussierte mich sofort wieder auf Joane und versuchte mich irgendwie rauszureden. „Ach nein, ich... ich war nur kurz abgelenkt."
Sie grinste breite: „Ja ja ja. Doch du hast an ihn gedacht."
„Du bist dumm.", schmollte ich lachend und sie meinte nur überlegen: „Wenn du anfängst mich zu beleidigen, hab ich recht."
Nach dem Essen sind Joane und ich noch ein bisschen durch den Weihnachtsmarkt geschlendert und aßen Crêpes mit Nutella. Alles war so schön beleuchtet, da bekam man gleich Lust auf Weihnachten.
Danach hatte uns ihr Vater heimgefahren und ich war heilfroh als es im Auto schön warm war. Dieser Winter war manchmal echt zum kotzen. Joanes Eltern waren nette Leute und ich kannte sie schon echt lange wodurch wir ganz locker plauderten.
"Richte deinen Eltern doch bitte aus, dass wir doch mal wieder zusammen essen gehen sollten.", sagte Joanes Vater als wir bei meinem Haus angekommen waren. "Mach ich.", antwortete ich, bevor ich ausstieg und mich Joane noch an meine Haustür begleitete. Wir wohnten in einem der "reicheren" Viertel unseres Ortes, wo ziemlich viele große, schicke Häuser waren.
"Ich bin immer noch so stolz auf dich.", grinste Johanna breit und umarmte mich. Ich kicherte laut, als sie mich hochhob und einmal durch die Luft wirbelte. "Du bist süß.", meinte ich, als sie mich wieder absetzte. Das war eine Eigenschaft, die ich an Joane wirklich schätzte. Sie konnte sich ehrlich für andere freuen, woran es mir leider oft fehlte. Wenn ich selbst glücklich war konnten alle anderen meinetwegen die Welt haben, doch sobald es mir schlecht ging legte ich alles auf die Goldwaage was andere hatten und ich nicht.
***
Die ganze Woche hatte ich schon darüber nachgedacht, wie ich den anderen von Lionel erzählen wollte. Oft war ich ganz kurz davor gewesen es einfach rauszuhauen. Im Unterricht, in der Mittagspause oder wenn wir uns vor Schulbeginn trafen. Es gab mir ein gewisses Gefühl von Macht zu wissen, dass ich nur ein paar Worte sagen müsste, um die Aufmerksamkeit von unserem ganzen Tisch auf mich zu ziehen.
Auf der anderen Seite war es aber auch verlockend etwas ganz für mich zu haben, worüber die anderen nichts wussten und so zögerte ich das ganze auch bis Donnerstag heraus. Es war kurz vor Stundenbeginn und ich saß mit müder und mürrischer Miene an unserem üblichen Platz mit Maddie, Jenna, Ally, Luna und Marla. Die anderen redeten über irgendetwas bis ich auf einmal Maddie vor allen sagen hörte: "Louise, Jenna wann werden eure Jungs eigentlich achtzehn?"
Oh das tat sie doch mit Absicht. Maddie, dieser kleine liebenswerte Teufel.
Ich bemerkte wie mich als auf einmal ansahen und grinste. Jetzt war der ideale Zeitpunkt, das spürte ich einfach. "Das wisst ihr noch gar nicht. Ich hab jetzt übrigens 'nen Freund." Die drei sahen mich einfach nur an und für einen kurzen Moment sagte niemand irgendetwas, bis ich in schallendes Gelächter ausbrach. Und dann geschah etwas merkwürdiges. Zu erst begannen Maddie und Jenna auch zu lachen und kurz darauf die anderen drei, sodass wir am Ende alle lachten.
"Im Ernst jetzt.", kicherte ich, "ich verarsch'euch nicht. Ich hab wirklich einen Freund. Ihr hättet eure Gesichter sehen sollen." Das war einfach nur grandios. Auch wenn ich die Reaktion gut verstehen konnte, ich war nämlich auch komplett überrumpelt als Sophia mir in der neunten Klasse auf einmal sagte, dass sie mit Sam zusammen war.
Die erste, die sich zu Wort meldete war Luna mit einem lautstarken: "Oh mein Gott! Wie konntest du mir das nicht erzählen? Wer? Und wann? Wie lange schon?"
Ally schwieg immer noch und sah mich komplett perplex und übermüdet an. Die lustigste Reaktion kam allerdings von Marla. "Also um ehrlich zu sein wusste ich das schon seit Montag."
"Hat Maddie es dir erzählt?", riet ich schmunzelnd, bekam aber eine Antwort, die ich wirklich nicht erwartet hatte. "Nein, ihre Mutter.. irgendwie?"
"WAS?!", rief ich auf. Das wurde langsam etwas zu freakig. Maddelines Mutter?!
Marla lachte: "Ja, also du weißt doch, dass meine und Maddies Mutter sich immer zum Kaffee treffen und so hat's halt meine Mutter erfahren und dadurch halt dann ich."
"What the fuck?", ich brach in Gelächter aus. Ich konnte nicht fassen, dass sie es schon seit Montag wusste und sich gar nichts anmerken hat lassen.
Die anderen fragten mich über ihn aus und ich gab ihnen die Kurzfassung, da Maddie, Luna und ich im Anschluss gleich zu unserem Sportkurs mussten. Ich war so froh, dass es jetzt raus war. Endlich konnte ich den anderen über ihn erzählen und hatte auch mal was Spannendes. Luna war immer noch dabei mich zusammenzuscheißen weil ich es ihr nicht gesagt hatte und gleichzeitig ein paar Details über ihn aus mir rauszuquetschen. Ich erzählte, dass er Lionel, hieß mit Warren befreundet war und wir uns auf diesen Partys kennengelernt hatte.
"Der eine, der auch schon bei Jennas Geburtstag da war?", fragte sie und ich nickte. Was sie wohl von ihm gedacht hatte? Wenn ich so nachdachte, könnte er sogar Lunas Typ sein. Ich war irgendwie immer davon ausgegangen, dass sie auf Typen stand, die so einen Stil wie er hatten. Wir gingen in die überfüllte Sportumkleide und zogen uns um, nur um danach in der Sporthalle auf dem Boden zu sitzen.
Da unser Kurs Gymnastik und Tanz war, konnte man der Sportunterricht bis jetzt nicht wirklich anstrengend nennen, da wir immer nur Choreographien nachtanzten. "Ich freu mich so für dich.", rief Luna ehrlich und nahm meine Hände. Ich kicherte, sie war wirklich süß.
Dass meine Freunde jetzt davon wussten, machte es nur noch realer.
*****
Für das Wochenende war ich schon ziemlich verplant. Für Freitag hatte mich Lionel gefragt, ob ich mit auf eine Party wollte, die bei einem Freund seiner Arbeitskollegin Nadia stattfinden wurde. Allerdings wohnte Nadia so weit weg, dass sie mit dem Zug hinfahren und dort übernachten würden, weshalb ich abgesagt hatte. Ich war nicht besonders scharf darauf, bei einer Fremden irgendwo zu schlafen, weder Warren noch Jenna kamen mit und außerdem feierte Ally am Samstag ihren achtzehnten Geburtstag und da wollte ich nicht komplett fertig aufkreuzen. Obwohl die Vorstellung mit Lionel auf seiner Luftmatratze zu schlafen schon verlockend war.
Aber die anderen Gründe überwiegten einfach, da ich seine anderen Freunde noch gar nicht so gut kannte. Stattdessen hatte ich mir vorgenommen mir mal wieder einen gemütlichen Abend vor Netflix zu machen. Morgen würden wir Allys Volljährigkeit feiern und am Sonntag ging ich zu Lionel um dort auszunüchtern. Ich vermisste ihn schon wieder obwohl wir uns vor einer Woche schon gesehen hatten. Dafür schrieben wir jeden Tag und mittlerweile auch mit Herzen, Rosen, etc.
Dafür hatte ich mal wieder einen Abend für mich, dass war doch auch etwas. Ich kam gerade im Schlafanzug und mit zusammengebundenen Haaren aus dem Badezimmer und wollte mich in mein Bett schmeißen um ein paar Folgen Suits durchzuschauen. Ich liebte diese Serie einfach. Gutaussehende Männer, Penthäuser mit Ausblick über ganz NYC, reiche Anwälte, ungefähr so hatte mein späteres Leben auszusehen.
Kurz bevor ich auf Netflix gehen wollten, checkte ich nochmal mein Handy und sah, dass eine sehr unerwartete Nachricht von Rich dort eingetroffen war. Ja genau, von Rich. Den hatte ich fast schon wieder, vergessen, da wir seit dieser Clubnacht keinen Kontakt mehr gehabt hatte, weshalb ich auch sehr überrascht davon war, was ich dort las.
Rich: Hey Louise, ich weiß wir haben ewig nicht mehr geredet und ich weiß, das is jetz ein bisschen kurzfristig xD aber hast du heute Lust auf Tanzparty?
Die Tanzschule, bei der wir damals den Kurs für den Abschlussball gemacht hatten, veranstaltete alle paar Wochen solche Partys bei denen man tanzen oder einfach nur was trinken und mit Freunden abhängen konnte. In der zehnten Klasse waren wir dort oft hingegangen mit Sam und Luke. Schon der Gedanke an die Tanzpartys weckte in mir Nostalgie. Ich musste daran denken wie ich noch gedacht hatte Luke könnte auf mich stehen, da er die ganze Zeit mit mir flirtete, obwohl er praktisch zweigleisig mit mir und Ally gefahren war. Vor dem Gebäude war so eine Bank wo man immer rausging wenn einem zu warm wurde und dort wurde immer der ganze Tratsch erzählt.
Hach, die guten alten Zeiten. Aber zurück zum Hier und Jetzt, denn gerade war ich von dieser Nachricht etwas überfordert.
Da Celine Zugang auf mein Insta Profil hatte, hatte sie die Nachrichten auch schon bekommen und mir geschrieben. Ich hatte keine Ahnung was ich machen sollte. Einerseits war es ja nett, dass er mich gefragt hatte, aber andererseits war ich mir nicht sicher, ob das nur recht freundschaftlich gemeint war. Ich wäre wirklich gern mit Rich befreundet, aber es wäre auch mies, wenn ich mitkommen und ihm Hoffnungen machen würde, nur um dann zu sagen, dass ich jetzt mit jemand anderem zusammen war.
Und dann war da noch die zweite Problematik an der Sache. Eine kleine Stimme in meinem Hinterkopf sagte mir, dass es irgendwie scheiße gegenüber Lionel wäre, wenn ich ihm für die Party absagte und dann einfach mit einem anderen Jungen wegging. Der noch dazu mal mehr von mir wollte. Er müsste es zwar nicht erfahren und mir würde nicht mal im Traum einfallen Lionel zu betrügen, aber ich bekam bei dem Gedanken ziemliche Gewissensbisse. Ich wusste nicht ob Lionel der eifersüchtige Typ war, aber ein bisschen mies wäre das schon von mir.
Andererseits wäre es auch cool, mal so einen Kumpel zu haben mit dem man einfach so weggehen konnte und ich fand Rich echt angenehm als Mensch. Nach langem hin und her Überlegen und Beratung mit Celine tippte ich eine Antwort.
Louise: Heyy freut mich mal wieder von dir zu hören :) is leider zu kurzfristig, bin heut schon verplant :/ anderes mal gerne
Es stimmte zwar nicht, aber ich war mir ziemlich sicher, dass das die richtige Entscheidung war. Ich wusste nicht, wie Lionel reagieren würde und wollte nichts falsch machen.
Rich: Ok versteh ich schon, dann ein andern Mal. Nur dass ichs weiß, wenn ich dir früher Bescheid gegeben hätte wärst du dabei gewesen?
Louise: Joa schon, hatte halt heut schon was vor, aber wenn ich Zeit gehabt hätte.
Rich: Ok, dann sag ich dir beim nächsten Mal früher Bescheid xD
Ich war froh, dass das damit geklärt war. Wir begannen ein bisschen zu schrieben, über die Schule und wie es ihm jetzt in seinem Studium ging. Er zeigte mir eine witzige Baby Yoda Animation, die er gemacht hatte, was ziemlich cool war. Jedoch verließ mich der Gedanke nicht, ob er rein freundschaftliche Absicht hatte oder da nicht doch mehr dahinter steckte. Ich hatte sogar einen ziemlich guten Plan um das herauszufinden. Als er mich fragte, was in nächster Zeit so anstand, antwortete ich damit, dass ich morgen bei Ally und am Sonntag bei meinem Freund war.
Ganz subtil den Freund erwähnen, eine Taktik, die laut Sophia immer klappte.
Und es zeigte leider Wirkung. Rich sah meine Nachricht und antwortete nicht mehr. Für zehn, zwanzig, fünfundzwanzig Minuten. Erst nach einer halben Stunde schrieb er ganz normal weiter, doch das Gespräch brach nach ein bisschen Smalltalk relativ schnell ab.
Ich legte das Handy weg und begann Suits zu schauen. War es nicht verdächtig, dass er genau nach dieser Information nicht mehr geantwortet hatte? Obwohl der die ganze Zeit online gewesen war.
Es tat mir leid und war nicht bestimmt nicht schön für ihn, aber ein Gefühl sagte mir, dass er nicht drüber hinweg war.
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