Heart to hearts at the club
Seine erste Party vergaß man nie. So war es auch bei mir. Es war der achtzehnte Geburtstag von Jay. Ich war in der zehnten Klasse und total aufgeregt gewesen, dass ich mitgehen konnte. Das war da, wo zwischen Maddie und Jay noch etwas lief, weshalb sie eingeladen war und eine Freundin mitnehmen konnte.
Partys boten eine ganz neue Möglichket. Ich fühlte mich ein bisschen wie Cinderella auf dem großen Ball. An diesem Abend hatte ich meinen ersten Rausch. Alles schien so einfach. Ich erinnere mich immer noch daran als eine der besten Nächte meines ganzen Lebens. Wir hatten einfach Spaß, tanzten zu unzählig vielen Liedern sangen laut mit und tranken. Auf einmal feierten wir mit den Zwölftklässlern, hingen den ganzen Abend mit Rich zusammen, Luke war total zugekifft und Jay den ganzen Abend süß zu Maddie.
Ich erinnere mich noch wie Maddie mir im Badezimmer um den Hals fiel und rief: "Ich bin so froh, dass mein erstes Mal betrunken mit dir ist! Ich glaub mit den anderen hätte ich nicht so einen Spaß!" An diesem Abend hatten wir uns geschworen für immer Saufpartner zu sein, was wir zumindest bis heute einhielten.
An diesem Abend hatte ich zu ersten Mal bewusst so ein besonderes Gefühl. So komplett aufgedreht und glücklich zu sein. Ich wusste nicht was das war aber ich nannte es mein Gefühl.
"Weißt du ich will mich wieder so fühlen wie damals. Du weißt schon, dass Gefühl von dem ich dir erzählt hab.", sagte ich bei dem Spaziergang zu meiner Mutter. Ich hatte mit ihr darüber auch gesprochen.
"So mitten im Leben.", kommentierte sie und fasste es damit ganz gut zusammen.
"Ja. Ich hatte das damals zum ersten Mal und wusste, dass ich mich immer so fühlen möchte.", hatte ich gesagt.
Dieser Spaziergang war nun schon drei Wochen her und ich hatte mich wieder ein wenig beruhigt. Ich war mit Allan, einem guten Kumpel von mir beim Volksfest gewesen, was mich wieder ein bisschen positiver gestimmt und mir gezeigt hatte, dass es wohl doch Jungs gab die mich mochten. Allan war Türke und der witzigste Typ. den ich kannte. Er hatte fast den Zwang immer irgendwelche Witze und Bemerkungen zu machen, bei denen man sich manchmal nur noch fragte "War das jetzt wirklich nötig?", aber er war cool und locker. Noch dazu hatte er einen riesigen Bekanntenkreis. Wirklich alle kannten Allan und Allan kannte alle.
Vom Aussehen her sah er Rich zum Verwechseln ähnlich, obwohl der Rumäne und zwei Jahre älter war. Beide waren eher dicker, hatten schwarze Haare und einen Bart. Es hatte mich doch überrascht, dass Allan mich gefragt hatte ob wir etwas alleine machen wollten, aber es wurde witzig. Wir tranken Slushies, redeten viel und es floss einfach gut dahein. Wir trafen viele Leute, wobei ich Nick, einen gemeinsamen Bekannten erstmal aufklären musste, dass zwischen uns nichts lief. Nick war letztes Jahr mit mir im Theaterkurs gewesen und auch so ein bisschen seltsam. Aufdringlich, touchy und er redete fast so viel wie Sarah.
Danach trafen wir noch gemeinsame Freunde und machten zusammen etwas. Es war also kein Date sondern nur freundschaftlich, aber trotzdem unheimlich erfrischend.
Erfrischend würde die heutige Nacht hoffentlich auch werden. Es war Mittwoch, morgen war ein Feiertag und als ich abends schon im Bett lag und Serien schaute, rief auf einmal Maddie an und fragte, ob ich spontan Lust hatte mit ihr in einen dieser coolen Clubs zu gehen, da sie ihre Schwester und deren Freund als Aufsichten organisieren konnte. Ich war noch nie in einem Club gewesen und war demnach natürlich mega aufgeregt. Clubs waren wieder so eine Erwachsenensache von der ich früher nur träumen konnte. Wie ein Tor zu einer anderen viel cooleren Welt.
Gerade stand ich allerdings noch mit Maddie, ihrer Schwester und deren Freundeskreis bei den Türstehern und frierte mir den Arsch ab. Ich trug ein schwarze Skinny Jeans, meine Mono Black smooth Doc martens und ein dunkelblaues Shirt aus Netztoff, dass ein buntes Blumenmuster an den Schultern hatte. Auf die Doc Martens war ich lächerlich stolz, da Allys Onkel, ein waschechter Rockmusiker, der in einer Band war mir mal gesagt hatte die Schuhe sein "sauteuer aber saugeil". Das waren die kleinen Highlights meines Lebens.
Bei den Türstehern lief zum Glück alles gut, sodass wir endlich reingehen und unsere Jacken abgeben konnten. Ich reichte der Frau an der Garderobe meine schwarze Wildlederjacke und staunte. Man konnte die dröhnende Musik so laut hören, dass man sie im Körper noch spürte.
Es war die Abiparty der zwölften Klassen unserer Schule und der Club war in der nächstgrößten Kleinstadt also traf man bestimmt viele aus unserer Schule. Und das stellte sich als komplett richtig raus, denn die erste Person die wir sahen war prompt Luna. Sie stand bei ein paar Mädels aus unserem Jahrgang, mit denen sie befreundet war und wir gesellten uns dazu. Maddies Schwester schien ganz froh darüber zu sein, dass wir nicht mehr an ihr hingen. Ihr Name war Lina und sie war mir ehrlich gesagt schon immer arrogant und unsympathisch vorgekommen.
Mir gefiehl es einfach nicht, dass sie Leute so schnell verurteilte und sich benahm als wären sie und ihr Freund Jan was besseres als alle anderen.
"Oh hey ich wusste gar nicht, dass ihr auch kommt.", rief Luna überrascht und schüttelte sich ihre schulterlangen dunklen Haare aus dem Gesicht. "War auch eher ne spontan Entscheidung.", erklärte Maddie und wir entschieden uns nach einem kurzen Gespräch und ein paar Begrüßungen mit anderen aus der Schule zur Bar zu gehen. Dort musste man sich fast die Seele aus dem Leib schreien weil die Musik so laut war. Ich fragte mich wirklich wie uns die Barkeeperin überhaupt noch verstand.
Als ich mich mit meinem Bier in der Hand umdrehte, war ich so überrascht ihn zu sehen, dass ich stockte. "Wen haben wir denn hier?", rief Rich erfreut und ich grüßte ihn überrascht. Maddie stieß zu uns und er staunte: "Louise und Madeline dieses Duo habe ich doch vermisst.", grinste Rich, "habt ihr euch erstmal zwei Shots gegönnt?" Ich blickte verwirrt um mich bis ich sah, dass auf dem Bartresen hinter uns passenderweise zwei leere Shotgläser standen und lachte: "Oh nein, das sind nicht unsere. Zumindest noch nicht."
"Lieber heute nicht. Ein paar schlechte Erfahrungen mit Schnaps.", kommentierte Maddie und ein Blick von mir sagte, dass ich an das gleiche dachte. Mein sechzehnter Geburtstag, eine ereignisreiche Nacht, an der Ally, ich und Madeline alle drei gekotzt hatten. Diese Mischung aus Vodka, Orangensaft und ein paar Stamperl Malibu werde ich nie vergessen.
"Dann seit ihr ewig an der Bar angestanden nur um euch Bier zu kaufen?", kam es von Rich und sah kritisch zu uns. Ich zuckte mit den Schultern. So wie er es sagte ließ mich das irgendwie schlecht fühlen.
Nachdem Maddie auch nichts kommentierte, fragte er schließlich. "Wollte ihr mit zu uns kommen?" Daraufhin folgten wir ihm durch die Menge an die Tanzfläche, wo an der rechten Seite ein rechteckiger Bereich war, der ein wenig höher gelegen war, als die Tanzfläche. Darauf erkannte ich ein paar der Zwölftklässler, von denen unter anderem welche in meinem Theaterkurs waren. Rich erklomm die Empore und streckte seine Hand nach mir aus: "Lass uns tanzen!", rief er und ich legte meine Hand in seine, woraufhin ich hochgezogen wurde. Hannah und Isabell aus meinem Theaterkurs grüßten mich erfreut und ich erkannte aus Adrian, Isabells Langzeitfreund, der hinter ihr stand und sie eng umschlungen hielt.
Wie es wohl war einen Freund zu haben, mit dem man so tanzen konnte?
Ich verwarf den wehmütigen Gedanken schnell wieder und begann meinen Körper zur Musik zu bewegen. Mehr als ein bisschen Hüften bewegen ging sowieso nicht, da alles so eng war. Maddie war neben mir und grinste mich an während sie das selbe tat. Sie hob ihre Flasche stoß mit mir an, woraufhin wir unsere Arme verhakten und über Kreuz tranken. Eine Tradition die wir immer so taten, wenn wir zusammen feiern waren. Zum ersten Mal an meinem sechzehnten Geburtstag mit Vodka Shots.
Ach, diese Erinnerungen. Ich erkannte Luna weiter weg mit ihren anderen Freundinnen. Sie war mit ein paar eher ranghöheren Mädels aus ihrer alten Klasse hier. Ich hatte immer den Eindruck gehabt, dass Luna zur beliebten Clique gehören wollte und jetzt schien ihr das wohl endlich zu gelingen. Ob sie uns jetzt links liegen lassen würde?
Aber hey, wir tanzten mit den Zwöflklässlern, war das nicht total cool? Ich warf ihr ein kurzes Lächeln zu als sie meinen Blick auffing und bewegte mich weiterhin zur Musik. Wie viele Kalorien ich durch das Tanzen wohl verbrannte? Na ja, die hatte ich durch den Alkohol schon alle wieder reingholt.
Auf einmal spürte ich Richs Atem an meinem Nacken. "Wollen wir kurz rausgehen?" Überrascht drehte ich mich um und verzog das Gesicht als ich seine Alkoholfahne roch. Einerseits war mir nicht ganz wohl dabei Maddie einfach allein zu lassen, andererseits war sie in bester Gesellschaft und... ich war wirklich neugierig warum er mit mir nach draußen wollte. Ich hatte eine leise Vorahnung aber.. nein, das wäre zu viel. Ich schrie Maddie schnell eine Erklärung zu und verließ dann durch die Seitentür den Club. Wir gingen durch eine enge Gasse in der es modrig und dunkel war und wir uns an einem Paar vorbeidrücken mussten, dass gerade intensiv den Speichel des anderen kostete.
Ich war froh, dass wir endlich draußen in einem kleinen Außenbereich wo ein paar weiße Sofas und Sessel waren ankamen. "Ist dir kalt?", kam es von Rich, an dessen Stimme man merkte, dass er schon ein paar Drinks hatte, "Nimm doch meine Jacke." Ich schüttelte den Kopf: "Ne danke, passt schon." Ich wollte sie ehrlich gesagt nicht nehmen, da wir dann irgendwie so sehr nach einem Paar aussähen und hier waren so viele aus meiner Schule, dass ich die Gerüchteküche nicht anheitzen wollte.
"Nein, komm schon mir ist schon kalt und du stehst da in diesem dünnen Fummel.", meinte er und wies auf mein dunkelblau Netzoberteil hin. "Nein, mir ist gar nicht kalt, behalt sie lieber selbst.", wieß ich ihn wieder ab doch er ließ nicht locker und redete auf mich ein bis er seine dunkelgraue Sweatshirtjacke auszog und sie mir in die Hand drückte. Ich gab es auf und meinte leise: "Danke", bevor ich sie anzog und sogleich eine wohlige Wärme von der viel zu großen Jacke ausgehend spürte. Vielleicht war es doch richtig gewesen sie anzunehmen.
"Wieso wolltest du mit mir sprechen.", fragte ich gespannt und hüllte die Jacke enger um mich. "Ich.. weißt du, nein, ich beginn das anders.", druckste er herum und ich sah ihn verwirrt an, weil er nicht auf den Punkt zu kommen schien, "erinnerst du dich noch als wir auf Jays Party waren? Was du mich da gefragt hast?" Zögerlich schüttelte ich den Kopf. "Ähm was hab ich denn gefragt?", kam es verwirrt von mir.
"Also, es war so.. du hast irgendwie Madeline gefragt, ob sie denkt, dass ich etwas von dir will und ich hab nein gesagt." Ich zog die Augenbrauen zusammen. Das war nicht so passiert. Zumindest in meiner Version. Ich konnte mich nur daran erinnern, dass wir Spaß hatten und fast den ganzen Abend zusammen hingen. "Oh ähm, nein um ehrlich zu sein kann ich mich daran nicht erinnern. Ich hab ziemlich viel getrunken, Filmriss is da und so.", meinte ich und lschte nervös. Oh Gott hatte ich das wirklich so laut und offensichtlich gefragt? Und er hatte verneint? Nein, das war so nicht passiert. Daran würde ich mich erinnern.
"Na ja... und diese Antwort würde ich somit gern zurück nehmen."
Oh.
Oh.
Hatte ich das richtig verstanden? Spielte er darauf an, dass..
"Hör mal Louise, wollen wir vielleicht dieses Wochenende zusammen was trinken gehen?", fragte er und mein Gehirn war irgendwie nicht fähig das zu verarbeiten. Ich weiß nicht ob ich mich in vollständig nüchternem Zustand getraut hätte diese Frage zu stellen. "Meinst du als Freunde oder so als Date?"
"Eher letzteres."
Ich hatte recht mit meiner Vermutung. Er wollte mit mir ausgehen. Er stand auf mich. Krass. "Oh.", machte ich und mir war klar, dass jetzt der schwierige Part kam, "es tut mir echt leid ich seh dich aber leider nur so als guten Freund." Die Enttäuschung in seinem Gesicht zu sehen versetzte auch mir einen kleinen Dämpfer und ich überlegte was ich sagen konnte, damit er sich nicht so schlecht fühlte. "Ich find dich echt cool. Wir können echt gern was machen, würde ich super gerne, aber eben nur so als guten Freund. Tut mir echt leid."
"Hmm.. ok.", kam es von ihm. "Können wir trotzdem bitte Freunde bleiben? ", bat ich und sah ihn entschuldigend an, "es tut mir echt leid."
"Ich weiß nicht. Das ist für mich eigentlich nicht aktzeptabel.", meinte er und mein Herz wurde schwer bei dem Satz.
"Immer dieses Freunde bleiben. Ich hab das nur schon mal gehört.", sagte er leise und man erkannte einen dumpfen Schmerz in seiner Stimme. Rich war leider wirklich der typische Friendzone Kandidat.
"Ich glaube wir sollten reingehen.", schlug ich vor nachdem es immer unangenehmer wurde. "Nein... bleib doch noch." Ich erfüllte ihm die Bitte und wir versuchten ein bisschen zu reden. Ich konnte nicht leugnen, dass es komisch war nach diesem Gespräch. Er fragte mich nach der Klausurenphase, wie die Schule lief und ich erkundigte mich nach seinem Studium und riss Witze darüber, dass ich mir einen technischen Studiengang so wie er niemals angetan hätte.
Irgendwann entschied ich aber trotzdem, dass es Zeit war nach drinnen zu Maddie zurück zu gehen. "Hier deine Jacke.", meinte ich und zog sie aus.
"Behalt sie ruhig noch.", bot er mir an, doch ich schüttelte den Kopf. "Drinnen brauch ich sie doch nicht. Ich muss Madeline suchen gehen. Wir sehen uns Rich.", meinte ich mit einem Lächeln und er versuchte es zu erwidern. "Bis dann."
Ich wandte mich ab und suchte schnellstens den Club nach Maddie ab. Das musste ich ihr unbedingt erzählen. Ich erkannte sie an der Bar mit Lina und Jan und rief ein. "Komm mit", in ihre Richtung, bevor ich rüberging, ihre Hand nahm und sie mit mir nach draußen zerrte, wo ich ihre Schultern packte und sofort ausrief: "Ich hab ihn grad gefriendzoned."
Maddie schrie sofort: "Was? Oh mein Gott. Ich hab schon gespürt, ich hatte die ganze Zeit als ihr draußen wart das Gefühl, da passiert gerade irgendwas wichtiges. Hab mich schon gefragt, ob du ihn jetzt einfach geküsst hast." Ich verzog das Gesicht und sah sie entgeistert an. Ich würde doch niemals Rich küssen."
"Wie ist es passiert? Oh willst du nen Schluck? Hat mir Jan spendiert.", meinte Maddie und hielt mir das Desperados hin, welches sie in der Hand hielt. Ich nahm die Flasche dankbar an und trank einen großen Schluck. Nach dieser Aktion brauchte ich erstmal ein Bier. Ich erzählte ihr alles, während wir uns das Despo teilten und total aufgeregt darüber redeten. Irgendwann nach dem zweiten Drink den wir uns noch gekauft hatten entschieden wir uns dazu auf die Tanzfläche zu gehen. Nach einer Weile war plötzlich Luna neben uns und Maddie schrie: "Louise hat Rich gefriendzoned!" Sie fasste es zusammen und wir tanzten zu dritt, bis auf einmal Low von Flo Rida lief. Ich kreischte, wie sehr ich das Lied liebte.
Ich zog Maddie zu mir und legte meine Arm um ihre Schultern, während sie meine Taille umfasste und wir eng umschlungen tanzten. Die Musik dröhnte in meinen Ohren, die bunten Lichter wirbelten um meinen Kopf herum und ich spürte eine Freiheit, die wohl zum erwachsen werden einfach gehörte.
Und da merkte ich es. Ich hatte es wieder. Mein Gefühl.
*****
Hey,
dieses Kapitel ist jetzt das letzte für heute. Im nächsten werdet ihr Jenna ein wenig besser kennen lernen, da sie für die weitere Geschichte sehr wichtig ist.
Was haltet ihr bis jetzt von der Story?
Und wie findet ihr Louise?
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