Another day, another party
Ich lachte und stieß mich am Boden ab, um höher zu schaukeln. Es war ein für den Oktober sonniger Freitag Nachmittag und ich war mit Luna und Maddie beim Spielplatz. Zuvor hatte ich noch mit Luna die Geschäfte in München nach neuen Klamotten durchsucht.
Sie war meine Lieblingsshoppingbegleitung, da sie einen irre guten Stil hatte und wir in dieselben Läden wollten. Außerdem hatte man mit ihrer verrückten und lustigen Persönlichkeit immer Spaß. Nachdem wir genug Geld ausgegeben hatten, waren wir noch spontan bei Maddie vorbeigekommen, da diese nur ein paar Straßen von Luna entfernt wohnte. Wir hatten im Supermarkt Chips, Caprisonne und Schokolade gekauft und redeten nun hier über Gott und die Welt.
Maddie und ich lagen nebeneinander auf der Nestschaukel und Luna saß im Schneidersitz auf der Wiese. "Und du hast ihn echt so hart gekorbt?", fragte Luna nach, während sie einen Schluck Caprisonne nahm. Ihre Schulterlangen braunen Haare waren unter einer schwarzen Kappe von Adidas versteckt, die zu der blauen Boyfriend Jeans, der schwarz weiß karierten Gürtel und dem weißen Hoodie passte. Wie immer ein lässiger Look, der aber genau aufeinander abgestimmt war. Etwas anderes hätte ich von Luna auch nichts erwartet.
Das Thema war Rich und die Sache die im Club passiert war. "Ja, er hat sogar noch versucht sie zu überreden.", übernahm Maddie das Antworten für mich, "der hatte sich aber auch schon ein bisschen Mut angesoffen."
Ich nickte: "Ja, er hat ziemlich betrunken gewirkt." Ich lehnte mich in der Schaukel zurück und schaute in den hellblauen Himmel, der schon zartrosane Akzente angenommen hatte. Ich will nicht arrogant klingen, aber irgendwie hatte ich es schon auf Jays Party geahnt. Ich hatte immer im Hintekopf, dass Rich auf mich steht. Aber diese Vermutung bestätigt zu bekommen war noch mal etwas ganz anderes.
"Wenn er aufdringlich wird muss du's einfach wie ich machen.", meinte Maddie zwinkernd und ich brach in schallendes Gelächter aus. Das war ein Insider, etwas das auf Jays Party passiert war. Rich, Maddie und ich sind ja den ganzen Abend irgendwie zusammengehangen und irgendwann waren wir vor dem Badezimmer gestanden und hatten halt rumgeblödelt. Ich hatte aus Spaß gesagt, dass man Maddie nicht vor die Brille fassen sollte, da sie dann richtig aggressiv wurde. Ich weiß gar nicht mehr was der Kontext war. Rich hat daraufhin genau das gemacht und als Rache wollte Maddie ihn ans Knie treten. Da sie aber sehr sehr betrunken war hat sie nicht sein Knie getroffen sondern etwas anderes... Zum Glück hatte Rich diesen Vorfall nach einer halben Stunde schon wieder vergessen.
So oder so bleibt das eines der witzigsten Dinge an die ich denken kann.
Nachdem wir uns von unserem Lachanfall erholt hatten, wechselte Maddie das Thema. "Ach Leute, ratet mal wer mir gestern wieder geschrieben hat. Mein Lieblingsboy."
"Jay.", kam es wie aus der Pistole von Luna. "Genau. Der Junge checkt einfach nicht, dass ich nichts mehr von ihm will."
"Ach der gute Jayjay.", schmunzelte ich und schob mir ein Milkyway in den Mund. Jay und Maddie waren das komplizierteste Paar, das eigentlich gar kein Paar gewesen war, dass ich kannte. Das ganze mit ihnen hatte dadurch begonnen, dass wir Jay über Luke kennengelernt hatten und er und Maddie sich am Weihnachtsmarkt unserer Schule länger unterhalten hatten. Daraufhin hatte er sie nach einem Date gefragt und sie waren zwei mal miteinander ausgegangen. Auf jeden Fall hatten sie sich dann gestritten und auf einmal wollte er etwas von Celine und war dieser total hinterhergelaufen und hatte geflirtet was das Zeug hielt, was sie komplett überfordert hatte. Danach hatten sie sich aber wieder versöhnt, aber aus den beiden wurde nichts, da sie einfach zu viel stritten. Es war immer so, dass Maddie achtlos etwas tat oder sagte, dass ihn verletzte und er daraufhin dumme Sachen tat, so wie das mit Celine.
"Blockier ihn halt wenn du genug hast.", riet Luna und bat uns alle mal kurz herzuschauen, da sie ein Video an Caitlin in Texas schicken wollte. Wir schaukelten und machten kurz irgendeine witzige Grimasse, bis Luna es abgeschickt hatte und Maddie wieder ernst wurde. "Ja, ganz ehrlich. Er muss den Korb auch langsam mal verstehen."
Maddie tat immer so, als würde das ganze komplett einseitig sein, doch am Anfang hatte sie wirklich Gefühle für Jay, deshalb war sie auch so eifersüchtig, als er anfing Kontakt mit Celine aufzubauen. Nur irgendwann hatte sie keine Lust mehr auf das ganze Drama. Ihre streitsüchtige stumpfe Persönlichkeit passte einfach nicht mit seiner sensiblen, manchmal zickigen Seite zusammen.
Der schlimmste Streit, den sie je hatten war, als er ihr an den Kopf geworfen hatte, dass sie "nicht wisse was wahrer Schmerz ist". Das hat sie ihm nie ganz verziehen, denn man kann über Maddie sagen was man will, aber nicht das. Als sie noch ein Kind war, war ihre Großmutter wegen einem Autounfall gestorben, die ihr wahnsinnig viel bedeutet hat, dann ihr Onkel an einem Herzinfarkt und danach ihre Tante an Krebs. Das war alles verdammt schlimm für sie gewesen. Sie musste damals zur Therapie gehen und ich war mir sicher, dass das Ganze bleibende Spuren hinterlassen hatte.
Als mein erster Hund Sally verstorben war hatte das schon wehgetan. Die anderen sprachen jetzt über Jennas Geburtstag und den Skandal mit ihren Eltern. Ich dachte nach und mir kam in den Sinn, dass es schon verdammt aufregend war, dass niemand wusste was in diesem Jahr noch passieren würde.
***
Der Oktober war mehr oder weniger ruhig zuende gegangen. An Halloween war ich mit Jenna, Talia, Maddie und noch ein paar anderen bei Nelly gewesen, der Bekannten von Jenna, die auch bei ihrer Geburtstagsparty war. Wir hatten Gläserrücken gespielt, was wirklich ein wenig gruselig war und waren nachts auf dem Friedhof gewesen.
Bis Mitte November waren die Temperaturen kälter und die Nächte länger gewesen. Es war ein nebliger Donnerstagnachmittag und ich saß mit Jenna in der Bibliothek, da wir beide eine Freistunde hatten. Celine, die sonst auch in Jennas Klasse war, war krank und da ich in der elften war, hatte ich keine Klassen mehr, sondern nur noch Kurse. Jenna saß gegenüber von mir, die blonden Haare mit einem schwarzen Velour Scrunchie zu einem hohen Zopf gebunden. Sie trug ein weiß rotes Levi's Shirt zu einer schwarzen Skinny Jeans, die ihre dünnen Beine betonte und ich bewunderte wie so oft ihre Fähigkeit bei jedem Wetter kurzärmlige Sachen zu tragen. Dem Mädchen wurde einfach nie kalt.
"Louise, ich hätte da mal eine Frage." Ich sah von meinem Französisch Heft auf und blickte erwartungsvoll zu ihr. "Du weißt doch, dass in Warrens Hütte alle paar Wochen Partys stattfinden?" Von diesen Partys hatte ich schon gehört. Das ganze sollte eine ziemliche Absturzveranstaltung mit viel Alkohol sein. Ich nickte: "Ja, zu denen durftest du doch nie hingehen."
Jenna nickte und grinste leicht: "Meine Eltern haben gesagt jetzt wo ich sechzehn bin kann ich gehen. Und Warren meint ich kann ruhig eine Freundin mitnehmen, hast du diesen Freitag Zeit?" Ich überlegte. Am Tag darauf war der Geburtstag meines Vaters aber sonst müsste es eigentlich klappen. An dem Samstag war geplant, dass wir in sehr schickes Edelrestaurant gingen und ich würde vermutlich verdammt fertig sein, aber das ließ ich mir nicht entgehen.
Anscheinend hatte sich Jennas Mutter von der Sache mit der Geburtstagsparty schon wieder beruhigt und auch zwischen ihr und Warren schien alles wieder gut zu sein. "Klar, komm ich mit. Und deine Eltern lassen dich da wirklich hin?"
"Ja. Am Anfang hieß es wir dürfen nur bis elf bleiben, aber ich hab auf zwölf überredet.", sie lächelte mich stolz an und ich ließ es bleiben ihr zu sagen, dass zwölf immer noch nicht besonders lang war, "aber du darfst auf gar keinen Fall sagen, dass es Alkohol geben wird!Die denken wir essen da nur Pizza und trinken ein bisschen Bier."
Ich schmunzelte. Das war zu erwarten.
**
Am Freitag Nachmittag saß ich in meinem Zimmer und suchte mir gerade aus, was ich anziehen sollte. Zusätzlich hatte ich Selin am Hörer. "Du gehst heute auf diese Party oder?" Ich machte ein zustimmendes Geräusch und suchte meinen Gürtel, der auf der Sessellehne lag. Mein Vater und ich hatten heute noch Hugo gekauft, den ich mitbringen konnte und Warren hatte mich in eine Whatsapp Gruppe für die Party getan, die sich "Warrens Zigeinerhüttn" nannte. So wie es aussah würden zu dieser Party außer mir und Jenna nur Jungs kommen, was mich ein wenig einschüchterte, aber ich wollte ja Typen kennenlernen.
"Na toll und ich sitz wieder allein zuhause rum.", beklagte meine Freundin sich. Ich seufze: "Celine, da kann ich nichts tun, deine Eltern würden dir das niemals erlauben. Außerdem dachte ich du hasst Partys?" Celine war Türkin und durfte daher keinen Alkohol trinken, außerdem waren ihre Eltern eher von der strengeren Sorte, sie durfte auch keinen Kontakt mit Jungs haben (was nicht hieß, dass sie nicht vierundzwanzig sieben über das andere Geschlecht nachdachte). Also würde eine Party, auf die fast nur Typen gingen und bei der Unmengen an Alkohol fließen würde ihr Todesurteil bedeuten.
"Aber das bedeutet nicht, dass ich nicht mal gern auf eine gehen würde." Ich seufzte. Wenn Celine sagte sie hasste Partys war das wie mit dreizehnjährigen Mädchen, die immer noch sagten Jungs wären eklig. Sie gab es nicht zu, würde es aber insgeheim gerne versuchen. Sie gab es nicht zu, aber Partys, Alkohol und lange Nächte übten auch etwas anziehendes auf sie aus. Allerdings hätte sie viel zu viel Angst es wirklich zu probieren.
Celine war das süße Mädchen mit den großen türkisen Augen und goldenen Locken, dass lieber mit ihrem dreijährigen Neffen spielte oder an der Switch Pokemon zockte, als wild Drogen zu nehmen, wie andere in unserer Schule
"Ach Louise, letztens bei Dunkin Donuts hab ich fünf Jungs gesehen, die alle sowas von süß waren. Warum gibt es überall Typen, nur nicht bei uns an der Schule?" Ich nickte: "Mhm, wenn dann nur in der zwölften." Es war kein Geheimnis dass Celine ein bisschen Boy-crazy war und einen Freund wollte. Sie war in derselben Einsamkeitsphase, die ich auch während der zehneten hatte, nur dass ich es mittlerweile aktzeptiert hatte. An unserer Schule waren alle guten Typen entweder vergeben, arrogant oder zu beliebt um an sie ranzukommen. Mit der Sorte wollte ich gar nichts am Hut haben.
"Und alle vierzehnjährigen hatten schon drei Freunde.", schnaubte Celine und wechselte in einen wehmütigen Ton, "wie lange müssen wir noch auf unsere Beziehung warten?"
Ich seufzte. Ich wollte nicht daran erinnert werden. Sie klang als könnte man ohne Freund gar keinen Spaß haben,. was gar nicht stimmte Dabei lebte ich doch ein erfülltes Leben. Ich hatte Freunde, machte Party und ging viel einkaufen. Und wenn schon, dann hatte ich eben keinen muskulösen Traumprinzen, der mich in die Arme schloss.
"Ich weiß es nicht."
***
Am Anfang fühlte ich mich unwohl. Jenna und ich waren wirklich die einzigen zwei Mädchen. Außer uns waren noch elf Typen darunter Warren und Lionel. Der heiße Typ, so wie ich ihn im Kopf nannte. So einer würde eh nie etwas mit mir anfangen, weshalb ich auch nur ganz kurz Notiz von ihm genommen hatte. Jenna und ich saßen bei drei wildfremden, die uns kaum beachteten und aßen Pizza.
Wenigstens sah ich heute gut aus. Ich hatte ein wenig Make up aufgelegt und mein Outfit war lässig. Ich trug meine Doc Martens, eine blaue Mom Jeans, meinen schwarzen Nietengürtel und ein weites dunkelblaues Sweatshirt, dass auf der Brust einen kleinen Aufdruck mit einer USA Flagge hatte. Dazu hatte ich meinen grauen Trenchcoat und die hellblaue Cross Body Tasche mit goldener Kette genommen, welche ich mir in Paris gekauft hatte. Maddie besaß dieselbe in pastellrosa.
"Ich fühl mich fehl am Platz.", murmelte Jenna und ich nickte zustimmend. "Ja, aber mit dem Alkohol wird es später bestimmt besser. Was hat es eigentlich mit dieser Puppe auf sich?", fragte ich und nickte verstörend in die Richtung der Sexpuppe, die über uns an der Decke hing.
"Oh Gott ja, dazu gibt's ne Geschichte. Ein paar Freunde von Warren haben ihm dieses Teil zum Geburtstag geschenkt. Am Anfang klebte noch ein Bild von meinem Gesicht drauf. Du kannst dir vorstellen wie verstört ich war.", erklärte Jenna. Ich lachte laut auf. Oh Gott.
"Jaa, Jungs beim Feiern... immer ganz witzig.", hörte ich auf einmal eine Stimme hinter mir und drehte mich um. Dabei schaute ich in ein bekanntes Gesicht. "Dich hab ich auch schon seit der Grundschule nicht mehr gesehen.", sagte der kleinere, blonde Junge mit breiten Schultern. "Levis! Stimmt die Grundschule, ich hab schon überlegt woher du mir bekannt vorkamst."
Levis und ich waren zusammen in die Grundschule gegangen und damals mochte ich ihn ehrlich gesagt nicht. Ich hatte ihn aus der vierten Klasse noch als dicklich und gemein zu mir in Erinnerung, doch jetzt hatte er einiges abgenommen und lächelte mich freundlich an. Sieht so aus als hätte da jemand ein Glow up bekommen. Und was war schon die Grundschule? Ich lächelte zurück: "Wie geht's dir so, was machst du jetzt? "
Nach der vierten war er auf die Realschule und ich aufs Gymnasium gegangen und seitdem waren wir uns nicht mehr begegnet. "Ne Ausbildung. Dieselbe wie der gute Warren dort hinten." "Lass mich überlegen!", rief ich und dachte nach. Das hatte mir Warren doch im Sommer beim Volksfest erzählt. "Fluggerätemechaniker, oder?", rief ich nachdem ich endlich draufkam. "Jap, bei der Bundeswehr, genauso wie er, er und er, und der da hinten." Er deutete wahllos im Raum auf mehrere Jungs, die ich mir nicht merken konnte, aber trotzdem nickte.
"Wollen wir mit den Shots anfangen?", rief Levis und die anderen grölten zustimmend. "Ihr sauft doch mit uns, Mädels?", grinste er und ich nickte. "Klar." Es gab nichts über einen neuen Start mit dem ehemaligen Fiesling meiner Klasse. Er holte eine Flasche bläulicher Flüssigkeit aus dem Kühlschrank und stellte sie auf dem Tisch ab. "Was ist das?", fragte ich, da sie mir unbekannt vorkam.
"Was Gutes.", antwortete er grinsend. Auf dem Etikett konnte ich "Berliner Luft" lesen. Ich beschloss ihm zu vertrauen und hob mein Glas, welches mit denen der anderen aneinander klirrte. Ich, Louise, die sonst kaum Kontakt zu Typen hatte feierte auf einmal mit elf trinkfesten Jungs in einer Hütte. Dieser Abend könnte interessant werden.
Heyy, ich melde mich mal wieder persönlich :)
Also Langsam macht mir das Schreiben dieses Buches richtig Spaß. Auch wenn die Storyline bis jetzt noch nicht so geradlinig war, kann ich euch versprechen dass es einen Plan gibt :)
Was an dieser Party wohl noch alles passieren wird?
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