A smile to remember
Mein erster Ball war der Abschlussball in der zehnten Klasse gewesen. Auch ein Abend, den ich vermutlich nie vergessen werde.
Ich hatte zum ersten Mal ein bodenlanges Ballkleid getragen und beim Friseur so starke Schminke bekommen, dass ich mich im Spiegel kaum wieder erkannte. Auf eine gute Art und Weise.
Ich musste schmunzeln, wenn ich daran dachte, wie anders die Dinge damals gewesen waren. Ich hatte mit diesem fremden Typen aus der Tanzschule getanzt und Ally noch mit Luke, welcher an diesem Abend wie verrückt mit mir flirtete. Ich weiß noch wie wir getanzt und ewig lang geredet haben. Die anderen waren auch da und es wurde ein wirklich schöner Abend. Egal was danach geschah, für diese eine Nacht war alles gut.
Ich erinnere mich daran wie stressig es war von der Schule zu kommen, sofort zu Friseur, dann wieder nach Hause, dann zum Ball. Eine einzige Hetzterei.
Der Vormittag vor meinem zweiten Ball fiel da um einiges entspannter aus. Da der Winterball dieses Jahr auf einen Samstag fiel, konnte ich meinen Rausch ausschlafen, schön gemütlich frühstücken und hatte ewig Zeit um mich vorzubereiten, da nur die Tanzschüler so früh da sein mussten.
Ich schrieb den ganzen Tag über verteilt mit Lionel, ich hatte ihn schon gefragt ob er einen Kater nach der Party gestern spürte.
Lionel: Ne gar ned😅
Louise: Ich auch ned😂
Es ging mir wirklich komplett gut, bis darauf dass ich mir beim Schlafen den Nacken verrenkt hatte.
Lionel: Jenna?😂
Ich musste lachen. Wir machten uns alle immer darüber lustig, dass Jenna so wenig vertrug.
Louise: Jenna überraschenderweise auch ned😌 hab schon mit ihr geschrieben😂
Lionel: Ohoo😂
Ja, so wie sie gestern zeitweilens aussah war das wirklich ein Wunder.
Louise: Ja😂 War aber nicht so schlimm wie beim letzten Mal :))
Lionel: Ja war irwie nüchtern😅
Bei seiner Körpergröße konnte ich mir schon vorstellen, dass er immens viel vertrug.
Louise: Ich nicht mehr so ganz😅 aber es ging schon😂
Lionel: Hat man gar nicht gemerkt😂
Louise: Nee😂
Oh man. Ich grinste, er neckte mich mal wieder. Wir führten unser kleines Spiel fort.
Lionel: Warst auch gar nicht müde😂
Louise: Nee also müde schon gar nicht😌😂
Lionel: Gar nicht😌😂
Louise: Bin auch gar nicht fast eingeschlafen😂
Der Gedanke wie ich mich wieder an ihn kuscheln, wärmte mich fast ein zweites Mal.
Lionel: Du doch nicht😂
Louise: Passiert mir nie😂
Lionel: Bis jetzt jedes Mal😂
Ich überlegte und mir fiel auf, dass das stimmte. Bei unserem Kennenlernen, dem Treffen und gestern schon wieder. Es war aber auch einfach zu schön wenn ich mich von ihm kraulen lassen konnte und er sich um mich kümmerte.
Louise: Ist halt echt so omg😂🥺
Lionel: Also ich finds ja nicht schlimm🥺😂
Louise: Dann ist gut :)
Lionel: :)
Ich lächelte wegen unserem kleinen Flirt. Nachdem ich lange genug gefaulenzt und geschrieben hatte, ging ich schließlich ins Bad um damit anzufangen mich fertig zu machen. Heute würden einige Fotos gemacht werden und da wollte ich gut aussehen.
Um viertel vor sieben würde mich Sohpia nämlich abholen kommen. Mit uns gingen noch eine Freundin namens Jamie, da ihre Schwester Abschlussball hatte, ein paar Leute aus der jetzigen zwölften und natürlich Sam.
Ich nahm mein Glätteisen und begann jede einzelne meiner dunkelbraunen, langen Haare sorgfältig zu locken. Es kostete mich zwar einiges an Zeit, aber ich wollte dass es gut wurde. Bei meinen Make up gab ich mir Mühe zuerst jede Unreinheit sorgfältig abzudecken, um dann ein sauberes nudefarbenes Augen Make-up zu kreieren. Nachdem ich die üblichen Sachen wie Highlighter, Wimperntusche und Lippenstift aufgetragen hatte, benutzte ich noch Parfum von Davidoff und sah mir noch mal alles im Spiegel an.
Ich hatte die teuren Produkte von Mac, sowie einen nudefarbenen Lippenstift von Marc Jacobs benutzt und das sah man mir auch an. Zufrieden lächelte ich meinem Spiegelbild zu und ging danach an meinen Schrank um mein Ballkleid zu holen.
Es war ärmellos, dunkelblau und bestand am Oberkörper aus an manchen Stellen mit Glitzer versehener Spitze. Ein glänzendes gleichfarbenes Band um meine Taille trennte diesen Part von dem Rest, der in dunklem, seidigem Stoff zu Boden fiel und meine Beine ganz und gar verhüllte. Der Rücken war frei, was wie ich fand ein sehr schönes Detail war.
Ich drehte mich um, blickte in den Spiegel und war für einen kurzen Moment tatsächlich hin und weg. Ich hatte schon bemerkt, dass das Kleid viel lockerer als beim letzten Jahr saß, doch jetzt sah ich auch, wie viel ich abgenommen hatte seit Beginn der elften Klasse. Ich sah gut aus. Das sagte ich ganz ohne Arroganz, mir gefiel in diesem Moment wirklich was ich im Spiegel sah.
Meine dunklen Locken harmonierten perfekt mit dem nachtblauen Kleid. Ich sah edel aus, erwachsen, wohlhabend. Einfach elegant.
Ich nahm die schwarze Karl Lagerfeld Tasche, welche meine Mutter mir für den Ball geliehen hatte und präsentierte mich meinen Eltern im Wohnzimmer. Die beiden waren ziemlich hin und weg, außerdem fiel sogar ihnen auf, dass ich abgenommen hatte.
Ich war so glücklich. Schon so lange war ich unzufrieden mit meinem Körper gewesen, doch jetzt schien ich endlich meinen Frieden schließen zu können. Könnte mein früheres ich vor zwei Jahren mich nur gerade sehen. Ich würde ihm eine Menge Angst nehmen.
Draußen zog ich meine schwarzen Pumps an und wartete bis Sophia und Jamie mich abholen würden.
Mein Handy klingelte und die Nachricht die sich darauf befand zauberte mir ein Lächeln aufs Gesicht.
Lionel: Viel Spaß beim Ball :)
Lionel war so aufmerksam. Heute vor einem Jahr hätte ich niemals gedacht, dass so ein Junge mich mögen könnte. Ich schrieb ihm zurück und wir lachten darüber, dass meine Freunde sich natürlich verspäteten. Sophia war nämlich immer zu spät.
Als sie dann da waren steckte ich mein Handy in die Tasche, nahm meinen Mantel und rief meinen Eltern ein schnelles „Tschüss" zu bevor ich die Tür öffnete.
Sophias körpernahes schwarzes Kleid passte zur ihrem elfengleich schmalen Körperbau, aber auch Jamie machte in ihrem cremefarbenen Prinzessinnenkleid mit unendlich viel Tüll eine gute Figur.
Jamies Vater fuhr uns hin, welcher der entspannteste Typ aller Zeiten war. Es wurde locker geplaudert und wir machten Witze bis wir dann schließlich am Stadttheater ankamen. Draußen herrschte eiskalter November und ich war heilfroh als wir nach drinnen kamen. Ich sah gleich Celine, Nick und ein paar Freunde, welche ich grüßte. Ich hätte lachen können bei dem Anblick wie gestresst Celine aussah.
Sie war blass, hetzte hin und her und gestikulierte dabei wild. Typisch. Mit einem Lächeln erinnerte ich mich daran wie aufgeregt ich beim letzten Jahr gewesen war. Ich hatte meinen Tanzpartner vor Nervosität komplett zugelabert.
Doch jetzt konnte ich schön gemütlich zu meinem Tisch gehen. Bei uns saßen noch Sophias Eltern, Sam und Jamies Familie. Es war eine witzige Runde und alle waren echt locker drauf. In einer der Zwischenpausen gingen wir nach draußen um Bilder zu machen, da Jamies Vater eine professionelle Kamera dabei hatte und als Hobby gern photographierte. Wir machten sowohl Einzel- als auch Gruppenfotos bevor das Tanzen weiterging und wir wieder zum Ballsaal musste.
Nick und Celine machten ihre Aufgabe gut, vor allem wenn man sah wie andere aus der Stufe aus dem Takt waren. Zum Glück war unser Jahrgang nicht so schlimm gewesen.
Ich tanzte Cha Cha Cha mit Jamie und sogar einmal mit Sophias Vater, was echt lustig war. Wir unterhielten uns gut, doch ich konnte es nicht lassen ein paar mal aufs Handy zu schauen um Lionel zu schreiben.
Nachdem die Tanzvorstellung der zehnten vorbei war kam Celine zu unserem Tisch und fragte mich ob wir Bilder machen wollten. Ich ging erneut mit ihr und wir schossen noch ein paar Fotos. Celine sah wunderschön aus mit ihren Locken und dem hellblauen tief ausgeschnittenen Kleid, dass sogar einen Beinschlitz hatte. Danach stellte sie mich ein paar Leuten aus ihrem Jahrgang vor und wir hatten viel Spaß.
Ich war glücklich. Die Stimmung war so schön und elegant, mit den glitzernden Kleidern, wallenden Röcken und schicken Frisuren. Ich tanzte und lachte mit meinen Freunden, Celine war froh es hinter sich zu haben und Jamie stellte fest, dass wir seit dem Tanzkurs fast alles wieder vergessen hatten.
Heute vor einem Jahr, bei meinem letzten Abschlussball hätte ich mir meinen jetzigen Zustand nicht träumen können. Ich war schlank, fühlte mich gut, hatte Jungs als Freunde und jemanden der mich wirklich mochte.
Der ganze Abend fühlte sich an wie mit Zucker überstreut, sodass ich am Ende des Abend todmüde aber zufrieden ins Bett fiel.
***
Am nächsten Tag kam dann schließlich Lionel zu mir. Ich war nicht mehr ganz so nervös wie beim letzten Mal, aber immer noch ziemlich.
Aber wenn man einmal so gut miteinander reden konnte, sollte man das doch immer können.
Glücklicherweise hatte ich vom Vortag noch Locken in meinen Haaren, die ziemlich hübsch aussahen. Dazu schminkte ich mich leicht und zog meine blaue Mum Jeans und einen dunkelblauen, etwas kurzer geschnittenen Pullover mit Zopfmuster und V- Ausschnitt an.
Zuerst hatten wieder Netflix geschaut, diesmal aber American Horror Story. Ich konnte mich wieder an ihn kuscheln, also war ich glücklich. Lionels Wärme zu spüren und mit dem Kopf auf seiner Brust zu liegen war einfach das Schönste. Er kraulte mich oder strich mit seinen Fingern gedankenlos über meine Haut, unbewusst was für ein Kribbeln er dadurch auslöste.
Nach ein paar Folgen hörten wir dann auf. Ich klappte den Laptop zu und setzte mich hin. Neckisch lächelnd richtete ich meine Haare und meinte: „Siehst du, diesmal bin ich nicht eingeschlafen."
Lionel lachte: „Oha. Große Leistung von dir."
Ich lachte: „Oh ja. Wie fandest du die Party eigentlich?"
„Joa war schon ok. Bis darauf dass Levis danach fast ins Auto meines Dads gekotzt hätte und total zusammenhangsloses Zeug geschrien hat." Ich lachte und er schüttelte grinsend den Kopf. „Hast du das von Jenna und Warren am Weihnachtsmarkt mitbekommen?", fragte ich und er verneinte: „Wir sind schon viel früher als ihr gegangen. Was denn?"
„Oh die zwei haben sich irgendwie gestritten.", ich erzählte von der Geschichte mit dieser Theresa und fragte ihn was er davon eigentlich hielt. Blöderweise hatte er wohl nichts gegen sie. „Ja... ihre eine Freundin war ist halt die Zwillingsschwester von Tobi. Deshalb wär's irgendwie blöd gewesen sie nicht einzuladen."
„Hmm.", machte ich. Tobi war auch einer von Lionels Freunden, der immer bei den Treffen dabei war. Ich konnte in einer Sache verstehen warum Lionel so dachte, aber andererseits war Theresa so eine falsche Schlange, da war ihre Freundin bestimmt nicht viel besser.
Ich wechselte das Thema und wir lachten darüber wie betrunken Jenna wieder gewesen war, wodurch wir auf die erste Feier kamen, bei der wir uns kennengelernt hatten. Lionel erzählt mir dass ich, als Jenna und ich zum Auto ihres Vaters gegangen sind fast gegen den Seitenspiegel gelaufen wäre und ich vergrub lachend den Kopf in meinen Händen. „Oh nein! Ich hab mir doch noch gedacht, dass ich euch im Hintergrund lachen gehört hab, war das wegen mir?"
Lionel grinste verlegen: „Ähm ja. Aber... es war dunkel. Du kannst als Ausrede nehmen, dass es dunkel war."
„Genau. Es war dunkel.", betonte ich. Wie letztes Mal kamen wir total leicht in den Gesprächsfluss. Es war so interessant neue Dinge über ihn zu erfahren. Er erzählte davon wie launisch seine Mutter und Schwester sein konnten und ich lästerte darüber wie schwierig Maddeline war. Seit der Nachricht am Freitag hatte ich nichts mehr von ihr gehört.
Lionel erzählte mir von seiner ersten richtigen Party bei einem Mitschüler und davon wie sie bei Beerpong statt Bällen einfach Süßigkeiten verwendet hatten, weil nichts anderes da war.
Das erinnerte uns daran wie wir bei Warren Beerpong gespielt hatten und ich am Anfang gesagt hatte ich könnte es nicht aber dann doch jeden Ball getroffen hatte. „Ich weiß immer noch nicht wie das auf einmal kam! Als ich das letzte Mal gespielt hab, bei Lunas Geburtstag hab ich gar nichts getroffen. Da war ich sogar noch nüchtern."
Wir lachten und Lionel erzählte wie er sich danach mit einem anderen Typen um den Gastgeber kümmern musste, da dieser sich in seinem Zimmer erbrochen hatte. Dadurch fiel mir die Geschichte ein wie ich nach meinem sechzehnten Geburtstag das erste mal gekotzt hatte. Wir sprachen über viele solche Sachen und er erzählte mir dass er noch nie gekotzt und auch nie gekifft hatte. Irgendwie überraschte mich dass, da ich es von ihm erwartet hätte, so wie er wirkte.
„Und du?"
„Da gibt's so eine Geschichte, aber ich weiß ich nicht ob das als Gras nehmen zählt. Also Ally und ich waren halt beim neunzehnten Geburtstag von ihrer Cousine und haben beide dort geschlafen. Es war halb sechs morgens und die Sonne ist grad aufgegangen. Wir waren draußen und dann hat Allys Cousine halt gekifft und hat uns was angeboten. Ich hab ein paar mal gezogen, aber gar nichts gemerkt, also ich weiß nicht ob das zählt."
„Ja, vor allem das erste mal muss man ein bisschen mehr nehmen hab ich gehört.", erwiderte Lionel.
Wir erfuhren mehr über die Freunde des anderen, Geschichten über uns als Kinder und über gemeinsame Bekannte.
Es stellte sich heraus, dass wir die gleichen Menschen hassten, wodurch wir wunderbar ablästern konnten.
Lionel hatte so eine angenehme Art, dass ich mich wohl fühlen konnte. Obwohl ich ihn wirklich noch gar nicht so lange kannte. Es war verrückt. Mit Lionel war alles so einfach.
Und irgendwann als wir über einen Bekannten von uns sprachen, den wir beide für arrogant hielten, dachte ich es mir. Ich möchte, dass du mein Freund wirst. Ich möchte dich.
Da es einfach war. Leicht. Wir mussten nicht mal zwingend reden, sogar Stille fühlte sich nicht falsch an. Die Sonne verschwand und hinterließ Dunkelheit, während wir in meinem Bett lagen und nur der Mond und die Lichter der Straße mein Zimmer erhellten. „Woran denkst du?", fragte Lionel und streichelte mit seinem Daumen über meine Schulter, um die er den Arm gelegt hatte.
Ich lehnte meinen Kopf an ihn und seufzte: „Irgendwie an gar nichts."
„Komm schon. Woran denkst du?", grinste er und stupste mich an. Ich schmunzelte: „Irgendwie wirklich an nichts." Auf eine Art stimmte das auch und ich konnte ihm ja kaum sagen, dass ich vor ein paar Minuten noch gedacht hatte, dass ich ihn als Freund wollte.
Mein Handy gab einen Ton von sich und ich griff danach. „Oh Jamie hat mir die Bilder vom Abschlussball geschickt." Anscheinend hatte ihr Vater sie fertig bearbeitet und aufs Handy geladen.
„Ich will sie auch sehen.", meinte Lionel und ich antwortete schnell: „Warte kurz ich will nur sehen, ob die hässlich sind... scheiße die sind hässlich." Ich erhaschte einen Blick auf ein Bild auf dem ich nicht in die Kamera sah und legte das Handy schnell weg. Die durfte er auf keinen Fall sehen! Was wenn ich auf irgendeinem eine komische Grimasse machte oder so?
"Bestimmt nicht. Zeig sie mir." Ich versuchte mit ihm zu diskutieren, doch er beharrte auf seinem Standpunkt und war dabei verdammt süß, also schlug ich einen Kompromiss vor: "Okay, aber ich schau sie mir zuerst an, lösch die Hässlichen und dann zeig ich sie dir."
"Ach komm, ich bin mir sicher, dass keins davon hässlich ist, ich will sie alle sehen." "Nein", lachte ich und da mir nichts anderes einfiel, nahm ich mein Handy und drehte mich weg von ihm, damit ich ihm die Bilder nicht zeigen musste. Jedoch legte Lionel seinen Arm um mich und versuchte meinen Körper zu sich zu drehen, während ich lachend: "Nein, nein, nein!", rief.
Als ich irgendwann feststellte, dass ich keine Wahl hatte, ergab ich mich und gab ihm mein Handy mit einem erschöpften: "Na gut, dann schau sie dir halt an." Ich bereute diese Entscheidung sogleich als er durch die Fotos ging und ich nichts dagegen tun konnte. Hoffentlich waren sie gut geworden und brachten mich nicht gleich in Verlegenheit. Lionel drehte sich zu mir und lächelte mich an: "Sind alle voll schön." Ich seufzte und da ich bei seinem Blick nicht lange standhalten konnte, kuschelte ich mich an seine Brust und sah mit ihm zusammen den Rest der Fotos an. Besonders lange fiel sein Blick auf ein Bild, dass mich von der Seite zeigte während ich lachte.
Ich sah glücklich aus. Nein, ich strahlte förmlich. Weil ich glücklich war. Ich konnte mich noch erinnern, dass Sophia hinter der Kamera etwas witziges gesagt hatte. Es war echt und deshalb liebte ich dieses Bild.
"Dieser Größenunterschied.", bemerkte Lionel lachend als sein Blick auf ein Bild von mir und Celine fiel. Ich lachte: "Ja, Celine ist groß."
"Du bist auch ganz groß.", schmunzelte Lionel, woraufhin ich lachte: "Ja klar.", und ihn kurz in die Seite knuffte.
***
Der Tag wandte sich dem Ende zu und ich spürte wie ich ruhiger wurde. Ich lag auf der Seite mit dem Gesicht zu Lionel, welcher mir zugewandt gegenüber lag. Mit geschlossenen Augen spürte ich wie seine Hand meine Haare kraulte, während die andere auf meiner Taille lag. Es war dunkel in meinem Raum, nur der Mond und die Lichter der Straße warfen ihren Glanz in den Raum.
Alles war so komplett ruhig und irgendwie auf seine eigene Art sinnlich. Lionel nahm die Hand von meiner Taille und strich sanft über meine Wange, woraufhin ich lächelte. Ich würde ihn vermissen sobald er gegangen war. Am liebsten wäre es mir diesen Moment festzuhalten und immer wieder abrufen zu können, wenn es mir mal schlecht ging.
Ich fragte mich, woran er gerade dachte. Ob er die Augen geschlossen hatte, oder sein Blick auf mir lag. Seine zarten Berührungen auf meinem Körper waren Balsam für meine Seele und ließen mich alle Sorgen vergessen. Ich fragte mich, ob er mich küssen würde. Wenn ich so nah an ihm war, war ein Teil von mir aufgeregt, doch der andere beruhigte sich sogleich und fuhr angenehm runter.
Ich genoss den Moment und ließ meine Gedanken fließen, bis Lionel gehen musste. Wir standen auf und mir wurde gleich kalt. Als ich genau an meiner Zimmertür war und den Türknauf ergreifen wollte, spürte ich jedoch plötzlich zwei Arme um meine Taille, die mich sanft zurück an ihn zogen. "Huch, ist irgendwas?", entfuhr es mir überrascht. Lionel drückte mich an die Wand hinter mir und bedachte mich mit einem verschmitzten, schiefen Grinsen, bevor seine Arme mich näher an ihn zogen und er sich zu mir runter beugte.
Oh Gott, würde er jetzt etwa...?
Als ich zuerst seine Lippen auf meinen spürte, war ich so überrumpelt, dass ich nicht einmal die Augen zumachte. Tausend Gedanken gingen mir durch den Kopf. Das war also mein erster Kuss. Solange hatte ich auf diesen Moment hin fantasiert, ihn mir vorgestellt, davon geträumt und hier war er nun.
Ich spürte, wie Lionel leicht seine Lippen gegen meine bewegte und bemerkte wie mein Körper aus seiner Schockstarre erwachte. Ich erinnerte mich daran, dass man beim Küssen die Augen zumachte, bevor ich ihn erwiderte. Meine Arme legten sich auf Lionels Schultern, ich stellte mich gerader hin, damit ich besser an ihn rankam. Ich hatte keine Ahnung, ob ich das hier richtig machte, doch irgendwie bewegten sich meine Lippen gegen seine.
Es war ein merkwürdiges Gefühl. Anders als man es erwarten würde und ich war unglaublich aufgeregt. Auf einmal kamen in mir Zweifel. Ich hatte keine Ahnung wie man küsst, wie weit ich den Mund aufmachen sollte und ob ich überhaupt irgendetwas richtig machte. Was wenn ich mich total blamierte und es ihm gar nicht gefiel?
In all meinen Gedanken hatte ich aufgehört ihn zu küssen und den Blick gesenkt. Was wenn ihn der Kuss enttäuscht hatte? Trotz meines rasenden Herzens machte mich dieser Gedanke unendlich traurig. Ich spürte, wie er liebevoll einen Kuss auf meiner Schläfe platzierte und in einem fast schon unsicheren Ton, der nicht hätte süßer sein können leise fragte: "War es schlimm? Oder war es zu früh?"
Wie konnte er nur denken, dass ich es je schlimm finden könnte ihn zu küssen. Er war einfach...wow und ich stand total unsicher in seinen Armen, wie ein verzweifeltes kleines Mädchen, das nicht wusste, wie es reagieren sollten, während meine Gedanken sich überschlugen. "Nein..", stieß ich aus und konnte ihm nicht einmal ins Gesicht sehen, "nein es liegt nicht an dir.. ich.. ich weiß nicht.."
"Wieso siehst du nur auf den Boden?", fragte er sanft und ich stammelte weiterhin, "Ich ähm.. ich weiß nicht ich bin nur..", bis ich nicht mehr wusste, was ich sagen sollte. "Ich glaub du musst langsam echt gehen, dein Dad is ja schon da.", sagte ich unüberlegt, da ich einfach nicht mehr weiter wusste.
Wir verließen mein Zimmer und ich ging mit wackligen Knien an meinen Eltern im Wohnzimmer vorbei zum Flur. Ich sah ihm zu, wie er seine Jacke und Schuhe anzog und hätte mir an die Stirn schlagen können. Ich hatte es vermasselt. Ich hatte es total vermasselt und mich vor ihm blamiert. Was war ich überhaupt für eine sechzehnjährige, die noch nie geküsst hatte, wo doch jeder diese Erfahrung schon mit dreizehn oder spätestens vierzehn gemacht hatte?
Der Flur war dunkel und wurde nur durch eine goldene Lichterkette erhellt, die rechts von mir hing. Ich atmete tief durch und sagte: "Es tut mir leid."
Lionel drehte sich zu mir und meinte seufzend: "Du bist ein bisschen nervös oder?" Ich ließ den Kopf und stieß aus: "Ja." Daraufhin spürte ich auf einmal, wie er seine starken Arme um mich legte und mich in eine Umarmung hüllte. Ich wurde an ihn gezogen und vergrub meine Kopf in seiner Brust, während ich mit meinen Armen seinen Oberkörper umschlang. Ich hatte unbewusst den Atem angehalten und begann mich mehr zu entspannen. Seine Wärme und Sicherheit hatte einen beruhigenden Effekt auf mich.
"Tut mir leid, dass ich so komisch war.", murmelte ich gegen seinen Pullover. Lionel nahm seine Hände von meinem Rücken und legte sie an meine Wangen. "Schau mich doch an.", kam es fürsorglich ihm, während er ganz sanft meine Haut streichelte. "Mach ich doch.", meinte ich und hob den Kopf.
Meine Knie wurden weich, als ich das liebevolle Lächeln sah mit dem er mich ansah. Dieser Anblick hatte sich für immer in mein Gehirn gebrannt. Er sah mich einen Moment länger zärtlich an, bevor er sich runterbeugte und ich noch einen kurzen Kuss bekam, bevor er durch die Tür ging und ich alleine im Flur blieb.
Zitternd lehnte ich mich an meine Haustür und war mir sicher, dass mein rasender Herzschlag mich heute noch umbringen würde.
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Hey, ich melde mich auch mal wieder :)
Hoffe, dass euch die Geschichte bis jetzt gut gefällt^^
Wie fandet ihr den ersten Kuss zwischen den beiden?
Ich wollte euch nur kurz danken dafür dass die Geschichte vor kurzem 0,6 K erreicht hat! Danke für alle Votes, Reads und Kommentare, das bedeutet mir viel!🧡
Und ja das das Bild von Louise beim Abschlussball ist das Titelbild^^
Das nächste Kapitel kommt am Montag :)
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