21 - ,,Es zerreißt mir das Herz."
,Reicht dir das' ~ Provinz
GRAYCEN
Ich blinzelte zu oft. Meine Wimperntusche hing in Klumpen von meinen Augen, wenn sie nicht schon in meinem ganzen Gesicht verteilt war. Und ich wusste nicht, ob man mir ansah, dass ich gerade mit einem Bein überm Abgrund stand. Das Licht nervte. Eigentlich war ich das ständige Aufblitzen der Lampen gewöhnt, aber gerade waren es Nadelstiche.
Ich küsste den Falschen und das Einzige, woran ich dachte, waren Wimperntusche und Bühnenlicht. Stopp. Eigentlich dachte ich viel zu viel, aber die Gedanken waren zu scharfkantig, um sie festhalten zu können. Also Wimperntuschebühnenlichtpolsterblasen. Ich glaube, wir Menschen haben ein entscheidendes Problem, wenn nichts mehr richtig ist, wenn alles nur ein Puzzle aus Fehlern ist. Das heißt aber nicht, dass wir deswegen selbst das Richtige machen in diesen Momenten.
Eigentlich war es traurig. Ich spürte die Hände eines fremden Mannes auf meinem Körper, an Stellen, an denen ich sie definitiv nicht spüren wollte, zumindest nicht diese Hände – und es war mir einfach nur egal. Weil ich nicht wirklich hier war. Mein Körper war da draußen vor Caspian geflüchtet, aber das, was mich zusammenhielt, war irgendwo zwischendrin verloren gegangen. Vielleicht hatte es sich schon während seiner Worte an sein Herz gehängt, wie eines von diesen Schlössern, die für ewig an Brücken befestigt sein würden. Ich hatte das schon immer idiotisch gefunden.
Ich wusste, warum ich das tat. Es war eine spontane Handlung gewesen; ich war wieder nach drinnen geflüchtet und da stand da Max vor mir, mit dem ich vorhin kurz geflirtet hatte, und ich hatte es in seinem Blick gesehen und es war ganz einfach gewesen und es hatte nichts gekostet, keine Gefühle, keine lauten Worte, keine Tränen. Aber ich hatte den Entschluss bewusst getroffen: Mit dem Wissen, dass Caspian, der gute Caspian, mir nachlaufen würde, wenn er Tränen auf meinen Wangen sah, und mit der Hoffnung, dass ich mich dadurch endlich von ihm reißen könnte. Was nicht hieß, dass ich in dem Moment der Entscheidung klar denken konnte. In der letzten Woche war ich ein Geist gewesen, hatte mit niemandem sprechen wollen, nicht einmal mit meiner besten Freundin Ruth, und eigentlich kaum etwas gemacht – nicht viel gegessen, höchstens Sea Salt Cracker oder Schokolade, kaum geschlafen und eigentlich nur Löcher in die Luft gestarrt. Nicht einmal mehr geheult hatte ich. Und natürlich hatte ich Drinks verkauft, jeden Abend war ich hierher gekommen mit der Hoffnung in den Menschenmengen und der Lautstärke mein eigenes Dasein zu vergessen. Kurz: Mir ging es beschissen.
Es ist nicht unmöglich.
Du verurteilst uns zum Scheitern, bevor wir es in irgendeiner Art und Weise versucht haben!
Das hier ist kein Spiel, kein Theaterstück.
Es ist das Leben.
Ich bin da. Ich stehe hier, hinter dir.
Würde ich diese Worte je vergessen können? Das hier hatte er nicht verdient, nicht so, das hatten wir nicht verdient, ich wollte das nicht, ich... Ich riss mich los. Ich konnte nicht mehr. Es war ein Scheißfehler gewesen, Max zu küssen, und irgendwie auch nicht, ich wusste es nicht. Ich wusste nicht, ob ich alles kaputt machen wollte. Es war einfach Chaos in meinem Kopf, meine Gefühlswelt kam mit der Welt nicht klar. Ich drehte mich um, um herauszufinden, ob es zu spät war, ob mein Plan aufgegangen war, mein Blick huschte von Kopf zu Kopf – bitte, bitte nicht – und dann... sah ich ihn.
„Nein!" Mein Schrei war stumm im Lärm, niemand hörte meine Schluchzer, niemand sah meine Tränen in der Dunkelheit. Den Einzigen, den sie interessiert hätten, hatte ich gerade von mir gestoßen, hatte ich gerade wie einen Stein ins Meer geschleudert.
Ich ließ sie alle stehen – Max und Caspian und Catherine an der Bar – und rannte nach hinten in den Raum, wo leere Flaschen landeten und wo auch unsere Spinde waren. Es roch ein bisschen nach abgestandenem Alkohol, aber ich hatte mich daran gewöhnt.
Völlig fertig ließ ich mich auf die kurze Bank sinken. Ich hatte kein Licht angemacht, der Raum war düster und still, ich nahm es nicht wahr. Die nächsten Minuten hörten die Tränen nicht auf, aus meinen Augen zu sprießen und immer weiter zu wachsen, so wie das Chaos. Ich hatte das nicht gewollt, doch irgendwie schon, aber ich hätte das nicht tun dürfen. Es war viel zu voreilig gewesen. Warum zweifelte ich auf einmal an meiner Entscheidung, mich von Caspian zu lösen? Wegen der Umarmung? Wegen der Worte? Wegen des Schmerzes?
Meine Wangen, mein Hals und meine Finger waren völlig nass von dem gräulichen Gemisch aus Wimperntusche und Tränen, als ich mich endlich zwang, tief durch zu atmen. Einfach atmen, ein und aus. Anfangs funktionierte es nicht, aber dann ebbte langsam das Beben in meiner Brust ab. Der Riss blieb und tat weh. Trotzdem schaffte ich es, einen klaren Gedanken zu fassen.
Das, was Caspian gesagt hatte, klang so... schön. So leicht. Aber ich wusste nicht, ob wir einfach dieses Klischee eines glücklichen Paars sein konnten, oder ob ich es eigentlich viel zu kompliziert machte. Ich kannte Caspian, er war zwar manchmal ein wenig naiv und unschuldig, aber er wusste, was er tat, wenn er philosophische Sachen sagte. Und vorhin hatte er sehr viele philosophische Sachen gesagt. Warum sollte es also nicht stimmen, was er glaubte? Ich wusste nicht mehr, was ich denken sollte. Vor zwei Stunden war ich noch überzeugt gewesen, diese ganze Beziehung einfach zu vergessen und so weiterzumachen wie zuvor und jetzt kam irgendjemand daher und schwafelte ein paar schöne Dinge und ich schwankte. Nein, nicht irgendjemand. Ein Mensch, dem ich vertraute.
Was, wenn das Klischee des glücklichen Paars wirklich existierte? Was, wenn es besser war, zu fliegen und dabei zu sterben, als auf dem Boden die Zeit herumzuschlagen? Was, wenn einfach nur zählte, dass Mond und Sonne leuchten?
Fakt war: Ich wusste nicht weiter. Ich war schon wieder naiv und machte mir Hoffnungen, aber vielleicht gab es für sie einen Grund? Vielleicht wollten sie gehört werden von meinen Ängsten?
In einem jähen Anflug von Energie, wohl ausgelöst durch die Frustration, drehte ich mich um, öffnete den Spind und holte meine Tasche hervor. Ich warf einen Blick auf mein Handy, ohne die Erwartung, etwas verpasst zu haben. Doch, der Messanger zeigte eine Nachricht von meiner besten Freundin an. Ich klickte mich in den Chat hinein.
Ruth, 17:48: Wie geht's dir?
Du, 18:10: Nja, okay.
Das war gelogen gewesen, und verdammt (oder zum Glück), das hatte sie gemerkt.
Ruth, 21:25: Ok, wenn du nicht einmal Witze darüber machst, wie scheiße es dir geht, dann geht es dir wirklich scheiße.
Es machte mich irgendwie für einen kurzen Moment glücklich, dass sie mich so gut kannte. Mit ihr könnte ich darüber reden. Sie wusste, wie ich tickte, sie würde es verstehen. Wenn nicht, dann würde mir selbst der beste Therapeut nicht mehr helfen können. Immerhin machte sie eine Ausbildung zur Physiotherapeutin, da steckte schon viel Psychologie im Wort.
Graycen, 00:21: Noch wach?
Ruth, 00:21: Das Warten auf deine Antwort hält mich wach. Nein, eigentlich ist mein Schlafrhythmus im Eimer und Sex and the City zu faszinierend xD.
Graycen, 00:22: Wäre eine Flasche Wein mit deiner besten Freundin um Mitternacht faszinierender?
Ruth, 00:22: Klaro, komm her, ich hab welchen.
Ich musste ein bisschen lächeln. Wir hatten in den letzten Wochen nicht allzu viel Kontakt gehabt, weil sie mit ihrer Ausbildung viel zu tun hatte und ich ja Caspian gehabt hatte, aber wenn meine Welt zusammenbrach, dann war sie da, ohne dass ich etwas zu sagen brauchte.
Ich zog mir das kuschelige Sweatshirt aus meinem Spind an, schulterte meine Tasche und verließ den Raum. Statt nach Hause zu gehen, schlug ich den Weg zur nächsten U-Bahn-Station ein. Ruth wohnte in Balham, mit der Tube etwa dreißig Minuten von hier. Der Zug war fast leer und ich bereute es, so einen kurzen Rock angezogen zu haben. Mir war nicht ganz wohl dabei, mich mitten in der Nacht im Underground herumzutreiben. Ich setzte mir meine Kopfhörer auf, um die Außenwelt abzuschirmen, aus ihnen drang ‚Blonde on Blonde' von Nada Surf. Der Song passte zu meinen verwirrten Gefühlen. Irgendwie nicht fröhlich, eher nüchtern und unentschlossen. Warum fiel mir die Entscheidung plötzlich so schwer? Bis vorhin war doch noch alles klar gewesen. Ich würde das mit Caspian (was auch immer es war) beenden, es war besser so. Ich seufzte und legte den Kopf gegen die kalte Scheibe. Wie gern wäre ich manchmal einfach jemand anderes, jemand, der optimistisch war und kein Problem mit Liebe hatte. Ich erinnerte mich, wie ich vor ein paar Wochen mit meiner Nachbarin, Mrs. Sinah geredet hatte. Und dass sie gesagt hatte, dass es keine glücklichen Familien gab. Damals hatte ich das nicht geglaubt, aber heute wusste ich, dass Caspians Familie nicht einfach nur glücklich war, was mich dazu bewegt hatte, endlich zu akzeptieren, dass ich doch vielleicht genug sein konnte. Und dann war Nathan nach Hause gekommen, voller blauer Flecke und Schnittwunden, und es hatte sich angefühlt, als würde ich von einem Höhenflug herabstürzen, innerhalb von Sekunden war da plötzlich eine Distanz zwischen Caspian und mir entstanden.
Aber war sie unüberwindbar?
Ruth begrüßte mich mit einer Umarmung, fest und weich. Sie war meine Konstante, nicht mehr und nicht weniger. Ich zog meine Schuhe aus und folgte ihr in ihr 15m²-Zimmer. Meine beste Freundin wohnte in einer WG, zusammen mit zwei Studenten, von denen an diesem Samstagabend keiner zu Hause zu sein schien. Sie hatte eine Flasche Rotwein bereits auf ihren Schreibtisch gestellt, zusammen mit einer Schüssel Weintrauben und einer Tafel Schokolade.
„Mach's dir gemütlich!" Ruth warf ein paar Kissen von einem Sessel auf ihr Bett, schaltete zwei Lichterketten an und die Deckenlampe aus. Dann kletterte sie mir aufs Bett und brachte die Snacks mit.
„Wie läuft's? Mal wieder ein heißes Date gehabt?", fragte ich, auf der Suche nach Ablenkung.
„Mhm..." Sie köpfte den Wein und drückte mir ein Glas in die Hand. „Nein. Nur ein sexistisches Date."
Ich schaute sie fragend an.
„Also der Typ – Raphael – war nett und alles, aber er war halt einfach der Meinung, dass die Frau nun mal bügelt und Kinder bekommt und der Mann eben den Audi A8 fährt und abends nach seinem Tag in der Führungsetage von ihr bemuttert wird."
„Oh, schön zu sehen, wie Fortschritt und Emanzipation die Gesellschaft erreichen", meinte ich ironisch, während Ruth das Glas in meiner Hand mit purpurner Flüssigkeit füllte. Sie war schon seit längerem auf der Suche nach etwas Festem (natürlich musste es nicht gleich der Typ fürs Leben werden), jedoch bisher ohne Erfolg. Wäre da nicht Caspian, hätte ich schon längst an einer Hälfte der Menschheit gezweifelt.
„Prost – auf die Weiblichkeit!"
„Die Weiblichkeit?!" Ich musste kichern und es war echt und es tat gut. Das war so typisch Ruth. „Jetzt klingst du aber nicht besonders emanzipiert, sondern eher als wärst du auf dem Weg zur Physiotherapeutin gerade über die Anatomie des Menschen gestolpert."
„Korrekt!" Unsere Gläser klirrten aneinander. „Jetzt trink endlich was, damit du keine Sätze mit ‚Physiotherapeutin', ‚Anatomie' und ‚Emanzipation' mehr bilden kannst."
Mir wurde mal wieder bewusst, wie sehr ich sie liebte. Ich dachte selten darüber nach, weil Ruth eben einfach da war, wie ein Teil von mir selbst, aber sie war mir der liebste Mensch der Welt.
„So, Graycie, was ist los? Und fang gar nicht erst an – ich weiß, dass irgendetwas los ist."
„Tatsächlich... Brauche ich deine Hilfe", rückte ich raus.
„Oh, wo gibt's denn sowas? Die starke Gray braucht Hilfe!", neckte sie mich. Ich stieß ihr meinen Ellbogen in die Seite.
„'Tschuldigung", murmelte sie und schob sich mit einem verschmitzten Lächeln eine Weintraube in den Mund. „Erzähl!"
„Es geht um Caspian..."
Sie hörte aufmerksam zu, und unterbrach mich nicht. In ihrer Gegenwart schaffte ich es tatsächlich, meinen Gefühlen in allen Einzelheiten eine Stimme zu geben.
„Aber Gray! Da ist ein Mann und er ist toll und er will etwas von dir... Du wagst es zu zögern?"
„Ach, ich bin so kompliziert", seufzte ich.
„Da hast du Recht."
„Ich meine, es gibt so viele Dinge in meinem Kopf, die gegen diese Beziehung sprechen. Ich weiß, ich weiß ganz sicher, dass wir aus verschiedenen Welten kommen – Wer könnte unterschiedlicher sein als wir?" Meine Stimme wurde auf einmal verzweifelter als ich es gewollt hatte. Die Gefühle, die ich in den letzten Tagen in mich eingeschlossen hatte, brachen aus mir heraus.
„Er war vorhin da, im Roses, und ich habe mich überreden lassen, mit ihm zu sprechen. Er hat mir ganz offen gesagt, dass er mit mir zusammen sein will, das war so süß und es klang so toll, ich... Ich wusste nicht, was ich tun soll. Ich konnte nicht einfach ‚Ja' sagen, in den letzten Tagen war ich mir so sicher gewesen, dass ich den Kontakt zu ihm abbreche, also habe ich gesagt, dass ich das nicht kann. Und dann haben wir gestritten und er hat so viele weise, schöne Dinge gesagt und mich völlig überfordert!"
„Was hast du getan?"
„Mhm. Erst habe ich geheult, ohne es zu merken, dann hat er mich in den Arm genommen, nur eine Sekunde lang, und dann bin ich weggelaufen, wieder rein. Ich...ich-" Oh Gott, was hatte ich nur getan? Mit jeder Sekunde, die verging, wurde das alles noch viel schlimmer.
„Ich habe einen anderen Mann geküsst."
Ruths Augen vergrößerten sich merklich und sie verschluckte sich an ihrem Wein. „Du hast was?", fragte sie, als sie aus dem Husten wieder auftauchte.
„Oh Gott, es klingt so beschissen, als wäre ich eine verlogene Hure oder so. Ich war mir sicher, dass Caspian mir folgen würde, weil er keine Frau mit Tränen in den Augen einfach ihrem Schicksal überlassen würde. Und ich war so überfordert, ich hatte keine Ahnung, wie ich mit der Situation umgehen soll. Ruth, du weißt, dass ich so etwas nicht kann! Ich mache Fehler, sobald ich Gefühlen auch nur nahe komme und das waren viele Gefühle, ergo riesige Fehler. Ich dachte, wenn er mich mit einem anderen Mann sieht, dann will er nicht mehr mit mir zusammen sein, und dann hätte sich dieses Problem einfach erledigt. Und vermutlich ist das jetzt so, und es zerreißt mir das Herz."
Meine beste Freundin sagte nichts, nein, sie nahm mich einfach einmal fest und lange in den Arm.
„Du hast Recht, das war ein Fehler, so groß wie Wales, aber keiner, den es sich nicht lohnt, wieder gutzumachen. Oder zumindest, es zu versuchen. So wie ich Caspian einschätze, hättest du sogar ziemlich große Chancen, dass er dir verzeiht."
Ich lächelte traurig. „Aber will ich das? Will ich eine Beziehung mit ihm? Vor diesem Abend war ich mir so sicher, dass ich das nicht kann, aber vor einer Woche wollte ich ihn noch so unbedingt, dass ich alles andere ausgeblendet habe."
„Und jetzt in diesem Moment?"
„Jetzt... keine Ahnung, ob nicht vielleicht alle negativen Gründe – die altbekannten Unterschiede – eigentlich ganz unwichtig sind gegenüber meinen Gefühlen."
„Aha! Deine Gefühle?", schnappte sie sich den Gesprächsfetzen mit einem Honiglächeln.
Ich seufzte nur. „Ich weiß es nicht. Vielleicht bin ich irgendwie verliebt, aber das klingt so... leicht. Nicht nach diesem ernsten Beigeschmack, die diese Beziehung hat. Aber ich kann nicht daran denken, was wäre, wenn es jetzt vorbei wäre. Ich meine, ich kenne diesen Mann drei Monate. Drei schöne, aufregende, schwierige, verwirrende Monate. Und es tut so weh, was ich getan habe."
„Sag mal, Gray? Kennst du das Wort Liebe?"
Normalerweise hätte ich bei so einer Art von Satz mit den Augen gerollt, aber irgendwie erwischte sie mich damit. Natürlich kannte ich das Wort, aber kannte ich das Gefühl? Meine Mutter, die musste ich wohl geliebt haben, aber daran konnte ich mich nicht mehr erinnern. Und mit meinem Bruder... das war keine Liebe, das war Zueinandergehören aufgrund einer gemeinsamen Vergangenheit, die kaum jemand verstand. Ruth war eben ein Teil von mir. Niemals hatte ich diese heiße, innige, bittersüße Liebe gespürt, über die es in so vielen meiner Lieblingsfilme und -songs handelten.
„Nein, das ist keine..." Warum eigentlich nicht? Weil wir uns erst drei Monate kannten? Weil ich keine Erfahrung damit hatte? Weil es unrealistisch war, dass ausgerechnet jemand wie ich die große Liebe traf? Ich kannte das Gefühl nicht.
„Sei bitte jetzt nicht überfordert." Ruths Hand berührte kurz meinen Arm. Ich beschloss, zur Gemütsberuhigung erst einmal einen Schluck zu trinken. Okay, ich kippte das ganze restliche Glas hinter. Besser. Merkwürdigerweise war ich nicht so verzweifelt wie ich mich kannte. Das musste an der Anwesenheit meiner besten Freundin liegen. Und vielleicht ein wenig an dem 3-Pfund-Merlot und der Schokolade.
„Du musst auch gar nicht jetzt wissen, ob das Liebe ist, vielleicht weißt du es nie, aber du solltest wissen, ob dieses Gefühl es wert ist, dass du für ihn kämpfst."
Ja! Ja, verdammt nochmal, wollte ich schreien.
Stattdessen ließ mich meine bescheuerte Angst sagen: „Aber was ist, wenn es nicht funktioniert? Wenn diese beschissenen Unterschiede doch zu groß sind? Schließlich war ich nicht umsonst vor zwei Stunden noch festentschlossen, dagegen zu kämpfen."
„Ach, Unterschiede! Guck doch mal, wie unterschiedlich wir beide sind und wir passen trotzdem zusammen. Es sagt doch auch niemand, dass eure Beziehung funktionieren oder schmerzfrei oder leicht sein wird, aber ich verspreche dir:
Sie wird wunderschön."
~2835 Wörter
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