~ Epilog ~
„Seid ihr dann mal endlich fertig?", brüllte Mason durch meine geschlossene Zimmertür und ich schrie nur zurück, dass wir gleich kommen würden.
Ich war gerade dabei, mich mit Ava und Scar für unseren Abschlussball fertig zu machen. Das Schuljahr war vorbei und danach würden wir die meisten von unserer Schule getrennte Wege gehen. Zum Glück gingen meine beiden besten Freundinnen und Liam mit mir gemeinsam auf das gleiche Uni.
Liam.
Ich war immer noch mit ihm zusammen und wahrscheinlich hatte ich mich mit der Zeit immer mehr in ihn verliebt. Mein Herz klopfte schon ganz schnell, wenn ich nur daran dachte, dass ich ihn gleich sehen würde.
„Hey!" Scar schnipste vor meinem Gesicht herum und ich schreckte hoch. „Ja? Was ist?" Als Antwort lachten mich meine Freundinnen nur aus.
„Ach Süße, schlimm, diese ganze Verliebtheit bei euch beiden!", lachte Ava. Im nächsten Moment prustete Scar ebenfalls los. „Sagt die, die mit Mason die ganze Zeit einen auf schnulziges Ehepaar macht!" Dem konnte ich nur zustimmen. Seit Ava und Mason zusammen waren, klebten sie gefühlt nur aneinander. Und oft wirkte es so, als seien sie schon 30 Jahre verheiratet.
Grinsend warf ich einen letzten Blick in den Spiegel. Meine Haare waren hochgesteckt, ein bisschen mehr Make-up als sonst und mein Kleid glitzerte leicht. Es war bordeaux und einfach nur wunderschön. Als ich es gemeinsam mit Ava und Scar bei Shoppen gefunden hatte, war es Liebe auf den ersten Blick. Das Kleid war lang, ging bis zu meinen Füßen und hatte einen Schlitz am Bein, der erst knapp unter meiner Hüfte endete. Außerdem war es schulterfrei und auch wenn ich deswegen anfangs meine Zweifel gehabt hatte, war Ava der Meinung, dass das Kleid perfekt zu mir passen würde. Und jetzt stand ich also hier, sah so schön aus wie lange nicht mehr, war mit der Schule fertig und wartete darauf, dass ich mit meinem Freund, den ich über alles liebte, zum Abschlussball gehen konnte.
Ava sah in ihrem Kleid aus wie eine Prinzessin. Es war rosa, mit weitem Tüllrock und ich kannte keine andere Person, die dieses Kleid mit so einem Selbstbewusstsein und Entschlossenheit tragen würde. Und Scar trug heute dunkelblau. Ihr Kleid war einfach, schlicht und stand ihr unheimlich gut. Es schmiegte sich an ihre Kurven und wenn Cole nicht verrückt werden würde, dann wusste ich auch nicht.
Sobald ich an Cole denken musste, grinste ich schon wieder. Er hatte Scar erst vor einer Woche gefragt, ob sie nicht mit ihm zum Abschlussball gehen würde. Und meine beste Freundin hatte ja gesagt. Ich hoffte für sie beide, dass sie zusammenkommen würden. Sie wären so unglaublich süß zusammen und Cole würde sie gut behandeln. Doch das hatte ich eh schon mit Cole und auch mit Mason besprochen. Wenn einer von ihnen es wagen würde, eine meiner besten Freundinnen zu verletzten, würden sie es mit mir zu tun bekommen. Ich hatte ihnen sehr detailliert beschrieben, was ich mit ihnen machen würde. Beide hatten mir daraufhin versichert, dass nie etwas passieren würde.
Vorsichtig lief ich mit meinen hohen Schuhen die Treppe hinunter und bemühte mich, nicht hinzufliegen. Unten warteten schon die drei Jungs, aber ich konnte sie noch nicht anschauen. Erst noch kurz konzentrieren. Dann hatte ich auch die letzte Stufe geschafft und hob lächelnd den Kopf. Und vergas für einen Moment zu atmen.
Mein Blick hing an ihm. Liam.
Da stand er.
So wunderschön und gut aussehend in seinem schwarzen Anzug. Die Haare heute ausnahmsweise einmal gestylt und die Hände in den Hosentaschen.
Wie konnte ein Mensch so schön sein?
Ich kam bei ihm an, stoppte erst ein paar Zentimeter vor ihm und legte meinen Kopf in den Nacken, um ihm in die Augen zu schauen.
„Du bist wunderschön." Wir sagten es gleichzeitig mussten kurz lachen und dann küsste er mich. Sanft und liebevoll und mein Herz schmolz dahin.
Ein lautes Klatschen ertönte, ich drehte mich um und erkannte Dad. Da stand er, mit Elisabeth im Arm und hatte Tränen in den Augen, als er mich musterte.
„Meine Kleine wird langsam wirklich erwachsen", flüsterte er mir ins Ohr, als ich ihn umarmte. Und dann machte er Fotos.
Erst von mir allein, dann mit Liam. Dann meine besten Freundinnen mit dazu. Natürlich ein paar Bilder mit den Begleitern meiner Freunde. Alle zusammen, dann jedes Paar einzeln. Die Jungs zusammen.
Wahrscheinlich war der Speicher seines Handys voll, als Dad endlich mit dem Fotografieren aufhörte. „Ich wünsche euch einen ganz tollen Abend. Habt Spaß, feiert schön und genießt die Zeit mit euren Freunden."
Und dann fügte er fast schon drohend noch an Liam gewandt hinzu: „Und bring sie mir heil nach Hause und verletze sie nicht, klar?"
„Natürlich", nickte Liam und ergriff meine Hand. Ich drückte sie leicht, bevor ich meinem Dad einen Kuss auf die Wange drückte und gemeinsam mit meinen Freunden nach draußen verschwand.
„Du kommst jetzt mit, wir tanzen!", entschlossen riss ich an Liams Arm und versuchte verzweifelt, ihn auf die Tanzfläche zu zerren.
„Denkst du, ich will mich hier vor allen blamieren oder was? Ich kann nicht mal tanzen!", wehrte er all meine Versuche entschlossen ab. Empört verzog ich mein Gesicht, schob meine Unterlippe vor und begann zu schmollen. So bekam ich ihn eigentlich immer rum.
„Oh nein, mach nicht diesen!", fluchte Liam und starrte auf meine Lippen, als ich auch noch begann darauf herum zu kauen. „Das erweckt in mir das Bedürfnis, dich sofort zu packen und zu ficken. Und falls du das nicht vor allen willst, solltest du das lassen, verdammt noch mal!"
Ein hinterhältiges Grinsen schlich sich auf mein Gesicht. Dachte er ernsthaft, ich würde jetzt aufhören? Sicher nicht. „Okay, dann such ich mir eben jemand anderen zum Tanzen. Wenn du nicht willst..." Ich ließ meinen Freund nicht aus den Augen, während er das sagte und beobachtete interessiert, wie er mit sich rang.
Gut so, gleich würde er bestimmt zustimmen und mit mir tanzen. Auch wenn die andere Option, die mit dem ficken, nicht schlecht klang. Aber das konnten wir ja genauso gut noch später machen. Nicht direkt auf dem Abschlussball.
„Fuck, dann machen wir das eben. Aber beschwer dich nicht, wenn ich dir durchgängig auf die Füße trete. Und Tanzen ist so langweilig", jammerte Liam weiter rum, doch ich ignorierte das gekonnt. Stattdessen winkte ich unbekümmert ab: „Jaja, das wird schon!" Und damit zerrte ich ihn hinter mir her durch die tanzende Menge.
Er hatte gelogen. Er konnte nämlich verdammt gut tanzen. Warum machte er denn nur so ein Theater?
Gerade standen alle draußen, vor der großen Halle, in der die Feier stattfand. Gleich war Mitternacht, dann sollte es ein Feuerwerk als krönenden Abschluss geben. Ich stand da, leicht nach hinten an Liam angelehnt, meine Freundinnen neben mir. Irgendwie war jetzt alles ganz anders gelaufen, als ich es geplant hatte. Aber es war gut so. Und solange Liam sich nicht wie ein Arsch aufführte, würde es auch so bleiben.
Und dann ging es los.
Die ganzen Menschen aus meiner Schule fingen an laut zu jubeln, dann begann der Countdown. Ich musste lächeln, als ich das hörte. Ich freute mich irgendwie total und war im Moment glücklich. Natürlich nicht durchgängig, aber mir ging es gerade wirklich gut.
„Zehn!"
Ich lachte leise und brüllte dann mit, es machte Spaß und mein Herz klopfte aufgeregt.
„Neun!"
Auch Liam machte jetzt mit, ich spürte seine Brust in meinem Rücken vibrieren.
„Acht!"
Es war komplett dunkel, nur ein paar Feuerschalen waren aufgestellt worden. Man konnte sogar die Sterne erkennen.
„Sieben!"
Ich liebte diese Atmosphäre! Keine Leute die sich stritten und einander beleidigten, alle wirkten wie eine große Gemeinschaft, auch wenn es eigentlich nicht wirklich so war.
„Sechs!"
Ava und Scar kamen zu mir, wir lagen uns in den Armen, lachten und weinten irgendwie auch. Warum war ich gerade so sentimental?
„Fünf!"
Ich löste mich von meinen besten Freunden, erkannte Mason und Cole. Weiter hinten stand auch Noah mit ein paar anderen Freunden, ich erkannte die restlichen Mädels aus meiner Clique.
„Vier!"
Ich winkte meinen Freunden zu, freute mich, dass sie heute alle da waren und genoss es, da es nicht für immer war. Einige würden weggehen, andere würden hierbleiben.
„Drei!"
Jetzt wurde es noch mal lauter, Menschen jubelten und schrien laut durch die Gegend. Gleich war es so weit!
„Zwei!"
Unwillkürlich kuschelte ich mich noch enger an Liam, spürte seinen warmen starken Körper in meinem Rücken.
„Eins!"
Aufgeregt reckte ich meinen Kopf. Jetzt ging es los.
„Null!"
Exakt in diesem Moment begann das Feuerwerk. Der letzte Ruf der Menge ging in dem Krachen der Böller unter und eine Gänsehaut lief über meinen Körper. Der Himmel leuchtete bunt auf, Menschen umarmten sich.
Jetzt drehte ich mich um, blickte meinem Freund direkt in die funkelnden Augen und lächelte ihn an. Ich war so verdammt glücklich mit ihm!
Und dann beugte er sich ein wenig zu mir hinunter und legte seine weichen Lippen auf meine. Er küsste mich so unglaublich gefühlvoll und voller Liebe, die Schmetterlinge in meinem Bauch schlugen Purzelbäume. Aufgeregt und gierig küsste ich ihn zurück, über uns explodierte das Feuerwerk und ich stand hier, küsste ihn. Und es fühlte ich absolut richtig an.
Ein wenig außer Atem löste ich mich von ihm, lehnte meine Stirn gegen seine. Dann öffnete er leicht seinen Mund und leckte sich einmal über die geschwollenen Lippen, bevor er sprach. „Ich liebe dich!"
Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht, mein Herz setzte für einen Schlag aus, dann klopfte es doppelt so schnell weiter wie davor. „Ich liebe dich auch", erwiderte ich dann und spürte im selben Moment, in dem ich es aussprach, dass es stimmte.
Ich liebte ihn. Schon lange. Und es fühlte sich gut an, es endlich laut auszusprechen.
- 1602 words -
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