21. Kapitel
Aristea's Sicht
Ich hatte mich noch den ganzen Abend mit Ayna unterhalten, über ihre Kinder, über sie und über ihre Heimat.
Sie ist mir als sehr netter Mensch erschienen, ich hoffte, dass ich Manuel überzeugen könnte. Aber erstmal müsste ich sehen, wie er auf das Verschwinden von Delea und Alexius reagierte.
Über all das habe ich am Abend noch nachgedacht, bevor ich meine Augen schloss.
Am nächsten morgen versuchte ich mich so gut wie möglich auf die Ankunft meines Mannes vorzubereiten.
Vielleicht könnte ich ihm von den Kindern erzählen, bevor er das Verschwinden bemerkte.
Ich zog mir elegante Kleider an und wartete auf dem Palasthof.
Nervös zupfte ich meine Haare erneut zurecht, als eine weiße Kutsche auf den Hof fuhr.
Manuel, mein Mann stieg hastig aus und schenkte mir nur eine kurze, beiläufige Begrüßung.
Ich folgte ihm schweigend in den Audienzsaal, der meistens gleichzeitig als Arbeitszimmer für die geschäftlichen Tätigkeiten Manuels diente und betrachtete, was er tat.
Er holte eine große Karte heraus und erklärte mir dann endlich, was er wollte:
"Ein Krieg mit Theben ist verhindert und mit Sparta habe ich auch Frieden geschlossen."
Er erklärte mir nach seinen Reisen immer, was politisch gesehen in Griechenland passierte. Als Frau des Königs musste ich das wissen, schließlich begleitete ich ihn auf Geschäftsessen mit Patriziern aus Athen.
"Manuel?", fragte ich so vorsichtig wie nur möglich.
"Ja?"
Er sah mich skeptisch an und wartete gespannt auf eine Antwort.
"Kennst du für Kinder aus dem Tempel der Athene? Wir könnten die Kinder zu uns nehmen. Das wäre sicher auch politisch gesehen ein guter Spielzug, das Volk sieht, wie gütig du bist und wird sich nicht gegen einen König auflehnen. Und jetzt, wo Alexius groß ist, habe ich auch kaum noch Beschäftigungen. Also wäre das kein Problem.", es sprudelte alles aus mir heraus, so nervös war ich auf seine Reaktion.
Ich wollte es so sehr, die Kinder zu mir zu nehmen, dass ich mir gar kein Nein vorstellen wollte.
"Warum nicht? Du hast Recht, Weib. Politisch gesehen ist es perfekt. Aber du kümmerst dich um die kleinen Plagen." Seine Antwort erfreute mich sehr, ich wollte es sofort Ayna erzählen.
"Wo ist Alexius?", fragte Manuel kurz angebunden.
"Er schläft vielleicht noch oder er verbringt Zeit mit Delea."
Ich log ihm direkt ins Gesicht und es viel mir sehr schwer.
Lügen war noch nie etwas gewesen, was ich gut könnte, geschweige denn ertrug.
Aber ich musste es, für Alexius und Delea.
Bei dem Gedanken an die Zwei wurde mir mein Herz schwer.
Ich hoffte so sehr, dass es ihnen gut ging.
"Ich hole die Kinder ab."
Ich nutzte es als Ausrede, seine direkte Reaktion nicht mitzubekommen und mich selber ablenken zu können.
Wenn ich mir Sorgen machte, kaute ich auf meiner Unterlippe und die war von gestern Abend schon ganz schön wund.
Ich lief also zu der Kutsche, mit der Manuel eingetroffen war, und bat den Fahrer, mich zum Tempel zu fahren.
Die Fahrt war nur sehr kurz, da gerade der wichtigste Tempel der Stadt Athen nicht weit von dem Palast entfernt war.
Der Parthenon war ein sehr schöner und großer Tempel, der auf der Akropolis stand.
Angekommen suchte ich die Priesterinnen auf.
"Ich habe mitbekommen, dass hier zwei kleine Kinder untergebracht sind und würde ihnen gerne eine Unterkunft bei mir im Palast ermöglichen. Sie sind dort besser versorgt.", platzte es direkt aus mir heraus.
"Majestät!", rief eine Priesterin verwundert aus,"Dort hinten spielen die Kleinen. Es wäre eine sehr große Ehre für Zoe und Sophia. Warten Sie, ich hole die Mädchen."
Ich sah in die Richtung, in die die Priesterin gezeigt hatte, und sah zwei bezaubernde kleine Mädchen mit dunklen Zöpfen und einem süßen Lächeln.
Für einen Moment erinnerte ich mich seufzend daran, wie es gewesen ist als Alexius noch so klein gewesen ist.
"Das ist die Königin. Sie möchte euch euer neues Zuhause zeigen und zwar bei ihr.", erklärte die Priesterin den Mädchen, die sofort und gleichzeitig "Sei gegrüßt, Majestät" sagten.
Ich lächelte Zoe und Sophia an und bedankte mich mit einem Nicken bei der Priesterin.
Dann nahm ich die Mädchen auf den Arm und setzte sie in die Kutsche.
Wir traten den Weg nach Hause an.
Und für mich den Weg zu meinem, wahrscheinlich sehr wütenden Ehemann.
Wie würde ich das wohl erklären können?
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro