
Ein supertolles Wochenende Teil 1
Halleluja.
HALLELUJA.
Keine Spur von Seth! Innerlich kreische ich wie ein kleines Mädchen, dass gerade ein Pony bekommen hat.
Oder einen Babykatze, die sind eigentlich viel süßer als Ponys und stinken nicht so.
Hätte ich mir ja denken können, dass er keinen Bock darauf hat.
"Hast du schon gelesen Julia? Justin und Selena haben sich schon wieder getrennt!", informiert mich meine Stiefschwester und hält mir ihr iPhone vors Gesicht.
"Nein?", sage ich so dramatisch wie möglich.
Was ich bei Katharina gelernt habe: einfach mitmachen, sonst wird es nur schlimmer.
"Doch! Dabei sehen sie so süß zusammen aus! Jetzt stürzt er sicher wieder ab.", meint sie traurig.
Bevor ich etwas sagen kann hat sie schon etwas neues auf Instagram gesehen.
"Omg, diese Tasche brauche ich! Vielleicht kauft sie mir ja Daddy."
Diesmal hält sie das Handy vor die Nase meine Mutter, die sie auch sofort bestaunt.
Eigentlich schade dass Katharina nicht immer da ist, vielleicht würde ich sogar Jules sein können, weil sie mich kompensieren würde.
Als die beiden beginnen sich über irgendein Kleid von den Oskars zu unterhalten schalte ich aus.
Die Landschaft zieht an uns vorbei und irgendwann lasse ich jeden Gedanken fallen. Immer wenn sich an neuer an mich heran schleicht ignoriere ich ihn einfach.
Nur ein Gedanke darf durch.
Kein Seth. Das ist toll.
Vielleicht wird dieses Wochenende ja doch nicht so schlimm.
-
Das Haus ist riesig.
Nicht so riesig wie das von der Einweihungsparty, aber an das von Chad kommt es schon ran.
Es gibt einen Indoor-Pool, Räder für Radfahrtouren, einen Fitnessbereich, eine Sauna, 5 große Schlafzimmer, 3 Bäder, eine riesige Küche, Esszimmer, Wohnzimmer mit Kamin.
Es gibt einfach alles. Sogar einen Billardtisch. Wie cool ist das denn!
Katharina zieht sich natürlich sofort einen Glitzer-Bikini an und will sich an den Pool mit einer 'Vogue' legen.
Und ich? Würde am liebsten eine Radtour machen oder Billard spielen.
"Kommst du, Julia?", fragt Katharina. Meine Mutter ist mit Nick einkaufen gegangen nachdem wir alles ausgepackt haben. Sie hat irgendwas von tollen Kräutern und Wein gefaselt. Außerdem will sie schauen ob es irgendwo leerstehende Häuser gibt. Die Boutiques dürfen wird natürlich alle morgen anschauen, juhu!
Hm wenn ich gut lüge kann ich vielleicht sogar für eine Stunde aufs Rad steigen.
"Ich hab meinen Bikini vergessen, aber morgen könnt ich mir ja einen kaufen."
"Na gut, wir sehn uns später."
Und schon is sie weg.
Sofort zieh ich meine Sportsachen an, verstecke meinen Bikini ganz unten in meinem Koffer und lege los. Die frische Luft und das Gefühl von Freiheit tun so gut! Nach ein paar Minuten fühle ich mich wieder ganz sicher am Rad und fahre bei einer Kreuzung links auf einen Waldweg.
Hoffentlich wird es nicht so schnell dunkel. Katharina wird sicher ewig in ihrem geliebten Magazin lesen.
Nach einer Stunde bin ich total fertig und mache eine Pause. Vielleicht sollte ich wieder zurück fahren. Auf meinem Handy blitzt weder eine neue Nachricht auf, noch hat mich jemand angerufen. Irgendwo in der ferne hört man ein paar Vögel und ein Wasser plätschern.
Einatmen.
Genießen.
Ausatmen.
Und schon bin ich wieder auf dem Weg in die Realität.
-
"Und du spielst Fußball?"
Kichern.
"Ich gehe auch auch manchmal ins Fitnesscenter!"
Kichern
Sag mal redet die mit sich selbst?
"Und wie lange schon?"
Kichern.
"Und in welcher Position?"
Kichern.
"Und wo?"
Kichern.
"Ahso, dann gehst du ja mit Ju..."
"Hi Katharina!", rufe ich so laut es geht und begebe mich so schnell wie möglich zum Pool.
Dort steht er, wie schon befürchtet. Sofort kommt ein bisschen Panik in mir auf.
"Julia! Wie siehts du denn aus?", sagt meine supernette Stiefschwester, während sie mich von oben bis unten mustert.
"Ich hab den Fitnessraum ausgenützt!", lüge ich.
Seth schaut uns beide nur genervt an. Ich gönne ihm ja dass er jetzt das ganze Wochenende das Geflirte von Katharina ertragen muss.
"Wieso hast du denn nichts gesagt?", sagt sie beleidigt.
Katharina macht eigentlich keinen Sport.
"Du hast noch nicht fertig gelesen.", lüge ich schon wieder. "Naja, ich geh mich umziehen." Ohne Seth eines Blickes zu würdigen geh ich nach draußen um das Rad zu verstauen und mache ich auf den Weg in mein Zimmer. Dort angekommen dusche ich ausgiebig und zieh mir wieder ein Julia-Outfit an. Irgendwann höre ich die Stimme meiner Mutter und das Kichern von ihr und Katharina immer wenn Seth den Mund aufmacht.
Ich kotze mich gleich an.
Die Ruhe vor dem Sturm genießend setze ich mich auf mein Bett und fange an Friends zu schauen. Irgendwann höre ich wie das Zimmer neben mir betreten wird und laute Musik abgespielt wird.
Nach ca. 10 Minuten, völlig fertig von meiner spontanen Radtour, fallen mir meine Augen zu.
Und da wird es mir bewusst.
Dieses Wochenende könnte alles verderben.
-
Immer wenn meine Mutter anfängt über die Schule zu fragen wechsle ich das Thema und hoffe dass es niemand merkt.
Katharina versucht durchgehend mit Seth ein Gespräch anzufangen, doch er blockt total ab.
Anscheinend mag er wirklich keine Tussis? Aber wieso hat er mich dann mit dem Auto mitgenommen, als ich mit den tollen High-heels im Regen herum gestapft bin?
Vielleicht mag er einfach keinen Tussis, die versuchen das Geld seines Vaters auszunützen.
Was niemand macht.
Aber Seth ist anscheinend Paranoid.
"Julia, du warst im Fitnessraum?", fragt mich meine Mutter verblüfft. Wieso muss Katharina so viel erzählen?
"Nur am Laufband.", versuche ich mich zu retten. Eigentlich hasse ich Laufbänder, da kann man ja gleich draußen laufen gehen.
"Wieso warst du nicht mit Katharina am Pool?"
"Ich hab meinen Bikini vergessen." Sie hat mir heute drei mal gesagt ich soll meinen Bikini mitbringen, deswegen wundert mich ihr strenger Blick gar nicht.
"Dafür haben wir jetzt sogar einen Grund morgen shoppen zu gehen.", versuche ich es zu retten.
"Anna, noch Salat?", versucht dies nun auch Nick.
"Danke." Sofort lächelt sie wieder und himmelt ihn an.
Der kann bleiben, den mag ich. Wenn nur sein Sohn, der mich gerade mit einem genervten Blick anschaut nicht wäre.
"Ich glaube ich mache morgen eine Radtour.", sagt er plötzlich und schaut mich dabei an.
"Das ist eine tolle Idee Seth, da schließ ich mich gleich an.", sagt sein Vater.
"Und wir gehen währenddessen shoppen!", beteiligt sich nun wieder Katharina am Gespräch.
Seth wendet seinen Blick nicht von mir und ich stochere in meinen fast leeren Nudeln rum. Katharina hat nur die Hälfte von ihren gegessen, wie gern ich noch ihre Portion hätte. Doch den Blick meiner Mutter will ich jetzt eigentlich nicht ertragen.
"Naja, ihr könnt auch gern mitkommen!", sagt Nick und schaut meine Mutter an.
Wieder spüre ich den Blick von Seth auf mir. Was ist nur mit ihm?
"Vielleicht übermorgen.", antwortet meine Mutter. Katharina schaut sie schockiert an.
Dieses Mädchen macht nur Sport wenn es um einen Abverkauf geht.
"Gut, dann schauen wir beide morgen, ob wir eine passende Strecke finden."
Na das wird ein Spaß.
-
Nachdem wir die Küche aufgeräumt haben (und mit wir meine ich mich, während Katharina von Seth geschwärmt hat) setze ich mich mit Katharina in mein Zimmer und wir schauen uns 'Wild child'. Irgendwie erinnert mich die Hauptdarstellerin an jemanden. Nick und meine Mutter haben etwas von Wein geredet und sind in eine Bar gegangen. Meine Mutter in einer Bar am Land! Vielleicht haben sie ja ein vine-tasting, sonst könnte ich mir das nicht erklären.
Seth ist sofort in sein Zimmer und hat wieder seine Musik laut gestellt. Wieso ist er eigentlich hier, wenn er sich sowieso für niemanden interessiert?
Naja, wahrscheinlich hatte er keine Wahl, sowie auch mich niemand gefragt hat.
"Er sieht so unverschämt gut aus! Und du gehst mit ihm in die Schule?", fragt mich meine Stiefschwester, als im Film gerade Lacrosse gespielt wird.
"Ja genau. Er ist ziemlich bekannt in unserer Schule."
"Du hast so ein Glück Julia!", sagt sie und quiekt ein bisschen.
Glück würde ich das jetzt nicht nennen. Eher Fluch...
Aber ich habe gelernt besser nichts zu sagen und einfach zuzustimmen.
Ich mag Katharina, wirklich. Sie ist mir wirklich ans Herz gewachsen. Wirklich!
Sie meint es ja nur gut, und das weiß ich!
Doch sie versteht Jules genau so wenig wie meine Mutter. Und manchmal ist sie mir einfach zu naiv.
"Ew, schau mal was die da anhat!"
Und zu oberflächlich.
"Glaubst du ich finde morgen ein neues Kleid um Seth zu beeindrucken?"
Und zu sehr wie meine Mutter.
"Bestimmt!", sage ich nur, in der Hoffnung, dass sie das Thema dann lässt.
Und schon wird der Film wieder spannender und zieht ihre Aufmerksamkeit wieder an.
Seth aus dem Weg gehe und mit Katharina auskommen ist leichter als ich gedacht habe.
-
Eine Stunde später ist der Film vorbei und Katharina verlässt zu Tränen gerührt mein Zimmer. Sofort ziehe ich mir etwas bequemes an und lege mich unter die Bettdecke. Doch irgendwie bin ich noch nicht müde. Ich hab ja heute schon mal geschlafen.
Nachdem ich mit Betty telefoniert habe und auf Tumblr nichts neues steht, entscheide ich mich schwimmen zu gehen. Das konnte ich ja heute wegen meiner Lüge nicht machen.
Meine Mutter und Nick sollten normal nicht am Poolhaus vorbei, trotzdem ziehe ich mir vorsichtshalber noch eine normale Schlaf-Short und ein Nacht-tshirt mit Spitze drüber an falls ich sie am Weg treffe.
Das Haus ist ruhig, die Musik von nebenan hat schon aufgehört. Man hört keine Straßen, keine Schritte im Haus. Ich versuche so leise wie möglich durch das Wohnzimmer zu gehen und suche die Tür die Richtung Pool führt. An der Sauna und am Fitnessraum vorbei, dritte Tür von links. Und schon bin ich da. Ich ziehe meine Tarnung aus und tauche ins Wasser ein.
Wieder kann ich durchatmen und mich frei fühlen.
Wieso kann nicht jeder Moment im Leben so sein?
Ich schwimme ein paar Runden hin und her, doch dann lasse ich mich einfach treiben.
Eigentlich sollte ich Angst haben, in der Dunkelheit alleine hier. Doch irgendwie ist das die letzte Emotion die ich gerade fühle.
Tausend Dinge gehen mir gerade durch den Kopf, doch irgendwie fühle ich mich irgendwie glücklich. Dieses Wochenende tut mir vielleicht doch irgendwie gut.
So irgendwie halt.
"Ich habe gedacht du hast keinen Bikini dabei."
Ok, ich habe mich geirrt. Ich hab da jemanden vergessen.
Sofort werde ich aus meinem Moment gerissen und stehe wieder auf. Nicht sehr grazil muss ich sagen.
"Ehm...hab ich mir ausgeliehen."
"Wow, besitzt Katharina einen Bikini ohne Glitzer?", sagt er und tut schockiert.
Ich verdrehe nur meine Augen und sage gar nichts.
Kurz ist es einfach still. Eine sehr komische Stille mit einem oben-ohne-Seth-Rogan. Also entscheide ich mich mich aus der komischen Stille zu entfernen und steige aus dem Pool raus.
"Wie war die Radtour heute?", fragt er mich plötzlich.
"Welche Radtour?", sage ich nur und schaue ihn nicht an. Ich sollte wohl wirklich verschwinden bevor ich etwas falsches sage.
"Ich hab gesehen wie du das Rad verstaut hast."
Wow, gratuliere. So stolz muss man einmal sein!
"Ahso das? Ich hab es mir nur angeschaut." Meine Lügen waren schon einmal besser.
Gerade als ich die Tür aufmachen will, um zu gehen, steht er plötzlich im Weg.
"Was willst du?", frage ich ihn genervt. Nicht einmal mehr als 10 Minuten kann man hier genießen ohne gleich von Seth Rogan befragt zu werden.
"Wieso gehst du auf heimliche Radtouren und gehst mitten in der Nacht schwimmen?"
"Wieso interessiert dich das?"
Ich habe gedacht die einzige Person die Seth interessiert ist er selber.
Anscheinend hat er keine Antwort auf meine Frage, weil er sich endlich auf die Seite bewegt.
Und schon bin ich weg.
Und schon liege ich in meinem Bett.
Doch das Bild von einem oben-ohne-Seth-Rogan ist noch immer da. Und irgendwie werde ich es auch nicht los
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