Kapitel 8
Ich biss mir auf die Lippe und spitzte ein bisschen die Ohren. Ich wollte natürlich wissen, wer denn da so unbedingt mit ihm sprechen wollte. Auch wenn wir eben erst Sex gehabt hatten, wollte ich doch nicht gestört werden. Es war gerade so normal gewesen, wie wir uns gegenseitig ein bisschen geärgert hatten.
"Warte ...", hörte ich Satoru sagen, aber im nächsten Moment stand Grace schon im Wohnzimmer und sah mich an. Ich konnte sie ihren Blick nur erwidern. Das war nicht ihr Ernst oder? Als ihre Augen dann über meinen Körper wanderten, wurde mir erst bewusst, dass ich nur in meiner Unterwäsche hier saß.
"Hmm, einen tollen Körper hast du nicht gerade", sagte sie, was mich aufspringen ließ. Ich schnappte mir mein Kleid und wartete nicht mal eine Sekunde, um es mir wieder über den Kopf zu schieben.
"Und wer behauptet, dass du einen tollen Körper hast?", entgegnete ich.
"Makoto, du bist einfach viel zu jung, um das zu verstehen."
"Mako", korrigierte ich sie wieder.
"Grace, ich sagte dir, dass ich nicht alleine bin und dass du gehen sollst", meinte Satoru und kam auch zurück ins Wohnzimmer. Er hatte sie ja wirklich super aufgehalten. Ich sah ihn leicht wütend an. Er hatte doch gewusst, dass ich nur in Unterwäsche auf dem Sofa gewartet hatte. Ich hatte es vorgezogen von ihr nicht in solch einer Situation vorgefunden zu werden. Diesen dummen Kommentar über meinen Körper hätte sie sich auch sparen können.
"Ich hab gedacht, dass wir ein bisschen was zusammen trinken", ging Grace gar nicht mehr auf mich ein und drehte sich zu Satoru, hielt eine Flasche Wein hoch.
"Ich sagte, dass ich keine Zeit habe."
"Ja, sagtest du, aber ich hab mir trotzdem gedacht, ich komme rüber. So wie die letzten Male." Achso ... letzten Male?
"Würdest du jetzt gehen? Ich möchte mit Makoto alleine sein."
"Du solltest dich von dieser kleinen Göre nicht verführen lassen, Satoru", sagte Grace und ich glaubte mich verhört zu haben. Was hatte diese Hexe gesagt?
"Eher habe ich sie verführt", erwiderte Satoru und streckte dann seinen Arm aus, um ihr zu signalisieren, dass sie gehen sollte. "Makoto und ich sind zusammen, also kannst du das ganze getrost mir überlassen." Ich blinzelte und konnte ihn nur ansehen.
"Ihr seid zusammen?", fragte Grace noch einmal. "Du ..."
"Ja. Ich bin auf deine Flirtversuche nicht eingegangen, ansonsten wäre schon längst etwas zwischen uns passiert, also kannst du dir doch denken, dass ich kein Interesse an dir habe oder? Würdest du jetzt bitte gehen?" Grace sah noch einmal zu mir, seufzte dann und ging, ohne noch ein weiteres Wort zu sagen. Sie ging an Satoru vorbei und ließ die Türe hinter sich ein bisschen lauter ins Schloss fallen. Satoru seufzte und kratzte sich am Hinterkopf. "Wie nervig."
"War das eine gute Idee?", fragte ich, aber er zuckte nur die Schultern.
"Sie hat dich halb nackt auf meinem Sofa gesehen, es ist besser, wenn sie weiß, dass wir zusammen sind, anstatt irgendwelche Märchen zu erzählen." Da hatte er wohl Recht und doch hatte ich ein schlechtes Gefühl bei der Sache. Ich war dafür, dass wir uns nicht versteckten. Ich wollte das nicht, ich wollte keine Beziehung im Schatten führen, aber in unserer Situation ... in Satorus Situation durfte er sich keine Schwäche erlauben und so blöd es auch war, Liebe war eine Schwäche. Gojo musste erhaben bleiben. Ich durfte nicht zulassen, dass ihm irgendwer etwas anhaben konnte. Das durfte nicht passieren. Niemals. Er kam zu mich, packte mich sanft an der Hüfte und zog mich an sich. "Mach dir deswegen keine Gedanken. Außerdem ..." Er sah an mir herunter. "Hatte ich nicht gesagt, dass du dich nicht vom Sofa bewegen solltest?"
"Ich bleibe sicherlich nicht nackt auf dem Sofa sitzen, wenn deine ... was auch immer ins Zimmer platzt und auch noch die Frechheit besitzt meinen Körper als mickrig oder sonst was zu bezeichnen."
"Ich für meinen Teil liebe deinen Körper." Sofort schoss mir wieder die Röte in die Wangen.
"Du kannst doch sowas nicht zu mir sagen."
"Warum nicht? Ist doch die Wahrheit." Ich musste lachen. Das hätte ich mir echt denken können, dass er mir das so direkt sagen würde. So war er nun einmal. "Und jetzt hör auf an sie zu denken, okay? Ich hab sie rausgeschickt und habe alles klargestellt."
"Darum geht es doch gar nicht." Er legte den Kopf schief.
"Nicht? Aber du warst mehr als eifersüchtig und wütend, immer wenn du mich mit ihr zusammen gesehen hast, nur weil du gedacht hast, dass ich was mit ihr habe." Ich kniff ihn in die Wange.
"Manchmal bist du echt ein Arsch und total unsensibel, weißt du das?"
"Ja, das sagt man mir öfter." Wieder kniff ich ihn. "Ja, aber worum geht es denn dann?" Na ja, er hatte ja schon Recht, dass es darum ging.
"Also ...", fing ich an, stoppte aber sofort wieder.
"Geht es doch darum. Weil Grace es so hat aussehen lassen, dass ich mit ihr zusammen bin und weil ich es nicht verneint oder abgewehrt habe, warst du so wütend."
"Sie hat mir gegenüber erwähnt, dass du ihr gehörst. Sie hat mir richtig gedroht, dass ich mich von dir fernhalten soll. Sie meinte, dass das zwischen uns nichts Ernstes war. Ich soll meinen Platz kennen und mir nichts einreden, was dich betrifft."
"Und du hast ihr einfach geglaubt?"
"Das habe ich nicht gesagt, es hat mich nur aufgeregt, aber sie meinte, dass du ihr das auch gesagt hast. Nicht, dass ich das geglaubt hätte ... ein bisschen vielleicht, weil ich gedacht habe, dass du mich hasst wegen der Sache mit den Ältesten. Ich war zwei Jahre weg, da hätte es sein können, dass du mich hasst und dir lieber jemand anderen gesucht hast und auch Shoko meinte, dass es so aussieht, als wärt ihr euch näher als nur Kollegen und wenn Shoko das schon meint, wie soll ich das dann nicht glauben?"
"Shoko hat gesagt, ich wäre mit Grace zusammen?"
"Nein, das hat sie nicht gesagt, sie meinte, es wirkt so, weil du sie nicht abgewiesen hast."
"Okay", sagte er dann und holte Luft, schlang seine Arme etwas fester um mich und zog mich an sich. "Zum letzten Mal. Du bist alles was ich will und brauche. Ich hasse dich nicht, weil du gegangen bist. Grace ist mir sowas von egal, alles an ihr ist mir egal. Ich finde deinen Körper perfekt so wie er ist. Ich brauche keinen dicken und großen Brüste oder einen dicken Hintern. Ich liebe es, dass du so viel kleiner bist als ich. Ich liebe es, dass deine Brüste perfekt in meine Hände passen." Mir stieg wieder die Röte in die Wangen und ich keuchte kurz auf, als seine Hände zu meinem Po wanderten, ihn fest packten. "Ich liebe deinen knackigen Hintern, der ebenfalls perfekt in meine Hände passt, so als wäre alles an dir für mich gemacht. Als wärst du allein dafür da, um an meiner Seite zu sein. Denn alles an dir passt zu mir. Du und ich, wir sind ein unglaubliches Team, du kannst dich so gut an mich anpassen und ich weiß, dass du meinen Rücken stärkst, ich kann dir alles anvertrauen, ich kann dir im Kampf mein Leben anvertrauen. Und dann bist du es, die mich auf dem Boden hält, die mich zur Ruhe bringt, die einen besseren Menschen aus mir macht." All die Dinge, die er sagte, fluteten mein Herz, füllten es komplett mit Liebe. Ich schluckte hart und legte ihm eine Hand auf den Mund.
"Okay, stopp", murmelte ich. "Das ist zu viel." Er hob seine Hand, umfasste mein Handgelenk und zog meine Hand von seinem Mund, stattdessen gab er meinem Handrücken einen Kuss.
"Das ist nicht zu viel, ich sollte dir das öfter sagen, das hätte ich dir schon vorher sagen sollen."
"Du findest so tolle Worte und ich weiß einfach nicht, was ich dir sagen soll."
"Dass ich toll bin?" Ich musste lachen, legte meine Hände auf seinen Hals und sah ihm tief in die Augen. "Du musst nichts erwidern, Makoto. Sei einfach nur bei mir, denn du tust ja schon alles für mich. Du bist für mich da und stärkst mir den Rücken, holst mich aus meinen dunklen Löchern heraus. Das reicht schon, das reicht vollkommen." Das reichte nicht, ganz und gar nicht und doch wusste ich nicht, was ich erwidern sollte. Stattdessen zog ich ihn zu mir herunter und küsste ihn. Taten sprechen mehr als Worte, das verstand ich jetzt. Denn ich unterstützte ihn und tat alles für ihn, deswegen brauchte er keine schönen Worte, ich zeigte ihm schon genug, wie sehr ich ihn liebte. Satoru zog mich an meinem Po näher an sich und erwiderte den Kuss innig.
Ich konnte ihm da nicht widerstehen und ließ es natürlich zu, dass er mich auszog. Ich wollte ihn, genauso wie er mich wollte. Warum mich also wehren? Es war ein unglaubliches Gefühl mit ihm zusammen zu sein. Mehr brauchte ich nicht.
Wir landeten wieder im Bett, wie sollte es auch anders sein? Und ich ging auch nicht zurück ins Wohnheim. Ich blieb die Nacht bei ihm und genoss die Stunden, die wir zusammen hatten. Am nächsten Morgen verschliefen wir dann gemeinsam. Natürlich, denn wir hatten keinen Wecker oder sonst was gestellt. Bei Satoru war es nicht so schlimm, ihn interessierte das alles nicht. Er kam immer zu spät. Aber ich ... mir ging das auf die Nerven, zumal ich von den Ältesten oder eher von Gakuganji wieder zurückgestuft worden war. Ich sollte mich ein bisschen zusammenreißen und zum Training gehen, auch wenn es wahrscheinlich niemanden interessierte. Doch man wusste nicht, wer sich nicht doch hier eingeschlichen hatte. Deswegen ... auch wenn es mir gegen den Strich ging, hielt ich es für besser, wenn Satoru und ich uns nicht nicht allzu sehr wie ein Pärchen verhielten. Zumindest draußen nicht.
"Mako-san, du bist zu spät", mahnte Maki mich und stemmte die Hände in die Hüfte. Ich sah sie entschuldigend an und kratzte mich am Hinterkopf.
"Entschuldigt, es war nicht mit Absicht", sagte ich und fing den Stab, den sie mir zuwarf.
"Oh, Gojo-sensei", sagte Yuji. "Dass du zu spät bist ist ja irgendwie normal."
"Danke", meinte dieser nur und gähnte herzhaft.
"Hattet ihr schon am frühen Morgen einen Auftrag oder warum seid ihr zusammen so spät?", wollte Panda wissen, was Nobara allerdings lachen ließ. Alle sahen zu ihr, denn ihr lachen wurde immer länger und vor allem gehässiger. Sie machte mir richtig Angst.
"Das wollen sie uns weiß machen", sagte sie dann und zeigte auf mich. "Gebt es zu, ihr wart zusammen!" Ich blinzelte.
"Wir sollten mit dem Training weiter machen", sagte Satoru und streckte sich.
"Du bist so blöd, Nobara, wenn sie einen Auftrag hatten und gegen Flüche gekämpft haben, dann waren sie natürlich zusammen", sagte Yuji und die beiden fingen an zu streiten. Ich konnte nur den Kopf schütteln und machte mich ein bisschen warm.
Den Rest des Trainings verbrachten wir ganz normal. Es gab keine Komplikationen oder sonst etwas. Wir zogen unser Training durch und gingen dann zusammen etwas essen.
So vergingen die nächsten Tage und zum ersten Mal gab es keine Flüche, die auftauchten. Es war ein bisschen außergewöhnlich, jetzt wo wir uns daran gewöhnt hatten, dass sie zu so vielen auftauchten, aber keiner machte sich irgendwie Gedanken. Nur ich, denn auch Gakuganji hatte sich noch nicht gerührt. Ich teilte meine Sorge zwar mit Satoru, aber er winkte es ab. Wir konnten eh nichts machen und ihn aufscheuchen sollten wir auch nicht, womit ich ihm zustimmte. Ich wollte im Grunde nichts mehr mit Gakuganji zutun haben, aber das würden wir früher oder später.
Ich schlief jede Nacht bei Satoru, er hatte darauf bestanden und so kam es, dass ich mich total daran gewöhnte. Wieder bei ihm zu sein, tat mir gut. Ich konnte so auch abschalten und vor allem schaffte ich es, dass er pünktlich zum Training kam. Ich ließ halt nicht nach und trat ihn richtig zum Training. Wenn er sich schon Leute heranziehen wollte, die ihm nacheiferten, dann musste er sie auch anlernen. So war das nun einmal. Den anderen gefiel das sehr, denn sie profetierten davon.
Und auch Sukuna war nicht noch einmal rausgekommen. Wahrscheinlich war es im Moment nicht so interessant für ihn. Wenn wir ihm sagen würden, dass wir noch sieben weitere Finger von ihm hatten, würde das sicherlich anders anders aussehen. Aber ich war auch froh, dass er sich zurückhielt. Auch wenn ich mich gegen ihn behaupten konnte, wusste ich nicht, ob ich ihn auch besiegen konnte, wenn es an der Zeit war. Aber Satoru war auch noch da.
Heute hatten wir mal frei, wobei das auch nicht ganz richtig war. Wir Schüler hatten frei. Masamichi hatte Satou dazu verdonnert ihn zu einem Treffen zu begleiten. Was für mich bedeutete, dass auch ich frei hatte. Sonst hätte ich die Zeit natürlich mit Satoru verbracht, was sicherlich auch ziemlich schön gewesen wäre, stattdessen war ich dann doch Laufen gegangen und hatte für mich ein wenig trainiert. Was sollte ich sonst tun?
Nachmittags hatte ich mich aber aufgerafft, um in die Stadt zu fahren. Zwei Jahre war ich jetzt weg und zwar hatte Masamichi all meine Sachen behalten und aufbewahrt, aber ich war ein bisschen gewachsen und vor allem hatte ich Muskeln zugelegt, sodass ich mir ein paar Klamotten kaufen musste.
Ich wusste zwar, dass ich das ganze ein bisschen netter hätte gestalten können, wenn ich Maki und auch Nobara gefragt hätte, ob sie mich begleiten wollten, aber ich wollte schnell ein paar Sachen besorgen und dann wieder zurück zur Akademie gehen. Ich hatte keinen Nerv dafür in jeden Laden zu gehen und ausgiebig zu shoppen, zudem war dafür auch nicht mehr so viel Zeit, da ich so spät losgegangen war. Das konnten wir irgendwann mal machen, aber nicht jetzt. Zumal ich auch alles andere als shoppen im Kopf hatte. Selbst die Zeit mit Satoru nutzte ich nicht sorgsam aus. In letzter Zeit war so viel passiert und wir mussten über so viele Dinge nachdenken, dass ich alles nur so halb genießen konnte. Aber ich wusste, dass es auch bessere Tage geben werden, nur jetzt mussten wir erst einmal mit den Problemen zurecht kommen und vor allem sie beseitigen, dann würden die besseren Tage von selbst kommen.
Ich war jetzt schon in dem ein oder anderen Laden gewesen, hatte mir ein paar Shirts und auch neue Trainingssachen gekauft. Zu meiner großen Bewunderung hatte ich sogar neue Stiefel gefunden, die super zu meiner Uniform passten. Ich war dementsprechend ziemlich guter Dinge, als ich mich wieder auf den Weg zurück machte ... zumindest hatte ich das vor.
Megumis Sicht
"Das Essen ist gleich fertig", meinte Yuji und Nobara klatschte in die Hände. Eins musste ich Yuji schon lassen, kochen konnte er. Was wohl nicht verwunderlich war. Er hatte jahrelang alleine gelebt und musste sich selber bekochen, genauso wie Makoto und ich. Allerdings musste ich auch zugeben, dass Gojo viel gekocht hatte und es mehr als köstlich gewesen war. Wenn wir eins hatten, dann war es gutes Essen.
"Wir sollten Mako-san auch Bescheid geben", überlegte Nobara und sah mich an. "Meinst du nicht auch, Megumi?"
"Ich weiß gar nicht, wo sie heute ist", sagte ich und blätterte in meinem Buch eine Seite um. Wir hatten frei, aber irgendwie war ich dann doch bei den beiden hängen geblieben. Wir hatten den gesamten Tag gemeinsam verbracht, sodass ich gar keine Ahnung hatte, was Makoto so trieb. Bei Gojo war sie nicht, denn der war früh mit Yaga-san verschwunden.
Ich war nicht dumm gewesen und hatte natürlich schon bemerkt, dass sich die Beziehung von Makoto und Gojo verändert hatte. Nachdem wir jetzt endlich wussten, warum sie gegangen war und es auch nachvollziehen konnten, hatten sie sich wieder angenähert. Was ich verstehen konnte. Ich hatte ihr ja auch verziehen, wobei ich das gar nicht so nennen wollte. Durch die Tatsache, dass Gakuganji sie erpresst hatte, hatte sie keine andere Wahl gehabt, das verstand ich und würde ihr das niemals vorwerfen, vor allem, weil sie es für mich getan hatte. Und genauso dachte auch Gojo und ich wusste, dass seine Gefühle für meine Schwester echt und vor allem tief waren. Er hatte in den zwei Jahren oft an sie gedacht, das hatte ich ihm manchmal angesehen. Er liebte sie sehr und jetzt rückwirkend betrachtet war ich mir sicher, dass er etwas geahnt hatte. Denn auch wenn er wütend gewesen war ... es hatte sich ziemlich schnell gelegt und er hatte einfach nicht mehr von ihr gesprochen, was nicht bedeutet hatte, dass er nicht an sie gedacht hatte. Dasselbe galt für mich, wobei ich dann doch sauer war und mich darüber aufgeregt hatte, dass sie sich nicht meldete und all das tat, was sie tat. Aber jetzt war ja zum Glück alles wieder gut und sie war zuhause. Das war gerade alles, was mir wichtig war.
"Ich gehe mal schauen, ob sie in ihrem Zimmer ist", meinte Nobara und lief auch schon los. Wir saßen im Aufenthaltsraum des Wohnheims, der neben der Gemeinschaftsküche war. Ich nickte, obwohl ich wusste, dass sie es eh nicht sehen konnte und laß weiter in meinem Buch. Yuji kam allerdings schon mit dem Essen ins Zimmer und stellte es vor mich auf den Wohnzimmertisch. Er hatte gar nicht gewartet, bis Nobara mit meiner Schwester wieder gekommen war, hatte direkt vier Schüsseln gemacht.
Allerdings kam Nobara ohne Makoto zurück.
"Sie ist nicht in ihrem Zimmer", sagte sie und sah mich an. "Willst du sie mal anrufen?"
"Sie ist alt genug", meinte ich nur und legte mein Buch zur Seite.
"Ja, aber du könntest sie fragen, ob sie auch was essen will", warf Yuji ein. Also holte ich mein Handy raus und wählte ihre Nummer. Natürlich war sie auf einer meiner Kurzwahltasten gespeichert, auch nach den zwei Jahren noch. Es dauerte lange, klingelte oft, aber sie nahm nicht ab. Was ziemlich komisch war. Ich wollte gerade auflegen, als abgehoben wurde.
"Me...gu...mi", hörte ich ihre Stimme leise keuchen. Direkt sprang ich auf, krallte mich in mein Handy.
"Makoto, wo bist du?" Yuji und Nobara sahen mich direkt an. Ich hatte selber gehört, dass sich meine Stimme ein bisschen überschlagen hatte. Wie auch nicht? Sie war wahrscheinlich verletzt, ansonsten würde sie sich nicht so anhören. Allerdings hörte ich dann nicht mehr ihre Stimme, sondern Kampfgeräusche. Ich konnte Makotos Keuchen ausmachen, mehr aber auch nicht. "Makoto!", rief ich in das Handy, aber sie war mitten im Kampf, sie konnte mir nicht antworten. Ich legte auf und auch Yuji stand auf.
"Was ist passiert?", wollte er wissen.
"Was ist bei Mako-san passiert?", fragte auch Nobara.
"Ich weiß es nicht genau, aber sie hörte sich verletzt an, sie kämpft. Ich muss schnell zu ihr", war das einzige was ich sagen konnte und lief dann auch schon los. Meine Gedanken überschlugen sich. Was war los? Warum wurde sie in letzter Zeit nur noch verletzt? Sie konnte mit Gojo mithalten, sie war nach ihm eine unserer besten Jujuzisten, weswegen Gakuganji sie doch auch nach Amerika geschickt hat.
Als ich draußen war, faltete ich meine Hände und rief meine beiden Schattenwölfe.
"Findet Makoto, schnell!", befiel ich ihnen.
"Megumi, warte, wir sollten auch Gojo-sensei Bescheid geben", meinte Yuji, bevor die beiden loslaufen wollten.
"Dafür ist keine Zeit, was wenn sie schwer verletzt ist? Wir müssen sofort hin. Und außerdem weiß ich nicht, ob er schon zurück ist."
"Dann schick einen deiner Wölfe zu Gojo, damit er auch kommen kann. Wer weiß, wer sie angegriffen hat, Megumi. Es fällt mir schwer, aber Yuji hat Recht. Wenn wir jetzt in eine Falle laufen, dann war es das oder eben wir laufen wieder in einen Sonderfluch und können auch nichts ausreichen. Wir brauchen Gojo", sagte Nobara. Ich wollte protestieren. "Ich sage doch nicht, dass wir gar nicht hin laufen, aber wir brauchen Unterstützung." Das sah ich ja ein, also schickte ich einen meiner Schattenwölfe zu Gojo und den anderen zu Makoto. Ich hoffte nur, dass wir rechtzeitig kamen und vor allem, dass ich überreagierte. Aber sie hatte mich ja auch nicht beruhigt.
Durch meine Schattenwölfe gelangten wir ohne Umwege zu Makoto. Sie kämpfte in einer Seitenstraße ganz in der Nähe der Haupteinkaufsstraßen mit einem Sonderfluch. Mir verschlug es die Sprache, als uns die gewaltige Macht um die Ohren flog. Es war ein Sonderfluch der höheren Ränge, mir war bewusst, dass wir niemals etwas gegen ihn ausrichten konnten und auch Makoto hatte ihre Schwierigkeiten, aber sie hielt ihm stand, sorgte dafür, dass er nicht fliehen konnte und vor allem sorgte sie dafür, dass er nicht auf die Hauptstraße gelangen konnte. Allerdings sah ich schon von Weitem, dass sie eine echt üble Platzwunde am Kopf hatte. Sie blutete stark und das Blut rann ihr nur so über die linke Gesichtshälfte. Als wir dann näher kamen, sah ich auch eine Wunde an ihrem Oberarm, aber ansonsten schien es, dass es ihr gut ging. Wenn man da so nennen konnte.
"Mako-san!", rief Yuji und lief einfach ins Geschehen.
"Bleib weg, Idiot!", rief sie, stellte sich vor ihn und streckte die Arme aus. Der Sonderfluch hatte Yuji sofort im Visier gehabt und wollte auf ihn losstürmen. Meine Schwester war allerdings schnell genug, um das zu verhindern. Sie sammelte Fluchkraft in ihren Händen und schoss sie einfach auf den Fluch. "Megumi, was tut ihr hier?", fragte sie keuchend. "Niemals blindlings losstürmen und vor allem nicht alleine, verdammt!"
"Sei still", murmelte ich, hockte mich hin und griff in die Schatten. Es war nicht viel, was ich dabei hatte, aber sie war mit Waffen geübt, deswegen wusste ich, dass sie mit allem zurecht kam. Zum Glück hatte ich noch den Langstab in meinen Schatten. "Makoto!", rief ich und warf ihn ihr zu. Sie drehte nur kurz den Kopf zu mir, sah den Stab auf sich zufliegen und machte Flick Flacks zurück, um ihn zu fangen.
"Danke, aber verschwindet jetzt", meinte sie, hielt den Stab vor sich und ließ sofort Fluchkraft durch ihn hindurch gleiten.
"Auf keinen Fall, wir sind doch ein Team, wir helfen dir", bestand Yuji darauf und ballte seine Hände zu Fäusten. Er hatte in den letzten Wochen wirklich viele Fortschritte gemacht, aber selbst mir machte dieser Fluch Angst. Die Macht die er ausstrahlte war übermächtig. Und genau deswegen konnte ich nicht gehen. Makoto war mächtig, aber auch sie hatte ihre Grenzen und anders als Gojo konnte sie sich nicht heilen. Sie würde niemals gegen den Fluch ankommen, nicht alleine.
"Er hat Recht", stimmte ich zu und faltete meine Hände, trat näher an sie heran. "Du schaffst das nicht alleine."
Auf einmal lachte der Sonderfluch auf, hob die Hände und bog den Rücken durch.
"Als wenn ihr kleinen Maden mir etwas antun könntet", lachte er. "Außerdem will ich eh nur sie, also könnt ihr gehen." Yuji hatte denselben Gedanken wie ich, trat einen Schritt nach vorne und stellte sich dann halb vor Makoto.
"Als wenn wir zulassen würden, dass du sie mitnimmst", sagte er und in seinen Fäusten wallte Kraft auf.
"Nicht. Nahkampf ist bei ihm unmöglich. Sobald ihr in seiner Nähe seid, werdet ihr zu ihm hingezogen, was meint ihr, warum ich den Abstand wahre?", erklärte Makoto.
"Na dann bin ich wohl dein Gegner", ertönte eine uns bekannte Stimme und auch noch Gojo stand vor uns. "Das wird lustig. Du ziehst mich an und ich pralle an dir ab, mal sehen, wer das länger durchhält." Irgendwie war ich direkt etwas erleichterter. Dass er da war, würde für uns den Sieg bedeuten. "Bringt Makoto hier weg", verlangte Gojo dann von uns, sah mich nur kurz über seine Schulter an. Ich nickte sofort und drehte mich zu meiner Schwester.
"Satoru", sagte sie und konnte nur Gojos Hinterkopf ansehen.
"Halt die Klappe und geh mit deinem Bruder."
"Er ..."
"Ich komme damit klar. Ich werde aber nicht zulassen, dass er dich mitnimmt, also verschwindet jetzt!", wurde er ein bisschen lauter, was den Sonderfluch lachen ließ.
"Aber ich will sie." Der Fluch legte den Kopf schief. "Sie riecht so gut und ihr Blut schmeckt außerordentlich gut."
"Das kannst du dir abschminken. Du bekommst keinen einzigen Tropfen ihres Blutes. Ich werde dich jetzt austreiben und dich von der Bildfläche auslöschen, wie findest du das?"
"Das glaube ich eher weniger."
"Werden wir ja sehen." Gojo ballte seine Hand zur Faust und wollte gerade angreifen, als der Sonderfluch verschwand. Er war plötzlich nicht mehr da und wir standen alleine in der Gasse.
"Was zum Teufel", rief Yuji aus. "Wo ist er hin?"
"Weg", erwiderte Gojo nur und drehte sich zu uns um. Allerdings ging er direkt auf meine Schwester zu und drehte ihren Kopf, damit er sich ihre Platzwunde ansehen konnte. Sie machte einen Schritt zurück und sah ihn wütend an.
"Wage es dich noch einmal so mit mir zu sprechen", schnauzte sie ihn an.
"Dann hör verdammt noch mal auf dich die ganze Zeit in Gefahr zu begeben!", schnauzte er zurück.
"Ehe-Krise?", fragte Nobara leise und ich seufzte. Etwas in der Art, schätze ich. Aber ich konnte Gojo verstehen. Ich hatte mir auch Sorgen um Makoto gemacht und hatte sie nur noch in Sicherheit wissen wollen, allerdings hatten er und sie noch eine weitaus andere Vorgeschichte.
"Als wenn ich mich hier hingestellt hätte und nach einem Sonderfluch geschrien hätte. Er hat mich von hinten angegriffen, hat mir dieses scheiß Rohr über den Kopf gezogen und mich so überrumpelt", erklärte meine Schwester sich und zeigte auf die Seite, wo ein Eisenrohr lag ... mit ihrem Blut dran. "Hätte Megumi mich nicht angerufen, wäre ich sicherlich umgekippt und der Sonderfluch hätte mich mitgenommen, aber dem war nicht so."
"Du wärst niemals alleine gegen den Sonderfluch angekommen", meinte Gojo.
"Danke für das Vertrauen."
"Könntet ihr aufhören zu streiten?", fragte Nobara und zog sich die wütenden Blicke der beiden zu, wobei Gojos Blick wie immer von der Augenbinde versteckt blieb, aber an seinen Mundwinkeln sah ich, dass er alles andere als glücklich war. "Wir haben ein anderes Problem. Der Sonderfluch war hier, um Mako-san mitzunehmen oder wollt ihr das verdrängen?"
"Nein", murrte Gojo und drehte sich um, sah zu der Stelle, wo der Sonderfluch eben noch gestanden hatte.
"Aber meinst du wirklich, dass er nur nach Mako-san gesucht hat oder sie einfach nur zufällig bemerkt hat und sie so interessant fand?", fragte Yuji und legte sich eine Hand aufs Kinn.
"Dann hätte er sich auch einfach einen von euch schnappen können, er hätte nicht mit Makoto kämpfen müssen. Er wollte sie", überlegte Gojo und mein Blick ging zu meiner Schwester. Sie hatte den Arm gehoben und drückte auf die Wunde an ihrem Oberarm.
"Aber wer würde Mako-san denn entführen wollen? Und vor allem, wer würde einen Sonderfluch auf sowas setzten, die sind nicht gerade vertrauenswürdig", meinte Nobara.
"Gakuganji?", kam es einfach aus mir und Makoto sah mich direkt an. Gojo schüttelte den Kopf.
"Ist das nicht der Rektor der Kyoto Schule?", fragte Nobara.
"Er war es nicht", sagte Gojo. "Das passt nicht zu ihm." Makoto nickte.
"Er hätte keinen Sonderfluch auf mich losgelassen, sondern einen den man nicht kontrollieren könnte. Ich bin mir sicher, dass er mich nicht mehr lebend haben will", stimmte sie zu, was mich direkt wütend werden ließ. Dieser Bastard sollte die Finger von ihr lassen. Ich würde sicherlich nicht noch einmal zulassen, dass er sie in die Finger bekam. Und mit mir brauchte er sie auch nicht mehr erpressen.
"Wovon sprecht ihr?", fragte Yuji. "Ich verstehe kein Wort."
"Ist auch nicht wichtig", sagte Gojo und drehte sich wieder zu uns. "Wir gehen nach Hause." Damit nahm er sich Makotos Hand und zog sie mit sich. Sie protestierte und meinte irgendwas von einer Tasche, die ich aber schon gesehen hatte und aufhob. Sie musste zurück zur Akademie, damit Shoko-san sie behandeln konnte. Auch wenn es so aussah, dass sie nicht so viel Blut verloren hatte, musste die Wunde behandelt werden. Genauso wie ihr Arm.
Ich war ziemlich froh, dass es nicht so schlimm war wie ich es mir vorgestellt hatte. Dass Makoto wohlauf war, hatte mich erleichtert. Und wenn der Sonderfluch sie hinterrücks erwischt hatte, dann lagen die Verletzungen auch nicht daran, dass sie sich nicht wehren konnte. Denn erst hatte ich Angst gehabt, dass irgendwas nicht mit ihr stimmte. Zwar war sie wieder verletzt, aber sie hatte sich gegen ihn behauptet. Nicht, dass ich an ihr zweifelte ... sie war nur meine Schwester und ich wollte sie nicht verlieren. Ich hatte schon zu viele Menschen verloren. Wenn ich auch noch sie verlor, würde ich das sicherlich nicht verkraften.
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