Kapitel 4
Wir hatten das Training abgebrochen, was vielleicht auch gut so war. Yuji war nicht mehr richtig bei der Sache gewesen, da brachte es nichts mehr weiterzumachen.
Ich stand im Gemeinschaftsbad und schaute mir gerade meine Wunden an. Die Kratzer von Sukunas Fingernägeln waren wirklich nicht tief, allerdings fielen sie in meinem Gesicht ziemlich auf. Seufzend bedeckte ich die Ratzer mit Salbe und klebte dann kleine Heftpflaster drauf, damit sie ein bisschen schneller heilten. Danach cremte ich auch meinen Hals ein.
"Verdammt", murmelte ich und streckte den Hals, um mir das ganze noch ein bisschen besser anzusehen.
"Wer war das?" Ich schreckte auf und sah zur Tür, in der Megumi stand. "Die hattest du gestern noch nicht."
"Ist nicht so wichtig", winkte ich ab, drehte mich wieder zum Spiegel und packte alles weg. "Du hast dich ziemlich gut gemacht."
"Das ist nicht dein Verdienst." Ich zuckte zusammen. Natürlich war es das nicht. Ich hatte nichts dazu beigetragen, was er die letzten zwei Jahre gelernt hatte. "Soll ich dir helfen?"
"Schon okay, die Haut ist nur etwas gequetscht." Ich atmete noch einmal ein und sah Megumi wieder an. "Megumi, ich ..."
"Lass es einfach."
"Ich kann nicht, wenn du weiter so mit mir umgehst. Ich bin deine Schwester, ich will..."
"Dann hättest du nicht ohne ein Wort gehen sollen, du hättest es wenigstens erklären können, aber das ist auch der Grund, warum du und Gojo Schluss gemacht habt oder? Er wusste von allem und hat dich da nicht unterstützt, weil es dumm war. Was haben die Ältesten von dir verlangt? Was musstest du tun?"
"Megumi, das ist nicht so einfach zu erklären."
"Wie kann das nicht einfach zu erklären sein? Ich bin dein Bruder oder nicht? Meinst du nicht, dass ich es verstanden hätte?" Das würde schwieriger werden, als ich gedacht hatte.
"Uh, halten wir jetzt ein Toiletten-Schwätzchen?", ertönte Satorus Stimme und auch er kam ins Gemeinschaftsbad. Megumi sah ihn wütend an.
"Was machst du hier?", wollte er wissen.
"Ich brauche deine Schwester." Ich kniff die Augenbrauen zusammen und sah ihn fragend an. "Es sind zwei Flüche aufgetaucht. Ich brauche dich an meiner Seite", war seine Antwort auf meine unausgesprochene Frage.
"Warte ... ihr arbeitet wieder zusammen?", war Megumi perplex und sah Gojo an. "Du warst doch auch wütend auf sie, du warst rasend vor Wut und jetzt tust du so, als wäre nie etwas gewesen?"
"Wir haben schon gesprochen, Megumi", meinte er nur, steckte sich die Hände in die Jackentaschen, denn jetzt trug er wieder seine Uniform. "Es ist anders als du denkst."
"Dann erklärt es mir." Megumi sah zu mir. "Sag es endlich."
"Megumi ...", fing Satoru an, aber dieser hob nur eine Hand, verlangte von ihm still zu sein.
"Ich will es von ihr hören." Ich atmete tief ein und aus, sah Megumi in die grünen Augen.
"Ich kann es dir nicht sagen, Megumi. Es ist nicht so, dass ich es nicht will, aber ich kann es einfach nicht", sagte ich.
"Deine Schwester steht unter einem Fluch", haute Satoru raus, bevor Megumi mich noch weiter bedrängte. Er wusste ja was Sache war und wenn Megumi weiter verlangen würde, dass ich etwas sagte und ich wieder nur auswich, wie vor zwei Jahren, würde er mich nur noch mehr hassen.Megumis Augen weiteten sich vor Schreck.
"Was?", hauchte er, aber ich nickte nur.
"Ich würde dir alles erzählen, wenn ich es könnte, aber er hindert mich daran. Ich muss dich einfach beschützen", meinte ich.
"Makoto!", zischte Satoru und war direkt bei mir. Mein Arm bewegte sich automatisch ohne mein Zutun an meine Seite, wo mein Katana sein sollte. Ich griff ins Leere und mein Arm fing an zu zittert. Ich biss die Zähne zusammen und musste mich zwingen tief ein und auszuatmen. "Hör auf damit, das war viel zu knapp." Scheiße. Ich konnte noch nicht einmal andeuten, was passiert war. Gokus Fluch war stärker als ich gedacht hatte.
"Was bedeutet das?", fragte Megumi.
"Gakuganji erpresst sie, Megumi. Er steckt hinter allem und spielt schon seit zwei Jahren mit Makoto. Sie ist unter falschen Tatsachen zu ihm gerufen worden und dann hat er sie mit dir erpresst. Ein Fluchredner hat ihr einen Fluch auferlegt, dass er alles hört, was sie sagt und was sie hört, deswegen konnte sie uns nichts sagen. Und jetzt wird sie sich selber aufspießen, wenn sie uns etwas von dem erzählt, was passiert ist", erklärte Satoru in kurzen Sätzen. Ich sah Megumi an.
"Du trägst keine Schuld, es ist allein meine, weil ich mich nicht gegen ihn zur Wehr setzen kann", meinte ich und wieder ging ein Stechen durch meinen Arm.
"Verdammt, ich sagte, du sollst aufhören", zischte Satoru mich an, hob den Kopf und sah mich an.
"Ich hab mein Katana nicht hier, es kann also nichts passieren", meinte ich nur.
"Er wird den Widerstand spüren, Makoto. Tu doch einfach einmal, was ich dir sage."
"Kann Inumaki sie nicht von dem Fluch befreien?", wollte Megumi wissen. Ich wusste, dass Satoru durch diese blöde Augenbinde genau in meine Augen sehen konnte. Dass ich jetzt nichts in seinen lesen konnte, gefiel mir nicht. Vor zwei Jahren ... als wir noch ein Paar gewesen waren, hatte er sie für mich öfter ausgezogen. Aber das hatte damals auch noch einen anderen Grund gehabt.
"Wir sollten es versuchen, Makoto", meinte er.
"Ich will sie da nicht mit reinziehen, das habe ich dir gestern schon gesagt."
"Wir bringen sie mehr in Gefahr, wenn du weiterhin unter seiner Fuchtel stehst." Da hatte er wohl Recht. "Wenn er dich nicht mehr in der Hand hat, dann steht er wieder bei Null."
"Wir sollten Inumaki wenigstens fragen", stimmte Megumi zu, was mich jetzt ihn ansehen ließ. Es wäre natürlich von Vorteil, wenn ich den Fluch los würde und mich so auch von Gakuganji lösen konnte. Ihn im Nacken zu haben war wirklich etwas, was ich nicht gebrauchen konnte. Mir war ja bewusst gewesen, dass wenn ich zurück kam, ich es Megumi und Satoru erklären musste und ich wusste auch, wenn ich es ihnen erzählte, sie mir glauben würden, aber das würde noch immer nicht mein Problem mit Gakuganji lösen. Er würde mich immer noch benutzen und das musste ich unterbinden, dessen war ich mir bewusst.
"Später, wir haben zwei Flüche zu beseitigen", meinte ich, um ein bisschen vom Thema abzulenken. Ich traute Inumaki zu, dass er mir helfen konnte, aber ich hatte einfach nur Panik vor dem, was Gakuganji dann tun würde. Was würde er in Bewegung setzen, um seiner Wut Luft zu machen? Oder noch schlimmer, wenn Goku irgendwas auf Inumaki zurück schleuderte. Ich würde mir nie verzeihen, wenn ihnen etwas passierte, nur weil ich die Entscheidung getroffen hatte, Gakuganji gestattet hatte so mit mir umzugehen. Ich hätte mich ja wehren können und Megumi beschützen können, aber die sicherste Variante war eben gewesen, dass ich das tat, was er wollte, um Megumi zu schützen.
"Ich komme mit euch", entschied Megumi dann, aber ich schüttelte den Kopf.
"Der Kampf gestern war zu heftig, du ruhst dich noch etwas aus", verlangte ich.
"Ich habe eben trainiert, ich bin fit."
"Deine Schwester hat Recht, du bleibst hier. Wir zwei bekommen das schon hin", mischte sich Satoru ein. Womit er Recht hatte. Ich war mir sicher, dass sich nichts an unserer Zusammenarbeit geändert hatte, nur weil ich zwei Jahre nicht hier gewesen war ... wobei ... es könnte ein Problem geben. Wir waren nicht mehr zusammen ... und auch mein kleiner Verrat lag noch zwischen uns, auch wenn er jetzt nachvollziehen konnte, warum ich es getan hatte und vor allem, dass ich keine Wahl hatte. Und dennoch musste ich diesen Gedanken beiseite schieben. Er war hier und wollte mich dabei haben. Ich wusste nicht genau, was Gakuganji im Hintergrund geregelt hatte, um mich wieder als Erstklässlerin einzuschieben, aber irgendwas hatte er gemacht. Und deswegen konnte ich mir nicht vorstellen, dass er mich wieder mit Satoru in ein Team steckte. Dementsprechend war es Masamichis Idee gewesen oder aber Satoru hatte wieder alleine entschieden und nahm mich jetzt einfach mit.
Megumi sagte auch nichts mehr dazu, sodass wir alle zusammen aus dem Bad gingen. Ich musste mich noch schnell umziehen, zog wieder mein Outfit von gestern an, schlüpfte in meinen Kimono und legte mir meine Katana um. Zu meinem Glück war Gokus Fluch nicht so konzipiert, dass sich mein Körper meinen Verrat merkte, ansonsten hätte ich mir, sobald ich mein Katana angefasst hatte, diese in den Körper gestoßen. Aber dem war nicht so.
Zusammen machten wir uns auf den Weg und schon von weitem spürten wir die Fluchkraft, die in der Luft pulsierte.
"Was für Flüche sollen das sein?", fragte ich Satoru.
"Normale, so hieß es zumindest", erwiderte er, aber wir beide wussten, dass diese Energie niemals von zwei normalen Flüchen kommen konnte, dafür erdrückte uns die Kraft schon fast. Als wir am Ort des Geschehens ankamen, stand Ichiji-san bereit und rieb sich die Hände. Er lief auf und ab und murmelte irgendwas vor sich her. Schien so, dass er ein bisschen Angst hatte. "Ichiji!" Sofort zuckte er zusammen und riss die Augen auf, als er Satoru sah.
"Das war nicht mein Fehler. Es sind falsche Daten übermittelt worden, Gojo", fing er an zu stammeln. Bevor Satoru überhaupt einen Laut von sich geben konnte, stieß ich ihn in die Seite.
"Beruhig dich, alles gut. Wie ist der Stand der Dinge?" Ichiji atmete erleichtert aus. Denn er hatte damit gerechnet, dass Satoru ihn zur Sau machte, was er auch getan hätte, wenn ich nicht dabei gewesen wäre.
"Es ist ein Sonderfluch."
"Woher kamen denn dann die Infos über zwei Flüche?", wollte ich wissen. Ichiji-san lockerte seine Krawatte.
"Die sind da auch drin. Neben dem Sonderfluch sind noch sechs Flüche in der angeborenen Sphäre", stammelte er. Ich machte große Augen.
"Sechs?" Er nickte.
"Ich habe die Infos erst bekommen, als ich hier angekommen bin. Anscheinend sind sie von dem Sonderfluch gerufen worden." Das war seltsam. Es war nicht neu, dass sich Flüche an einem Ort tummelten. Sie wurden alle von negativen Gefühlen angezogen, aber dass sie gerufen wurden? Und das auch noch von einem Sonderfluch?
"Im Moment tauchen öfters Flüche auf, die eine gewisse Intelligenz aufweisen", informierte Satoru mich. "Ich meine, sieh dir Sukuna an."
"Ja, aber Sukuna ist ...", fing ich an, stoppte aber. Er hatte Recht. Natürlich gab es auch Flüche, die wussten, was sie taten, die mit uns interagieren konnten, aber dennoch waren sie selten. "Wie vielen seid ihr jetzt schon begegnet?"
"Zu vielen und ich würde mich nicht wundern, wenn Geto hinter allem steckt."
"Weißt du schon, was genau er vorhat?"
"Mich töten?", war Satorus Antwort und hob seine Hand, um seine Augenbinde abzunehmen. Ich schluckte und sah ihm nach, als er schon einmal los ging. Wir standen vor einer Anstalt in der sich der Fluch verschanzt hatte. Natürlich um so viele Menschen wie möglich zu töten und für ihn war so eine Anstalt mit all den Ängsten und Problemen das reinste Paradies.
"Das ist nicht lustig", sagte ich und ging ihm nach. Ichiji-san ließen wir zurück. Er wäre auch von selber niemals mitgekommen, davon mal abgesehen.
"Das war auch nicht als Scherz gemeint. Dieser Jogo war auch ein Fluch und er wollte mich umbringen, zumindest hat er das immer vor sich her gelabert."
"Hast du ihn ausgetrieben?" Wir gingen über die Schwelle der Anstalt und standen dann inmitten von Knochen. Es war so als hätten wir eine andere Dimension betreten, gar nichts hier erinnerte an eine Anstalt.
"Das ist ekelhaft. Nein, habe ich nicht. Ihm kam ein Kollege zur Hilfe und hat seinen Kopf mitgenommen, aber seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen. Scheint so, dass er nur noch ein Kopf ist und nichts anderes mehr tun kann, als rumliegen."
"Meinst du, das sind alles Menschenknochen?" Satoru hockte sich hin und hob einen Hundeschädel hoch.
"Nein, eher weniger."
"Dann andere Frage, meinst du die ganzen Leute hier in der Anstalt sind noch am Leben?"
"Unwahrscheinlich." Er stellte sich wieder hin und sah sich um. "Was machen wir? Es wird Tage dauern, wenn wir zusammen losziehen, um die sechs Flüche zu finden, mal von dem Sonderfluch abgesehen."
"Du willst dich aufteilen?" Ich sah mich auch um. Keine Ahnung, wie diese Sphäre sich verhielt. Gerade sahen wir überall nur Knochen. Knochenboden, Knochenwände, alles hier bestand aus Knochen. Wer weiß, was passierte, wenn wir uns ein bisschen weiter hinein wagten, ob wir überhaupt irgendwo hin kamen.
"Ist einfacher oder hast du Angst?" Ich verdrehte die Augen und zog meine Katana.
"Du hast von Anfang an deine Binde abgenommen. Ich bin der Meinung, dass wir das hier nicht auf die leichte Schulter nehmen sollten, aber das gilt natürlich nur für mich, weil ich nicht das Genie unter uns beiden bin."
"Zu gütig." Wir teilten uns dann auf, wobei mir nicht ganz so wohl dabei war. Ich hatte keine Angst, dass ich die Flüche nicht aufhalten konnte, aber es war komisch, dass sechs Flüche von einem Sonderfluch gerufen wurden. Irgendwas stimmte nicht und das gewaltig.
Sobald Satoru und ich uns getrennt hatten, veränderte sich die Sphäre und wir waren wirklich getrennt. Ich konnte ihn noch nicht einmal ausmachen. Langsam ging ich weiter, steckte meine Katana allerdings wieder weg und faltete meine Hände. Ich rief meine beiden Shikigami, die sofort links und rechts an meinen Beinen auftauchten. Ich streckte meine Hände aus und beide drückten ihre Köpfe gegen diese.
"Kitsugo, such Satoru und unterstütze ihn", befahl ich. Mein fünfschwänziger Fuchs machte einen zustimmenden Laut und lief dann los. Solange Kitsugo bei Satoru war, hatte ich wenigstens eine kleine Verbindung zu ihm. Hachitsune blieb an meinem Bein und sah sich aufmerksam um. Als er knurrte, umfasste ich mein Katana und drehte mich in die Richtung, in die auch er sah.
Aus dem Nichts kam ein Fluch auf mich zu, aber ich konnte noch rechtzeitig meine Katana ziehen. Es war nicht der Sonderfluch sondern nur ein ganz gewöhnlicher ... noch nicht einmal das. Er war irgendwie gestört und raste ohne Kopf und Verstand auf mich zu. Ich traf ihn mit meinen Katana und konnte ihn direkt austreiben. Es war kein richtiger Akt. Was bedeutete, dieser Sonderfluch, wenn er die anderen Flüche wirklich gerufen hatte, hatte das nur getan, um uns ein bisschen zu beschäftigen. Er musste intelligenter sein als alle anderen. Denn ihm musste klar gewesen sein, dass wir kommen würden, wenn er sich irgendwo niederlassen würde.
Hachitsune und ich gingen weiter und trafen auf noch einen normalen Fluch. Auch den konnte ich mit nur einem Schlag austreiben. Aber danach veränderte sich die Sphäre und ich stand vor einem ganzen Berg von Knochen, er war riesig.
"Hilfe, bitte hilf mir", rief plötzlich jemand und als wäre das der Startschuss gewesen, hörte ich noch acht andere Stimmen ... und sie kamen alle aus dem Knochenberg vor mir. Ich bekam direkt eine Gänsehaut, als ich den ersten Menschen in dem ganzen Berg ausmachen konnte. Hachitsune knurrte wieder, stellte die Nackenhaare auf und stellte sich vor mich.
"Schon gut", murmelte ich ihm zu und legte sanft eine Hand auf seinen Kopf.
"Hilfe! Bitte hilf uns."
"Ich will nach hause!"
"Ich will zu meiner Mama!"
"Ich will hier nicht sterben."
"Es tut so weh." Ich schluckte hart, als nach und nach die Gesichter der Menschen in dem ganzen Gewirr aus Knochen zum Vorschein kamen. Sie waren blutüberströmt ... aber sie lebten alle nicht mehr. Dem einen fehlte ein Auge. Ein andere hatte ein riesiges Loch in der Wange. Bei einem anderen lag schon der Kieferknochen frei.
"Langweilig, du siehst ja durch meine Illusion", beschwerte sich jemand und ich sah hoch zur Spitze des ganzen Berges. Der Sonderfluch thronte auf seinen Opfern und grinste mich an.
"Sind sie tot?", wollte ich wissen.
"Die meisten sterben gerade, das was sie sagen, sind ihre Gedanken, die letzten Dinge, die ihnen durch den Kopf gehen", säuselte der Fluch, zeigte mir noch mehr von seinen schwarzen Zähnen. "Ihr Jujuzisten seid wirklich langweilig. Keine meiner kleinen Ablenkungen haben euch interessiert, das ist wirklich schade." Das war nicht gut. Dieser Sonderfluch schien mehr als intelligent zu sein. Er hatte sich einen Plan ausgedacht ... er hatte genau gewusst, dass wir kommen würden. "Zwar habe ich dem Weißhaarigen mehr meiner Freunde aufgehalst, aber der ist einfach zu stark. Das hätte man mir mal sagen sollen. Dann hätte ich nicht nur kleine Flüche zu mir gerufen. Auch der Infinity-Typ kann nicht mehrere Sonderflüche aufhalten, wir sind einfach zu mächtig." Da war ich mir nicht sicher. Selbst ich hatte noch nicht alles von Satoru gesehen. Wahrscheinlich würde er selbst mit zehn Sonderflüchen gleichzeitig fertig werden. "Hehe. Deswegen wollte ich erst dich erledigen." Er lachte und klatschte in die Hände. "Deine Knochen sind bestimmt wunderschön."
"Deine sicherlich auch oder nicht?" Er grinste noch breiter.
"Meine sind die schönsten, aber die wirst du nie zu Gesicht bekommen." Ich schnippte einmal, damit Hachitsune auf mich aufmerksam wurde. Er musste den Fluch kurz für mich ablenken, damit ich Kitsugo rufen konnte. Er konnte mich aufspüren und Satoru herführen. Hachitsune grummelte und sprang dann auf den Fluch zu. Ich faltete schnell meine Hände, um Kitsugo einen Befehl zu geben, danach schnappte ich mir sofort meine Katana und sprang Hachitsune hinterher. Ich musste das Überraschungsmoment ausnutzen, solange der Fluch sich auf meinen achtschwänzigen Fuchs konzentrierte. Was auch ziemlich gut funktionierte. Im richtigen Moment machte Hachitsune Platz und ich erwischte die Schulter des Sonderfluchs. Er schrie auf, aber darauf konnte ich nicht achten. Als ich auf der anderen Seite des Berges wieder auf den Boden springen wollte, schossen Hände aus dem Knochenberg und packten mich. Es passierte so schnell, dass ich gar nicht reagieren konnte.
Die Hände umfassten meine Fußgelenke, Handgelenke. Der Griff um meine Handgelenke wurden fester, immer fester. Sie wollten, dass ich meine Katana fallen ließ, aber ich versuchte sie festzuhalten. Und dann versuchten mich die Hände in den Berg aus Knochen zu ziehen. Der Sonderfluch hatte sich wieder beruhigt und sah jetzt herunter zu mir, fing an zu lachen.
"Haha. Du bist in meine Falle gesprungen. Geschieht dir Recht. Sie werden dich ins Verderben ziehen und nicht nur das." Plötzlich spürte ich einen Schmerz an den Stellen, wo mich dich Hände anfassten. Zischend zersetzte sich meine Kleidung.
"Was zum ...", fluchte ich und versuchte mich los zu reißen, aber es brachte nichts, es schoss lediglich eine weitere Hand aus dem Berg und umfasste dann meinen Oberschenkel. Irgendwas fraß sich wie Säure durch meine Kleidung und brannte dann auf meiner Haut ... wahrscheinlich war es wirklich Säure, die von den Händen abgesondert wurde. Scheiße. Ich musste sie los werden, ansonsten endete ich auch als Skelett in seiner Sammlung.
Aber je mehr ich versuchte mich zu befreien, desto mehr Hände hielten mich fest. Inzwischen waren es jeweils drei Hände an jedem meiner Beine und Arme, links und rechts an meiner Taille und gerade griff wieder eine neue Hand nach meiner Hüfte. Ich zischte auf. Es half einfach alles nichts. Sobald ich mich bewegte, kam eine neue Hand aus dem Berg geschossen, aber wenn ich mich nicht bewegte, zogen sie mich immer weiter in den Knochenberg hinein.
Hachitsune lief auf dem Boden hin und her, versuchte mir irgendwie zu helfen, aber er konnte nicht. Sobald er hochsprang, um vielleicht eine der Hände zu fassen zu bekommen, wurde ich ein Stück weiter an den Berg gezogen. Er war intelligent genug, um das zu verstehen. Weswegen er es auch nicht mehr tat. Was aber nicht bedeutete, dass es ihn nicht ärgerte.
Ich presste die Augen zusammen. Der Schmerz war unerträglich, denn die Säure hatte sich schon bis zu meiner Haut durchgefressen. Ich fasste es nicht, dass ich mich hatte schnappen lassen. Ich hätte Fluchkraft für eine Explosion benutzen können, um mich in der Luft zu bewegen. Aber in dem Moment hatte ich einfach nicht darüber nachgedacht. Und Satoru ließ sich auch Zeit, wobei ich wusste, dass es sein konnte, dass er nicht her fand. Das hier war die Sphäre von diesem Sonderfluch, er konnte sie kontrollieren und verhindern, dass Gojo zu mir gelangen konnte, aber so langsam wurde es brenzlig.
"Ich rieche schon dein verbranntes Fleisch. Bald liegen deine Knochen frei, so schöne Knochen!", säuselte der Fluch und sprang von seinem Thron herunter. Neben mir schossen Knochen aus dem Berg und bildeten einen kleinen Vorsprung auf dem der Fluch landen konnte. Er kniete sich hin und schob seinen Kopf vor mein Gesicht. Er stank nach Verwesung ... wie auch nicht, wenn er all seine Opfer so zersetzte? Und dann streckte er die Hand aus. Er wollte mich anfassen, aber ich drehte meinen Kopf weg. Im nächsten Moment schrie der Fluch allerdings auf. Sein ausgestreckter Arm flog durch die Luft, war perfekt abgetrennt worden.
"Lass deine dreckigen Finger von ihr", ertönte Satorus Stimme und er tauchte einfach so vor mir auf, natürlich konnte er schweben. Das hatte er schon ziemlich früh drauf gehabt. Wobei, ich fragte mich wirklich, was er nicht konnte. Egal was es war, irgendwie schaffte er es sich alles anzueignen, was er wollte. Wobei ihm auch ein paar Grenzen gesetzt waren. Er konnte zum Beispiel niemanden heilen, nur sich selber.
"Das tut weh!", schrie der Fluch, aber kaum dass er es ausgesprochen hatte, wuchs ihm ein neuer Arm. "Das hättest du nicht tun sollen, Jujuzist." Ich keuchte auf. Zwei weitere Hände krallten sich jetzt in meinen Körper. Eine an meiner Hüfte, die andere an meinem rechten Innenschenkel. Ich konnte nicht mehr und ließ meine Katana fallen. Der Schmerz war zu extrem.
"Makoto!" Satoru drehte sich zu mir um, wollte mir helfen.
"Ah, ah, das finde ich nicht lustig." Eine weitere Hand schoss aus dem Berg, legte sich auf meinen Hals und diesmal schrie ich auf. Dort war kein Stoff, den es erst zu verätzen galt. Jetzt war es meine bloße Haut, die er da von Anfang an verätzte, aber ich musste die Zähne zusammenbeißen.
"Mach ihn fertig", keuchte ich. "Ich halte das noch was aus." Mein Gesicht war vor Schmerzen verzerrt, ich hatte die Augen geschlossen, die Zähne zusammengebissen. Was auch so blieb, aber ich machte ein Auge auf, um Satoru anzusehen. Unser Blick traf sich und ich sah die Sorge in seinen Augen. "Beeil dich nur ein bisschen."
"Ach du kannst noch?", fragte der Fluch und neigte sich zur Seite, um mich anzusehen. Er schnippte einmal und weitere Hände packten mich. Am Oberschenkel, linken Innenschenkel, Oberarm, Unterarm, Bauch. Ich konnte mich nicht mehr bewegen, bestand im Grunde nur noch aus Schmerzen. Wobei die Schmerzen nicht das schlimme waren. Ich hatte einfach nur Angst, dass er mir wirklich die Haut verätzen, bis auf den Knochen runter. Das konnte ich nicht gebrauchen.
Ich versuchte keinen Laut von mir zu geben, damit Satoru in Ruhe angreifen konnte. Er durfte sich nicht um mich kümmern. Er musste den Sonderfluch austreiben und dann würde ich auch frei kommen, das war Priorität, jetzt wo der Fluch mich eh in seinen Fängen hatte. Er war am längeren Hebel.
Satoru sah mich noch einmal an, aber ich konnte mich nicht konzentrieren, der Schmerz vernebelte mir die Sicht und auch die Sinne. Ich hoffte nur, dass er schnell machte. Ich wollte nicht wie ein schweizer Käse durch die Gegend laufen wollen. Auch wenn ich versuchte es gerade ins Lächerliche zu ziehen. Es nervte mich selber, dass ich darauf angewiesen war, dass er mich rettete. Es war nur ein Sonderfluch, es war nicht so, dass ich nicht schon tausende Sonderflüche besiegt hatte. Ich war zwei ganze Jahre alleine in Amerika zurecht gekommen und da hatte ich so einige Flüche bekämpft. Warum musste mich unbedingt der zweite Fluch, den ich hier in Japan traf, so aus der Bahn werfen? Und das auch noch zusammen mit Satoru. Als wäre ich wirklich die Erstklässlerin, zu der mich Gakuganji zurückgestuft hatte.
Ich war kurz davor das Bewusstsein zu verlieren, als ich spürte, wie mich die Hände losließen. Allerdings konnte ich nicht reagieren. Der Berg hinter mir verschwand und ich fiel. Es war unmöglich für mich den Fall zu bremsen oder gar zu verhindern. Aber das musste ich nicht. Es schlangen sich Arme um mich, sodass der schmerzhafte Aufprall auf den Boden gar nicht erst passierte.
"Makoto?", sprach Satoru mich an. Leicht machte ich die Augen auf. Mit dem Verschwinden der Hände, waren auch die Schmerzen verschwunden, auch wenn ein Brennen zurückgeblieben war.
"Du ... hast ziemlich lange ... gebraucht", flüsterte ich. Meine Klamotten hingen nur noch an Fetzen an mir, so fühlte es sich zumindest an. Löcher hatten diese Hände auf jeden Fall hinterlassen.
"Ich konnte nicht schneller, tut mir leid."
"Schon okay."
"Wie schlimm ist es?"
"Ich spüre sie jetzt zum Glück nicht mehr. Es brennt, aber mehr nicht." Ich erlaubte es mir, meinen Kopf an Satorus Schulter zu lehnen und mich für einen kurzen Moment auszuruhen. Ich wollte meinen Körper noch nicht ansehen, aus Angst, dass ich jetzt wirklich wie ein Stück Käse aussah. "Hast du Überlebende gefunden?"
Satoru trug mich aus der Anstalt hinaus.
"Nein, leider nicht. Er wird sie sicher genauso wie dich in diesen riesigen Berg an Knochen gezogen haben. Schien so, dass er so isst."
"Danke, also bin ich ein Snack gewesen?" So langsam bekam ich wieder ein Gefühl in den Beinen und Armen, der Schmerz klang ab.
"Wahrscheinlich, aber so wie du dich zur Wehr gesetzt hast, warst du sicherlich zäh." Ich sah zu ihm auf, aber er grinste mich nur an.
"Manchmal kannst du wirklich ein Arsch sein. Lass mich bitte runter."
"Auf keinen Fall. Du wärst beinahe ohnmächtig geworden, ich lasse dich keinen Schritt gehen."
"Satoru!", rief plötzlich jemand und kam mir so zuvor. Allerdings war es nicht Ichiji-san, da wir gerade wieder nach draußen kamen. Nein, es war eine weibliche Stimme.
"Lass mich runter", verlangte ich dann noch einmal und diesmal tat er es. Zwar konnte ich alleine stehen, aber jetzt spürte ich doch, wie mir alles weh tat. Allerdings konnte ich darauf nicht wirklich achten. Denn diese Frauenstimme, die Satoru so vertraut gerufen hatte, kam gerade auf uns zu.
Ich kannte sie nicht. Klar, hatte sich etwas in den zwei Jahren geändert, weswegen ich sie nicht kannte, aber dennoch ging sie mir jetzt schon auf die Nerven. Allein schon, wie sie auf uns zu kam ... nein, das stimmte nicht. Allein nur dadurch, wie sie nach Gojo gerufen hatte. Es ging mir gegen den Strich, dass sie ihn beim Vornamen nannte, was bedeutete, dass sie sich nahe standen.
"Grace, was machst du denn hier?", wollte Satoru wissen und sah sie an. Grace? Das war ein Vorname und der klang nicht wirklich japanisch, dabei sah sie ziemlich japanisch aus, zumindest von ihren Gesichtszügen und den Augen.
"Ichiji-san hat mich in Kenntnis gesetzt, dass es hier ein Aufgebot an Flüchen gibt und am besten jemand von der Medizin herkommen sollte, weil nur du und noch ein Jujuzist eingeschritten sind. Da dachte ich, wenn medizinische Hilfe gebraucht wird, werde ich mal kommen", erklärte diese Grace und schob sich ihre langen grauen Haare über die Schulter. Sie meinte wohl, sie wollte nach Satoru schauen. Als wenn sie irgendwas anderes interessierte, denn mich hatte sie noch kein Mal angesehen.
Sie ging auf Satoru zu und legte ihm eine Hand auf die Brust.
"Scheint aber so, dass du unverletzt bist." Ihre Augen klebten richtig an ihm. "Krass wie blau deine Augen sind."
"Oh", machte er und zog sich dann die Augenbinde wieder an. War ich jetzt unsichtbar oder was war hier los?
"Von mir aus hättest du sie auch auslassen können. Dieses Blau ist wirklich schön."
"Du solltest dich auf deine Arbeit konzentrieren."
"Tue ich doch. Du bist meine Arbeit." Ich kotz gleich. Das war nicht ihr Ernst.
"Mako-chan!", rief Ichiji-san aus und kam auf mich zu. Erst jetzt drehte sich diese Grace auch zu mir und auch Satoru schien wieder im hier und jetzt zu sein. "Was ist passiert? Deine Sachen ..." Ich sah jetzt endlich an mir herunter, aber zum Glück war noch alles an seinem Platz und alles wurde von meinen Sachen verdeckt, nur dass ich aussah wie ein schweizer Käse ... zumindest meine Klamotten. Überall da wo die Hände mich gepackt hatten, war der Stoff weggeätzt und vor allem hatten sie rote Stellen hinterlassen. Meine Handgelenke und Fußknöchel waren offen, die Haut war mehr als verätzt, aber da hatten mich die Hände auch viel länger gepackt, als überall anders. Und doch war es nicht allzu schlimm, denn auch dort war erst Stoff gewesen ... wie mein Hals aussah, wusste ich nicht, aber ich spürte jetzt noch den Druck. Ich hoffte nur, dass nichts gravierendes zurück blieb, dass meine Haut sich regenerierte und ich nicht mit Narben herumlaufen musste.
"Mako?", hörte ich diese Grace sagen. "Fushiguro Makoto?"
"Mako reicht", meinte ich. "Und du bist?"
"Das ist Sato Grace", stellte Satoru sie vor und zeigte auf sie. "Sie ist seit knapp anderthalb Jahren unsere medizinische Leiterin und unterstützt Shoko." Ich nickte und verbeugte mich leicht zur Begrüßung.
"Scheint, dass es dich schlimm erwischt hat", sagte sie dann und nickte zu meinen Sachen. "Deine kleinen Brüste fallen sogar fast raus." Sofort legte ich einen Arm über meine Brüste und spürte unterhalb, dass mein Shirt dort doch Löcher hatte, da auch dort Hände zugepackt hatten. Aber das störte mich nicht wirklich. Mich störte, was sie gesagt hatte. Meine Brüste waren nicht klein, sie waren für meine Figur perfekt. Sie hingegen hatte größere Brüste, viel zu große Brüste. Aber sie wollte mir ja auch kein Kompliment machen. Alles was sie gesagt hatte, war gehässig gemeint. Im Vergleich zu Satoru war ich verletzt. Wahrscheinlich war ich dem großen und starken Gojo ja ein Klotz am Bein gewesen ... oder was wusste ich schon? Die beiden schienen eine enge Beziehung zu haben. Was er ihr wohl über mich erzählt hatte, wenn sie direkt feindselig mir gegenüber war. Dass ich auf die Ältesten gehört hatte und ihre Befehle befolgt hatte, war es sicherlich nicht. Sie wusste mit Sicherheit, dass ich seine Ex war. Das sah ich an dem abwertenden Blick, den sie mir zuwarf.
Plötzlich legte sich etwas um meine Schultern. Satoru stand neben mir, hatte sich die Jacke von seiner Uniform ausgezogen und mir über die Schultern gelegt.
"Wir sollten zurück in die Akademie gehen, damit du verarztet werden kannst", sagte er zu mir. Ich nickte nur, packte seine Jacke und zog sie vorne zu. Dann ging ich einfach, schüttelte bewusst seine Hand ab. Ich war wütend, auch wenn er gerade süß reagiert hatte, aber davor hatte er mich vollkommen ignoriert. Auch wenn ich es gerade vielleicht dramatisierte, weil mein Herz ein bisschen schmerzte. Es schien ja, dass die beiden sich näher standen ... viel näher. Er hatte sie nahe an sich heran gelassen und sie nicht auf Abstand gehalten. Eigentlich durfte ich nicht so denken. ... Ich war seine Ex, ich hatte kein Recht mehr zu solchen Gedanken.
Nur das tat noch mehr weh. Ihn mit anderen Frauen zu sehen. Scheiße! Ich musste mir etwas einfallen lassen, wie ich von ihm los kam, ansonsten würde ich daran zerbrechen, denn ... ich liebte ihn noch immer.
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