Kapitel 3
~*~ Rückblick ~*~
"Makoto!", rief er mir hinterher, aber ich konnte jetzt nicht stehen bleiben. Im Grunde konnte ich gar nicht erst mit ihm sprechen. Ich durfte nicht riskieren, dass Gakuganji mitbekam, dass wir zusammen waren ... wobei war das jetzt noch wichtig? Er schickte mich nach Amerika und ich wusste noch nicht einmal für wie lange. Ich musste einfach tun, was er von mir wollte, um Megumi zu schützen. Und ich durfte auf keinen Fall auch noch Satoru da mit hinein ziehen. Wenn Gakuganji jetzt auch noch die Gelegenheit sehen würde, ihn mit mir zu erpressen ... oder eben anders herum ... das konnte ich nicht zulassen. Gakuganji hatte kein Wort über Satoru verloren, da blieb die Chance ihn herauszuhalten.
Aber vor Satoru weglaufen? Was hatte ich mir gedacht? Dieser Typ war der beste Jujuzist, den wir hatten, er war unglaublich und natürlich tauchte er einfach vor mir auf, denn er war schneller.
"Verdammt, bleib stehen und rede mit mir", verlangte er und packte mich an der Schulter.
"Ich habe dir nichts zu sagen, Satoru."
"Du hast mir nichts zu sagen? Willst du mich verarschen? Du und ich, wir haben doch den selben Gedanken, ich verstehe nicht, wie du jetzt nach ihrer Nase tanzen kannst." Ich musste dafür sorgen, dass er den Mund hielt. Gakuganji durfte nichts davon erfahren, rein gar nichts. Aber durch das Siegel, was Goku mir auferlegt hatte, würden sie alles mitbekommen. Sie würden jedes einzelne Wort hören und so etwas gegen ihn in der Hand haben.
"Es sind Befehle, Satoru. Ich muss gehen."
"Bullshit, du musst gar nichts. Du kannst hier bleiben."
"Ich werde gehen, das ist eine Chance und die sollte ich nutzen, versteh das doch."
"Eine Chance?" Ich entriss ihm meine Schulter, ging an ihm vorbei. Ich hatte keine Zeit. Gakuganji hatte mir nicht wirklich viel Zeit gelassen. Es war gerade mal eine Stunde her, seit er mich aus seinem Tempel geschmissen hatte. Natürlich war mir bewusst gewesen, dass Satoru davon erfahren würde. Ich meine, ich hatte ihm doch selber gesagt, dass ich zu Gakuganji zitiert wurde, dass dieser mich allerdings mit Megumi erpresste, hatte ich nicht gedacht. Und auch Satoru dachte das nicht, ansonsten würde er dahinter kommen. "Makoto!"
"Du kannst mich nicht davon abbringen, Satoru, ich werde nach Amerika gehen", brachte ich über die Lippen. Was tat ich hier? Ich könnte es ihm sagen und wir brachten Megumi in Sicherheit. Ich konnte ihm doch sonst alles anvertrauen, das machte unsere Beziehung aus. Aber gerade ... gerade hoffte ich mit jeder Faser, dass er nicht durchsickern ließ, dass wir ein Paar waren. Gakuganji durfte das einfach nicht wissen.
"Wenn du schon nicht auf mich hörst, warum auch immer, was ist dann mit Megumi?" Ich blieb stehen, schluckte hart. "Du lässt ihn hier, du lässt ihn zurück, Makoto. Nachdem Toji euch zurückgelassen hat, willst du dasselbe tun?" Das war nicht fair. Ich ging doch nicht, weil ich es wollte ... verdammt. Benutz doch dein Hirn, Satoru! Sieh doch, dass ich in Schwierigkeiten steckte! Du siehst doch sonst immer alles.
Aber wie sollte er auch? Ich vermied es ihn anzusehen. Ich konnte es einfach nicht.
"Ich muss gehen", sagte ich wieder.
"Mehr hast du dazu nicht zu sagen? Einfach nur, du musst gehen?"
"Was erwartest du von mir? Es ist ein Befehl der Ältesten, dem muss ich gehorchen."
"Wenn du gehst und das durchziehst, dann brauchst du nicht mehr zurückkommen." Ich hatte einen Schritt machen wollen, stockte aber dann. Ich schloss gequält die Augen. Natürlich ging er den Schritt, würde ich auch tun. Ich hatte ihn unterstützt, teilte seine Ansichten und jetzt auf einmal kuschte ich vor den Ältesten? Dabei waren es noch nicht einmal alle Ältesten, es war nur Gakuganji.
"Dann ist es so", brachte ich über die Lippen und zwang mich weiter zu gehen. Satoru blieb an Ort und Stelle stehen. Mir rannen direkt Tränen über die Wangen, aber ich durfte mich nicht umdrehen. Ich durfte ihm das nicht zeigen, ich musste das jetzt durchziehen. Seinetwegen und auch wegen Megumi. Sie mussten aus der Schusslinie geraten und wenn ich darunter leiden sollte, dann war es so. Für sie musste ich das durchstehen.
~*~ Flashback ende ~*~
Ich machte die Augen auf und starrte zur Decke hinauf. Warum musste ich ausgerechnet davon träumen? Es war doch so schon schlimm genug.
Ich setzte mich auf und fuhr mir durchs Gesicht, spürte dann etwas Nasses an meiner Wange. Ich hatte im Schlaf geweint.
"Scheiße", murmelte ich und wischte alles schnell weg. Durch einen Blick auf die Uhr wusste ich, dass es eigentlich noch viel zu früh war, aber was sollte ich machen? Nach diesem Traum konnte ich unmöglich wieder schlafen gehen. Ich ging ins Gemeinschaftsbad, wusch mich und ging dann zurück in mein Zimmer, um mir Sachen zum Trainieren anzuziehen. Meine Uniform war noch nicht da, wie auch? Also zog ich mir eine graue ¾ Leggins an, dazu ein schwarzes Bustier und Turnschuhe.
Meine Haare band ich zu einem Zopf zusammen und verließ dann mein Zimmer. Der Trainingsplatz war ein bisschen weiter weg, aber vorher wollte ich noch ein wenig laufen, außerdem wollte ich vorher noch in die Halle, wo wir im Winter immer trainierten und wo die ganzen Waffen und Trainingsutensilien aufbewahrt wurden, das war eine gute Strecke zum joggen.
Erst machte ich mich ein bisschen warm und lief eine Runde, das war mein Ausdauertraining. Kurze Strecken sprintete ich, lief danach normal weiter und sprintete wieder. Als ich dann an der Halle angekommen war, konnte ich einfach reingehen und mir das nehmen, was ich wollte. Ich nahm mir einmal einen langen Bambusstock mit, der fast seine zwei Meter maß und dann noch zwei kleinere, mit denen ich gleichzeitig trainieren wollte.
Den Weg zum Trainingsplatz lief ich dann auch wieder und fing dort erst einmal an, mich noch einmal zu dehnen und meinen Puls ein bisschen zu beruhigen. Für den Stockkampf musste ich konzentriert sein. Als meine Atmung dann wieder normal und ich konzentriert war, nahm ich mir den langen Stock und fing damit an Übungen zu vollführen.
Der Stock lag mir gut in der Hand, auch wenn er meine Größe überragte. Das war allerdings nicht schlimm, das bedeutete nur, dass mein Angriffsradius größer war. Mir ging es gerade nicht darum, wie ich meine Fluchkraft durch den Stock schicken konnte, um mit ihm Fluchtechniken auszuführen. Ich musste erst einmal ein Gefühl für die Waffe bekommen und wissen, wie ich damit umzugehen hatte. Ich musste das Potential der Waffe wissen und mit ihr umgehen, als wäre sie ein Teil meines Körpers, das war das Geheimnis von Waffen. Ich wusste, dass Satoru sowas nicht benutzte, weil er sich allein auf seine Fluchkraft konzentrieren konnte. Er hatte massig davon und es schien so als würde sie ihm nie ausgehen. Er wusste genau, wie viel er einsetzten musste, um den gewünschten Ausgang zu erziehlen. Das war für uns andere allerdings nicht so einfach, wir hatten nicht solch ein Gefühl wie er. Wir mussten uns das antrainieren und selbst dann konnten wir nicht mit ihm mithalten.
Auch wenn immer alle sagten, dass ich ein Wunderkind sei, weil ich mit ihm mithalten konnte ... das war nicht so und das würde auch nie so sein. Ich wusste ein paar Dinge. Dinge, die ich mir angeeignet hatte, aber bei weitem nicht alles. Was ich allerdings wusste, war wie ich es schaffte ...
"Mako-san!" Meine Gedanken brachen ab und ich drehte mich um. Yuji grinste und winkte mir wild zu. Neben ihm ging Nobara und hinter ihnen schlurfte Megumi. War es schon so spät? War ich schon so lange hier? "Du hättest uns doch Bescheid geben können."
"Ich war so früh wach, dass ich nicht darüber nachgedacht habe", sagte ich und legte mir den Stock über die Schulter. "Und was macht ihr schon hier? Ich denke nicht, dass Satoru so früh hier sein wird."
"Sicherlich nicht", meinte Nobara. "Aber was bringt es auf ihn zu warten? Wir müssen vorbereitet sein, also heißt das Training." Ich lächelte. Er hatte gute Schüler. Diese jungen Leute würden ihm folgen, das wusste ich. Sie würden seine Prinzipien teilen, wenn er sie mit ihnen teilen würde. Und vor allem Megumi würde ihm folgen. "Bist du wirklich wieder Erstklässlerin?", fragte sie mich dann, woraufhin ich nur nickte. "Das verstehe ich nicht. Ich meine, du warst doch im zweiten Jahr und das vor zwei Jahren, zudem haben sie dich doch nach Amerika geschickt, alleine. Heißt das nicht, dass du so oder so schon überqualifiziert warst?" Ich kratzte mich verlegen am Hinterkopf.
"Bürokratie, sie können mich nicht bevorzugen, ich bin nicht Satoru", lächelte ich sie an. "Alles in Ordnung, das ist für mich nicht so schlimm. In unserer Situation ist es egal in welchem Jahr du bist, oder? Die Sonderflüche sind in der Überzahl, da werden wir eh alle ausrücken, da spielt es keine Rolle, ob ich Erst-, Zweit- oder Drittklässlerin bin."
"Du solltest bei deinem Erfolg gar keine Schülerin sein", meinte Yuji.
"Stört euch nicht daran", versuchte ich sie zu überzeugen. Sie kamen dann zu mir und fingen auch an, sich aufzuwärmen. Ich sah zu Megumi, der noch kein Wort gesagt hatte, aber anders als gestern hatte er mich wenigstens angesehen.
Auch sie hatten sich Waffen mitgebracht, was mich lächeln ließ. Maki hatte da wohl ihre Finger im Spiel, anders konnte ich mir nicht vorstellen, dass Megumi mit dem Gedanken spielte eine Waffe zu benutzen. Er hatte schon früher die Hände frei haben wollen, um seine Fluchtechniken auszuführen. Aber jetzt hielt er einen dreigliedrigen Stab in der Hand.
Ich machte auch mit meinen Übungen weiter, behielt Megumi aber im Blick. Ich war gespannt, was er alles gelernt hatte. Er bewegte sich geschmeidig, machte kaum Fehler und dann hockte er sich in einer geschmeidigen Bewegung hin, legte seine Hand flach auf den Boden und tauchte dann ein. Er tauchte in seine Schatten ein und wechselte die Waffe. Dabei stockte er keine Sekunde. Es war eine fließende Bewegung. Ich war mehr als beeindruckt davon. Ich hatte nie solch ein Talent mit den Schatten gehabt, so wie er. Ich konnte zwei Shikigami rufen, aber das war es schon. Er allerdings konnte sie durch seine Schatten rufen und vielfältig einsetzten.
"Er ist ziemlich gut geworden", meinte Satoru plötzlich neben mir. Ich hatte mich nicht erschreckt, denn ich hatte ihn gespürt. Ich kannte das Gefühl seiner Präsenz und wusste sie einzuschätzen, wusste wie ich sie wahrzunehmen hatte. Als Mann und als Partner.
"Maki hat ihm sicherlich den richtigen Anreiz gegeben", meinte ich.
"Ich war nur dafür, dass er sich eine Waffe zulegt. Seine Fluchkraft ist noch nicht so ausgereift, dass er den Nahkampf überstehen würde. Er hat ziemlich gegen Sukuna einstecken müssen."
"Ich müsste gegen Sukuna genauso einpacken, du bist der einzige, der keine Angst vor diesem Monster hat."
"Du bist aber auch stärker geworden."
"In Amerika konnte ich weiter trainieren, die Flüche dort sind unglaublich und so viele. New York ist umgeben von Flüchen. Selbst hier in Tokio ist es nicht so schlimm wie dort. Die Menschen dort sind nur am arbeiten und haben so viele Ängste und Wut, es ist der Wahnsinn."
"Das heißt, du bist mir ein bisschen entgegen gekommen?" Ich drehte meinen Kopf zu ihm. Er trug nicht seine Uniform, was mich überraschte. Das bedeutet, dass er wirklich trainieren würde.
"Du bist mir doch sicher wieder acht Schritte voraus."
"Kann sein." Er machte zwei Schritte von vorne und klatschte in die Hände. "Schön, ihr seid ja alle pünktlich." Die drei drehten sich zu ihm um.
"Wir waren pünktlich, du bist zu spät, Sensei", beschwerte Yuji sich.
"Nana, mein Lieblingsgefäß, ich bin nie zu spät." Satoru hob den Finger und wedelte ihn hin und her.
"Für ihn vergeht die Zeit halt anders", meinte ich und stellte mich neben ihn. Yuji lachte und Satoru drehte seinen Kopf zu mir.
"Du bist auch nur Schülerin, also spiel dich hier nicht so auf", erwiderte Satoru und nickte zu den drein. Ich hob meine Hand und ging zu ihnen. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er ein Trainingsprogramm vorbereitet hatte, aber die Zeiten schienen wohl brenzlich zu sein, wenn er sich schon solche Mühe gab und selber zum Training erschien.
Yuji hob seine Hand.
"Gojo-sensei?", rief er und Satoru zeigte auf ihn.
"Ja, Yuji-kun?"
"Ich will auch sowas machen, wie Mako-san gestern. Sie ist einfach aus dem Nichts aufgetaucht, hat ihre Katana geschwungen und den Sonderfluch mit nur einem Hieb zur Strecke gebracht."
"Im Grunde hat sie zwei Hiebe gebraucht, denn sie benutzt Zwillings-Katana." Klugscheißer. "Und außerdem solltest du dich erst einmal darauf konzentrieren deine Fluchkraft aufrechtzuerhalten."
"Ich habe mir alle Filme angesehen, das hatten wir doch schon durch."
"Kannst du die Fluchkraft denn einsetzten?"
"Natürlich."
"Gut, dann ein Faustkampf. Megumi gegen Yuji." Ohne ein Wort stellte Megumi sich in Position, hielt seine Fäuste vor sich. Yuji grinste und stellte sich ihm gegenüber.
"Das wird lustig", grinste Nobara und rieb sich die Hände.
"Bist du dir sicher?", wollte ich wissen und sah Satoru an.
"Ja, bin ich. Sie sind jetzt schon so oft rausgeschickt worden, da macht das hier nichts", erwiderte er nur und verschränkte die Arme vor der Brust. Auf sein Zeichen preschten die beiden dann aufeinander zu. Sie waren schnell und Yuji hatte wirklich Kraft. Er setzte Megumi zu, aber dann drehte sich das Blatt. Ich kannte meinen kleinen Bruder, er musste erst einmal austesten, wie er den anderen einschätzen musste.
Es war ein wilder Schlagabtausch und ab und an flammte rote Fluchkraft von Yujis Händen auf, aber nie genug, um es aufrecht zu halten. Er konzentrierte sich dafür zu wenige, legte eher Wert darauf, dass seine Kampftechnik funktionierte. Und wurde deswegen mit jedem Schlag frustrierter, den Megumi landete.
"Satoru", zischte ich, aber er streckte eine Hand aus, um mich aufzuhalten.
"Warte noch", verlangte er von mir. Mir war bewusst, dass er diesen kurzen Impuls auch gespürt hatte, der von Yuji ausgegangen war. Er musste sie stoppen, sofort. Mir gefiel das nicht. Dieser Impuls, er war ...
Aber da war es schon zu spät. Yuji tauschte mit Sukuna. Sofort kamen seine Tattoos zum Vorschein und Yuji wuchsen richtige Klauen. Satoru und ich waren gleichzeitig los gesprintet. Er hatte Megumi gepackt und ich war zwischen Sukuna und Megumi gesprungen, drückte ihm meinen Stab an die Kehle und hielt ihn so auf Abstand.
Sukuna lachte und sah mir in die Augen. Es war unglaublich. Es waren Yujis Augen, Yujis Gesicht, Yujis Haare, aber ich spürte, dass es jemand anderes war. Die Kraft, die jetzt von ihm ausging war doppelt so hoch.
"Du stellst dich zwischen mich?", fragte Sukuna. "Hast du keine Angst, Frau?"
"Vor dir?", wollte ich wissen. "Angst?" Er legte den Kopf schief, sah mich von oben bis unten an.
"Das ist komisch. Frauen und Kinder haben eigentlich immer Angst vor mir, die verspeise ich nämlich am liebsten." Ich ließ etwas von meiner Fluchkraft durch den Stab gleiten, sodass sie ihm einen kurzen elektrischen Schlag verpassten. Er wich zurück und grinste dann. "Sollte mich das Kitzeln, Weib?"
"Nenn mich noch einmal so und ich zeige dir, was dich kitzeln sollte", entgegnete ich. "Tausch mit Yuji, sofort." Er reagierte aber gar nicht auf mich, zog die Luft ein.
"Hmm, das ist komisch. Du riechst nach mir." Ich blinzelte, was sagte er da? Plötzlich stand er nicht mehr vor mir, sondern hinter mir, griff um mich und umfasste mein Kinn. Seinen Kopf beugte er zu mir herunter und roch an meinem Hals. "Du hattest Kontakt mit meinen Fingern. Das ist interessant." Ich schluckte hart, wagte es aber nicht mich zu bewegen. Seine Fingernägel waren so lang und schnitten mir jetzt schon in die Haut.
"Lass sie los, Sukuna", verlangte Satoru und stellte sich vor mich. Ich spürte, wie Sukuna grinste.
"Letztes Mal konntest du deinen Schüler vor mir beschützen, na ja, das aller erste Mal, als mich der Bengel noch kontrollieren konnte. Wie sieht es jetzt aus?"
"Meinst du wirklich, du könntest mit nur vier deiner Finger irgendwas gegen mich ausrichten?", stachelte Satoru ihn an. Dumme Idee, aber was hatte ich erwartet? Noch nie hatte er in solchen Situationen klein bei gegeben. Musste er ja auch nicht. Er war allen immer überlegen, für die Person, die er retten wollte, war es nur ziemlich anstrengend, weil man nicht wusste, ob man gerettet wurde oder nicht. Ich wusste damit umzugehen und ich wusste auch, dass er mir da mehr vertraute, als sonst irgendwem.
"Ich brauche nur einen Finger, um dich platt zu machen", zischte Sukuna.
"Warum hast du es denn beim ersten Mal nicht getan?" Ich wusste, was Satoru vor hatte.
"Jetzt lass sie endlich los!", verlangte Megumi, was mich stocken ließ. Er machte sich dennoch Sorgen um mich? Das hatte ich nicht gedacht. Ich hatte eher damit gerechnet, dass er nichts sagen würde, sich vielleicht Sorgen machte, es aber nicht zeigen wollte.
"Es ist viel lustiger mit einer Geisel", erwiderte Sukuna. Satoru lachte, sodass auch Nobara und Megumi verdutzt schauten.
"Geisel?", wollte Satoru wissen. "Du bist nicht so gut in dem Geschäft oder?" Sukuna legte den Kopf schief. "Makoto ist ganz sicher nicht deine Geisel."
"Ich bin nicht gerne die Geisel", stimmte ich zu, machte einen Schritt nach hinten, also auf Sukuna zu, was ihn verwirrte und somit seine Hand auch an meinem Gesicht locker ließ. So konnte ich mich ducken, meinen Stab richtig in die Hand nehmen und ihm die Füße wegschlagen. Ich bewegte mich so schnell, dass er gar nicht reagieren konnte. Sukuna landete dumpf auf dem Boden und stöhnte auf. Ich selber drehte mich, stellte einen Fuß auf seine Brust und hielt ihm meinen Stock wieder an die Kehle. So wie eben, ließ ich meine Fluchkraft durch den Stab fließen und versetzte ihm diesmal einen heftigen Stromschlag.
"Miststück", zischte er und sah mir in die Augen.
"Gern geschehen", erwiderte ich nur. "Tausch mit Yuji."
"Was wenn nicht?"
"Wird es wohl das letzte Mal gewesen sein, dass jemand einen deiner Finger gegessen hat."
"Du kannst mich nicht töten, ohne den Jungen zu töten."
"Yuji wird das verstehen." Sukuna grinste breit, hob eine Hand und fuhr sich durch die Haare.
"Willst du mich heiraten?"
"Okay, das geht zu weit", sagte Satoru und trat näher. "Tausch schon mit Yuji oder warum bist du überhaupt rausgekommen? War das Teil eures Paktes?" Sukunas Augen verengten sich.
"Der Bengel sollte sich an nichts erinnern", zischte er, was Gojo grinsen ließ.
"Ich bin nicht dumm, als wenn du ihn ohne eine Gegenleistung heilen würdest. Dir ist bewusst geworden, dass er die einzige Möglichkeit für dich ist, wieder eine Hülle zu haben, einen Körper zu bekommen."
"Vor dir sollte man sich wirklich in acht nehmen, Gojo Satoru." Dann wanderte Sukunas Blick aber wieder zu mir, grinste. "Und dich finde ich ziemlich interessant, Fushiguro Makoto."
"Das kannst du dir abschminken." Gojo kam an meine Seite und Sukuna nutzte die Gelegenheit. Ich hatte nicht reagieren können, da Satoru im Weg war und so konnte Sukuna leicht aufstehen. Er entwischte Satoru und stand wieder vor mir. Da Yuji sein Gefäß war, war er genauso groß wie ich, konnte mir direkt in die Augen sehen. Und auch wenn es Yujis Augen waren, versprühten sie eine Macht, die unglaublich war. Das beeindruckte mich nicht, aber dennoch spürte ich die ungeheure Macht, die von ihm ausging. Fast schon sanft legte er mir seine Hände um den Hals, drückte nicht zu.
"Das werden wir ja sehen", meinte er noch und dann verblassten die Tattoos auf seinem Gesicht und Yuji war wieder unter uns.
"Huch ... was ist denn hier passiert? Habe ich nicht gegen Megumi gekämpft? ... Ach du meine Güte, entschuldige Mako-san.", plapperte er sofort los und sprang zurück, als ihm bewusst war, wie nah er mir war und vor allem, dass er seine Hand um meinen Hals gelegt hatte. Seine Augen wurden größer. "Scheiße, war ich das? Hab ich dir wehgetan?" Sofort fasste ich mir an den Hals.
"Nein, ich ...", fing ich an und schüttelte den Kopf. Aber da stand Satoru schon neben Yuji, drückte ihn leicht weg und nahm wieder einmal mein Kinn zwischen seine Finger. Er drehte meinen Kopf so, dass er die kleinen Schnitte an meiner Wange sehen konnte, die Sukunas Fingernägel hinterlassen hatten. "Es tut nicht weh", versuchte ich es abzutun, aber er hielt mein Kinn noch ein bisschen fester, damit ich meinen Kopf auch nicht bewegen konnte. "Satoru, mir geht es gut!" Ich umfasste sein Handgelenk und löste seine Hand.
"Das war beeindruckend gewesen", meinte Nobara dann und Yuji sah sie mit fragendem Blick an. "Tja, wärst du nur hier gewesen. Mako-san hat Sukuna richtig in den Arsch getreten."
"Ich habe ihm nicht in den Arsch getreten", stellte ich klar. Ich war eine gute Kämpferin, das konnte ich von mir sagen, aber Sukuna war eigentlich eine Nummer zu groß, auch wenn Satoru sich sicher war, dass ich ihm den Arsch hätte aufreißen können. Ich hatte durch das Training mit Satoru ziemlich an Geschwindigkeit zugelegt, das musste ich schon zugeben, aber ich hatte noch lange nicht seine Stärke. Auch wenn ich den Sonderfluch gestern mit einem Schlag erledigt hatte. Es hatte auch etwas damit zu tun, wo man ihn traf und wie viel Fluchkraft man benutzte. Durch meine Katana konnte ich diese gut konzentrieren und durch einen Schnitt in den Fluch leiten. Mehr war es im Grunde nicht.
"Du solltest das verarzten lassen", meinte er und ich seufzte.
"Er hat mich nur leicht gekratzt."
"Das tut mir leid, ich weiß gar nicht, wie das passiert ist. Ich dachte, dass ich ihn ziemlich gut im Griff habe", entschuldigte sich Yuji und verbeugte sich. Ich sah ihn an und Satorus Worte gingen mir noch einmal durch den Kopf. Ein Pakt? Hatte Sukuna wirklich einen Pakt mit Yuji geschlossen?
"Bevor ihr getauscht habt, hast du da ein Wort oder irgendwas gehört?", wollte Gojo dann auch sofort wissen, sah Yuji genau an.
"Wie meinst du das?"
"Hat Sukuna irgendwas zu dir gesagt? Als du den ersten Finger gegessen hast, hast du gesagt, dass du ihn hören würdest und dann ist er doch auch immer mal wieder raus gekommen. Seit du von den Toten auferstanden bist, ist das nicht mehr passiert."
"Doch, ist es", meinte Megumi. "Als er den vierten Finger gegessen hat. Ich hab Yuji den Finger zugeworfen und in seiner Hand ist plötzlich ein Mund entstanden, das war Sukuna oder? Das bedeutet, er hält sich sonst zurück."
"Warum habt ihr mir das nicht gesagt?", wollte Satoru wissen.
"Es ist doch egal. Sukuna hat den Finger gegessen, das ist die einzige Info, die du gebraucht hast." Yuji hob den Finger.
"Könnte sein, dass ich was gehört habe", murmelte er.
"Und was hat er gesagt?", wollte Nobara wissen.
"Keine Ahnung mehr." Ich verdrehte die Augen. Das konnte doch nicht wahr sein.
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