Kapitel 10
Satoru hatte Makis Einwand einfach nur damit begründet, dass es sicherer wäre, wenn es niemand wusste und hatte das Training dann beendet. Ich hatte mich noch bei ihr entschuldigt und sie gebeten es einfach so hinzunehmen. Ich würde ihr alles irgendwann mal erzählen, aber gerade war wirklich ein schlechter Zeitpunkt. Sukuna hatte etwas ausgelöst, was ich schleunigst wieder hinbiegen musste.
Ich lief Satoru nach bis zu ihm nach Hause und zu meiner Verwunderung hatte er die Türe hinter sich nicht geschlossen, hatte sie für mich offen gelassen. Sanft schloss ich sie hinter mir, zog meine Schuhe aus und ging in den Wohnbereich, wo er mitten im Raum stand und nach draußen starrte.
"Nicht du bringst mich in Gefahr, sondern dieser Job. Jeder Jujuzist ist dem Tode nahe und das wussten wir alle von Anfang an. Wenn man nicht über sich hinauswächst und stärker wird, dann wird man von den Flüchen verschlungen. Das ist das erste, was einem hier gesagt wird. Niemand wird mir dafür danken, dass ich mein Leben aufs Spiel setzte, aber dennoch haben wir alle uns dafür entschieden es zu tun, genauso wie du. Deswegen behaupte nicht, dass du mich in Gefahr bringst, denn das tust du nicht."
"Ich bin die Zielscheibe für alle, Makoto. Es gibt genug Leute, die ich mir zum Feind gemacht habe, allein weil ich eine andere Denkweise habe und dich habe ich da mit hineingezogen. Dich und die anderen auch, einfach weil ich alleine nichts ausrichten kann. Ich bin stark und habe diese unglaublichen Kräfte und kann doch nichts alleine ausrichten."
"Das verlangt niemand von dir, Satoru. Du drängst niemanden etwas zu tun, was er nicht will. Maki, Toge, Panda, Nobara, Yuji und Megumi. Sie folgen dir nicht weil sie es müssen, sie tun es, weil sie derselben Ansicht sind wie du. Und dasselbe gilt für mich. Ich bin nicht hier, weil du mir eine Gehirnwäsche verpasst hast oder sonst was. Ich bin hier, weil ich an dich und deine Sache glaube und dich unterstützen will, mit allem was ich habe und was ich aufbringen kann."
"Gegen diesen Aspekt sage ich auch gar nichts. Ich bin froh, dass ihr genauso denkt wie ich und das ich euch an meiner Seite habe, aber du ..."
"Nein!", sagte ich lauter, sodass er sich zu mir drehte. "Ich liebe dich."
"Makoto", hauchte er.
"Es ist nur normal, dass du mich beschützen willst, wenn du Gefühle für mich hast, denn dasselbe will ich auch. Ich würde es nicht aushalten, wenn dir etwas passiert, verstehst du das nicht? Es wäre dasselbe, wenn wir normale Menschen wären, wenn wir ein normales Leben hätten. Ich würde mir Sorgen machen, wenn du Abends spät nach Hause kommst, wenn du irgendwo hinfahren würdest, weil tausend Unfälle passieren können. So ist es eben, wenn man liebt und daran ist nichts falsch."
"Ich sage nicht, dass es falsch ist. Ich will meine Gefühle für dich auch nicht verleugnen oder sonst etwas, ich bin glücklich mit dir, ich brauche dich bei mir. Aber genau das ist der Grund, warum ..." Er stoppte. Ich schluckte, hatte Angst, was er sagen würde, denn ich wusste doch genau was in seinem Kopf steckte, welcher Zwiespalt uns beiden gerade zu schaffen machte. Ich schadete ihm mehr, als dass ich ihm half. Ich konnte dafür benutzt werden, dass er einknickte. Sollte mich einer seiner Gegner in die Hände bekommen ... ich wollte nicht so denken, zumal es auch sehr eingebildet war. Als wenn ich so viel Gewicht hatte, um den stärksten Jujuzisten aufzuhalten. Als wenn er mein Leben gegen das so vieler anderen Menschen aufwiegen konnte. Aber das Problem war, ich würde es tun. Wenn ich mich für Megumi erpressen ließ, dann würde ich für Satoru sterben. Megumi war mein Bruder, ich würde alles für ihn tun, aber Satoru ... er war die Liebe meines Lebens, er war der Mensch, den ich immer um mich herum haben wollte. Aber erst jetzt wurde uns beiden bewusst, dass unsere Beziehung mehr Schwierigkeiten anzog, als dass sie sie heilte. "Ich brauche dich, Makoto. Egal was alle sagen, auch wenn unsere Beziehung zum Scheitern verurteilt ist und es nicht klug ist. Du schwächst mich nicht, du machst mich stärker und auch wenn Sukuna mich eben provozieren wollte und dich dafür benutzt hat, war es nicht so, dass ich schwach war. Ich war voller Energie, ich hätte ihn töten können. Sobald du in Gefahr bist, ist mir alles andere egal, ich könnte dann Bäume ausreißen. Du bist nicht meine Schwäche, du bist meine Stärke in jeder Hinsicht."
Mit dieser Antwort hatte ich nicht gerechnet. Aber er hatte Recht. Natürlich konnte man es auch so auslegen, aber ich hatte Angst, dass er sich das alles nur schönreden wollte. Denn die Kehrseite davon war nun einmal, dass ich ihn genauso aufhalten könnte.
"Aber Sukuna hat Recht", meinte er dann. "Wenn es um dich geht bin ich emotionaler. Wenn du in Gefahr bist, dann kann ich nicht still sitzen, dann muss ich etwas tun, dann muss ich dich beschützen. Es hat mich rasend gemacht, wie er über deinen Körper gesprochen hat, dafür hätte ich ihm so gerne eine verpasst. Niemand soll auch nur darüber nachdenken, dich anzufassen." Ich überbrückte den Abstand zwischen uns, umfasste sein Gesicht und küsste ihn.
"Außer dir wird mich niemand so anfassen", hauchte ich gegen seine Lippen. Er schlang seine Arme um mich, zog mich an seinen Körper.
"Es ändert nichts daran, dass es mich aufregt, wenn jemand auch nur daran denkt."
"Das nennt man Eifersucht", lächelte ich ihn an.
"Ich weiß, dass das Eifersucht ist, aber bei mir ist sie ausgeprägter als bei jedem anderen, weil ich dich nicht verlieren kann, Makoto. Sukuna hat Recht. Die letzten beiden Jahre waren schlimm für mich. Du bist die einzige, die mich beruhigen kann. Shoko hat es versucht, Masamichi hat es versucht, als es kurz davor war überzuschwappen, aber niemand hat es geschafft so wie du. Ich brauche dich." Das war wohl die süßeste Liebeserklärung von allen und doch hatte sie einen Nachgeschmack ... einen bitteren Nachgeschmack.
"Ich werde immer für dich da sein, immer. Ich werde nicht zulassen, dass du die Beherrschung verlierst, niemals", versprach ich. Auch wenn ich mir widersprach. Ich wusste, dass diese Beziehung eine Schwäche bedeutete, für uns beide. Denn nicht nur er war so extrem, wenn es um mich ging. Ich würde auch alles für ihn stehen und liegen lassen. Auch wenn er es öfter für mich tun würde, als ich für ihn. Er hatte seine Selbstheilungskräfte, war der Stärkste überhaupt. Das einzige was ich tun konnte, war ihn aufzufangen, wenn es zu viel wurde. Mir war bewusst, dass ich ihn niemals beschützen könnte. Ich könnte niemals sein Schild sein, geschweige denn sein Schwert.
Satoru beugte sich zu mir herunter und küsste mich wieder, diesmal länger und intensiver. Ich erwiderte den Kuss, ließ auch zu, dass er mich näher zog. Das was eben passiert war, hatte uns beide aufgewühlt und uns zum Nachdenken gebracht und leider musste ich zugeben, dass selbst dieses Gespräch nichts geklärt hatte. Es stand immer noch zwischen uns, aber es gab keine Lösung dafür. Es waren Tatsachen, die Sukuna uns aufgezeigt hatte, also wollte ich auch nicht weiter darüber sprechen. Es würde nichts bringen. Deswegen ließ ich es zu, dass wir uns lieber in unserer Liebe versteckten, als weiter darüber nachdachten. Auch wenn es genau das war, was Sukuna gemeint hatte.
Seit dem Vorfall waren wieder ein paar Tage vergangen und Satoru vermied das Thema gekonnt. Ich wusste nicht wie es in ihm drin aussah, aber sobald ich anfing mit ihm darüber zu sprechen, was wir jetzt tun sollten, dann lenkte er immer ab. Meistens küsste er mich dann und da konnte ich nicht widerstehen. Und das wusste er. Und jedes Mal schaffte er es, dass wir im Bett landeten ... also im übertragenden Sinne. Manchmal schafften wir es nicht ins Bett, da nahm er mich einfach gegen eine Wand gedrückt, auf dem Küchentisch, auf dem Boden, im Bad, in der Dusche. Es war egal, ihm war es egal.
Ich konnte in dem Moment nie klar denken und nichts dagegen tun, denn sobald er mich anfasste, konnte ich nur daran denken, wie gut sich seine Haut auf meiner anfühlte. Diese zwei Jahre ohne ihn hatten mich einfach ausgehungert, mein Körper und auch mein Kopf wollten nicht mehr darüber nachdenken, was Sukuna gesagt hatte. Obwohl ich es musste und es mir nicht aus dem Kopf ging.
Irgendwie musste ich es doch schaffen mit Satoru darüber zu sprechen. Zumal wir endlich etwas gegen den Fluch machen mussten, der da draußen herum lief und mich entführen wollte. Denn in den letzten Tagen war er gesehen worden. Er hielt sich nicht an Orten auf, die üblicherweise normal für einen Fluch waren, er hielt sich überall auf und verletzte Menschen. Aber weder Masamichi noch Satoru ließen mich mit raus gehen, um ihn zu bekämpfen.
Das dumme an der ganzen Sache war einfach, dass sich der Sonderfluch verpisste, sobald er Satoru spürte. Er wusste genau, dass er nichts gegen ihn ausrichten konnte. Er wollte nur mich herauslocken. Dessen waren wir uns alle bewusst. Aber niemand wollte darüber sprechen.
Ich saß bei Satoru auf dem Sofa und wartete darauf, dass er nach Hause kam. Er war wieder rausgegangen, weil man den Sonderfluch gesehen hatte. Als ich dann endlich die Haustüre hörte, sprang ich auf und ging um das Sofa.
"Du bist noch wach?", fragte Satoru, als er rein kam.
"Als wenn ich schlafen könnte, wenn du da draußen bist. Und?" Er schüttelte den Kopf.
"Er ist schon wieder verschwunden, sobald ich aufgetaucht bin, aber die anderen kommen nicht mit ihm klar."
"Wen hattest du dabei?"
"Maki und Nobara. Er hat fünf Leute getötet und Nobara am Bein verletzt." Ich schluckte hart und ballte meine Hände zu Fäusten.
"Das reicht jetzt", meinte ich und sah ihn wütend an. "Wir müssen darüber reden, Satoru." Er kam zu mir, packte mein Kinn und küsste mich. Dasselbe wie sonst auch. "Nein!", sagte ich bestimmt, stemmte meine Hände gegen seine Brust und drückte ihn weg. "Hör auf damit. Es sterben immer mehr Menschen und das nur weil er gelangweilt ist und nicht das bekommt, was er will."
"Ich werde deine Sicherheit nicht aufs Spiel setzen, Makoto."
"Ich sage nicht, dass ihr mich ausliefern sollt. Ich sage nur, dass ich mit dir gehen sollte. Wenn wir zusammen gehen, können wir ihn besiegen und das ganze Morden hat endlich ein Ende."
"Nein."
"Satoru, diese Menschen sterben wegen mir! Ich kann das nicht zulassen."
"Solange ich nicht weiß, warum dieser Sonderfluch nach dir sucht, Makoto, bleibst du hier. Wir haben keinen einzigen Anhaltspunkt, warum er sich so verhält."
"Ich könnte ihn danach fragen, ist dir das mal in den Sinn gekommen?"
"Ich diskutiere darüber nicht mehr mit dir."
"Dann gehe ich alleine", entschied ich einfach. Ich war so wütend auf ihn. Er behandelte mich wie ein kleines Kind, was nicht auf sich aufpassen konnte, das nicht wusste, was es tat, aber ich war eine Jujuzistin.
Ich wollte an ihm vorbei gehen, aber Satoru packte mich am Handgelenk und drückte mich gegen die Rückenlehne des Sofas.
"Du gehst nirgendwohin", zischte er schon fast. Ich sah zu ihm auf, in seine hellen Augen. Er zog die Augenbinde aus, sobald er nach hause kam. Wenn ich hier war, dann war es ihm nicht unangenehm, im Gegenteil. Aber jetzt? Jetzt sah er mich wütend an, genauso wütend, wie ich ihn ansah. Es lag eine Spannung zwischen uns, die greifbar war. Aber sie war nicht nur von unserer Wut getränkt. Wie konnte sie auch? Satoru war mir wieder so nah, dass ich seinen Körper an meinem spürte. Ich wollte diesem Verlangen nicht nachgeben, nicht jetzt. Wir stritten und ich wollte endlich einmal die Oberhand behalten. Er konnte mich nicht immer so klein halten. Ich war kein Kind mehr! Er konnte mich in diesen Dingen nicht wie ein Kind behandeln, mich aber im nächsten Moment vögeln. Das passte nicht.
"Denk nicht einmal daran mich jetzt zu küssen, um dieser Diskussion aus dem Weg zu gehen", sagte ich.
"Sonst klappt es doch auch immer."
"Ich bin sauer auf dich. Du behandelst mich wie ein Kind."
"Hmm, ich behandle dich wie ein Kind? Ich würde nie mit einem Kind ins Bett gehen, das hat nicht dieselben Vorzüge wie du und deinen erwachsener Körper hat es auch nicht."
"Hör auf, das meine ich Ernst."
"Ich meine das auch Ernst", sagte er, hielt mich aber immer noch zwischen sich und dem Sofa gefangen. "Makoto, ich will dich nur beschützen. Ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache und ich will dich nicht verlieren, kannst du das nicht verstehen?"
"Doch, das verstehe ich sehr gut, weil ich dich auch nicht verlieren will, aber du kannst mich hier nicht einsperren, Toru. Dann hättest du es verhindern sollen, dass ich Jujuzistin werde, du hättest mich von hier fernhalten sollen. Aber was du jetzt tust ist mich klein halten, wobei ich helfen könnte."
"Und was, wenn es schief geht? Wenn ich dich nicht beschützen kann und du dich nicht wehren kannst? Ich weiß, dass du das kannst und dass du nicht schwach bist. Ich war auch in der Gasse und habe gesehen, dass du es geschafft hast dich nicht von dem Sonderfluch unterbuttern zu lassen, aber was wenn ..."
"Das wissen wir nie und das weißt du auch. Sonst hast du auch keine Probleme damit mich mitzunehmen."
"Früher war es auch anders. Geto ist da draußen, Makoto, und er will mich töten, auch wenn das nicht gerade das Einfachste ist, aber er hat schon genug Flüche auf mich gehetzt, dass ich einfach nicht zulassen kann, dass er dich gegen mich verwendet. Und ich weiß einfach, dass er dahinter steckt. Er muss hinter allem stecken auch hinter dem letzten Sonderfluch in der Anstalt. Niemals würden die Flüche selber darauf kommen und andere Flüche zu sich rufen. Das ist noch nie passiert."
"Dessen bin ich mir auch bewusst, aber ihr braucht mich. Ich muss doch auch meinen Job machen." Es war sinnlos mit ihm darüber zu diskutieren. Ich verstand seinen Standpunkt und ich wusste auch, dass es nicht die schlauste Idee war mich mit raus zu nehmen, denn ich war es, die ihn scheitern ließ. Das wurde mir jetzt noch mehr bewusst ... und Satoru war es auch bewusst geworden. Bis gerade hatte ich noch versucht, ihn ein bisschen von mir weg zu schieben, aber jetzt ließ ich meine Arme sinken, gab auf.
Ich war seine Schwäche.
"Makoto." Ich schüttelte den Kopf.
"Schon okay", murmelte ich und auch er ließ locker, machte einen halben Schritt zurück. "Ich weiß doch, dass du dir nur Sorgen um mich machst und mich nur beschützen willst. Ich wollte mir einfach nicht eingestehen, dass ich dir nur im Weg stehe, wenn ich mitkomme. Ich wäre der Grund, warum Geto an dich herankommt, das weiß ich doch."
"Makoto", hauchte er, hob die Hand und wollte sie mir auf die Wange legen, aber ich hielt ihn auf, drückte mich an ihm vorbei und blieb mit dem Rücken zu ihm stehen.
"Ich habs verstanden, ich werde mich nicht mehr einmischen und bleibe hier, damit du deinen Job machen kannst. Ich werde es auch nicht mehr zur Sprache bringen."
"Wo willst du hin?"
"Ich würde heute gerne bei mir im Zimmer schlafen."
"Makoto..." Er machte einen Schritt auf mich zu, streckte seine Hand aus, aber ich konnte ihn mit nur einem Wort stoppen.
"Bitte." Es war nicht so, dass ich es nicht schon vorher wusste. Ich hatte immer gewusst, dass unsere Beziehung nur Probleme machen würde. Allein schon damals, als es zwischen uns angefangen hatte. Schon damals war das Problem gewesen, dass ich zu jung war. Er war mein Lehrer gewesen und ich noch minderjährig und als wir das endlich hinter uns gelassen hatten, kam das Problem, dass ich zu schwach war, dass ich mich mehr anstrengen musste. Und jetzt ... obwohl ich gedacht hatte, dass wir das endlich hinter uns hatten, wurde mir klar, dass unsere gesamte Beziehung zum Scheitern verurteilt war. Nicht, weil wir uns nicht liebten. Nein, weil ich sein Untergang war. Je mehr ich dafür sorgte, dass es ihm gut ging, je mehr wir uns aufeinander einließen, desto mehr wurde ich zur Zielscheibe, um ihn zu besiegen. Je mehr er wuchs, je mehr Feinde er sich machte, desto mehr bekamen heraus, dass ich es war, die ihn zu Fall bringen würde. Geto war nur der Anfang.
Diese Erkenntnis traf mich gerade mit voller Wucht und ich konnte nichts daran ändern. Ich war nicht so stark, um ihn zu schützen. Das war leider Fakt. Ich machte ihm nur Sorgen, auch die letzten Wochen schon. Es hätte mir auffallen müssen, es hätte mir klar sein müssen. Es hätte mir bewusst sein müssen, dass es irgendwann ein Problem geben würde, was wir nicht lösen konnten. Es würde der Tag kommen, an dem ich dafür sorgen würde, dass er fiel ... und das konnte ich nicht zulassen. Das musste ich mit allem was ich hatte verhindern, koste es was es wolle. Denn er musste weiterleben und das beenden, was er angefangen hatte.
Ich stieg in meine Schuhe und verließ seine Wohnung. Erst einmal lief ich noch etwas über die Akademie. Ich wollte meinen Gedanken freien Lauf lassen, musste sie loswerden. Ich musste diesen Druck loswerden, auch wenn ich wusste, dass ein Spaziergang nichts bringen würde.
Und das tat er auch nicht. Es würde mir auch nichts bringen alleine in meinem Bett zu liegen, aber die Erkenntnis hatte mich so hart getroffen, dass ich einfach nicht in seinen Armen einschlafen konnte. Nicht heute.
Als ich zurück im Wohnheim war, ging ich mir in meinem Zimmer ein paar Sachen holen, um mich dann im Bad bettfertig zu machen. Dafür ließ ich mir ein bisschen Zeit, weil ich eh wusste, dass ich nicht schlafen konnte. Meine Gedanken waren einfach zu aufgewühlt, als dass ich schlafen konnte. Nachdem ich mein Gesicht gewaschen und mir die Zähne geputzt hatte, ging ich in mein Zimmer zurück und zog mich um. Danach machte ich alle Lichter aus und legte mich ins Bett, starrte an die Decke und versuchte die ganzen Stimmen in meinem Kopf verstummen zu lassen. Was nicht so gut klappte. Die Schuldgefühle waren einfach zu groß.
"Scheiße", murmelte ich und legte mir meine Hände aufs Gesicht.
Im nächsten Moment brach das Fenster in meinem Zimmer. Ich schreckte auf, saß regelrecht in meinem Bett und hielt meine Fäuste vor mich.
"Das war laut", meinte jemand und meine Augen rissen auf, als mich der Sonderfluch aus der Gasse angrinste. "Endlich hab ich dich gefunden." Ich konnte nicht reagieren. Ich wollte nach meinen Katana greifen, aber da hatte er schon seine Hand ausgestreckt. Ich wurde von seinem Sog erfasst und zu ihm gezogen. Ich war nicht weit genug von ihm weg gewesen, um dem Sog zu entkommen. Ganz leicht konnte er meinen Hals umfassen und mir die Luft abschnüren. "Es war wirklich eine Tortur." Bevor ich schreien konnte, hielt er mir ein Tuch über den Mund und die Nase. "Nana, das wollen wir doch nicht. Ich hab eh schon zu viel Lärm gemacht. Hihi." Natürlich hatte ich schon längst das Chloroform eingeatmet, was an dem Tuch klebte, sodass mir langsam schwarz vor Augen wurde. "Schlaf schön. Hihi." Als letztes hörte ich nur noch sein leises Kichern, aber mein Gedanke galt Satoru.
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