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20 | Ferien in New York

STARK MANSION, MALIBU

Ich schwimme durch menschenleere Hochhäuserschluchten. Algen und Korallen wachsen an den Fassaden empor. Kleine Fische huschen umher oder schwimmen durch die zerbrochenen Fenster. Ich studiere einen Stadtplan, um mich zu vergewissern, dass ich mich ja nicht verlaufen haben. Plötzlich steht ein Hai vor mir. Sein Anzug sitzt perfekt, seine schwarzen Haare sind glatt zurückgekämmt. Als er das Maul öffnet, glänzen seine spitzen Zähne.

»Kann ich dir helfen?«, fragt er mit Nicholsons Stimme.

Ich schüttele den Kopf. »Nein, danke. Ich suche nur etwas.« Aber was? Ich suche... ich suche... irgendwas.

»Aber du kannst unter Wasser nicht atmen«, bemerkt der Hai.

Als er es ausspricht, wird es mir bewusst. Er hat Recht. Ich kann es nicht. Es ist keine Luft zum Atmen da. Ich rudere hilflos umher, paddele nach oben, verzweifelt nach Luft schnappend.

Nicholson lacht mir hinterher. »Du kannst es nicht!«

Wieder schnappe ich nach Luft und greife nach den Sonnenstrahlen, die unter der Wasseroberfläche tanzen. Sie verbrennen meine Haut. Wie Feuer. Auf einmal ist das ganze Wasser verschwunden, und ich liege auf staubigem Boden, während die Flammen immer höher lodern und mich blenden.

Wach auf, sage ich zu mir selbst. Es ist ein Traum.

Ich öffne die Augen. Die Hitze aus meinem Traum war keine Einbildung, es ist wirklich stickig in meinem Zimmer.

»Jarvis, mach bitte die Klimaanlage an. Und den Ventilator«, sage ich und reiße zusätzlich noch die Fenster auf. Es ist fünf Uhr morgens. Wie lange habe ich geschlafen? Drei Stunden? Vier? Ich hasse Albträume. Alles klar, tief durchatmen.

Wo ist Josh? Wenn er summt, kann ich mich besser entspannen. Aber er sitzt nicht wie gewohnt in seiner Schachtel im Regal. Auch nicht auf dem Schreibtisch oder bei Frodo. Ich krieche unter mein Bett und rufe dabei leise seinen Namen. Wo steckt dieser Knuddelmuff nur? Mein Blick fällt auf die Tür. Sie ist einen Spalt offen, gerade so weit, dass ein orangener Flauscheball problemlos hindurchschlüpfen könnte. Daneben liegt noch die Papiertüte von vorhin. Ich sehe hinein. Nur noch ein paar Pommes liegen als Reste drin. Ich ahne Schlimmes.

Vorsichtig gehe ich raus in den Flur. Ich schleiche vorwärts, bis ich auf etwas matschiges trete. Es ist eine halbe Pommes. Uäh. Einige Meter weiter finde ich die nächste. Ich folge der Spur, die die Treppe ins Erdgeschoss hinunterführt.

»Bitte nicht«, murmele ich.

In der Küche entdecke ich Josh endlich. Er sitzt, fröhlich summend, auf der Kochinsel und verdrückt eine halbe Ananas.

»Josh?« Ich schnalze mit der Zunge. »Los, komm her!«

Er stoppt und schnuppert neugierig in meine Richtung.

»Ja, so ist's fein. Komm!«, flüstere ich.

Doch dann frisst Josh ungerührt weiter. Ich gehe noch einen Schritt auf ihn zu, um ihn zu packen.

»Ganz ruhig, nicht bewegen.« Als ich zuschnappen will, erkennt er die Gefahr und hüpft weg. Ich fluche und hechte hinterher. Eine Art Verfolgungsjagd durch die Küche beginnt. Josh hüpft federnd und summend hin und her, während ich mein Bestes gebe, ihn zu fangen. Er ist einfach zu klein und flink! Schließlich habe ich ihn doch in die Enge getrieben.

»Kommst du wohl her!« Mit einem Sprung setzt er an mir vorbei, und ich stoße gegen einen Küchenschrank, der sich daraufhin öffnet. Sämtliche Töpfe und Pfannen fallen heraus, und mit lautem Scheppern auf den Boden. Ich schließe meine Augen und atme tief durch. Eins... zwei...

»Judy - was zur Hölle?! Es ist fünf Uhr! Morgens!«, ruft Tony verärgert, als ich bis siebenundzwanzig gezählt habe.

Pepper steht hinter ihm.

»Es hätte ein Einbrecher sein können, der schlimmeres! Was machst du über-« Sie stoppt, als sie Josh entdeckt, der fröhlich einen Keks nach dem anderen aus einer Keksdose fischt. »Was - ist - das?«, fragt sie, schwankend zwischen erstaunt und entsetzt. Hauptsächlich entsetzt. Na gut, wahrscheinlich ausschließlich entsetzt.

Ich beiße mir zerknirscht auf die Unterlippe. »Ich kann das alles erklären!«

»Na da bin ich ja mal gespannt.«

Nachdem sich die beiden eine Tasse Kaffee und mir eine heiße Schokolade gemacht haben, sitzen wir alle am Tisch im Esszimmer und beobachten, vorerst schweigend, den orangenen Knuddelmuff, der in der Mitte des Tisches sitzt und vor sich hin schnuppert. Schließlich ergreife ich das Wort.

»Also, das ist Josh. Und eigentlich gehört er Celly.«

»Die Nichte von Coulson, nicht?«, erinnert sich Tony. »Aber warum hat sie das... Ding... nicht behalten?«

»Naja, also - sie geht auf ein Internat in Massachusetts... Nach dem, was in New York passiert ist, hat sie gefragt ob ich nicht bis zum Ende des Schuljahres auf ihn aufpassen kann.«

»Du hast ihn also schon seit Wochen? Und wann genau hattest du vor, uns das zu erzählen?«, fragt Pepper.

»Ähm, also ich...«

»Was genau ist das überhaupt? Nein warte, das ist nicht wichtig. Es muss weg. So schnell wie möglich am besten.«

Betroffen starre ich in meine Tasse. Ich will Josh aber nicht abgeben. Ich mag ihn. Und ich werde ihn ganz sicher nicht ›entsorgen‹. Da fällt mir Cellys Brief ein.

»Celly hat mich eingeladen, sie zu besuchen. In den Ferien. Ihre Familie wohnt irgendwo in New York«, sage ich.

Tony schüttelt den Kopf. »Eine Familie, die sich mutierte Fellknäuel als Haustiere hält? Klingt nicht nach einem sicheren Platz.«

»Soll ich Josh einfach auf den Mond schießen, oder was?«, sage ich verärgert.

»Wäre 'ne Idee.«

»Cellys Mutter ist Agent Coulsons Schwester. Die Familie ist bestimmt nett.«

Tony nimmt einen Schluck Kaffee und sagt nichts.

»So schlecht finde ich die Idee gar nicht«, wirft Pepper ein. »Ich wollte sowieso mal nach New York fliegen, wegen des Towers.«

»Großartig, dann fliegt ihr beide da hin, und ich-«

»Du kommst natürlich mit, Tony.«

»Perfekt, wann geht's los?«, frage ich aufgeregt.

»Vielleicht gleich nächsten Freitag, wenn ich noch ein paar Sachen in der Firma geklärt habe.«

»Okay, super.« Wir fliegen nach New York, ich besuche Celly und kann Josh sicher abliefern. Sicherer Plan.



»Geht's jetzt los?«, frage ich aufgeregt.

»Gleich«, gibt Tony mir die gleiche Antwort wie schon die letzten vier Male.

»Wir werden den Flieger verpassen!«

»Ach Quatsch, der wartet auf uns.« Tony legt noch ein paar T-Shirts in den Koffer. Ich hüpfe weiterhin auf dem Bett herum. Bin ich zu alt dafür? Vielleicht. Werde ich damit aufhören? Nein.

»Bist du dir da ganz sicher?«, frage ich skeptisch. Beim Springen klingen meine Worte abgehackt. »Ich habe - nämlich - keine Lust - zu Fuß nach - New York - zu - laufen.«

»Das ist ein Privatjet.«

Tony schließt den Koffer. Ich öffne meinen Mund.

»Ja, jetzt geht es los«, kommt Tony mir zuvor und hebt den Koffer an.

Schnell laufe ich in mein Zimmer zurück und hole mein Zeug. Josh setze ich in meinen Rucksack. Dann reiße ich noch einer der obersten Schubladen an meinem Schreibtisch auf, um Cellys Briefe einzupacken. Dabei segelt ein zerknicktes Blatt zu Boden. Mums Nachricht an mich... Es scheint so lange her zu sein, seit ich London verlassen habe. Mein ganzes Leben hat sich seitdem um mindestens 180 Grad gedreht. Sorgfältig falte ich den Zettel zusammen und lege ihn zurück in die Schublade. Der bleibt sicher verstaut in der Villa.

»Hey Küken, wir fahr'n gleich ohne dich!«

»Ich komm ja schon!«



NEW YORK CITY, NEW YORK

Als wir in New York ankommen, nieselt es. Genervt setze ich meine Sonnenbrille wieder ab. Die bringt wohl gerade nichts.

»Seht ihr, in L.A. wäre jetzt bestimmt besseres Wetter«, sagt Tony.

Ich verdrehe die Augen. »Als ob es jetzt zwei Wochen lang regnen würde.« Schließlich sind wir ja nicht in London; da wäre das nicht so unwahrscheinlich gewesen. Vor dem Flughafen steht ein weißer Sportwagen. Ich hab's nicht so mit Automarken. War ja klar, dass wir nicht einfach so mit dem Taxi zum Tower fahren würden. Ich will mich nicht beschweren. »Was ist mit unserem Gepäck?«, frage ich. Denn das passt da definitiv nicht sein.

»Happy bringt es in den Tower.« Im Vorbeigehen drückt Tony unauffällig Josh zurück in meinen Rucksack, der seine Nase zum Schnuppern herausgestreckt hat. Happy läuft vollbeladen an uns vorbei zu einem zweiten Auto. Ich kenne ihn noch nicht so lange, aber er ist Tonys Fahrer und ziemlich cool, auch wenn er ziemlich darauf versessen ist, dass alles seine Ordnung haben muss.

Peppers Handy klingelt.

»Potts?« Sie verzieht das Gesicht. »Hat das nicht Zeit bis morgen? Ich bin gerade erst gelandet - Ja - Ja in Ordnung.«

Irgendwie klingt das ganz und gar nicht in Ordnung.

»Fahrt schon mal vor«, sagt Pepper, nachdem sie aufgelegt hat. »Ich habe noch etwas zu erledigen.«

Was kann bitteschön so wichtig sein, dass Pepper da jetzt sofort hinfahren muss?

»Ich bring dich hin«, bietet Tony an.

»Nein, schon gut. Ich nehme ein Taxi.«

Noch ein Abschiedskuss, dann steigt er ins Auto. Ich nehme auf dem Beifahrersitz Platz.

»Jarvis, zum Avengers-Tower.«

»Ja, Sir. Route wird berechnet

»Wie weit sind die Bauarbeiten eigentlich schon?«, frage ich interessiert.

»Keine Ahnung«, antwortet Tony, den Blick auf die Straße gerichtet. »In einem Monat können die ja nicht viel geschafft haben.«

Als der Tower in unser Blickfeld rückt, staune ich trotzdem. Auch wenn noch Gerüste das Gebäude säumen, sieht es schon sehr imposant aus. Es überragt die meisten ringsum stehenden Gebäude.

»Wow«, sage ich.

»Ich wette, die Inneneinrichtung ist katastrophal.«

»Vielleicht lebt meine Vase ja noch.«

»Unwahrscheinlich. Das Muster war grauenvoll, wenn sie es überstanden haben soll, dann hat die jemand absichtlich zerschlagen.«

In der Lobby stehen jede Menge Kisten.

»Bitte sag nicht, dass wir die alle hochtragen müssen«, stöhne ich.

Auch Tony ist nicht gerade begeistert. »Also ich mach das ganz bestimmt nicht nochmal allein.«

Wie sich herausstellt, ist der untere Teil des Stark Towers weitgehend verschont geblieben, wohingegen die oberen zehn Etagen komplett neu aufgebaut werden. Wir fahren nach oben.

»Das werden die neuen Labore, richtig?«, frage ich neugierig und schlüpfe unter einer Plastikplane hindurch.

»Yep.« Tony schlendert neben mir her, die Hände in den Hosentaschen, und betrachtet alles mit einem kritischen Blick. Er ruft einen der Leute zu sich. »Hey, Sie da! Wie heißen Sie?«

Ein Mann kommt auf uns zu getrippelt. Mit der Stupsnase, auf der eine kleine Nickelbrille sitzt, und den trüben Augen sieht er ein wenig aus wie ein zu groß geratender Hamster.

»Briggs, Sir. Dave Briggs. Ich bin der leitende Bauingenieur.«

»In Ordnung, Dave, sehen Sie mal. Das hier ist ein Labor, richtig?«

Der kleine Mann nickt nervös.

Tony fährt fort: »Was genau soll dann das da sein?« Er zeigt in eine Ecke. Eine leere Ecke.

»Was meinen Sie?«, fragt Briggs verwirrt.

Auch ich werfe Tony einen fragenden Blick zu.

»Was genau sehen Sie denn da, Dave?«

»Ähm... nichts?«

»Richtig!«, ruft Tony so plötzlich, dass der arme Mann zusammenzuckt. »Wo bleibt also die Küche? Ich will eine Mikrowelle, zwei Toaster, einen Minikühlschrank und eine Kaffeemaschine. Geht das klar, Dave?«

»Sicher doch, Mister Stark«, sagt Dave völlig durcheinander. Tony klopft ihm auf den Rücken. »Hervorragend, Dave. Weitermachen.« Er geht weiter und ich folge ihm.

»Wozu brauchst du denn zwei Toaster?«

»Nein, die Frage lautet: Wann braucht man mal keine zwei Toaster?«

Diese Argumentation ist unsinnig. Also verdrehe ich nur die Augen und wechsele das Thema. »Wo sind eigentlich die Appartements, wenn nicht mehr hier oben?«, frage ich.

Tony bleibt an einem Tisch stehen und legt ein Holopad darauf. »Also, das Ganze sieht so aus.« Mit einem Tippen baut sich ein Hologramm des Towers vor uns auf. »Wir sind hier.« Er deutet auf eine Etage weit oben. »Etage 81 bis 87 sind für die Labore reserviert; 30 bis 60 sind Wohnräume.«

»Was ist dazwischen?«

»Unterschiedlich. 79 und 80 sind die Partydecks. In den unteren 30 Etagen sind Büros, der Rest sind Fitnessräume und so ein Zeug.«

»Cool.«

»Yep.« Tony wirkt zufrieden.

»Wieviel davon ist bis jetzt fertig?«, will ich wissen. Ich studiere das Hologramm. Besonders interessieren mich die Laborebenen.

»Die Appartements, hauptsächlich«, sagt Tony.

Mir fällt eine zusätzliche halbe Etage bei den eigentlichen Laboren auf. »Und was ist das da?«

Schnell wischt Tony mit einer Handbewegung das Hologramm zur Seite. »Nichts.«

Ich hebe eine Augenbraue. »Nichts?«

»Nichts.«

»Bekomme ich eine Hängematte in mein Zimmer?«, frage ich zusammenhangslos.

»Eine Hängematte? Wozu?«

»Zum Abhängen.«

»Nein, eher nicht.«

Trotzig verschränke ich die Arme.

»Lass uns runtergehen«, schlägt Tony vor, und immer noch schmollend folge ich ihm in den Fahrstuhl.

»Kann ich Celly anrufen und fragen, wann ich zu ihr fahren kann?«, frage ich, nachdem sich die Türen geschlossen haben.

»Ich weiß nicht, ob du das kannst«, witzelt Tony. Ich verdrehe die Augen. Solche Witze machen doch nur Lehrer. »Außerdem weiß ich nach wie vor nicht, ob das wirklich eine so gute Idee ist.«

Der Fahrstuhl öffnet sich. An der Anzeige blinkt eine 75.

»Wow«, staune ich. Wir betreten einen Gemeinschaftsraum, wie es scheint. Vier riesige Sofas gruppieren sich um einen Glastisch, an der gegenüberliegenden Wand hängt ein Fernsehbildschirm, so groß wie eine Kinoleinwand. Im hinteren Bereich des Raumes ist eine Bar. Die darf natürlich nicht fehlen. Aber das ist nicht das Beste.

»Ich kann ganz New York von hier oben aus sehen!«, rufe ich begeistert und drücke meine Nase an der riesigen Fensterscheibe platt.

»Ja, cool oder?« Tony stellt sich neben mich. »Eines der höchsten Gebäude der Stadt.«

Direkt vor uns glitzert die Spitze des Chrysler-Buildings, und hinter noch mehr Hochhäuser Manhattans fließt der East River in Richtung Meer. Unter uns rauschen Autos auf den geschäftigen Straßen New Yorks vorbei.

Ist es wirklich erst wenige Wochen her, als ich auf der Terrasse stand und Loki mich in diese Häuserschlucht hinuntergeworfen hat? Jetzt, wo alles so friedlich erscheint, mit der Gewissheit, das Loki weg ist, kann ich mir das nur schwer vorstellen.



SPRING GLEN, NEW YORK

»Bist du dir sicher, dass das auch die richtige Adresse ist?«, fragt Tony skeptisch.

»Yep«, sage ich und steige mitsamt meinem Rucksack aus. Nach zwei Stunden Autofahrt durch die ländlicheren Gegenden New Yorks sind wir endlich da. Tony hat angeboten mich zu fahren, nachdem ich gestern noch Celly angerufen habe. Wahrscheinlich hat er einfach nur panische Angst, dass ich zu irgendeiner Psychopathenfamilie gehe, die, ich zitiere, mutierte Fellknäuel als Haustiere hält.

»Pass auf dich auf und stell keinen Unsinn an.«

Ich verdrehe die Augen. »Keine Panik. Bis nächste Woche.« Ich umarme ihn durch das heruntergelassene Autofenster und wende mich dann dem Gartentor zu. Ich drücke auf die Klingel. Keine Minute später kommt Celly aus der Haustür gestürmt und winkt mir überschwänglich zu. »Yep, hier bin ich definitiv richtig«, stelle ich fest.

»Okay, ich fahr dann mal«, sagt Tony. Er startet den Motor.

»Guten Tag, Mr Stark!«, ruft Celly strahlend.

Er lächelt sie kurz an und nickt. Dann fährt er auf dem knirschenden Kies davon.

»Ich hab schon auf dich gewartet. Mom hat Kuchen gebacken«, sagt Celly und schließt hinter uns das Gartentor. Der Vorgarten sieht aus, wie jeder Vorgarten nun mal aussieht. Ein paar Blumen, ein Fliederstrauch, ein Vogelhäuschen. Okay, was hätte ich auch erwartet, Einhörner und Drachen?

Wir betreten das Haus. Der Flur hat auch nichts außergewöhnlich-magisches an sich. Schuhe stehen ordentlich in einem Regal rechts von der Tür, gegenüber hängen ein paar Garderobenhaken mit Jacken. Mein eigenes Gesicht sieht mir von einem großen Spiegel aus entgegen. Vielleicht ist diese Familie ja doch relativ normal.

Celly öffnet die Küchentür und ich werde beinahe von einem fliegenden Teller getroffen. Bevor ich mich wundern kann, muss ich mich auch schon vor einer Tasse ducken.

»Mom!«, ruft Celly.

»Was? Oh, Entschuldigung«, sagt die Frau und dreht sich zu uns um. Mit einem Schwenker ihres Zauberstabs schwebt das Geschirr auf den Küchentisch. »Es sollte nur ein bisschen schneller gehen.« Sie trocknet ihre Hände an einem Küchentuch. »Du bist Judy, richtig?«, fragt sie mich freundlich und reicht mir die Hand. »Ich bin Penelope, aber nenn mich doch Penny.«

»Wo sind Conrad und Chris?«, fragt Celly.

»Die sind gerade in den Garten, wollten Quidditch spielen. Es ist ja auch schönes Wetter draußen.«

»Quid-was?«, frage ich verwirrt.

»Komm einfach mit, das wird bestimmt lustig«, freut sich Celly und klatscht in die Hände.

Ich deute auf meinen Rucksack. »Was ist mit meinem Zeug?«

»Oh, lass das erstmal hier stehen, das bringen wir nachher hoch.«

Durch eine Schiebetür aus Glas gelangen wir in den Garten. Auf der linken Seite stehen ein Tisch und ein paar Gartenstühle neben einem Grill, rechts von uns beginnt ein riesiges Gemüsebeet. Alles sieht ganz normal aus.

»Hast du eigentlich auch einen Zauberstab?«, frage ich. Vielleicht dürfen ja nur erwachsene Zauberer einen besitzen?

»Na klar!« Cellys Augen leuchten auf. »Eibenholz mit Phönixfeder. Cool, oder? Aber den müssen wir in Ilvermorny lassen.«

Ilvermorny, das war das Zauberinternat, genau. Daran erinnere ich mich. »Und was genau ist dieses Quiddelch?«

»Quidditch«, verbessert sie mich. »Meine Brüder sind totale Fans davon. Ich auch. Deswegen spielen sie das auch hier. Conrad ist in der Schulmannschaft und will Treiber bei den Fitchburg Finches werden. Mom meint aber, er soll etwas Ordentliches machen. Im Ministerium arbeiten, wie Dad.« Sie verdreht die Augen.

Im hinteren Teil des Gartens, auf einer freien, halb verdorrten Wiese fliegen zwei Typen auf Besen herum. Ja, auf Besen. In der Luft. Alles klar. Fliegende Teller, fliegende Typen.

»Hey Celly!«, ruft der größere der beiden, als sie uns sehen. »Fang!« Er wirft einen fußballgroßen Ball in unsere Richtung.

Celly hechtet ein paar Schritte zur Seite und fängt ihn auf. Sie gibt ihn mir. »Hier, wirf du mal.«

Ich zucke unwillkürlich zusammen. Ist der vergiftet? Wird er explodieren?!

Einer der beiden Brüder lacht. »Keine Angst, der Quaffel ist nicht verzaubert. Wirf ihn einfach in einen der drei Ringe da.«

Quaffel. Ringe. Okay. An den gegenüberliegenden Seiten der Wiese stehen jeweils drei unterschiedlich hohe Ringe auf Stäben, die aussehen wie überdimensionale Seifenblasenpuste-Dinger. Ich hole aus, und der Ball prallt schwungvoll gegen den Pfosten.

»Für's erste Mal nicht schlecht«, tröstet mich Celly.

»Das war grauenvoll.«

Die beiden Jungs landen vor unseren Füßen.

»Ich bin Conrad«, sagt der eine, der Celly am ähnlichsten sieht. Hellbraune Haare, grüne Augen. Der andere Bruder, der sich als Chris vorstellt, hat einen strengeren Blick und blaue Augen.

»Wollt ihr mitspielen?«, fragt Conrad.

»Bist du blöd, Judy kann doch nicht fliegen.«

»Oh, stimmt. Aber sie kann doch die Klatscher schlagen?«

Alle sehen mich an.

»Ich habe wirklich überhaupt keine Ahnung von diesem Spiel«, sage ich und hebe entschuldigend meine Hände.

»Kein Problem, ich erklär dir die Grundregeln«, bietet Conrad an.

»Ich hole meinen Besen!«, ruft Celly und düst in Richtung Gartenschuppen davon.

Ihr Bruder wendet sich mir zu. »Also, den Quaffel hast du ja schon kennengelernt. Das ist der rote Ball. Er ist nicht verzaubert und man wirft ihn durch die Ringe der gegnerischen Mannschaft, um Punkte zu erzielen.«

Ich nicke. »Okay.«

»Chris, wirf mal einen der Klatscher.« Er drückt mir einen Baseballschläger in die Hand. »Den wirst du brauchen.«

Bevor ich etwas sagen oder auch nur die Stirn runzeln kann, saust etwas in Höchstgeschwindigkeit auf mein Gesicht zu. Reflexartig schlage ich mit dem Schläger zu, und das Etwas segelt davon.

»Das war ein Klatscher. Du als Treiber versuchst dann, uns von den Besen zu kicken. Klar soweit?«

Ich soll was? Sie von den Besen schießen? »Ist das nicht mordsgefährlich?«, frage ich.

»Gerade das ist ja das Lustige daran«, sagt Chris gutgelaunt.

»Aber was, wenn jemand sieht, wie ihr hier rumfliegt? Das ist doch bestimmt verboten, oder?«

»Die nächste Farm ist zwei Kilometer von hier entfernt. Und wir sind vorsichtig.«

Celly stößt wieder zu uns. Sie schwenkt ihren Besen.

Chris zückt seinen Zauberstab. »Außerdem verzaubere ich die Klatscher noch so, dass sie etwas langsamer sind.«

Celly lehnt sich zu mir. »Damit gibt er schon die ganze Zeit an. Weil er jetzt aus der Schule raus ist und seinen Zauberstab mitnehmen darf.«

»Also, seid ihr bereit?«, fragt Conrad und schwebt auf dem Besen los. Sein Bruder tut es ihm gleich.

»Wir spielen Mädchen gegen Jungs«, bestimmt Celly. Jetzt schweben alle drei fünf Meter über der Wiese.

»Na super«, murmele ich und umklammere den Schläger. Komische Zauberleute und noch merkwürdigere Spiele. Wo bin ich da nur hingeraten? Obwohl, das ist bestimmt das Aufregendste, was mir diesen Sommer passiert ist. Bis jetzt. Der glänzende Ball kommt auf mich zugeflogen. Mit einem beherzten Schlag wehre ich ihn ab.

»Super!«, ruft Celly mir zu. »Aber du musst damit Conrad oder Chris treffen!«

Das ist leichter gesagt als getan. Beim nächsten Mal versuche ich es. Einer der beiden Brüder wirft ein Tor (wenn man das überhaupt so nennen kann). Als er dadurch abgelenkt ist, schleudere ich ihm den Klatscher entgegen. Er trifft den Besenschweif, der Besitzer taumelt, lässt den scharlachroten Quaffel fallen und Celly fängt ihn geschickt auf. Sie fliegt auf die ungeschützten Ringe der Jungs zu, wirft - und trifft.

»Ha! So spielt man Quidditch!«, jubelt sie.

»Freu dich nicht zu früh, Miss Puckridge! Der Sieg wird unser sein!«, ruft Conrad. Oder Chris? Vom Hochstarren tut mir langsam der Nacken weh. Wenigstens steht die Sonne mittlerweile hinter dem Haus und blendet mich nicht. Die Jungs haben den Ball wieder.

»Vorsicht, Judy!«

In einem unaufmerksamen Moment schießt der Klatscher an mir vorbei. Ich ducke mich, schlage zu, und falle durch den Schwung auf die Wiese.

»Alles okay bei dir?«

»Alles bestens!«, rufe ich hoch und klopfe mir Erde von den Händen. Dann mache ich mich wieder schlagbereit.

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