Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

18 | Die Party

Das war vermutlich die bescheuertste Entscheidung meines Lebens. Ilona sieht das anders, sie wirkt gerade zu begeistert.

»Du siehst wirklich hinreißend aus.«

Ich stehe vor einem gigantischen, dreiteiligen Spiegel in meinem begehbaren Kleiderschrank, den ich noch nie benutzt habe, und höre mir Ilonas Schwärmereien an. Die letzte Woche ist wie im Flug vergangen und erschreckend schnell steht nun heute Abend die Party bei William Nicholson an.

Ich drehe mich hin und her und betrachte mich in dem Kleid, in das Ilona mich gesteckt hat. Man muss sagen, sie hat keinen schlechten Geschmack. Es hat ein glitzerndes Oberteil und fällt ab meiner Taille in leichten Falten bis über die Knie. Der Stoff fühlt sich angenehm weich auf meiner Haut an. Alles in allem ist das Kleid toll. Bis auf ein kleines Detail.

»Es ist so... rosa«, bemängele ich.

»Das ist korall«, sagt Ilona und legt mir ein Paar, ebenfalls rosafarbene, Pumps hin. »Ich werde Miss Potts Bescheid geben, dass du fertig bist.« Damit wuselt sie aus meinem Zimmer.

Sobald sie weg ist, greife ich zu einem Wattepad, tunke es in Makeup-Entferner und wische großzügig über mein Gesicht. Schon besser. Zufrieden lächele ich mein Spiegelbild an. Der Schnitt an meiner Hand ist mittlerweile schon fast verheilt, der wird niemandem auffallen. Okay, ein wenig unwohl ist mir bei der Sache. Zunächst einmal, auf der Party werden sehr viele, fremde Menschen sein. Und die Gerüchteküche brodelt schon seit geraumer Zeit, also muss ich mich wohl auf viele interessierte Blicke gefasst machen. Aber ich bleibe einfach nah bei Tony und Pepper, und hoffe, dass ich nichts sagen muss. Einfach nur lächeln, so wie es die ganzen Stars im Fernsehen tun. Kann ja nicht so schwierig sein.

Mein Blick fällt auf die Pumps. Wenigstens haben sie keinen Absatz. Die soll ich den ganzen Abend lang tragen? Nein danke, das wird sicher höllisch unbequem. Ich frage mich sowieso, wie Pepper in diesen Killer-Heels laufen kann. Kurzerhand schlüpfe ich in meine roten Converse. Sieht auch nicht übel aus. Ich warte nicht auf Pepper oder Ilona, sondern gehe direkt nach unten. Zu allem Unglück muss ich feststellen, dass dieses Kleid keine Taschen hat. Aber so ein übergroßes Portemonnaie klemme ich mir ganz bestimmt nicht unter den Arm.

Pepper kommt die Treppen hinuntergeeilt.

»Du siehst toll aus«, sage ich. Und das meine ich ernst. Ihre rotblonden Haare sind ein wenig hochgesteckt (während ich darauf bestanden habe, meine offen zu lassen; mittlerweile fallen sie mir schon über die Schulter) und sie trägt ein dunkelblaues, schulterfreies Cocktailkleid, in dem sie trotzdem noch seriös aussieht. Und natürlich trägt sie High-Heels.

Sie lächelt mich an. »Danke, Judy.« Dann guckt sie ungeduldig auf die Uhr. »Wo steckt Tony jetzt schon wieder? Wir sind spät dran.«

»Also an mir liegt es diesmal nicht«, sage ich und hebe entschuldigend die Hände. »Vielleicht ist er noch zu beschäftigt mit seinen Haaren?«

»Wir warten schonmal im Auto«, schlägt Pepper vor. Als wir rausgehen, fällt ihr Blick auf meine Schuhe und sie seufzt. Aber für's Umziehen ist es jetzt zu spät, denn Tony gesellt sich endlich zu uns. Er betrachtet kurz mein Kleid.

»Rosa?«, fragt er skeptisch.

»Das ist korall«, wiederhole ich Ilonas Worte.

Er zieht eine Augenbraue hoch, muss aber beim Anblick meiner Schuhauswahl grinsen. Dann wendet er sich zu Pepper. »Du siehst atemberaubend aus.«

»Dankeschön. Du aber auch.« Sie zupft an seinem Jackett herum.

Ich verdrehe dich Augen. Die beiden verhalten sich wie zwei verliebte Teenager. Ich unterbreche die romantische Stimmung: »Können wir dann los?«

»Also nochmal damit das klar ist«, sagt Tony, als wir wenig später endlich im Auto sitzen. »Du sagst möglichst wenig, bleibst in unserer Nähe, und-«

»Hände weg vom Alkohol, jaja. Das haben wir tausend Mal besprochen«, unterbreche ich ihn genervt.

»Du musst es aber auch verstanden haben.«

»Hab ich.«

»Wirklich?«

»Ja-ha.«



NICHOLSON MANSION, HOLLYWOOD


Es ist Glas. Verdammt viel Glas. Das ist mein erster Eindruck von der Villa, als wir die schwarz-gepflasterte Einfahrt hochfahren. Hier stehen noch andere Autos, obwohl wir spät dran sind. Vielleicht ist Zuspätkommen ja so ein Promi-Ding. Bei dem Gedanken muss ich unwillkürlich grinsen. Ja, ich bin anscheinend ein Promi.

Als ich aussteige, kann ich schon die vielen anderen Gäste im Haus sehen. Und hören. Tony wirft einem jungen Mann seine Autoschlüssel zu, Pepper hakt sich bei ihm ein und ich gehe hinter den beiden her in die Villa. Allein der Flur ist spärlich, modern, und furchtbar ungemütlich eingerichtet. Es gibt eine Garderobe, aber da Sommer ist, haben wir keine Jacken dabei.

Durch einen hohen, blau leuchtenden Bogen gelangen wir in den nächsten Raum. Ein paar Leute drehen sich zu uns um, und ein unwohles Gefühl steigt in mir auf. Was starren die denn so? Ein hochgewachsener Mann mit glatten, schwarzen Haaren in einem eleganten Anzug fällt mir ins Auge. Als er uns sieht, unterbricht er die Unterhaltung mit seinem Gesprächspartner und wendet sich in unsere Richtung.

»Schönen guten Abend, Mr Stark. Miss Potts.« Er präsentiert eine Reihe strahlend weißer Zähne.

Tony deutet ein Lächeln an. »Freut mich auch sehr.«

»Vielen Dank für die Einladung«, sagt Pepper und reicht ihm die Hand.

»Nein, es ist mir eine Ehre, sie heute hier begrüßen zu dürfen, auf meiner bescheidenen, kleinen Party.« Er lacht.

Von wegen bescheiden.

Für einen kurzen Moment trifft mich sein Blick aus eisigen, blauen Augen.

»Und wer ist diese reizende junge Dame?«, fragt er neugierig und beugt sich ein Stück zu mir runter. Ich hasse es, wenn Erwachsene das machen. So klein bin ich nun auch wieder nicht. Außerdem trifft mich so ein Luftschwall seines stark riechenden Parfüms. Ich muss mich zusammenreißen, um nicht die Nase zu rümpfen.

»Ich bin Judy«, sage ich, und kann mich tatsächlich zu einem Lächeln zwingen.

Er richtet sich wieder auf, immer noch lächelnd, und jetzt kann ich auch die, deutlich jüngere, blonde Frau neben ihm sehen. Noch bevor er sie vorstellt, weiß ich, wer sie ist: Seine zweite Frau Clary. Danach wendet sich Nicholson nach rechts.

»Und das hier ist mein Sohn Brooklyn«, sagt er stolz und präsentiert uns einen gelangweilten, aber gutaussehenden jungen Mann. Das ist sein Sohn aus erster Ehe; er ist Nicholsons ganzer Stolz und soll später die Firma übernehmen.

Ja, ich habe Recherche betrieben. Ich hatte Zeit. Das Internet ist mein bester Freund.

Brooklyn ähnelt seinem Vater äußerlich wirklich sehr. Er wirft mir einen gelangweilten Blick zu.

»Wie wär's wenn ihr zwei euch besser kennenlernt und wir beide, Mr Stark, uns ein wenig unterhalten?«, fragt Nicholson an Tony gewandt.

»Also ich denke-«

»Eine großartige Idee, Mr Nicholson«, lächelt Pepper und wirft Tony einen scharfen Blick zu.

»Wunderbar«, sagt Nicholson, nimmt einen Drink von einem der scheinbar herumschwebenden Tabletts, reicht ihn Tony und schiebt diesen ein Stück weiter ins Getümmel. Pepper greift ebenfalls nach einem Glas.

»Wie läuft die Firma?«, fragt Clary, und die beiden Frauen beginnen, sich über langweiligen Erwachsenenkram zu unterhalten. Ich finde mich neben einem sehr desinteressierten Brooklyn wieder. Immer noch. Soll ich es mit Smalltalk versuchen?

»Diese Villa ist wirklich sehr groß«, sage ich schließlich verkrampft.

Brooklyn sieht zu mir herab. Er ist mindestens anderthalb Köpfe größer als ich. Ich stelle fest, dass er, im Gegensatz zu seinem Vater, graue Augen hat.

»Kommst du aus England?«, fragt er zusammenhangslos.

»Ähm, ja.«

Er mustert mich und sein Blick bleibt bei meinen Schuhen hängen. »Ist das der neueste Trend, da wo du herkommst?«

Da wo du herkommst? Na hör mal. Die leise Verachtung schwingt unverkennbar in seiner Stimme mit. Ist das sein Ernst?

»Ich mag das so. Die sind bequem«, antworte ich kühl.

»Ah ja.«

Wieder eine unangenehme Pause.

»Jedenfalls«, wiederhole ich, »ist das wirklich eine coole Party. Und ein schönes Haus. Habt ihr 'ne gute Glasversicherung?«

»Ach echt?« Meine letzte Bemerkung übergeht er einfach. Wie kann ein Mensch nur so desinteressiert sein? Hat der einen Fortgeschrittenen-Kurs dafür besucht? »Ja, irgendwie schon. Aber eigentlich sehen alle Villen hier mehr oder weniger gleich aus. Aber vielleicht ist es da wo du herkommst anders.»

So jetzt reicht's. Ich lass mich von so einem arroganten Idioten nicht beleidigen.

»Mag sein, aber wenigstens gibt es da wo ich herkomme noch freundliche Menschen, die Höflichkeit Arroganz vorziehen«, sage ich gereizt.

Brooklyns Miene verfinstert sich. Ich dachte, er würde jetzt eingeschnappt weggehen. Dann müsste ich ihn nie wiedersehen. Stattdessen aber nähert er sich meinem Gesicht und zischt: »Ich würde an deiner Stelle lieber mit dem Tonfall aufpassen, Miss Stark.« Das letzte Wort trieft geradezu vor Abscheu. »Du gehörst nicht hierher, und das weißt du ganz genau. Wo auch immer du plötzlich herkommst, was auch immer du vorhast, bald wirst du dir wünschen, nie von dort weggegangen zu sein.«

Vor Wut bringe ich kein Wort heraus. Was bildet sich dieser Typ eigentlich ein?! In meinem Kopf lege ich mir ein paar schöne Beleidigungen zurecht, die ich zurückschleudern kann. Leider kommt in diesem Moment Nicholson gefolgt von Tony auf uns zu. Zum Glück eigentlich, denn Brooklyn lässt von mir ab, aber sein Gesichtsausdruck verrät, dass er noch nicht fertig mit mir ist.

»Na, wie versteht ihr euch?«, fragt Nicholson und klopft seinem Sohn auf den Rücken.

»Wunderbar, Dad.« Sofort hat Brooklyn wieder ein Lächeln aufgesetzt.

Ich sehe zu Tony, schüttele den Kopf und ziehe kaum merklich einen Finger über meine Kehle. Er nickt mir verständnisvoll zu.

Nicholson wendet sich zu mir. »Mr Stark hat mir alles erzählt. Mein Beileid zu dem Tod deiner Mutter.« Tatsächlich schwingt so etwas wie Bedauern in seiner Stimme mit. Sicher hat Tony ihm nicht alles gesagt, wie er so großspurig berichtet. Ich will nicht, dass Leute wie er Mums Tod bedauern. Schon gar nicht er.

»Danke«, sage ich gequält lächelnd.

Nicholson sieht auf seine goldene Armbanduhr, die wahrscheinlich so viel gekostet hat wie ein Kleinwagen. »Oh, es wird langsam Zeit für meine Willkommensrede«, sagt er und verschwindet mit einem entschuldigenden Lächeln in Richtung Garten.

Irgendwie habe ich Pepper aus dem Auge verloren. Ich betrachte die umstehenden Gäste. Sie lachen, unterhalten sich, die Frauen tragen knappe Kleider, die Männer Anzüge, und es gehen viele bunte Cocktails herum. Eigentlich ist es nicht viel anders als bei Tonys Geburtstagsparty.

Eine Stimme ertönt hinter mir und unwillkürlich zucke ich zusammen.

»Brooklyn!«, trällert sie in einer sehr hohen Tonlage. Ich versichere mich, dass noch alle Fensterscheiben intakt sind. Der Urheber dieses Gesangs ist eine zierliche junge Frau mit rosa Haaren. Nein, nicht rosa. Knallpink. Genauso wie ihr glitzerndes Kleid.

»Ariana!«, sagt Brooklyn und strahlt plötzlich wie ein Honigkuchenpferd. Er scheint vergessen zu haben, dass er mich eben noch weiter bedrohen wollte. Ich nutze diesen Moment, um unauffällig zu verschwinden.

»Ich mag den nicht«, sage ich zu Tony. Im nächsten Augenblick lässt mich ein grelles Blitzen blinzeln. Tony allerdings sieht weniger überrascht aus.

»Guten Abend, Mr Stark«, sagt die blonde Reporterin neben dem Mann mit dem Fotoapparat. Sie betrachtet mich mit dem Blick eines Raubvogels. War ja klar, dass die Presse heute hier rumhängen würde. Hat man denn nirgends seine Ruhe? »Dann ist das hier wohl Ihre... Tochter.« Sie verzieht das Gesicht kaum merklich. Okay, ich habe diese ganzen arroganten Leute hier so satt. Also setze ich mein strahlendstes Lächeln auf.

»Ja, die bin ich. Mein Name ist Judy«, sage ich, ohne zu zögern. »Sie haben sicherlich von mir gehört. Was ich persönlich von Ihnen nicht behaupten kann.«

Kurz ist sie unsicher, wie das gemeint war. Doch sie fasst sich wieder. »Mr Stark, dürfte ich Ihnen ein paar Fragen bezüglich-«

»Nein danke, wir wollen doch Mr Nicholsons Rede nicht verpassen, oder?«, wimmelt Tony ab und wendet sich zur gläsernen Verandatür. Ich lächele der verblüfften Reporterin noch einmal zu, dann folge ich Tony.

»Gute Arbeit, Küken«, lobt er mich. »Lektion Eins: Freundlich bleiben.« Er hakt ein Kästchen auf einer imaginären Liste ab.

Ich verdrehe die Augen. »Ha ha.«

»Nein, das meinte ich ernst!«

Draußen ist es warm, aber nicht so stickig wie in der Villa. Aber auch hier stehen eine Menge Leute; auf dem gestutzten Rasen oder auf der Veranda aus dunklem, poliertem Holz. Weiter hinten liegt ein großer Pool, und von hier aus kann man das in der Ferne erleuchtete Hollywood-Logo gut erkennen.

»Da seid ihr ja«, sagt Pepper als sie uns entdeckt. Sie zieht uns auf einen Platz weiter vorne in der Menschenmenge. Nicholson klopft gerade gegen sein Champagnerglas. Langsam verstummen die anderen Gespräche.

»Willkommen, willkommen! Stehen sie bequem? Vielen Dank, dass Sie sich heute alle Zeit genommen haben, meiner Party beizuwohnen.«

Ich stibitze mir eines der belegten Schnittchen von einem Tablett, rieche daran und stecke es mir in den Mund. Schmeckt nach Fisch. Wahrscheinlich ist das feinster Edellachs oder sowas.

»Noch dazu feiern wir heute das zwanzigjährige Bestehen von Nicholson Enterprises!«

Alle Leute um mich herum klatschen, also mache ich das Gleiche.

»Auf meinem Weg unterstützten mich viele treue Freunde, wie Mr Cullings hier von K.C. Productions.« Mit seinem Glas deutet Nicholson auf einen dicklichen Mann mit Toupet und einen beträchtlichen Schnauzbart. Alle spenden Beifall.

»Oder auch Tony Stark und Stark Industries, die ich hoffe, bald als feste Vertragspartner begrüßen zu dürfen.«

Lauteres Klatschen. Ich werfe Tony einen fragenden Blick zu. Vertragspartner? Mit dem Typen? Was hat Tony überhaupt damit zu tun, er ist nichtmal der Boss der Firma, sondern Pepper. Diese sieht mit einer leicht säuerlichen Miene zu Nicholson. Wahrscheinlich, weil sie nicht erwähnt wurde.

»Stark Industries und Nicholson?«, flüstere ich Tony zu.

»War nicht meine Idee.«

Zu allem Überfluss fällt Nicholsons Blick jetzt auf uns.
»Mr Stark, wollen Sie nicht diesen Augenblick nutzen, gemeinsam mit Ihrer Tochter zu mir nach vorne zu kommen?«

Nein, ganz sicher nicht.

Tony lächelt. »Nein nein, ich will Ihnen doch nicht die Show stehlen, Mr Nicholson.«

»Das haben Sie doch schon, indem Sie heute hier aufgetaucht sind!«

Vereinzeltes Gelächter. Einige Leute haben sich schon zu uns umgedreht.

»Jetzt macht schon«, sagt Pepper ein wenig vorwurfsvoll. »Es war schließlich eure Idee.«

Keine gute Idee. Außerdem gehörte das hier definitiv nicht dazu. Doch bevor ich meinen Fluchtplan ausführen kann, werde ich schon von Nicholson persönlich nach vorne bugsiert. Sobald wir vor den anderen Partygästen stehen, lächeln wir alle für die aufblitzenden Kameras. Auch Pepper hat sich mit dazugestellt, was ja irgendwie auch legitim ist, schließlich ist sie der Boss von Stark Industries.

»Mr Cullings, kommen Sie, kommen Sie!«

Auch der dicke Mr Cullings wackelt zu uns und stellt sich neben Nicholson. Wie lange müssen wir hier noch so rumstehen? Hinten in der Menge kann ich das düstere Gesicht von Brooklyn ausmachen. Wie's aussieht stehle ich ihm heute Abend wohl die Show.

»Also, lasst uns alle die Gläser heben! Ein Toast auf Nicholson Enterprises!«, ruft Nicholson.

Jemand drückt mir ein Glas Champagner in die Hand. Tony trinkt seins in einem Zug aus und verzieht dabei keine Miene. Ich rieche misstrauisch an dem prickelnden Getränk, doch sobald die Aufmerksamkeit nicht mehr auf uns liegt, reicht Tony mir sein leeres Glas, nimmt stattdessen meins und trinkt das auch leer.

»Hey!«, protestiere ich.

»Ich sagte: Kein Alkohol für dich«, sagt er entschuldigend und drückt die leere Champagnerflöte einem Kellner in die Hand. Pepper wendet sich zu uns.

»Liebling, ich-«, fängt Tony an, wird aber von ihr unterbrochen.

»Darüber reden wir später.« Sie bemerkt unsere Gesichtsausdrücke. »Was jetzt, seid ihr sauer? Auf mich? Das war eure Idee, wenn ich daran erinnern darf.«

»Also streng genommen ja nur Judys.«

»Hey, ich-«

»Nein, hier nicht! Streiten könnt ihr auch noch später. Jetzt amüsiert euch. Aber Tony, nicht so viel Alkohol.« Sie entdeckt Clary und geht zu ihr.

»Also ehrlich, als ob ich mir das hier ausgesucht hätte«, brummt Tony und will ebenfalls gehen. Ich halte ihn am Arm fest.

»Lass mich hier nicht allein!«, flehe ich.

»Du bist nicht allein, hier sind an die dreihundert andere Leute.«

»Ja, vielen Dank, das beruhigt mich sehr. Die sind mir auch alle super sympathisch.«

»Ich geh mir nur einen Cocktail holen, bin sofort wieder da.«

»Bring mir auch was zu trinken mit!«, rufe ich ihm noch hinterher. Ernsthaft, ich bin hier am Verdursten. Die Party scheint jetzt richtig loszugehen, jedenfalls hat irgendjemand die Musik lauter gedreht. Weitere Reporter fotografieren mich. Ich bekomme noch Kieferstarre von dem ganzen Lächeln. Trotzdem versuche ich, so erwachsen und cool wie möglich auszusehen, so wie Tony immer. Ich greife nach meiner Sonnenbrille. Warte - dieses Kleid hat ja gar keine Taschen.

Nervös rolle ich das leere Champagnerglas in meiner Hand umher und beobachte die Leute. Brooklyn ist aus seiner Ecke verschwunden, und auch das pinke Sonnenscheinchen kann ich nirgendwo entdecken. Genauso wenig wie Pepper oder Tony. Nicholson steht inmitten einer Gruppe wichtig aussehender Männer.

Die Dämmerung ist fast vorbei, die Gartenlaternen gehen an. Eine von ihnen flackert. Ich starre sie an. Nach einer Weile geht ein Flüstern von ihr aus. Jemand singt. Aber es ist ganz bestimmt nicht Christina Perri, die Herzen in Gläser füllt. Es ist eine Kinderstimme.

»Eins, zwei, drei, vier - bleibst du heute noch bei mir?« Es wird immer deutlicher, die anderen Geräusche um mich herum verstummen. »Drei, vier, fünf sechs sieben - gestern bist du auch geblieben.« Das flackernde Licht nimmt Gestalt an. Die Gestalt eines kleinen Mädchens, das auf einem Geländer balanciert. »Fünf, sechs, sieben, acht - sagst du mir noch-« Sie schwankt bedrohlich, wedelt mit den Armen - und stürzt. ›Gute Nacht‹, schießt mir der Schluss des Liedes durch den Kopf, im gleichen Moment, in dem das flackernde Licht endgültig ausgeht.

Ich zucke zusammen. Klirrend zerbricht das Glas am Boden. Das Licht ist aus. Die Stimme ist weg. Rihanna setzt zum nächsten Lied an. Ein Kellner eilt auf mich zu, um die Scherben aufzukehren.

»Warten Sie, ich mach das schon«, biete ich an.

»Vorsicht, Miss«, warnt er, als ich nach den Scherben greife. Ich sammele die größeren Stücke auf und werfe sie auf ein nahes Tablett. Autsch. Ein feiner Schnitt zieht sich an meiner Zeigefingerkuppe entlang und füllt sich mit Blut.

»Oh«, sage ich überrascht.

»Das Bad ist im Eingangsbereich links«, sagt der Kellner hilfsbereit. Ich nicke dankbar und drängele mich durch die Gäste ins Haus hinein.

Ich klatsche mir eine Handvoll kaltes Wasser ins Gesicht. Was zur Hölle war das gerade? Jetzt im Nachhinein wirkt alles so verschwommen, aber dieses kleine Mädchen - war ich das? Ein weiterer Scherz von Loki? Ich muss wirklich mit Tony darüber reden, wie Celly es vorgeschlagen hat. Das wird langsam alles zu viel. Aber wahrscheinlich würde er Asgard dem Erdboden gleich machen, wenn er erfährt, dass Lokis Gehirnwäsche noch Nachwirkungen hat. Ich tue am besten so, als wäre alles in Ordnung. Oder nicht?

Kurz richte ich noch meine Haare im Spiegel, dann verschwinde ich wieder aus dem Bad.

»Wo warst du?«, fragt mich Pepper, als ich wenig später wieder neben ihr stehe.

»Nur kurz auf Toilette. Wo ist Tony?« Mir hat er gesagt, er wolle sich nur kurz einen Drink holen. Wer's glaubt.

»Der hat auf jeden Fall Spaß.«

In diesem Moment kommt Genannter auf uns zu geschlendert. »Pepper, können wir gehen? Es gibt keine Cocktailschirmchen mehr«, sagt er angeheitert. Abgesehen davon scheint es ihm blendend zu gehen.

»Naja, solange noch genügend Eiswürfel da sind«, sage ich und zucke mit den Schultern. Tony sieht mich lange an, als hätte er vergessen, wer ich bin. Dann nickt er langsam.

»Wisst ihr, was noch keiner erfunden hat?«, fragt er. Wir sehen ihn abwartend an. »Eiswürfel in Cocktailschirmchen-Form. Weißt du - du hast dann ein Schirmchen - und Eiswürfel - gleichzeitig. Faszinierend.« Jetzt kann ich ein Kichern nicht mehr unterdrücken. »Pepper, können wir das in unser Sortiment aufnehmen?«

»Tony, Stark Industries produziert garantiert keine Eiswürfel in Schirmchen-Form«, sagt Pepper bestimmt und nimmt ihm das Glas aus der Hand. »Vielleicht sollten wir wirklich langsam fahren.«

»Wieso denn? Die Party hat doch gerade erst begonnen!«

»Wir sind seit fünf Stunden hier.«

»Fünf Stunden verschwendete Lebenszeit«, murmele ich.

»Ich gehe Nicholson suchen. Ihr wartet hier«, sagt Pepper und verschwindet.

Ich wende mich an Tony. »Ich wette, es gibt schon Eiswürfel in Cocktailschirmchen-Form«, bedauere ich, dann ziehe ich ihn halb hinter mir her. In der Nähe des Eingangs treffen wir auf Pepper und Nicholson.

»Sie wollen uns wirklich schon verlassen?«, fragt Letzterer.

»Leider. Aber ich bedauere es zutiefst«, sagt Tony mit einem sarkastischen Unterton in der Stimme.

Pepper reicht Nicholson zum Abschied die Hand. »Es war uns eine Freude. Ich denke, wir sehen uns bald wieder.«

»Na das hoffe ich doch. Wir telefonieren wegen dem Termin?«

Tony beobachtet die beiden aus zusammengekniffenen Augen.

»Schön, dich kennengelernt zu haben, Judy«, lächelt Nicholson mir zu. Ich lächele ein wenig genervt zurück, dann marschiere ich schon voraus zur Eingangstür.

»Ich fahre«, sagt Pepper und schnappt sich vor Tony die Autoschlüssel. Er verdreht die Augen.

»Ich hatte nicht vor zu fahren«, sagt er und hebt entschuldigend die Hände. Wir steigen in den Sportwagen.

»Meinst du das eigentlich ernst, das mit dem Vertrag mit Nicholson Enterprises?«, frage ich Pepper.

»Das muss noch gründlich besprochen werden, so schnell passiert da nichts.«

»Also meine Meinung dazu-«

»Ich kenne deine Meinung, Tony. Aber du bist nicht mehr Geschäftsführer von Stark Industries, also liegt diese Entscheidung bei mir.«

»Aber es ist immer noch meine Firma, schließlich trägt sie meinen Namen!«

Pepper schüttelt nur den Kopf und ignoriert ihn. Vor uns neben der Straße taucht ein leuchtendes Schild auf, und ich habe eine Idee. Doch Tony ist schneller.

»Hey, Peps, können wir am Drive-In halten? Der Kaviar bei Nicholson war zu salzig und auf den Schnittchen zu viel Frischkäse.«

»Ja, bitte!«, rufe ich vom Rücksitz aus.

Pepper seufzt und murmelt: »Als hätte ich zwei Kleinkinder im Auto«, setzt dann aber doch den Blinker.

Wenig später halten wir wieder vor der Stark Villa. Langsam geht um uns herum die Beleuchtung an, die Jarvis während unserer Abwesenheit in den Stand-by-Modus geschaltet hat. Mit der Papiertüte in der einen, und einem halben Burger in der anderen Hand steige ich aus und hüpfe in Richtung Tür. Bevor wir losgefahren sind war ich unglaublich müde. Jetzt aber bin ich wieder hellwach, obwohl es mittlerweile Ein Uhr morgens ist.

»Okay, Zähne putzen und dann ab ins Bett«, sagt Tony und klatscht in die Hände.

Ich verdrehe die Augen. »Und das gilt nur für mich?«

»Hey, wer von uns beiden ist hier der verantwortungsvolle Erwachsene?«

»Du jedenfalls nicht.«

Pepper ergreift das Wort. »Ja, ich denke wir sollten jetzt alle ins Bett gehen, es war ein langer Tag.«

»Gute Nacht!«, rufe ich schnell und will nach oben verschwinden. Nicht, dass ich vorhätte, direkt ins Bett zu gehen. Ich halte kurz inne, laufe zurück und umarme erst Pepper, dann Tony. »Danke, dass ihr mich doch mitgenommen habt«, sage ich.

Pepper lächelt müde. »War doch gar nicht so schlimm, oder?« Ich bin mir sicher, dass sie damit nicht nur mich beruhigen wollte.

Zwei große, runde Kreise leuchten mir entgegen. Erschrocken lasse ich die Tüte fallen und betätige hektisch den Lichtschalter. Doch da sitzt nur Frodo auf dem Ficus. Erleichtert atme ich auf. »Hast du mich aber erschreckt«, murmele ich. Sie krächzt zur Antwort. Ich binde den Brief von ihrem Bein los.

»Hey Judy!

Die Prüfungen sind jetzt endlich vorbei und bald sind Ferien. Meine Eltern haben dich übrigens eingeladen, falls du uns besuchen möchtest. Wir wohnen in einem kleinen Dorf in New York. Sehr idyllisch.

Auch wenn ich meine Eltern und mein Zuhause vermisse, ist es jedes Mal ein schwerer Abschied von der Schule. (Vor allem das Frühstück werde ich vermissen!) Wenn wir uns das nächste Mal sehen, muss ich dir unbedingt erzählen, was diese Woche passiert ist! Das wäre viel zu viel für einen Brief. Und du erzählst mir ausführlich von der Party, ja? Amy war übrigens ganz fasziniert von diesem Klatsch-Artikel. (Auf der Rückseite war ein Welcher-Promi-Bist-Du-Quiz, danach war sie völlig hin und weg.) Aber diese ganze Tratscherei finde ich schon ziemlich übertrieben. Vielleicht legt sich das bald wieder. Außer auf der Party passiert noch etwas Katastrophales. (Erzähl mir alles!)

Naja, jetzt muss ich Schluss machen und weiter packen. Ich glaube, meine Haarbürste liegt noch im Gemeinschaftsraum, und ich bin mir ziemlich sicher, dass Conrad noch meine Ausgabe von Quidditch im Wandel der Zeiten hat. Am Ende des Jahres herrscht wirklich in der ganzen Schule Chaos.

Bis bald!

Celly

Sie ist echt niedlich. Ich würde mich freuen, sie besuchen zu können. Das wäre mal eine Abwechslung. Jemand sympathisches in meinem Alter und nicht nur Mitvierziger auf irgendwelchen Partys. Allerdings muss ich das noch mit Tony absprechen. Wollte er nicht sowieso irgendwann nach New York, wegen der Bauarbeiten am neuen Avengers-Tower?

Ich gähne ausgiebig. Jetzt bin ich müde. Bevor ich mich ins Bett fallen lasse, schäle ich mich noch aus dem pinken, nein, korallfarbenen Kleid heraus. Die Party war wirklich langweilig. Aber wenigstens habe ich es jetzt hinter mir.


~


Hmmmmm die nächsten drei Kapitel oder so sind aus Cellys Perspektive, sie sind ... mal was anderes ^~^

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro