11 | Celly | Phil
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• CELLY •
Loki hat gerade vor Cellys Augen Onkel Phil umgebracht. Und sie konnte ihm nicht helfen. Und Judy ist auch noch weg. Von Loki entführt. Director Fury kommt in den Raum gestürmt und kniet sich vor Phil.
»Tut mir leid Boss, der Gott ist abgehauen«, flüstert er.
»Bleiben Sie wach. Augen auf mich.«
Cellys Sinne verschwimmen und sie hört und sieht nichts mehr. Als würde sie in einem Meer aus Zuckerwatte ertrinken. Als die Sanitäter eintreffen, kann sie nur ungläubig beobachten, wie diese Phil Coulson auf eine Bahre heben, und mit einem Laken bedecken.
»Kein Puls mehr. Er ist tot«, sagt irgendjemand.
Tot, tot, tot. Das Wort hallt in Cellys Kopf umher. Doch was bedeutet es? Eine Frau beugt sich zu ihr herunter.
»Ist alles in Ordnung?« Ihre Stimme klingt dumpf an Cellys Ohren. Die Frau betastet eine Stelle an ihrem Hinterkopf. Tatsächlich ist dort eine Wunde. Wann ist das passiert? Schon bei der Explosion im Labor? Doch den Schmerz an ihrem Kopf spürt sie kaum. Onkel Phil ist tot. Er wurde getötet. Von Loki. Benommen bleibt sie einfach sitzen und weigert sich, die Sanitäter in die Krankenstation zu begleiten. Stattdessen bleibt sie in dem zerstörten Raum und starrt auf die Blutflecken an der Wand.
Einige Zeit später betreten Tony Stark und Steve Rogers die Arrestebene. Noch bemerken sie das Mädchen nicht, das sich in einer Ecke zusammengekauert hat.
»Er schien ein guter Mensch zu sein«, sagt Captain Rogers.
»Er war ein Idiot«, erwidert Stark.
»Warum? Weil er Überzeugungen hatte?«
»Weil er Loki allein angegriffen hat.«
Jetzt meldet sich Celly zu Wort. »Er war kein Idiot. Er war ein Held.« Die beiden Männer drehen sich zu dem Mädchen um. »Vielleicht nicht so großartig wie Sie, aber was er getan hat, war heldenhaft«, sagt sie mit brüchiger Stimme.
»Du bist... warst... Coulsons Nichte, oder? «, fragt Rogers. Celly nickt. »Mein Beileid. Er war ein tapferer Mann.«
»Ist Judy nicht bei dir? Keiner konnte mir sagen, wo sie ist«, fällt Tony Stark ihm ins Wort.
»Loki hat sie«, murmelt Celly.
»Loki hat WAS?!« Aufgebracht will der Milliardär aus dem Raum stürmen, doch der Captain hält ihn auf.
»Tony, warten Sie. Das bringt doch nichts. Wir wissen nicht, wo er sich aufhält.«
»Verdammt«, flucht Stark und rauft sich die Haare.
»Wir müssen uns auf das Wesentliche konzentrieren«, redet Rogers weiter. »Loki braucht eine Energiequelle. Wenn wir eine Liste zusammenstellen-«
»Es ist was Persönliches«, unterbricht ihn Stark.
»Das ist nicht der Punkt.«
»Doch, das ist der Punkt. Genau das ist Lokis Punkt. Er wollte unsere Schwachstelle treffen, warum?«
»Um die Gruppe zu spalten?«, rät Steve Rogers.
»Ja, teile und herrsche. Gut, aber er weiß, dass er uns alle ausschalten muss, um zu gewinnen. Das will er doch im Grunde. Er will uns besiegen, und er will dabei gesehen werden. Er will ein Publikum.«
»Wie bei seinem Auftritt in Stuttgart.«
Celly starrt abwechselnd zwischen den Männern hin und her. Phil ist tot, und diese beiden reden weiter, als wäre nichts passiert? Ihr ist schon klar, dass es irgendwie weitergehen muss, allerdings kann sie sich das im Moment nur schwer vorstellen.
»Ja... Das war nur die Vorschau, das hier, das ist die Premiere. Und Loki ist 'ne ausgewachsene Diva. Er will Blumen, er will Paraden, er will ein Monument, das in den Himmel aufragt mit seinem Namen drauf.«
»Der Stark Tower!«, entfährt es Celly, die, genau wie Tony Stark, die Zusammenhänge erkannt hat.
»Verfluchter Penner.« Stark rennt sofort aus dem Raum, gefolgt von Steve Rogers.
Celly beschließt, ebenfalls diesen unheilvollen Ort zu verlassen. Orientierungslos geht sie in Richtung Kommandobrücke, wobei sie über diverse Trümmerteile hinweg steigen muss. Im Kontrollraum laufen viele Agenten umher, und versuchen, das Schiff in Gang zu halten. Director Fury steht an der Glasfront und unterhält sich mit Maria Hill. Langsam geht Celly auf die beiden zu.
»Stellen Sie wie auch immer unsere Kommunikation wieder her. Ich will alles überwachen können.«
»Ja, Sir.«
»Director Fury?«, fragt Celly zögerlich.
Er dreht sich, die Arme auf dem Rücken verschränkt, zu ihr um und läuft auf der Empore zwischen den Computern entlang. Celly folgt ihm.
»Coulson war ein guter Mann«, sagt er. »Ein guter Agent. Er wollte die Welt verbessern. Er lebte für seinen Job hier... und dafür hat er teuer bezahlt.«
»Kannten Sie ihn gut?«
»Ob ich ihn kannte? Er war von Anfang an dabei, SHIELD war seine Familie.«
Bei diesen Worten zieht sich etwas in Celly zusammen. Wie soll sie das bloß ihrer Mutter erzählen? Schon immer meinte sie, dass dieser Job gefährlich sei, und sie hatte Recht. Vielleicht hätte Phil öfters auf sie hören sollen, auf seine echte Familie.
»Gibt es denn keine Möglichkeit...« Celly stockt.
»Ihn wieder auferstehen zu lassen? Mädchen, wir sind Realisten hier. Nein, das können wir nicht tun. Es tut mir leid. Phil Coulson ist tot. Die Ärzte haben es bestätigt.« Der Director tippt auf ein paar Bildschirmen herum. Anscheinend ist die Kommunikation wiederhergestellt.
»Aber-«, fängt sie an, wird aber sofort von ihm unterbrochen.
»Genug jetzt! Ich ordne einen Flieger an, der dich nach Hause bringt.«
»Sie können mich nicht einfach wegschicken.« Zur Bekräftigung ihrer Worte setzt sie sich auf einen Stuhl.
»Hör zu.« Er sieht Celly eindringlich aus seinem verbliebenen Auge an. »Wir sind eine Geheimorganisation. Allein deine Anwesenheit ist eine Lücke in unserem Sicherheitssystem. Dein Onkel hätte gewollt, dass du in Sicherheit gebracht wirst.«
»In Sicherheit? Vorhin ist der Helicarrier fast abgestürzt! Nicht zu vergessen dieser Gott, den ihr auf New York losgelassen habt.«
»New York also? Hätte ich mir denken können.« Er dreht sich wieder um und schenkt Celly keine weitere Beachtung mehr.
Hilflos sieht sie sich um. Sie fühlt sich so nutzlos. Alles was sie tun kann ist warten. Warten, bis der Helicarrier landet, damit sie zurück nach Hause kann... ohne ihren Onkel, wie eigentlich abgemacht war. Und dann muss sie wieder in die Schule. Wie soll sie sich nur auf die Prüfungen konzentrieren? Aber all das erscheint so unwirklich. Also wartet sie, in Gedanken versunken.
Die Stimmen treiben an ihr vorüber, Gerede über einen Kampf in New York, eine Bombe... Eine Bombe? Celly schreckt hoch. Alle Agents haben sich vor den Monitoren versammelt und verfolgen die Nachrichten.
»Die Straßen von New York City sind zum Schlachtfeld geworden. Die Army ist hier, um die Gewalt einzudämmen, aber die Kräfte sind ganz eindeutig in der Unterzahl. Ich muss sagen, in all meinen Jahren als Reporterin habe ich so etwas noch nie gesehen.«
»Wir haben keine gesicherten Kenntnisse darüber ob der Kampf gegen die Angreifer tatsächlich von Erfolg gekrönt ist.«
Daneben tickt ein Countdown. Der Countdown bis zur Explosion.
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