Juri
Samstag, 02. September 2000
Juri, so heißt sie meine Erstklässler Freundin. Hat sich wohl n Paar Feinde (bzw. Feindinnen) gemacht, weil sie die Julia Rolle bekommen hat. Ich wusste ja schon immer, dass ich beliebt bin, aber gerade wird mir das n Ticken zu viel. Ich bin doch auch bloß ein ganz gewöhnlicher, gutaussehender, talentierter, starker, bescheidener Mensch.
Oder so.
Jedenfalls machte ich den Hass auf sie wohl nur schlimmer, in dem ich auch außerhalb der Proben anfing mit ihr zu reden und abzuhängen. Haben die alle noch nie was von Platonisch gehört?
Musste den Bogen wohl völlig überspannt haben, als ich sie zu uns nachhause einludt. Als sie nämlich heute morgen klingelte und ich ihr die Tür öffnete, war sie von Eidotter beschmiert.
,,Juri, wa-"
,,N paar deiner Fangirls haben mich mich auf den Weg hierher überrascht. Übermimm gefälligst die Verantwortung und gib mir eine Umarmung." Dabei weitete sie ihre verdotterten Arme und ging auf mich zu. ,,Ah, bleib weg. Juri, ich warne dich! Ahhh!" Sie umarmte mich und sorgte dafür, dass mein Prince T-Shirt in die Wäsche konnte. Super.
,,Vielleicht wird es Zeit, dass du dich endlich outest, dann werden die mich sicher in Ruhe lassen", rief sie und schaute sich erstaunt im Haus um. ,,Woah, vor ein paar Monaten war das hier doch noch ein baufälliger Schandfleck. Ich glaub's nicht, dass deine Eltern sowas dadrauß gemacht haben. Apropros, wo sind sie?"
,,Ich wohne nicht bei meinen Eltern. Meine Mutter wohnt sie Straße runter und mein Dad wohnt in New York. Er ist Gründer einer Imobilien Firma und hat das Haus für uns renovieren lassen."
In der Sekunde in der ich mit einem neuen Shirt aus dem Schlafzimmer kam, hatte Juri auch das Hochzeitsbild von Okuyasu und mir gefunden. ,,Du... du lebst schon mit deinen Freund zusammen? Und ihr seid-"
,,Verheiratet, ja. Lange Geschichte. Er ist eben einkaufen, kommt aber auch gleich. Bad ist übrigens dadrüben, falls du das Eidotter abwischen willst."
Juri sah an sich herunter und nickte, als ob sie das bis gerade eben vergessen hätte. ,,Schlau mitgedacht, Sir. Ich gehe dann Mal eben... übrigens wurde ich gerade unten von einer Topfpflanze angefaucht. Ist das..."
,,Ist normal hier. Neben ihren Topf steht ne Sprühflasche. Wenn sie dich nervt, spritz sie nass."
Juri lachte und verschwand im Bad. Irgendwann kam sie einigermaßen sauber wieder raus.
,,Ich sage es gerne noch Mal. Würdest du dich outen, wäre ich raus aus dem Schussfeld."
,,Und Okuyasu und ich wären im Schussfeld. Nimm ein paar Eier fürs Team, okay? Wenn du eine berühmte Schauspielerin wirst, kannst du mit der Mobbinggeschichte richtig Kohle machen."
Juri verdrehte die Augen und folgte mir nach unten ins Wohnzimmer. Irritiert sah sie zu wie ich Netflix anmachte.
,,Was-"
,,Ach das ist sowas wie eine Videothek, aber digital. Auch lange Geschichte. Hostel ist der Horror Film von dem ich dir erzählt habe, aber der Anfang ist ziemlich langweilig. Hier, such dir was aus, ich geh nach der Katze schauen."
Damit legte ich ihr die Fernbedienung hin und ging Streycats Napf auffüllen.
,,Ihr seid echt eigenartig... kann ich hier einziehen?", rief Juri vom Sofa. Nah, das würde schwierig werden. Das Gästezimmer war für die Kiddies die ich babysitte.
Gerade als ich die Wasser spritzende Erziehungsmaßnahme an Streycat durchgeführt hatte, öffnete sich die Haustür und ich hörte Mikeys erfreutes Bellen noch vor Okuyasu ächtzen unter dem Gewicht der Einkaufstüten.
,,Lass mich raten. Das Bellen kommt von einer anderen Topfpflanze."
,,Ne, Michael Myers ist ein echter Hund."
Okuyasu musste ihn wohl schon von der Leine gelassen haben, denn Mikey sprang mich bereits an, unter Juris verwirrten Blick.
,,Du hast deinen Hund nach Michael Myers benannt?"
,,Ja?"
,,Josuke, ich bitte dich, ich flehe dich an, bitte adoptiert mich."
Ich musste lachen, als auch Okuyasu rein kam und die Einkaufstüten abestellte. ,,Die hatten keine Eier mehr, also habe ich Apfelmuß gekauft. Der klebt Teig auch zusammen."
,,Das überlass ich dir, Küchenchef", antwortete ich, ehe er sich an Juri wandte. ,,Du musst dann wohl Julia Capulet sein. Guten Tag, ich bin Romeos homosexuelles Experiment."
,,Höchst angenehm, aber nennt mich ruhig Juri. Romeo hat mich bereits über Eure vorzügliche Küche unterrichtet. Darf ich Euch bei Eurem Handwerk behilflich sein, oder seid ihr diesbezüglich wirklich so pingelig wie Romeo behauptet?"
Darauf fing ich mir einen Sideeye von Okuyasu ein. Oops-
,,Mit Nichten. Ich lasse nur Romeo nicht in meine Küchte, weil er ein gemeingefährlicher Spast ist. Ihr aber dürft mir bei der Zubereitung der Frühlingsrollen helfen. Folget mir in die Küche."
,,Der gemeingefährliche Spast kann dich übrigens hören!", rief ich hinterher. Aber ehrlich, sollte mir Recht sein, jetzt hatte ich zwei homosexuelle Kochgenies, die meine Geschmacksknospen verwöhnten, während ich mir irgendeine True Crime Doku mit Mikey auf dem Schoß gab. Als er allerdings aufstand und ich merkte wie taub meine Oberschenkel von Mikeys Gewicht waren, realisierte ich, dass ich mein Baby vielleicht etwas gemästet habe. Ab morgen Hunde Diät, I swear to god.
Aber ich mag Juri eigentlich echt gerne. Bis jetzt waren Yukako und Ryoko meine einzigen female friends und die haben es viel zu gern mich zu mobben-
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