I might be dying
Ich bin ein fast erwachsener Mann. Ich bin 17 Jahre alt, verheiratet und wohne bald nicht Mal mehr bei meiner Mutter. Ich kann das. Ich kann das. Ich kann das!
,,Hausarztpraxis Dr. Osawan, wie kann ich Ihnen helfen?"
Ich legte auf.
Nein, ich kann das nicht.
Ich bin seit ein paar Tagen an kränkeln, was ziemlich sicher damit zu tun hatte, dass Hazamada keinen Anstand besitzt. Es steht in unsere Schul Ordnung, dass wie bei physischen Unbehagen entweder zuhause bleiben oder eine medizinische Maske tragen sollen.
Ist Hazamada zuhause geblieben? Nein, denn die süßen Mädchen hatten ja Volleyball Training und das durfte der kleine Creep sich nicht entegehen lassen!
Hat er eine medizinische Maske getragen? Nein, warum auch?
Hat er sich die Hand vor den Mund gehalten, als er in meine Richtung genoßen hat? N E I N.
Als die Symptome los gingen bin ich mit Maske zur Schule gegangen, weil ich im Gegensatz zu anderen Anstand besaß. Ich dachte mit etwas Ibu und viel Wasser würde es gehen, aber die letzte Nacht habe ich komplett durchgefiebert und Moms anfängliches Ärgernis darüber, dass ich nicht aus dem Bett kam, schwankte in PTSD um, als sie mich sah. ,,Es ist bloß eine Grippe, es geht mir gut", stöhnte ich, als sie mich fragte, ob sie den Notarzt verständigen sollte, ,,Du musst nicht jedes Mal in Panik geraten, wenn meine Temperaturen steigen! Es schneit ja nicht Mal draußen!"
,,Ja ja, aber mit Fieber ist nicht zu spaßen, Freundchen", atwortete sie gereizt.
,,Oma hat immer gesagt Fieber ist gut. Da wird der ganze Mist Mal aus dem Körper ausgeschwitzt. Willst du Omas Worte in Frage stellen? Ich dachte Mütter hätten immer Recht?"
Ich drehte mich nach links und sah meine Oma neben meinem Bett auf einem Stuhl sitzen. Sie stickte und sah ihre Arbeit über den Rand ihrer Brille prüfend an. So gut wie in diesen Moment habe ich mich schon lange nicht mehr erinnert.
,,Hey Oma."
,,Josuke, mit wem sprichst du?"
Meine Oma hörte auf zu sticken und sah mich an, als ob sie mich erst da wahr genommen hätte. ,,Eine schöne Bescherung, das mit diesem Angelo. Ich dachte ich hätte noch einige Jährchen in Frieden vor mir und dann stand dein Großvater da auf einmal."
,,Und was hast du gesagt?", fragte ich grinsend, wobei ich nur am Rande wahr nahm, wie Mom sich auf mein Bett setzte und meine Stirn betouchte.
,,'Ryohei, ja Menschenskind', sagte ich, 'was machst du denn schon hier?'
Und er sagte 'Keine Ahnung. In der einen Sekunde habe ich Conag getrunken und in der nächsten war ich hier.'"
,,Du hast immer gesagt die Trinkerei bringt ihn ins Grab", erinnerte ich mich und sah es deutlich vor mir: Opa im Wohnzimmersessel, noch in Uniform, wie er einen kräftigen Schluck nahm und von Oma belehrt wurde. ,,Ja, das habe ich gesagt. Manchmal ist immer Recht haben ein Fluch."
Oma verschwand in der Sekunde, in der Mom mich an den Schultern fasste und mich in eine aufrechte Position zog. ,,Josuke! Mit wem sprichst du?!"
,,Mit Oma."
,,Das reicht. Wir fahren ins Krankenhaus!"
,,Mama, nein, es geht mir guuuut! Wo ist Okuyasu?"
Okuyasu war unten Frühstücken. Er hat sein Nachtquatier auf den Boden verlegt, da ich sehr unruhig geschlafen hätte. Mama sagte ihm, dass er das nächste Mal auch auf die Couch gehen könnte, aber ich wusste schon wieso er nicht gehen wollte. Er wollte mich im Auge behalten, weil er genauso paranoid ist wie meine Mutter.
Ich saß in meinem Oberbett eingerollt am Tisch und sah zu, wie Okuyasu mir Frühstück machte, während Mama telefonierte.
,,Was soll das heißen, das reicht nicht für die Notaufnahme? Er hat mit seiner toten Oma gesprochen, wie kann das nicht für die Notaufnahme reichen?... Gut, ich warte ab, aber sobald wir die 40 Grad Marke auch nur etwas überschreiten, kommen wir sofort!"
Damit legte sie auf und setzte sich zu uns. ,,Die Notaufnahme fällt raus, aber ich bleibe heute zuhause, um dich notfalls zu fahren. Wir müssen dir einen Termin beim Hausarzt machen, damit er dir was verschreibt. Der Fiebersaft aus der Drogerie hilft ja doch nichts."
Und trotzdem zwang sie mich einen Löffel zu trinken ibahh!
Mom kritzelte noch schnell eine Besorgungsliste nieder, die sie dem freiwilligen Einkäufer Okuyasu mitgab. ,,Ich kaufe dir belgische Waffeln auf dem Heimweg", versprach er grinsend. Na wenigstens etwas worauf ich mich heute noch freuen konnte.
,,Gut, solltes du Hazamada treffen, tu mir den gefallen und gib ihm ne Schelle."
Okuyasu grinste, als ob er sein ganzes Leben nur auf diese Bitte gewartet hätte. Mom hingegen sah weniger begeistert aus. ,,Hör nicht auf ihn und mach bloß keine Dummheiten. Du weißt, dass wir Probleme kriegen, wenn die Schule mit deinem Vater reden will, nicht wahr?"
,,Klar, Mrs. Higashikata. Ich reiße mich zusammen. Bis später!"
,,Vergiss die Waffeln nicht!", rief ich noch, ehe die Tür sich schloß und ich meinen Kopf auf die Tischplatte bettete.
Mama zog mich hoch und sagte mir, dass ich ins Bett gehen sollte, also schleppte ich mich wieder hoch und fiel ins Bett.
,,Kann ich noch was für dich tun?"
Ich überlegte kurz. ,,Ich will sticken."
,,Du hasst sticken."
,,Und du hasst es wie Dreck behandelt zu werden. Trotzdem rennst du Mr. Joestar hinterher."
Mom runzelte die Stirn, (wäre och nicht krank, wäre ich jetzt tot) dann verschwand sie kurz und kam mit einer Butterkeksdose (Nähzeugs), einem Stickrahmen und Stoff wieder. ,,Du wirst nach 5 Minuten nach einer anderen Beschäftigung suchen."
,,Lässt du es jetzt Mal bitte zu, wenn dein Sohn sich kreativ ausleben will? Was für eine Pädagogin bist du eigentlich?"
Mom schnalzte mit der Zunge und ging, vermutlich um Tee zu kochen Igitt.
Und dann kamen wir an dem Punkt an, mit dem der heutige Eintrag begann. Während ich nämlich den Faden durch die Nadel fädelte, klemmte ich mir mein Handy zwischen Ohr und Schulter und rief meinen Hausarzt an.
Und dann legte ich wieder auf.
Was soll das? Ich bin ein extrovertierter, offener, junger Erwachsener. Seit wann habe ich Telefon Anxiety?!
Ich rief noch Mal an, dieses Mal zwang ich mich in der Leitung zu bleiben.
Als die Arzthelferin ran ging riss ich mich zusammen und antwortete. ,,Ja Tag, Higashikata mein Name. Hätten Sie heute noch was frei?"
Ich hörte Tastaturenklappern am anderen Ende der Leitung, ehe sie antwortete. ,,Was haben Sie denn?"
,,Ähm Fieber, das Thermometer sagt 39,4 Grad. Vorhin habe ich halluziniert und wir haben keinen Fiebersaft mehr."
Gott, ich klinge wie ein Kleinkind! Als ob die so meine ganze Lebensgeschichte interessiert.
Wieder Tastatur Klippern am anderen Ende der Leitung. ,,Um halb zwei hätten wir noch was frei."
,,Wunderbar, passt, bis später." Und dann legte ich auf lol.
Mom kam mit der Teekanne und einer Tasse rein, stellte beides auf meinen Nachttisch und schaute auf mein Handy.
,,Hast du den Hausarzt angerufen?"
,,Hm hab den Termin um halb 2. Sag Mal, hast du meine Krankenkarte?"
Mama hielt inne und sah mich scharf an. Oh oh. ,,Was soll ich denn mit deiner Krankenkarte? Die haben wir an dem Tag, an dem du das erste Mal allein zur Schule gelaufen bist, in deinen Brustbeutel getan und das ist mittlerweile 11 Jahre her."
Nun, einen Brustbeutel habe ich zwar nicht mehr, weil man ab einem bestimmten Alter einfach aus Gründen (Pubertät) von einem Bob der Baumeister bedruckten Brustbeutel auf ein Portmonee umsteigen sollte, aber als ich das öffnete und durchsuchte, war dort litteraly alles, nur nicht meine Krankenkarte. Pass, Schülerausweis, Tonios Stempelkarte, der Büchereiausweis, meine Bankkarte, Kleingeld, alles nur nicht die Krankenkarte.
Mama seufzte tief. ,,Wann hast du sie zuletzt gebraucht?"
Ich überlegte kurz. ,,Wann hab ich die lose Zahnspange bekommen? Vor zwei Monaten? Da brauchte ich sie zuletzt."
,,Und wo hattest du sie da?"
,,In meinem Portmonee."
Mama öffnete demonstrativ mein Portmonee, um mir unter die Nase zu reiben, was wir längst herausgefunden hatten - In meinem Portmonee war das scheiß Teil nicht.
Und wenn man etwas wichtiges verloren hat, haben Mütter die unangenehme Eigenart dein Zimmer auf den Kopf zu stellen. Das dreckige Geschirr, der Müll und der Ramsch, den du zu faul warst richtig zu entsorgen und einfach in den Schrank geworfen hast? Sie findet es. Die 5 in Mathe aus dem letzten Halbjahr? Bruda, du bist tot.
Ich täuschte vor vom Fieber ausgeknockt zu sein, drehte mich symolant schlafend auf die Seite und hörte das Klappern der Schubladen. Zwischendurch fluchte Mama laut, aber ich hörte sie offiziell nicht. Offiziell schlief ich.
Irgendwann musste ich dann tatsächlich eingeschlafen sein, denn als ich wach wurde, war es zwölf Uhr. Die Krankenkarte lag auf meinem Nachtisch und mein Handywecker war auf halb eins gestellt. An der Teekanne klebte ein Notizzettel.
"Da, die war in der Sockenschublade, wie auch immer du das geschafft hast.
Wenn du gesund bist, kannst du Mal dein Zimmer aufräumen.
Bin schnell einkaufen. Wenn was ist, ruf den Notarzt. Wenn nicht, vergiss den Arzt Termin nicht."
Na super. Und gestickt hab ich auch noch nicht. Dass ich die eingefädelte Nadel im Bett liegen gelassen habe fand ich auf die harte Tour heraus, als ich mich mit der Hand drauf lehnte autsch! Das war nicht mein Tag.
Der Arzt sagte ich hätte nen grippalen Infekt, verschrieb mir einen Fiebersaft und stellte mich bis Ende der Woche von der Schule frei. Ok, gechillt. Trotzdem gibt es da ein Problem - Mein Status Schüler hat vorübergehend zu Status Praktikant gewechselt. F*ck it. Maske auf, Zähne zusammenbeißen, Fiebersaft aus dem Kaffeebecher schlürfen und gut ist's.
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