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„Ich möchte, dass Ihr diese Sätze jeweils 10 mal abschreibt. Es ist das erste mal dieses Jahr, dass Ihr beide nachsitzt, also nur 10 mal. Nächstes mal werden es mehr sein, verstanden? Ich muss kurz ins Büro von unserem Direktor." Mdm Giraud sah uns streng an und verließ dann das Klassenzimmer.
Wir mussten 10 Sätze jeweils 10 mal schreiben. Das packte ich nicht...
„Descamps, gehen wir dann heute zu mir?" fragte ich ihn, als ich nebenbei anfing meine Sätze zuschreiben.
„Ich muss noch zuerst die Bücher von mir zuhause holen, dann können wir zu dir." meinte er, doch dann hielt er kurz inne und überlegte.
„Wenn wir doch sowieso schon zu mir gehen müssen, warum bleiben wir dann nicht einfach gleich bei mir?"
Scheiße, das wäre logisch... aber meine Eltern waren darauf eingestellt, dass er heute zu mir kam...
„Meine Eltern erwarten dich schon... ich weißt nicht, ob du das weißt, aber die kennen sich von früher. Und jetzt wollen meine Eltern dich auch mal kennenlernen, wo du älter bist." murmelte ich.
„Stimmt, na dann will ich ja nicht deine Eltern enttäuschen. Es regnete zwar, aber ich hab ja einen Regenschirm dabei." meinte er Schulter zuckend, als er ein Blatt Papier aus seinem Schulranzen raus zog.
„Hätten wir Erics Bücher genommen, müssten wir nicht im Regen erstmal zu dir und dann zu mir." meinte ich Augenrollend und schriebe weiter meine Sätze ab.
Währenddessen ersetzte Descamps das Blatt von Mdm Giraud mit dem, dass er gerade aus seinem Schulranzen gezogen hatte.
Es waren exakt die Sätze, die wir schreiben mussten, nur halt schon fertig.
Wie?
„Pah, Ich brauch doch Erics Bücher nicht." Descamps verschränkte seine Arme vor der Brust und ich zog skeptisch meine Augenbrauen hoch.
Was um Himmels Willen war sein Problem?
„Du könntest etwas Respekt vor ihm haben. Er ist ein Jahr älter." merkte ich nebenbei an, um ihn zu provozieren.
Ich hörte ein Stuhl über den Boden rutschen und ein paar Sekunden später stütze Descmaps seine Hände auf meinen Tisch.
Mdm Giraud hatte uns so weit wie möglich auseinander gesetzt. Ich saß hinten links und er vorne rechts im Klassenzimmer.
Descamps lehnte sich etwas nach vorne und hatte einen angewiderten Gesichtsausdruck, als wir gerade von Eric sprachen.
Mein Blick war erstmal auf seinen,
zugegebenermaßen großen Händen, dann wanderte meine Augen seine Arme entlang bis ich dann zu seinem Gesicht kam.
Scheiße, er war so hübsch-
Descamps so so aus, als würde er überlegen was er sagen sollte und meinte dann:
„Na dann ist er halt eine Jahrgangsstufe höher, und? Trotzdem brauche ich keinen Respekt vor ihm." er hielt kurz inne und ergänzte:
„Ich bin sogar größer als er."
Ich zog eine Augenbraue hoch und musste lachen.
Descamps größer als Eric?
„Du lügst"
Ich grinste Descamps frech an und wartete auf seine Reaktion.
Die beiden waren riesig, ja, aber-
Hm, wenn ich jetzt nochmal darüber nachdachte... vorhin, als Descamps und Eric sich gegenüberstanden, war Descamps vielleicht, nur vielleicht größer als Eric.
Ich musste nächstes mal unbedingt drauf achten!
Descamps war erstmal neutral, aber dann fing er an langsam hämisch zu grinsen.
Oh oh, was hatte er vor..
„Du kannst das nicht beurteilen. Du siehts das ja nicht so genau von da unten."
Entsetzt zog ich scharf die Luft ein.
Wie mies!
„Frech" brachte ich nur raus, als ich schnippisch meine Arme vor der Brust verschränkte.
„Ich kann's gar nicht glauben, dass meine Eltern mit deinen Eltern so gut befreundet sind. Deine Eltern sind anscheinend richtig nett und aufrichtig-" ich brach meinen Satz an und sah Descamps einmal von oben bis unten an.
Er hatte sich wieder aufgestellt und sich an dem Tisch neben mir mit verschränkten Armen angelehnt.
Ich zog skeptisch meine Augenbrauen hoch und tat so, als ob ich das was ich sah alles andere als attraktiv fand.
Er musste ja nicht wissen, dass ich ihn in Wirklichkeit total attraktiv fand...
„- im Gegensatz zu dir." bemerkte ich an und biss mit etwas auf die Lippe, damit ich ihn jetzt nicht abgrundtief beleidigte.
Nicht, weil ich ihn nicht verletzten wollte, sondern weil ich wahrscheinlich aus Versehen ihm Komplimente dazwischen gebe würde und zum Schluss ihm plötzlich eine Liebeserklärung machte.
„Glaub mir, meine Reaktion war nicht anders, als ich gehört habe, dass deine Familie richtig gut ist mit meiner. Deine Eltern sind anscheinend sooooo lustig, nett und was weiß ich noch alles, dass meine Eltern euch so schnell es geht einladen wollen."
Er stand währenddessen auf und stellte sich genau hinter mich.
„Descamps was wird dass wenn's fertig-"
Ich drehte meinen Kopf zur Seite um eigentlich nach Descamps zu sehen, aber da war er plötzlich schon.
Sein Gesicht war nur ein paar Zentimeter von mir entfernt und ich hielt ruckartig meinen Atem an.
Er war mir so nah...
Ich bemerkte wie sein Blick von meinen Augen kurz zu meinem Lippen wechselte.
Es war so, als wäre ich in seinem Auge gefangen. Ich konnte mich einfach nicht von seinem wunderschönen braunen Auge lösen.
Ich biss mir unbewusst ein bisschen auf die Lippe und sah Descamps einfach nur an.
Dieser Augenkontakt löste über all in mir ein Kribbeln aus.
Descamps lehnte sich etwas näher zu mir und bewegte seine Hand in Richtung meiner Wange, als wir beide plötzlich durch die Türklinke aufschreckten.
Ruckartig wurde die Tür aufgedrückt und schnell handelte Descamps um nicht aufzufallen.
Er klatschte seine rechte Hand genau neben mich und die linke ließ er auf auf meine Stuhllehne.
Schnell beugte er sich zu mir runter und tat so, als ob er mit etwas erklärte.
„Descamps, was genau machen Sie da!" fragte Mdm Giraud streng nach.
„D/n konnte ein Wort wegen Ihrer Schreibschrift nicht lesen und dann habe ich ihr halt geholfen."
Er stellte sich wieder aufrecht hin, blieb aber selbstbewusst hinter mir stehen.
„Aha und wie weit sind Sie denn?" fragte die Hexe Descamps eindringlich.
Würde dieses Blatt auffallen?
Bestimmt nahm Mdm Giraud die selben Sätze immer wieder dran und deshalb hatte Descamps auch schon das fertige Blatt.
Schließlich war es bestimmt auch nicht seine erste Nachsitzstunde bei ihr.
Trotzdem sah ich etwas besorgt zu Descamps hoch, aber er grinste mich stattdessen siegessicher an.
Er lief zu seinem Platz und hielt ihr das fertige Blatt hin.
„Aha" sagte Mdm Giraud und sah es prüfend an.
„Na gut, sie können gehen Descamps."
Descamps packte seine Sachen zusammen und verließ mit einem hämischen Grinsen den Raum.
Aber ich dachte, dass wir erstmal zu ihm nach Hause und dann zu mir gingen?
So ein Hund, war ja klar, dass er sich nicht daran hielt.
Schnell machte ich mich weiter ans Schreiben und schaffte es in 10 Minuten fertig zu werden. Danach verschwand ich sofort aus dem Klassenzimmer.
Länger alleine mit dieser Frau hielt ich es nicht mehr aus.
Bedauerlicherweise regnet es immer noch und ich hatte auch keinen Regenschirm dabei. Super.
Ich öffnete die Türen nach draußen und war bereit durchnässt zu werden, doch dass passierte nicht.
„Du dachtest nicht wirklich, dass ich dich allein lassen würde oder?" lachte Descamps, der über uns beide einen Regenschirm hielt.
Ich schlug ihm Augenrollend in den Arm.
„Doch, genau das habe ich gedacht."
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Hoffe es gefällt euch<3
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