60. Machst du das mit Absicht?
„Was ist da zwischen dir und Daryl?" fragte mich Samu nun neugierig.
„Was soll da sein?"
„Ihr versteht euch sehr gut. Er stürmt in dein Schlafzimmer, um nach dir zu sehen. Beschützt dich wie einen Schatz. Er beobachtet dich manchmal mit einem undefinierbaren Blick, so wie eben auf der Versammlung. Das macht er sonst bei keinem anderen" erklärte er mir grinsend und ich sah ihn mit großen Augen an.
„Er macht was? Das ist mir gar nicht aufgefallen..." erwiderte ich verlegen grinsend.
„Du fühlst dich in seiner Gegenwart sehr wohl. Wohler, als in meiner Gegenwart?" fragte mich Samu schief grinsend.
„Ist das eine Fangfrage?" erwiderte ich grinsend.
„Vielleicht" lachte er leise und legte seinen Arm um meine Schulter. Schmunzelnd lehnte ich mich an ihn.
„Ich weiß nicht, was da ist. Ich fühle mich wirklich sehr wohl bei ihm. In manchen Situationen schlägt mein Herz völlig aus dem Takt, wenn er mir sehr nahe ist. Seine Augen, sie ziehen mich völlig in ihren Bann. Lassen alles andere zur Nebensache werden" erklärte ich leise und starrte gedankenverloren auf die Straße.
„Ist klein Josie verliebt?" fragte er und ich konnte sein grinsen förmlich vor mir sehen.
„Ich... weiß nicht. Vielleicht bin ich tatsächlich dabei, mich zu verlieben. Ich mag ihn wirklich sehr" erklärte ich leise.
„Warum redest du dann nicht mit ihm darüber?"
„Er glaubt nicht an Liebe. Glaubt nicht daran, dass es sowas schönes gibt. Ich vermute, er hat sie noch nie erlebt oder wurde schwer enttäuscht. Ich möchte ihn damit nicht überfallen. Mein Gefühl sagt mir, dass ich es langsam angehen lassen muss" erwiderte ich.
„Wenn es jemand schafft, sein Herz zu erweichen, dann du. Ich weiß nicht, wie du das machst, aber mit deiner lockeren Art ziehst du jeden in deinen Bann. Du bist einfach da, wenn man dich braucht. Ohne, dass man etwas sagen muss" flüsterte er leise und gab mir einen Kuss auf mein Haar.
„Dankeschön großer. Es tut gut, sowas schönes mal wieder zu hören" erwiderte ich lächelnd und legte meinen Arm um seine Hüfte. Plötzlich hatte ich wieder das Gefühl, beobachtet zu werden, doch versuchte ich es zu ignorieren. Sonst würde mich dies nur in den Wahnsinn treiben.
„Da kommt eine Gruppe von ihrer Besorgungstour zurück" meinte Samu und zeigte auf das ankommende Auto. Es war Riku seine Gruppe.
„Sie sind früh dran" erwiderte ich und bat Eugene, der unten am Tor Wache schob, dass Tor zu öffnen. Sie fuhren hinein und stiegen alle aus.
„Ist alles okay?" erkundigte ich mich und sah zu ihnen hinunter, als eine weitere Person ausstieg. Sie trug schwarze Sachen und die Kapuze hatte sie tief ins Gesicht gezogen.
„Ja. Wir haben eine junge Frau gefunden. Wir bringen sie eben zu Rick, dann fahren wir wieder los" erklärte Sami mir und ich nickte ihnen zu. Osmo brachte sie zu Rick und die anderen luden das Auto aus. Samu ging ihnen bei den leichten Sachen zur Hand. Verstohlen sah ich mich währenddessen um, wurde das Gefühl einfach nicht los, beobachtet zu werden. Es machte mir so langsam wirklich Angst. Vielleicht sollte ich mal mit jemanden darüber reden?
Etwa eine Stunde später waren Osmo, Sami, Riku und Tara wieder aufgebrochen. Die junge Frau war gerade bei Rick, Michonne und Daryl. Sie wollten sich alle mit ihr unterhalten, um herauszufinden, wer sie war und woher sie kam.
Einige Stunden später, es war schon mitten in der Nacht, war meine Wache beendet. Durchgefroren übergab ich Glenn das Gewehr und kletterte die Leiter hinunter.
„Ich begleite dich nach Hause" brummte es da direkt hinter mir. Leise quietschend ließ ich vor Schreck die Leiter los und fiel hinunter. Landete weich und sicher in Daryl seinen starken Armen.
„Ups" brummt er leise und sah mich schuldbewusst an. Machte keine Anstalten, mich abzusetzen.
„Machst du das eigentlich mich Absicht?" fragte ich ihn, während ich noch immer mit den Nachwirkungen von dem Schreck und dem Fall zu kämpfen hatte.
„Natürlich nicht" empört sah er mich an, „Dir ist kalt" murmelte er mehr zu sich selber, als zu mir und drückte mich leicht an sich. Begab sich auf den Weg zu meinem Haus.
„Ich kann auch alleine laufen" meinte ich schmunzelnd zu ihm und legte meine Arme um seinen Hals. Verschränkte in seinem Nacken meine Hände ineinander. Spürte deutlich seine Anspannung.
„Passt schon" knurrte er leise und sah stur auf den Weg vor sich.
„Dankeschön fürs auffangen, mein Lebensretter" erwiderte ich schmunzelnd und gab ihm einen kleinen Kuss auf die Wange. Abrupt blieb er stehen und sah mich mit großen Augen an. Leicht lächelte ich ihn an, drohte in seinen blauen Augen zu versinken. Magisch zogen sie mich in ihren Bann, ließen mein Herz aus dem Takt schlagen. Viel zu schnell schlug es in meiner Brust.
„Jederzeit wieder" hauchte er kaum hörbar und viel zu schnell verließen die Worte seinem Mund. Als er dies bemerkte, wandte er seinen Blick von mir ab und lief weiter. Lächelnd lehnte ich meinen Kopf an seine Schulter und atmete seinen männlich herben Duft ein. Ließ mir davon ein wenig meine Sinne benebeln.
„Warum wolltest du mich nach Hause begleiten?" erkundigte ich mich neugierig und streichelte unbewusst seinen Nacken. Scharf zog er die Luft ein, schaute stur weiter geradeaus.
„Ich war zufällig in der Nähe" erklärte er kurz. Zufällig? Da kam mir ein Gedanke.
„Zufällig...? Sag mal, kann es sein, dass du mich die ganze Zeit beobachtest, wenn ich draußen bin?" fragte ich ihn nun misstrauisch. Ich traute es ihm wirklich nicht zu, aber dieses Gefühl kann einen wirklich wahnsinnig machen.
„Was?" knurrte er mich nun entsetzt an und blieb wieder stehen.
„Ich habe seit Wochen ständig das Gefühl, dass mich jemand beobachtet. Wann immer ich draußen unterwegs bin und dieses Gefühl, es macht mir Angst. Immer, wenn ich mich dann umschaue, kann ich niemanden entdecken. Aber vielleicht bilde ich es mir ja auch nur ein" versuchte ich ihm zu erklären.
„Leider täuscht dich dein Gefühl nicht" knurrte er sehr leise und doch klang es sehr bedrohlich. Fragend sah ich ihn an. Nicht sicher, ob ich die Antwort wirklich hören möchte. Kurz schaute er sich um, dann sah er mich an.
„Spencer. Seit Wochen beobachtet er dich. Wie du mit Carl und Judith spielst. Wie du Wache schiebst. Mit wem du dich unterhältst. Wenn du durch die Straßen läufst. Wenn Versammlungen sind. Er ist immer da und lässt dich keine Sekunde aus den Augen. Ich muss mich auch schuldig bekennen. Da ich ihn, seitdem es mir aufgefallen ist, im Blick behalte, beobachte ich dich auch irgendwie... Möchte nicht, dass er dir etwas tut" knurrte er leise und drückte mich noch ein wenig fester an sich. Spencer beobachtete mich seit Wochen? Jeden einzelnen Schritt, den ich tat? Nun bekam ich es wirklich mit der Angst zu tun.
„Hab keine Angst. Ich bin da. Ich passe auf dich auf" flüsterte er leise und mit einmal klang seine Stimme ungewohnt sanft. Beruhigend und einfühlsam.
„Wenn du da bist, habe ich keine Angst" erwiderte ich leise und lächelte ihn leicht an. Ich kuschelte mich ein wenig enger in seine Arme und streichelte noch immer unbewusst seinen Nacken sanft, während er nun die letzten Meter weiterging. Es störte mich nicht, dass Daryl mich beobachtete. Ich wusste, dass er mich wirklich nur beschützen möchte. Das gab mir ein sicheres Gefühl.
Zuhause angekommen, öffnete er die Tür und kickte diese hinter sich mit dem Fuß leicht zu. Erst in der Küche ließ er mich herunter, setzte mich direkt auf einen Stuhl, als Samu in die Küche kam.
„Ist alles okay? Bist du verletzt?" schaute er mich besorgt an, doch ich verneinte dies. Er machte Suppe für Daryl und mich warm. Daryl hatte in der Zwischenzeit einen Tee für mich gekocht und stellte mir diesen hin. Dann ließ er sich neben mir auf den Stuhl fallen.
„Würde mich mal bitte einer aufklären, was hier los ist? Irgendwas stimmt doch nicht" harkte Samu nach und stellte uns Teller mit heiß dampfender Suppe hin. Daryl schaute mich fragend an und ich nickte ihm nur zu. Musste das erst noch sacken lassen. So klärte Daryl Samu über Spencer auf.
„Dieser dämliche Vollidiot. Wenn ich den in die Finger bekomme, kann er sich warm anziehen. Den schnappe ich mir. Ich habe gewusst, dass mit dem etwas nicht stimmt" knurrte Samu ungewohnt gefährlich.
„Das bringt doch auch nichts" erwiderte ich leise, konnte seine Aufregung darüber sehr gut nachvollziehen.
„Was willst du dann tun? Gar nichts?" fragte er ungläubig nach.
„Genau. Er wird schon das Interesse daran verlieren" erklärte ich und löffelte langsam die Suppe.
„Dein Wort in Gottes Ohren. Wenn nicht, lernt er mich..."Samu schaute zu Daryl, „Lernt er uns von einer anderen Seite kennen". Daryl nickte ihm zustimmend zu und löffelte ebenfalls seine Suppe. Ich wollte beide vom Thema ablenken und es auch selber vergessen.
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