38
Das konnte doch jetzt nicht ihr Ernst sein. Ich dachte zwar schon, dass Lily nicht ganz so zu James eingestellt ist, wie sie es behauptete, aber dass es so um sie steht? Ich hatte keine Ahnung. Die rothaarige Hexe schaute etwas verwirrt drein. Ihr Gesicht war noch immer gerötet, was sich ziemlich mit ihrem Haar biss, denn es war nicht bloß eine leichte Röte. In ihren Augen spielte sich gerade etwas ganz anderes ab, als ich es vermutet hatte. Klar, sie war zuerst verwirrt gewesen. Ihre Augen strahlten das auch genau so aus, doch da waren auch andere Emotionen zu erkennen. Na ja, ich war jetzt nicht Prongs und konnte ihre verschiedenen Emotionen direkt erkennen, weil ich in meinem Leben anscheinend doch noch bessere Dinge zu tun hatte, als immer bloß ein und dieselbe Hexe anzustarren oder sogar zu studieren,aber dass ich da was ins Rollen gebracht hatte, das sah sogar ich. Lilys Hände formten sich zu Fäusten und sie biss auf ihre Unterlippe, welche zu beben begannen. Ihre Augen fixierten mich und sie schien, als wenn sie kurz davor war, mich anzuschreien, oder mich sogar durch ihre Augen hindurch zu töten. Doch sie tat nichts dergleichen. Ich ließ meine Augen über die verschiedenen Personen in unserem Umfeld schweifen. Alle schienen etwas unterschiedlich zu reagieren, doch irgendwie war dort schon eine Ähnlichkeit. Na gut, wenn man Frank und Peter jetzt mal auslässt, denn die beiden hatten jetzt nicht sonderlich viel mit Lily zu tun, weshalb sie eher genauso irritiert schauten, wie ich es tun musste. Zuerst fiel mein Blick auf Remus, er konnte eigentlich alle gut einschätzen, also erhoffte ich mir von ihm eine ziemlich genaue Einschätzung der Lage. Der Werwolf sag bloß mit etwas geweiteten Augen auf Lily und als er meinen Blick bemerkte, formten seine Lippen ein paar tonlose Worte, welch sowas wie "Toll gemacht, Pad" heißen mussten. Marlene und Alice waren ebenso erschrocken über diese plötzliche Stimmung. Sie sahen zwischen mir, James und Lily hin und her, bis sie sich einmal gegenseitig ansahen und bloß mit dem Kopf schüttelten. Und James hatte gerade sein eigenes Gefühlschaos in sich drinnen, weshalb ich wahrscheinlich nicht sonderlich gute Karten hatte, um aus ihm schlau zu werden. Mir kam es so vor, als ob die Luft in dem Gemeinschaftsraum gehörig an Spannung gewonnen hatte. Es war so still zwischen uns, niemand traute sich etwas zu sagen, aber dennoch war es durch die ganzen anderen Schüler so unglaublich laut in dem Raum. So eine Stimmung hatte ich noch nie wirklich in diesem Raum gespürt. Nicht einmal dann, wenn wieder irgendein Mädchen auf mich oder Prongs sauer war, weil wir, na gut in den meisten Fällen war ich es, sie in den Wind geschossen haben, oder weil wir sie abgewiesen haben (das war jetzt aber eher Prongs Revier). „Ähm… Evan...“, fing ich an, doch ich wurde von einer wirklich wütenden Stimme unterbrochen. „Spar dir dein 'Evans' und auch das 'tut mir leid' oder alles andere, was hoffentlich gefolgt wär! Wie kommst du auf die Idee, dass du dir erlauben kannst, mir etwas zu unterstellen? Und dann fragst du noch, warum ich bei dir immer noch bei Black bin?! Soll ich dir verraten warum?" Ziemlich perplex starrte ich sie an, denn A): Ich hatte Lily noch nie so wütend gesehen. B): Glaube ich, dass das gerade erst der Anfang war. Und C): Sie hat etwas an sich, was mir gerade echt Angst bereitet. Also wirklich Angst. So Euphemia Potter mäßig Angst. Ohne dass sie meine Antwort abgewartet hat, fing sie auch schon wieder an, mich anzuschreien: „Weißt du eigentlich, wie viele Leute, gerade Mädchen, ich deinetwegen wieder aufbauen musste? Oder sie trösten musste? Oder weiß Merlin was? Nein, wahrscheinlich weißt du das nicht, denn der große Sirius Black ist einfach nur ein Arsch, welcher wirklich nur dauernd mit anderen spielt. Mit ihren Gefühlen und mit ihren Herzen und auch mit dem Verstand! Ich weiß echt nicht, warum sich so viele was von dir erhoffen? Du bist echt nur ein Idiot erster Klasse, nicht mehr und definitiv auch nicht weniger. Du maßt dir an, über meine Gefühle zu urteilen?! Na bitte, ich höre! Sag mir doch bitte, wie es in meiner Gefühlswelt aussieht, denn wenn ich mal ehrlich bin, dann weiß ich es nicht! Ich weiß nicht, was ich gerade für wen empfinde, denn soll ich dir mal was sagen?“ Sie legte eine kleine Pause ein, atmete einmal durch und drückte ihre Fäuste nochmals zusammen, bevor sie wieder anfing zu sprechen: „In den letzten Tagen oder auch Wochen wurde meine Welt verdammt häufig auf den Kopf gestellt. Personen, von denen ich dachte, dass ich ihnen vertrauen konnte, haben ihr wahres Gesicht gezeigt. Ich weiß, dass ihr Severus wirklich nicht leiden könnt, aber wisst ihr eigentlich, was er mir bedeutet hat?“ Sie machte wieder eine Pause, doch sie schaute nun jeden von uns eindringlich an, sogar ihre Freundinnen und letztlich auch James, welchen sie etwas länger und auch tiefer als allen anderen in die Augen schaute bevor sie ein weiteres Mal zu sprechen begann: "Er war für mich da, als es keiner hier war. Er war da, wenn ich mal wieder einen Streit mit meiner Schwester hatte, weil sie es bis auf das äußerste nicht abkann, dass ich eine Hexe bin. Sie hasst mich dafür und glaubt mir, ich tue es auch. Weil ich an so vielen Tagen einfach nicht da war, weil alles, was ihr damals an Aufmerksamkeit galt, dann plötzlich, direkt und dauernd auf mich überging. Ich wollte das so nie, aber das sieht sie nicht, oder das versteht sie nicht. Sie sieht nur ihren Hass gegen mich, weil ich hier bin und sie nicht. Und seitdem dieser Hass da ist, seit dem war auch Severus immer für mich da. Ohne unnötige Fragen. Er war da, als ihr es nicht konntet oder wolltet. Und jetzt ist er weg … und er ist nicht bloß weg, er hat mich auch noch auf das übelste beleidigt. Er hat das schlimmste zu mir gesagt, was man mir verdammt nochmal an den kopf werfen kann.“ Ihre Augen waren mit Tränen gefüllt und sie fing an zu zittern. Etwas überfordert schauten wir uns alle gegenseitig an, denn anscheinend war jeder mit dieser Situation und all den offengelegten Informationen überfordert. Niemand rührte sich, bis auf James. Sein Gesicht war irgendwie leer und trüb. Seine Bewegungen waren etwas motorisch oder hölzern, doch er tat etwas, als es niemand von uns konnte. Er nahm sie in den Arm und hielt sie, als es gerade kein anderer tat. Und dann wurde mir erst richtig bewusst, was ich da eigentlich losgetreten hatte.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro