Confused Lily.
Die nächsten Wochen verflogen, es wurde kälter und langsam bildete sich Raureif auf den Wiesen, und wenn wir morgens zu den Gewächshäusern hinuntergingen, quietschten unsere Schuhe vor Nässe. Ich hatte die Hände voll mit Hausaufgaben, Tests und Schulsprecherin-Sein zu tun, weshalb ich es völlig verständlich fand, als meine Freundinnen mich eines Abends beiseite nahmen und mich zu einem Mädelsabend verpflichteten.
Wir machten es uns in unserem Schlafsaal gemütlich, besorgten Tee, Süßigkeiten aus dem Honigtopf und jede Menge flauschige Kissen. Als ich gerade mit einem Stapel Schokolade in der Hand die Tür aufstieß, und die Tafeln auf einen kleinen Tisch legte, von dem ich keine Ahnung hatte, woher er stammte, schaltete Mary die kleine magische Stereoanlage an. Kurz darauf dudelte leise ein Lied von den Beatles durch den Raum und erfüllte ihn mit Leben. Stolz lächelnd setzte ich mich auf eines der großen Kissen und sah den anderen dabei zu, wie sie es mir nachtaten.
Alice grinste und schwang ihren Zauberstab, während sie feierlich zu sprechen begann: „Herzlich willkommen zu unserem 74. Mädelsabend. Dieses Mal, findet er in dem wundervollen Schloss Hogwarts statt, in welchem wir umsonst wohnen dürfen." Marlenes Kommentar, von wegen, wir würden hier ja schließlich auch zur Schule gehen, überhörte sie gekonnt.
„Nun denn, ich hoffe, Sie sitzen gemütlich, damit wir nun starten können. Es beginnt mit der Fragerunde."
Lächelnd gab sie ihr imaginäres Mikro an Mary weiter, der die Ehre zufiel, die erste Frage zu stellen. Ich fand die Idee, den Abend so zu verbringen, als wäre es eine Show ziemlich lustig, doch spätestens bei der zweiten Tafel Schokolade fielen wir aus dem Muster. „Was war eigentlich letztens Nacht los, Lily? Wo du so geschrien hast?", fragte Mary vorsichtig nach. Ich trank einen heißen Schluck Tee und schluckte leicht. Ich hatte außer James niemandem von dem Albtraum erzählt. Und eigentlich sollte das auch so bleiben.
„Ich bin im Gemeinschaftsraum eingeschlafen und habe schlecht geträumt.", gab ich patziger als gewollt, zur Antwort.
Marlene musterte mich mit gerunzelter Stirn.
„Wenn er nur „schlecht" war, hättest du aber nicht so laut geschrien."
„Ja, okay, es war ein mega - bescheuerter - ich – kotz - gleich – vor – Angst – Traum! Ihr war alle tot und wurdet gefoltert und - "
„Und was?", hakte Alice nach.
„Und dann kam James und hat mich getröstet und wir sind in die Schulsprecherräume gegangen, um zu reden. Wir haben Tee getrunken und halt geredet." Ich schlang die Arme um meinen Körper, so schutzlos fühlte ich mich in dem Moment.
Marlene, die mir am Nächsten saß, zog mich in eine Umarmung.
„Es ist okay, Lily, wirklich. Jeder hat Albträume."
„Und wenn James, derjenige ist, der die danach am Besten helfen kann, ist das echt toll.", meinte Mary mit sanfter Stimme und setzte sich auf meine andere Seite.
„In diesen Zeiten sollte jeder jemanden haben, mit dem er reden kann.", fügte Alice hinzu und reichte mir einen Beutel mit Pfefferminzbonbons.
Ich hatte einen komischen Geschmack im Mund, weshalb ich diese Geste dankend annahm. Meine Gedanken überschlugen sich derweil und hustend kam ich zu einer Erkenntnis.
„Moment mal – wollt ihr damit sagen, dass ich ganz vielleicht in James Potter verliebt bin?"
Meine Stimme wurde bis zum Ende hin immer schriller. Marlene kicherte leise. „Das ist doch schon seit ein paar Tagen klar, Lils." Schockiert wandte ich ihr mein Gesicht zu. „Wie bitte? Was ist daran denn so klar?"
Alice stieß einen kleinen Triumphschrei aus. „Ha! Ich wusste es! Du hast dich verraten! Mary, ich kriege drei Galleonen von dir!"
Mit offenem Mund starrte ich meine Freundinnen an, die sich anlächelten und stumme Worte austauschten.
„Okay, okay. Ihr habt recht. Ich habe mich verliebt. Aber warum in ihn? Ich meine, gehört er nicht in die Kategorie Ich-bin-toller-als-ihr-alle?"
„Menschen können sich ändern, Lils. Außerdem war es doch schon immer klar, oder? Wenn dich jemand liebt, kannst du nicht anders, als ihn irgendwann, wenn du bemerkst, dass er sich verändert hat und kein Kind mehr ist, zurück zulieben."
„Marls, du solltest Wahrsagerin werden.", schmunzelte Mary. „Hampshire würde dir sicher einen Praktikumsplatz anbieten."
Gespielt entrüstet warf Marlene ihr ein Kissen ins Gesicht. Kreischend ging Mary in Deckung, während mir ein anderer Gedanke gekommen war.
„Glaubt ihr daran? An Prophezeiungen, mein ich."
„Nein, nicht wirklich. Oft sind es doch nur leere Worte, oder? Mach dir darüber nicht so viele Gedanken, Lily. Was macht ihr eigentlich in den Herbstferien?", wechselte Al das Thema.
„Meine Eltern schleppen mich nach Manchester und wir besuchen meine Großtante in Gloustershire." Mary seufzte und griff nach einer Tüte voller Wizzbees.
„Ich werde Frank besuchen und mit ihm bei seiner Mutter ein paar schöne Tage verbringen, und ihr?"
„Nach langen hin und her, habe ich mich schließlich entschlossen, doch zu meinen Eltern zu fahren. Ich weiß, dass Tuni nicht gut darauf reagieren wird, aber ich bleibe auch nur vier Tage und zwei davon ist Marls mit am Start."
Mein Blick schweifte in die Ferne und ich erinnerte mich wage an den Brief, den ich vor drei – oder waren es zwei – Wochen abgeschickt hatte. Ich hatte geschrieben, dass ich mich freuen würde, die Ferien zu Hause zu verbringen. Die Antwort war ein sehr netter Brief meiner Eltern gewesen, in dem sie sich überschwänglich bedankt hatten, dass ich kommen würde. Leider war das Ps, eher unerfreulich gewesen.
Meine ganze Familie würde kommen, da mein Vater Geburtstag hatte.
„Lily!" Ein Knuff von Mary brachte mich in die Wirklichkeit zurück.
„Entschuldige, was hast du gesagt?"
„Wir sind gerade auf unsere Zukunftspläne zurück gekommen."
Zukunft. Was für ein schwerer, unsicherer Begriff.
„Also ich möchte immer noch meine Aurorenkarriere starten." Marlene trank stolz grinsend einen Schluck Tee. „Schließlich will ich diesen hirnlosen Idioten eins auswischen."
„Mhm. Ich weiß es immer noch nicht so genau, aber Mconnagall meinte letztens zu mir, dass ich einfach noch mal zu ihr kommen sollte." Mary lächelte und sah mich erwartungsvoll an.
„Ähm. Ich – ich finde es einfach schwer, in solchen Zeiten über eine Zukunft nachzudenken. Ich weiß, dass wir eine haben, ob gut oder schlecht. Ich würde gerne in Hogwarts bleiben oder – erinnert ihr euch noch an die Berufsberatung vor zwei Jahren? Da meinte Gonnie, dass zu mir auch eine Heilerausbildung passen würde." Ich zuckte mit den Schultern und lehnte meinen Kopf gegen den Bettpfosten hinter mir. „Hey, jetzt verbreite nicht gleich so eine miese Stimmung. Bis jetzt geht es uns ja noch einigermaßen gut und wir sind hier sicher. Bis jetzt sind wir noch sicher. Natürlich wissen wir nicht, wie lange noch, aber wir sollten diese Zeit ausnutzen! Jetzt schaut mich nicht so traurig an! Ich habe mir eine Liste gemacht, mit lauter Dingen, die ich vor unserem Abschluss machen möchte. Wie laufen eigentlich die Vorbereitungen zur Halloweenparty, Lily?"
Müde hob ich den Kopf. „Gut, sehr gut. Es ist nur noch offen, ob es eine Party oder ein Ball wird." Gähnend fuhr ich mir durch die Haare.
„Können wir morgen weiter reden? Ich werde gerade echt müde."
Zustimmend murmelten die anderen Antworten und ein paar Zauber und eine halbe Stunde später lagen wir in unseren kuscheligen Betten und hörten dem Regen dabei zu, wie er gegen die Fenster trommelte.
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„Merlin, wo ist meine Mascara?"
„Marls, es ist nur ein normaler Schultag, du musst dich nicht übermäßig rausputzen."
„Aber jeder Tag ist besonders, und ich schminke mich immer, also sei leise."
„Welcher Tag ist heute?"
Mary's Stimme drang durch den Duschvorhang zu mir durch.
„Mittwoch wieso?"
„Oh verdammt, dann haben wir erst Zaubertränke und dann Verwandlung, gefolgt von Verteidigung gegen die dunklen Künste."
Genervt schnappte ich mir meine Tasche und rückte meine Krawatte zurecht.
„Ich geh schon mal runter, Leute!"
Ich war in Gedanken, als ich die Treppe hinunter stieg, weshalb ich Sirius nicht bemerkte, der am Fuße der Steinstreppe saß.
„Wohin so eilig, holde Maid?"
Grinsend sah er zu mir auf.
„Zum Frühstück und seit wann sind wir im Mittelalter, Black?"
Ohne eine Antwort abzuwarten, durchquerte ich zügig den Gemeinschaftsraum und lief schnell in die große Halle, wo ich mir hastig einen Toast mit Marmelade beschmierte, nur um ihn dann schnell zu verschlingen und wieder aufzuspringen und gegen James zu knallen.
„Oh sorry, James. Ich hab dich nicht gesehen. Ich muss dann wieder los!"
Den sprachlosen Potter stehen lassend, hetzte ich durch die Gänge, um so schnell wie möglich zur Bibliothek zu kommen. Vor der großen Eichentür blieb ich keuchend stehen, atmete einmal tief durch und öffnete die Tür. Leise, friedlich und geheimnisvoll.
Das waren die ersten Worte, die mir einfielen, wenn ich die Bibliothek betrat. Die Bibliothekarin, Miss Pince, eine junge, etwas griesgrämige Frau, sortierte Bücher ein, während sie mit ihren Adleraugen versuchte, alles im Blick zu behalten.
Ich schlüpfte durch zwei Regalreihen, umging mehrere Bücherstapel und stand dann endlich vor den Verwandlungsbüchern. Mit drei schweren Wälzern im Gepäck hastete ich aus der Bibliothek in Richtung Kerker. Je tiefer ich in das Schloss hin abstieg, desto kälter wurde es.
Ich war wirklich froh, keine Slytherin zu sein, da es hier unten immer, sogar im Hochsommer, eisig war. Die Kerkertür stand noch offen, weshalb ich schnell hinein huschte und mich auf meinen Platz neben Marlene fallen ließ.
„Mensch, Lily, wo warst du denn? Du hast James' Kampf mit Rosier verpasst."
„Wie bitte? Was hat er denn jetzt schon wieder angestellt?", fragte ich überrascht nach.
„Ähm, nun ja, ich würde es so ausdrücken, dass Rosier blöde Kommentare über dich gemacht hat."
„Was für blöde Kommentare?" Ich ahnte das übliche, als Mary antwortete.
„Na ja, du hättest den Schulsprecherposten nicht verdient, du seiest doch total wertlos und dumm und so was." Sie sah mich bekümmert an und ich wollte gerade entgegnen, dass das doch nur blöder Tratsch sei, als Slughorn hereingewatschelt kam.
„Nun denn, Mr. Potter ist in Besten Händen. Ich denke wir können anfangen.
Heute werden wir uns mit der schwierigen Brauerei des mächtigsten Liebestrankes der Welt beschäftigen. Hat jemand eine Ahnung, wie er heißt?" Ich hob so schnell ich konnte meinen Arm, und der Professor lächelte mich auch an, doch schließlich rief er Snape auf.
„Mr Snape? Können Sie es mir sagen?"
„Natürlich, Sir. Der Trank wird auch Armortentia genannt, hat eine perlmuttartige Färbung", antwortete dieser wie aus der Pistole geschossen. Ich seufzte leise, denn die Antwort war natürlich richtig gewesen. Slughorn sprach derweil weiter.
„Dies wird ihre Aufgabe heute sein. Brauen Sie den mächtigsten Liebestrank der Welt. Das Rezept finden Sie auf Seite 68 in ihrem Buch. Los geht's."
Ich zog mein Buch aus der Tasche und schlug die angegebene Seite auf. Der Trank schien mir knifflig, aber nicht allzu schwer. Mit einer Hand band ich mir die roten Locken zusammen, während ich die Zutaten zusammen suchte. Eineinhalb Stunden später war mein Kessel voll mit einem perlmutt-rot glänzenden Trank. Neugierig beugte ich mich vor und schnüffelte an ihm.
Er roch nach der salzigen Meeresluft, nach alten Büchern und dem Kuchen, den meine Mutter immer zu backen pflegte, wenn ein Geburtstag anstand. Aber da war noch was, ein leicht herber, frischer Geruch. Es roch nach einem unbekannten Shampoo.
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Schönen Nachmittag euch allen! Widererwarten habe ich doch recht schnell weiter geschrieben und präsentiere euch hiermit das vierte Kapitel! Eigentlich war es doppelt so lang, aber die chronologische Reihenfolge der Geschehnisse hat mir nicht so gefallen, weshalb ich es geteilt habe. Wenn es euch gefällt (oder auch nicht), lasst doch einen Kommentar und/oder ein Sternchen da!
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