Fier Pov.
Mittwoch den 07.07.5601 n. Iden
Nachdem Bene verschwunden ist, will ich das Klassenzimmer betreten. Doch der Neue steht nun direkt vor mir. Erschrocken zucke ich zurück. Wie ist der denn jetzt hier her gekommen? „Boah, hast du mich erschreckt!", stoße ich hervor. Er antwortet kein Wort. Die Binde hat er nun in der Hand, er trägt sie nicht länger. Der Schnitt ist nur noch ein dünner Grind, längst wieder zu. Man wird danach nichts mehr davon sehen. Nun wickelt er blitzschnell den Verband darum. Widerstandslos lasse ich es geschehen. Dann verschwindet er so schnell wie er gekommen ist im Klassenraum. Verwundert fahre ich über das rauhe Geflecht des Verbandes. Was sollte das jetzt schon wieder? Langsam macht mich dieser Junge echt verrückt. „Was stehst du hier noch so rum? Ab in die Klase mit dir!", mal wieder reißt ich die harsche Stimme von Frau Dombrowski aus meinen Gedanken. Wieder ein Wochentag mit ihr in der ersten Stunde. Schnell flitze ich in die Klasse. Ich lasse mich neben Key fallen. „Hey, Alter", raunt der. „ Tut mir echt Leid." Er scheint ehrlich betroffen zu sein, von meinem bevorstehenden Rauswurf aus dem „gehobenen" Kreis. Ich nicke nur.
In der Mittagspause sitzen wir im Park des Internats. Die anderen bereden irgendwas Belangloses. Ich höre schon nicht mehr zu. Bald bin ich eh nicht mehr dabei. Genau genommen schon heute Abend nicht mehr. Ja, ich habe beschlossen zu verlieren. Juri hat Recht, sie tun mir nicht gut. Ich brauche echte Freunde. Ich denke an Juri. Es wäre mega ihn zum Freund zu haben. Warum nicht? Die „Coolen" können mich mal. Ich mag ihn.
„Ey, komm mal mit", Key stößt mich an. Von der Gang mag ich ihn am meisten. Er mich wohl auch. „Lass noch mal zusammen Mädels klarmachen, bevor..." Auch er glaubt nicht dran, daß ich bestehe. Will ich auch gar nicht. „Klar!", ich habe zwar kein Interesse, obwohl das so ein Ding von den Beliebten ist. Mädels anbaggern und danach wieder fallen lassen. Trotzdem bin ich dankbar für jede Ablenkung. Wir stehen auf und bewegen uns auf zwei Mädels zu. „Ist dein Vater Imker, du bist nämlich so süß wie Honig.", glänzt Key mit dem Dümmsten Anmachspruch, den ich je gehört habe. Aber es scheint zu ziehen. Die Blonde faßt ihn am Arm. Sie lächelt verführerisch. „Hätte ich Schokolade, würde es bei deinem Anblick schmelzen", versuche ich es also und siehe da, mein Halbherziger Versuch die Rothaarige anzubaggern gelingt. Sie grinst. „Ihr seid aber zwei Hübsche, setzt euch", zwitschern beide vergnügt. Ich hätte kotzen können. Aber ich tat Key den Gefallen, ein letztes Mal was mit ihm zu „Unternehmen". Wir setzten uns neben sie. Kurz darauf sehe ich wie Key schon die blonde zärtlich streichelt. Ich sitze immer noch steif neben der roten. „Süßer, sei nicht so schüchtern", muntert dies mich nun auf und legt meine Hand auf ihre Schenkel. Ich drehe mich zu ihr und lächle gequält. Sie bemerkt es nicht. Endlich raffe ich mich auf und fange an sie zu streicheln. Es dauert nicht lange und ich und Key liegen Knutschend mit den Mädels im Gras. Sie werden wohl für immer namenlos bleiben. Gott wie ich das Leben der Coolen hasse. Das ist wirklich nichts für mich. Ich brauche dringend einen Tapetenwechsel. Juri hatte recht. Schon wieder denke ich an ihn und das, während ich in de intensiven, nun forschender werdenden Zungenkuß mit einer anderen vertieft bin. Sein sollte. Bin ich etwa? Nach zwei Tagen? Ich schiebe den Gedanken schnell beiseite. Selbst wenn, ist es nach so kurzer Zeit eher unwahrscheinlich. Ich kenne den Typen nicht mal richtig. Ich löse mich von dem sabbernden Mädchen. Lange hätte' ich eh nicht mehr durchgehalten ohne zu kotzen. Das ist echt widerlich. Wir nutzen die Unschuld der beiden nur aus. Ich fühle mich echt beschmutzt. „Ich muß aufs Klo", Toll, hätte mir nichts was besseres einfallen können. Key ergreift die Chance. „Ich auch!" Offenbar hatte auch er keine Lust mehr. Wir verzeihen uns auf die Toilette. Als ich kurz zurückblicke sehe ich die Mädchen schon wieder knutschen. Von wegen Unschuld. Die vermissen uns nicht. Gut so. Im Klo stellen wir uns nebeneinander ans Pissoir. „War irgendwie langweilig" merke ich nach einiger Zeit an. Er brummt nur. Wir waschen uns die Hände. „Hey, Fier?" „Ja?", ich drehe mich zu ihm um „Uaah!", zum zweiten Mal an diesem Tag werde ich von jemandem erschreckt. Key steht direkt vor mir. Nah, sehr nah. „Ich stehe nicht nur auf Mädchen!", flüstert er. Oha! Stop, stop, stop!!! Sollte das jetzt eine Anmache sein? Was geht hier vor? Doch mein Gehirn hat hier irgendwie grad einen Hänger. Es reagiert nicht. Er starrt mich immer noch an. Ich bin verwirrt. Da fällt mir etwas ein. Jetzt oder nie. Die perfekte Gelegenheit. „Du sag mal, weil naja.... Kann ich ausprobieren, ob ich...?", hilfesuchend blicke ich ihm ins Gesicht. „Klar!", er grinst. Ich bin nun vollkommen verwirrt. Ich muß es jetzt durchziehen. Doch bevor ich reagieren kann, spüre ich seine weichen, süßen Lippen auf meinen. Wie angegossen schmiegen sie sich an meine. Key hat die Augen geschlossen. Doch mein Herz erreicht absolut nichts. Es ist ein Kuß. Nichts. Das sage ich auch Key, als er sich von mir löst. Er wirkt irgendwie verloren und überspielt es mit einem Lachen. „Du bist mir einer!" Befreit lache ich mit. Wir verlassen das Klo. „Ich muß los!", verabschiedet er sich. Ich nicke nur. Jetzt weiß ich gar nichts mehr.
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