Fier Pov.
Montag den 05.07. 5601 n. Idun
Es war nicht die Art wie er den Raum betrat, die mich auf ihn aufmerksam machte. Nein, er war weißlbond, unscheinbar angezogen und verschwand ohne großes Aufhebens unbemerkt an einem freien Platz. Der Neue war ganz und gar uninteressant. Wäre da nicht die Ausstrahlung, dieses Gefühl das in dem Jungen mehr steckt, als das Auge zu sehen vermag. Unauffällig schiele ich nach hinten. "Hey, bei wem der wohl schläft?", Key hat meinen Blick wohl bemerkt. "Jo Mann, Keine Ahnung", wiegle ich ab. Soll bloß nicht denken ich finde den interessant. Dann wäre ich gleich unten durch. Wer mit so jemandem befreundet ist, ist ein Langweiler.Das will ich auf keinen Fall riskieren. Wo ich doch selbst seit einem Monat hier bin. Das Barnbrook - Internat hat mich netterweise mitten im Schuljahr aufgenommen. Ich weiß noch wie ich damals neu kam:
"Äh, hi", habe ich gerufen und dann mich schnell an einen freien Platz gesetzt. Ich hatte heute extra eine weißes Shirt, eine dunkle Skinny - Jeans und eine Schwarze Cap angezogen. Und so setzten sich auch prompt zwei etwas ältere Jungs neben mich. Sie hatten schon beide einen Bartansatz. "Du bist also meine neuer Banknachbar. Ich bin Key", ein schiefes Lächeln des einen erreicht mich. Seine Halblangen Haare hängen an den Seiten hinab undsind vorne etwas länger. Er ist blond. Der andere Schwarzhaarig. Kurze dunkle Locken umrahmen sein fast perfektes Gesicht. "Wie der Schlüssel, mann! Ich bin Jaspar." Er schlägt mit Key ein. Und so waren wir Freunde. Ich gehörte zu den Coolen. Und ich will nicht, dass sich daran etwas ändert.
Energisch drehe ich mich zu Jasparum. "Du?" "Ne", er zuckt bloß die Achseln. Interessiert ihn nnicht. Mich aber. Aber das sollte besser keiner erfahren. Frau Dombrowski betritt den Raum. Sie erzählt irgendwas. Das Eichhörnchen draußen ist spannender. Ich hänge meinen Gedanken nach. Montags um die Zeit ist eh niemand so recht bei der Sache. Das Wochenende ist mit der spaßigen Vielfalt noch zu gut im Gedächtnis verankert. "Juri! Wie schön. Du darfst dich setzten.", holt mich die Stimme der gestrengen Lehrerin zurück in die Wirklichkeit. Juri. Eine Ausstrahlung hat der, so unscheinbar und doch...
Ich merke gar nicht wie der Unterricht vorangeht. Und dann klingelt es. Gemächlich stapfe ich auf den Flur. Key ist an meiner Seite. Routiniert gehen wir zu unserem Fensterbrett. Ein Fensterbrett am Gang gehört den Coolsten der Coolen. Uns. Doch jetzt sitzt da schon jemand. Er. Instinktiv ducke ich mich. Lars aus der Paralellklasse stößt zu uns. Er ist mit in der Gang. "He, Alter. Weg von unserem Platz!", pöbelt er. Und Juri? Der steht tatsächlich auf und geht. Ohne eine Miene zu verziehen. Bei der Macht, die von ihm ausgeht, hätte ich das nicht erwartet. Das kam überraschend. Und so verharre ich etwas verblüfft einige Sekunden auf der Stelle. "Ey, Bro! Was los?", Bene stupst mich an. Er ist älter als wir und der Kopf unserer Bande. Unterwürfig grinse ich und hocke mich auf den Boden. Ich darf noch nicht oben sitzen. Irgendwie Kindisch, schießt mir durch den Kopf.
Ich sehe Juri vor meinem geistigen Auge, wie er aufsteht und geht. Ohne mit der Wimper zu zucken. Ich bewundere ihn dafür. Ich bin wohl zu schwach für so was und hänge lieber mit den „Coolen" ab, die sich total wie Babys in der Krabbelgruppe aufführen. Mit ihrer Ganghierarchie. Ich seufze und beobachte die Wolkenformationen. Neben einem feuerspeienden Drachen gleitet sanft ein Schäfchen dahin.
Der Unterricht zieht unspektakulär an mir vorbei. In der Mittagspause chillen wir am Weiher. Jungs aus der siebten schubsen einen kleineren umher. Gedankenverloren blicke ich hin. Sehe zu. Dann lugt plötzlich unter der Kapuze des Opfers ein weißblondes Haarbüschel hervor. Juri. Ich weiß nicht was mich dazu bewogen hat aber nun schaue ich mich nach meinen Leuten um. Offenbar haben die sich ein Eis geholt und flirten mit der rothaarigen Bedienung. Key neben mir schnarcht n der Mittagssonne. Ich stehe auf. Nähere mich dem schlagendem Pulk Siebtklässler. Es ist tatsächlich Juri. „Schon mal geschwommen, Fünfti?", höhnt der eine und schubst ihn. Wie i Zeitlupe sehe ich die aufgerissenen, eisblauen Augen Juris, der zum Schrei verzerrte Mund. Ein Stolpern. Der verzweifelte Ausruf des Blonden dringt verzögert an mein Ohr. Er kippt nach hinten über wie ein Taucher. Meine Sinne sind auf ihn fixiert. Ich sprinte los. Ich merke nicht wie ich die Älteren zur Seite stoße. Dann durchschießt ein starker Schmerz meinen Arm. Ich stehe vorne übergebeugt, halte mich gerade so noch an einem Schilfblatt fest und ziehe Juri am Hemdkragen aus der Schwebe. Die Siebten haben sich schon längst verzogen. Rauchertime oder so. Ist mir aber egal. Unangenehm schneidet die scharfe Kante des Blattes tief in meine Handfläche. Ich sehe auf in Juris Gesicht. Es zeigt nun wieder überhaupt keine Regung mehr. Vorhin im Moment des Sturzes habe ich es spüren können. Die gewaltige Emotion war auf mich zugerollt und hatte mich fast zurückgeworfen. Angst und Verachtung. Vielleicht war ich ihm deswegen zu Hilfe geeilt. „Du blutest", tolle Feststellung. Seine Stimme klingt leicht rauh. Er zieht seinen Ärmel hoch. Ein weißer Verband kommt zum Vorschein. Die Binde wickelt er nun von seinem Handgelenk und bindet sie mir geschickt über den Schnitt in der Hand. Als er mich berührt zucke ich leicht zusammen in Erwartung weiterer massiver Gefühle. Doch er ist beherrscht, nichts dringt in meine Wahrnehmung. Dort wo vorher die Binde war, zieht sich eine feine Narbe über die Hauptschlagader. Einmal quer drüber. Sie ist sehr schlecht genäht und so ist sie trotz ihrer Feine so dick wie ein Strang pulsierender Blutbahnen. Doch sofort rutscht der Ärmel wieder über die Stelle. Ein undeutbarer Blick von eisblauen Augen trifft mich. Im rechten hat er einen kleinen grauen Punkt. Hübsch. Durch seine Augen tauche ich ein Eismeer, gefriere zu einem Block Eis und surfe mit diesem zahlreiche verschneite Berge und Gletscher hinab, um in einem klaren Bergsee zu landen. Das kalte Wasser sticht wie Nadeln auf meiner Haut. Es ist herrlich. Und dann ist er verschwunden. Einfach in das Schulgebäude gegangen. Ich habe noch nicht mal Danke gesagt.
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