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Sie sitzt auf der Küchentheke, die flackernde, pissgelbe Glühbirne wirft krasse Schatten auf ihre Konturen. Ich hatte lange bezweifelt, dass jemand in diesem Licht gut aussehen kann, aber ihr gelingt es so locker, wie sie es geschafft hat, mich um den Finger zu wickeln. Ihre Beine mit den in Regenbogenfarben gestreiften overknee-Socken baumeln gegen die Spülmaschine, die vor sich hin bollert, und zu den sommernächtlichen Temperaturen meiner Dachwohnung noch ein paar Grad hinzufügt.
Ich bin zu schüchtern um zu sprechen. Nie hätte ich mir auch nur ausgemalt, dass sie irgendwann in meiner Küche sitzen würde. Und jetzt auch noch in der Nacht, mit dem Wissen, dass sie gleich in meinem Bett schlafen wird.
Und jetzt ist sie hier. Wegen mir, nicht wegen meiner Mitbewohner. Sie wollte hierherkommen. Und sie wollte mit mir reden. Auf der U-Bahn-Fahrt hierher haben wir gesprochen. Sie hat mich Sachen gefragt, die ich nicht wusste, und ich hab erklärt, dass die Antworten nichts sind, was man mit Worten verpacken kann. Da konnte ich noch reden. Dann sind wir von der U-Bahn-Station nachhause gegangen und auf dem Weg hat sie meine Hand genommen. Ich hab sie gefühlt und es war ganz, ganz warm. Ihre Hand, meine Hand, mein Herz.
Ich hab mit zitternden Fingern die Tür aufgeschlossen sie ist in meine Wohnung gegangen. Leise, um niemanden zu wecken. Bedächtig, um keine Grenzen versehentlich zu übertreten. Neugierig, weil sie anscheinend wirklich wissen will, wie mein Leben ist.
Und jetzt sind wir hier. Und ich hab keine Worte. Also frage ich etwas. "Möchtest du mich küssen?"
Sie schweigt, richtet den Blick auf ihre nackten Oberschenkel, die von der Spülmaschine vibrieren. Kichern, Nicken, Zwinkern. "Liebend gern"
Mein Herz explodiert, als ich in ihren Armen liege und es einfach so plötzlich real wird.
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