Rap God III
Die Frage - Runde ging immer weiter und weiter und Chloe schlief langsam ein. Erst, als ihr Kopf dabei war, auf die Kante des Tisches zu knallen, wurde es ihr bewusst. Ihre Mitschüler guckten sie an, lachten hinter vorgehaltener Hand. Selbst dieser Jay amüsierte sich prächtig und die Zicke sah ihn anklagend an. Dem würde das Lachen schon noch vergehen...sie hatte rein zufällig nämlich auch eine Frage.
„Monsieur Jay?“, hob sie jetzt die Hand, wickelte gleichzeitig eine verirrte Strähne um den Finger. „Gibt es auch...Dinge, die insbesondere Sie in ihrer Freizeit machen? Ich habe da nämlich etwas gehört...“ Da Chloe gestern noch den Kanal der beiden verfolgt hatte, wusste sie, dass Jay Samuelz - wie er mit vollem Namen hieß - ein Rapper war. Und zwar richtig gut...was sie zu ihrem Vorteil nutzen wollte. So wie sonst auch.
Der Lockenkopf seufzte gequält und begann, mehrere englische Wörter sehr schnell aneinander zu reihen und nach einer Melodie zu singen. Arya begleitete ihn mit einer kleinen Beatbox - Nummer, während die halbe Klasse im Takt klatschte.
Say adios amigo
„adios amigo"
She been with other ninos
Her papi on the dealo
Versace on like migos
I ain't tryn to fuck with none of that
I just come to rap
Tranquillo (ay)
Begging me to come right to her town
Yeah my rhyme is so good
Yeah my rama's so good
Yeah the asian lady hunging for my noodle now
That's the reason everybody wanna calm me
I'll be like that
That's funny
Wait, that is funny
I mean she never even wanted to talk with me before
I mean like what are the chances
You were never troublemaker, stucking with vans'
But now that we made it
You wanna suddenly meet us
And It's making me anxiest
Girl, I'm odderly anxiest
Is that the reason everybody wanna call me?
I'll be like yeah that's funny
It's funny
It's funny cause It's funny...
I'm like haha
Joke's on you
„Please call me" that's no can do
All my life yeah that's all I knew
All I all I knew
But now that i have learned
Now the life has turned
So go to hell not my concern
Tell your lies and burn
Tell your lies and burn
If you say you the man
Why you try to proof it
You say that i can't
And I'll be damned if I do it
I guess I understand
But you ain't gotta tell no lies
You ain't gotta tell no lies
No lie
That ain't no lie
This is no lie
No lie
He said no lie
She said no lie
No lie
They said no lie
We said no lie
No lie
Bitch, we know lies
I can tell if you lie
Nino, Marinette und Adrien pfiffen vor Stolz, verlangten eine Zugabe. Alya wusste noch nicht so recht, was sie dazu sagen soll und Chloe - die schlich sich ganz unbemerkt aus dem Raum zum Büro des Direktors.
Jay keuchte, er war rot im Gesicht. Arya reichte ihm einen Schluck Wasser und wandte sich wieder zur Klasse: „Jay macht Musik, er rappt! 1000 Wörter pro Sekunde, glaube ich...jedenfalls richtig geil. Das, was ihr eben gehört habt, ist sein neuester Track No Lie! Good job, Bro!“ Sein Partner nickte stumm, wischte sich über die vollen Lippen.
Adrien überwand sich ebenfalls. „Das war...wirklich mega, Hut ab! Worum geht's denn in dem Song? Ich bin auch sehr musikalisch, aber wohl eher nicht deine Richtung...“, er beugte sich vor und klaute sich einen Chip aus Ninos Tüte auf dem Tisch. Jay zögerte, dann sprach er weiter: „Es geht in erster Linie um mich. Genau...viele haben den Text schon zu interpretieren versucht, aber niemand weiß es so richtig! Nett, dass du fragst. Also, stell dir Folgendes vor: Lügen. Es gibt sie, leider Gottes. Sie lauern überall, sie sind ein Gift, wie ein Virus. Was uns alle langsam aber sicher verdirbt, wir merken es noch nicht mal...und diese Menschen möchte ich gerne aus meinem Leben verschwinden sehen! Und da habe ich dieses Lied geschrieben, weil ich mich manchmal sogar selbst belogen habe...ich habe mir den Spiegel vor gehalten! So bist du, du lügst die ganze Zeit...ich hab meine Freunde, Familie, alle, die mir nahe standen belogen und deshalb - merkt euch eins: Traut niemanden, der auch nur so aussieht als wäre er nett! Sein wahres Ich ist meist schlimmer als ihr euch vorstellen könnt...“ Er verstummte.
Die Klasse hielt den Atem an, niemand erwiderte etwas. Marinette war ebenfalls geplättet, sie ließ den Blick durch das Zimmer schweifen. Der Platz neben Sabrina war leer. Chloe - was hatte sie vor? Das konnte nichts Gutes bedeuten...
Doch bevor sie ihre Überlegungen weiter ausführen konnte, wurde die Tür aufgestoßen und Monsieur Damocles marschierte herein - im Schlepptau Chloe. Alya hätte kotzen können.
„Mr. Jay Samuelz, hiermit werden Sie ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Ihr...Rap...eine Erregung öffentlichen Ärgernisses an dieser Schule hervor gerufen hat!“, entrüstete sich der Direktor und wies auf die Tochter des Bürgermeisters. „Madame Bourgeois hat mich darüber netterweise in Kenntnis gesetzt...irgendwelche Einwände?“ Arya runzelte die Stirn und verschränkte die Arme: „Hä? Sorry Mann, aber mein Bro hier hat gerade eins seiner Hobbys präsentiert! Das kann nicht jeder, versuchen Sie's doch mal!“ Für diesen Witz erntete er gehässiges Gelächter aus der ersten Reihe, wo Nino und Adrien saßen, Monsieur Damocles strich erbost seinen Anzug glatt. „Das...das ist eine Frechheit...als unsere Gäste haben Sie keinesfalls die Erlaubnis, mich in irgendeiner Form verbal zu attackieren! Sie sollten sich schämen, Monsieur Lee!“ Hinter seinem breiten Rücken beobachtete Chloe kichernd die Szenerie, sie mochte es.
„Verzeihung Monsieur Damocles...“, räusperte sich der DJ und versuchte, die Situation zu retten. „...er hat uns lediglich etwas gezeigt, was wir sehen wollten. Chloe selbst hat ihn schließlich dazu überredet, oder?“ Der Direktor schüttelte den Kopf: „Madame Bourgeois hat nichts damit zu tun, sie kümmert sich stets um alle Unruhestifter wie kein anderer hier. Und deshalb würde ich sie gerne als Lotse einstellen...“ Eindeutig Gehirnwäsche, dachte Alya trotzig.
Jay selbst, der bis jetzt absolut still gewesen war, schoss nach vorne. Hasserfüllt sah er Chloe an, reckte das Kinn vor. „SIE LÜGT!“, rief er zornig, baute sich vor Monsieur Damocles auf. „GENAU, DAS TUT SIE! ICH HABE WIRKLICH ETWAS GEZEIGT, WAS MIR SPAß MACHT, DIE KLASSE KANN ES BEZEUGEN...ODER?“ Hastiges Nicken in der ersten Reihe. Er fuhr fort: „ALSO, WAS IST JETZT? SIE LASSEN SICH VON DIESER CHLOE VIEL ZU SEHR KONTROLLIEREN, SIE NUTZT ALLE ANDEREN AUS...ZU IHREM EIGENEN VORTEIL, HAB ICH RECHT?“ Ein Raunen ging durch den Raum, so konkret hatte noch nie jemand seine Meinung über sie geäußert. Marinette war sprachlos.
Monsieur Damocles hob eine Braue und drehte sich zu der Blondine um: „Ist das wahr, Madame Bourgeois? Ihr Herr Vater wird bestimmt nicht erfreut sein, welchen Frevel sie an meiner Schule durchgehen lassen...“ Alya riss die Augen auf, jetzt wurde es spannend. Jetzt kriegte Chloe endlich, was sie verdiente.
„Nun ja...“, stotterte sie, blickte sich hastig im Zimmer um. Kein Fluchtweg war offen und eine Ausrede konnte sie getrost vergessen. Das war's, sie würde verwiesen werden - sie müsste in eine andere Stadt ziehen und dort irgendwie ihr Geflecht aus Intrigen weiter spinnen... Dann atmete sie tief durch. „Das ist doch absurd, Monsieur. Ich, die Tochter des Bürgermeisters würde so etwas nie tun. Ich bin loyal, einfühlsam und die beste Schülerin, die Ihrem Kollegium erst Gewinne bringt! Ist es nicht so, Monsieur?“ Schwungvoll warf sie ihre Haare zurück, betrachtete ihre grell lackierten Nägel. „Sie als Leiter sollten davon profitieren, mich aufgenommen zu haben!“ Chloe beugte sich grinsend vor, zückte ihr Handy: „Also? Entweder Sie werfen diesen...grottigen Rapper raus oder Sie verlieren Knall auf Fall Ihren Job! Na?“ Damocles geriet ins Schwitzen, blickte zwischen ihr und Jay hin und her. Letzterer glühte nur so vor Wut.
Dann endlich fällte er sein Urteil. „Monsieur Jay. Hiermit ordne ich an, dieses Gebäude solange nicht mehr zu betreten, bis dieser...Rap Ihrerseits vollends eingestellt worden ist! Verstanden?“ Arya hob abwehrend die Hände: „Das ist doch Betrug. Alle hier haben's gesehen, alle können beweisen, dass sie lügt...bitte...“ „Ich denke, ich habe mich klar ausgedrückt!“, zeterte Damocles und zeigte drohend Richtung Tür, Jay sah Chloe wütend in die Augen. „Du solltest gar nicht existieren!“, stieß er noch hervor und knallte dann die Tür des Klassenzimmers mit voller Wucht zu. Arya stürmte hinterher. Und Marinette ahnte Schlimmes... Sie musste Tikki sofort holen.
Blind vor Wut rannte der Lockenkopf über den Schulhof, er wollte am liebsten den nächsten Flieger zurück nach Berlin nehmen. Da war er schon mit Arya in Paris, hoffte, eine geile Zeit zu haben - und jetzt das! Diese Chloe war ein Monster, er wollte sie ans Messer liefern...nur, wie sollte er das anstellen?
Er wusste nicht mehr weiter, Tränen traten ihm in die Augen. Keuchend lehnte er sich gegen einen Baumstamm, Adriens gigantisches Zuhause lugte in der Ferne am Horizont hervor. Dorthin wollte er nicht, er wollte niemanden sehen. Er konnte niemanden mehr vertrauen, nicht einmal Arya.
Frustriert sank er ins weiche Gras, berührte die Kette um seinen Hals. Wenn er nicht mehr rappen konnte, wollte er gar nichts mehr machen. Jay griff sich an den Nacken und schleuderte die Kette von sich, ohne wirklich zu wissen, was er tat. Wenige Meter vor ihm blieb sie liegen und er bettete traurig den Kopf auf seine Schulter. Arya suchte ihn bestimmt schon. Sollte er doch!
Mit einem leisen Summen öffnete sich das riesige Fenster, hinter dem Hawk Moth sehnsüchtig auf sein nächstes Opfer wartete. Monatelang war nichts passiert, niemand war seinen frustrierten Gefühlen erlegen - doch nun war es endlich wieder soweit. Er strich behutsam über den Stab in seiner Hand, wo der winzige Schmetterling hilflos umher flatterte, seinem Gefängnis zu entkommen versuchte. Er würde frei sein. Er wusste es nur noch nicht.
„Ein verzweifelter Filmemacher mit einem versteckten Talent, wie ich das liebe!“, zischte der Schurke beschwörend, stupste das Gefäß lächelnd an. „Er sucht Anerkennung, wird aber keineswegs beachtet, Lügen, wohin man sieht...die ideale Beute für meinen Akuma!“ Er öffnete den gläsernen Käfig und ließ das kleine, zarte Tier auf seine Handfläche hüpfen, schloss seine Finger herum. Die schwarze Magie floss augenblicklich in den Körper des Wesens und erfüllte ihn mit purer Bosheit, seine Flügel dunkel - violett durchsetzt. Einfach perfekt.
Hawk Moth holte aus und entließ den kleinen Schmetterling in die wohlverdiente Freiheit, beobachtete, wie er langsam über die Pariser Dächer glitt. „Flieg los, mein kleiner Akuma. Und verwandle das gebrochene Herz dieses Künstlers!“
Jay hockte immer noch am Boden, die Tränen tropften seine Wange hinab. Er hob alarmiert den Kopf, denn irgendwo vernahm er das Flattern von Flügeln...bestimmt nur eine Taube. Er wischte sich über die Augen und klaubte die Kette aus dem Gras vor ihm - just in dem Moment geschah das Unvermeidliche.
Er hatte den Akuma nicht bemerkt, war zu benebelt vor Hass. Eine Stimme ertönte in seinem Bewusstsein, leise, aber doch so nah...er musste ihr zuhören.
„Rap God, ich bin Hawk Moth! Du fühlst dich frustriert, weil dein Talent in Frage gestellt worden ist. Nun, ich bewundere dich sogar, in dir steckt Potenzial. Vor allem dein Song No Lie ist mehr als aussagekräftig, meinst du nicht?“ Jay konnte nicht antworten, er war wie in Trance. Die Stimme fuhr fort, nahm seinen ganzen Kopf ein.
„Laut dem, was ich über dich gehört habe, hasst du Menschen, die lügen. Du möchtest diese am liebsten töten, richtig? Nun, ich gebe dir die Macht zu erkennen, wenn jemand lügt und ihn sofort auszuradieren. Wie wär's? Einen Haken gibt es allerdings...bringe mir die Miraculous von Ladybug und Cat Noir! Deal?“
Jay erhob sich langsam, grinste hämisch. Und noch während violetter, schwarzer Dunst seinen ganzen Körper einnahm, fühlte er sich stärker. Mächtiger.
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