Z e h n - Juwel
„Wo warst du?" Ein böse aussehender Ian steht im Flur und starrt mich durch zusammen gekniffene Augen an.
„Hm, lass mich mal überlegen", sage ich laut, während ich meine Schuhe ausziehe. „Bei Bea?" Ich grinse leicht.
Ich weiß, eigentlich sollte ich mich nicht so benehmen, aber bei Ian kann ich nicht anders.
„Hör auf zu lügen. Ich war gestern da und niemand hat die Tür aufgemacht", knurrt er mich an, weshalb ich ihn mit einen Hund vergleiche.
Denn so benimmt er sich gerade, wie ein tollwütiger Hund.
„Wir haben nun mal schon geschlafen." Ich verkneife mir ein Schmunzeln.
„Skye!" Er greift nach meinem Arm, da ich gerade an ihm vorbei gehen will.
„Was?" Sauer schüttle ich seine Hand ab.
„Ich wiederhole mich nicht erneut." Warnend schaut er mir in die Augen.
„Gut, dann mach es nicht." Mit diesen Worten lasse ich ihn stehen und laufe so schnell es geht in mein Zimmer.
Als ich die Tür hinter mir zumache, atme ich erleichtert auf und kann mein Glück nicht fassen, denn ehrlich gesagt habe ich geglaubt, dass Ian mich bei meiner Mutter verpetzt hat.
Ich schaue mich in meinem Zimmer um und stelle fest, dass es etwas unordentlich ist. Leider muss ich wohl mal anfangen aufzuräumen und Hausaufgaben habe ich auch noch auf.
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„Mama, was machst du da?" Ich schaue zu meiner Mutter, die wie verrückt auf ihren Laptop einhaut.
„Ich wollte eigentlich eine Klausur fertig stellen, doch dieses blöde Ding funktioniert nicht so, wie ich es will" Frustriert klappt meine Mutter den Laptop zu und schaut mich an.
„Wie siehst du denn aus?", fragt sie verwundert. „Du musst doch nicht wie ein Penner herumlaufen."
Wow. Wie nett von ihr.
Ich schaue an mir herunter, denn wie ein Penner sehe ich garantiert nicht aus. Ich habe mir eine Jogginghose angezogen und ein altes T-Shirt von meinem Vater, dazu trage ich ein paar Wollsocken und meine Haare habe ich zu einem unordentlichen Dutt zusammen gebunden.
„Ich habe mir nur bequeme Sachen angezogen?", erkläre ich ihr verunsichert.
„Das muss doch nicht sein, das kannst du doch machen, wenn du schlafen gehst." Sie rollt ihre Augen und steht auf. „Ich mache jetzt was zu essen und so darfst du nicht an den Tisch kommen."
Fassungslos schaue ich meine Mutter an. Ist das ihr Ernst?
„Okay", sage ich bloß und drehe mich um.
„Hey, Mama. Ich fahre jetzt noch zu Cara und übernachte da." Ian kommt in die Küche.
Überraschenderweise trägt er auch eine Jogginghose und ein graues Shirt.
Meine Mutter dreht sich um und lächelt ihn an. „Grüß Cara von mir und fahr vorsichtig", sagt sie strahlend.
„Ian, du trägst ja eine Jogginghose?", sage ich so unauffällig wie möglich.
Ian schaut mich leicht verwirrt an. „Ja, was ist das Problem?", fragt er nach.
Meine Mutter schaut mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Halt dein Bruder da raus. Er muss jetzt los." Sie drückt Ian einen Kuss auf die Wange, der uns verwirrt anschaut, aber trotzdem die Küche verlässt.
„Ich wollte ja nur darauf hinweisen", murmel ich leise.
„Du bist ein Mädchen, das geht so nicht." Mit diesen Worten dreht sie mir den Rücken zu.
Wütend beiße ich mir auf die Zunge und würde sie gerne anschreien, da wir nicht im Mittelalter sind, denn es gibt sowas wie Gleichberechtigung.
Doch so, wie ich nun mal bin, nicke ich brav und verlasse die Küche, um mich angemessen anzuziehen.
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Wie ich die Schule doch liebe, herrlich.
„Bis später", sagt Cara zu mir und läuft mit Ian los.
Aus irgendeinem Grundist Cara etwas eingeschnappt wegen mir, weshalb sie heute nicht mit mir zusammen läuft, doch das stört mich nicht sonderlich.
Ich wollte eh einfach mal in Ruhe über alles nachdenken.
Summend mache ich mich auf den Weg ins Schulgebäude, komme aber nicht weit, da mich eine bestimmte Person aufhält.
„Skye!", ruft Bea mich und kommt auf mich zugerannt.
Etwas verwirrt schaue ich sie an. „Hey?"
„Du wusstest nicht Mal, dass wie auf dieselbe Schule gehen, oder?" Gespielt beleidigt haut sie mir auf die Schulter.
Ich grinse leicht. „Tut mir leid." Ich lasse es zu, dass sie sich bei mir einhakt.
„Also, wie fandest du die Boxsache?" Fragend schaut mich Bea an.
„Sehr cool.", sage ich etwas unsicher, denn ehrlich gesagt habe ich ja die Hälfte verpasst.
„Und wie kam es dazu, dass du mit Jax gesprochen hast?", fragt mich Bea.
Ich merke, wie ich rot anlaufe und sage nichts mehr dazu.
Lachend redet Bea auf mich weiter ein, doch ich werde nichts dazu sagen.
–
Nach dem ich endlich Schulschluss habe, fühle ich mich schon viel besser, doch mit dem Bus zu fahren, ist nicht gerade etwas, was man gerne machen möchte.
Ian hat nämlich schon vorher Schule aus gehabt, weshalb Cara und ich jetzt zur Bushaltestelle laufen. Auch Bea hat schon früher aus gehabt, was ich sehr doof finde, da Bea wirklich eine coole Socke ist.
„Und wie war es mit Bea am Sonntag?", fragt mich plötzlich Cara.
Wie kommt sie denn jetzt auf das Thema?
Prüfend schaue ich meine beste Freundin an. „Gut", antworte ich knapp.
„Wart ihr wirklich am Lernen?", fragt Cara dann weiter nach.
Ian, du Wichser.
Sauer schaue ich Cara an. „Ian wollte, dass du mich das fragst, oder?", frage ich sie ernst.
„Nein!", antwortet sie viel zu schnell und schaut mich dann entschuldigend an.
„Nicht dein scheiß Ernst oder?" Es ist das erste Mal seit langen, dass ich meine Stimme erhebe.
Mit großen Augen schaut mich Cara an. „Tut mir so leid, Skye!", sagt sie und macht einen Schmollmund.
Gerade will ich ihr sagen, dass sie mich mal kann, als ich angesprochen werde.
„Was eine schlechte beste Freundin.", kommentiert ausgerechnet der Typ, den ich nicht so schnell wiedersehen wollte.
Naja, nicht wenn ich so fertig aussehe von der Schule.
Betend drehe ich mich um und tatsächlich da steht Jax. Er lehnt an seinem Motorrad und trägt mal wieder nur Schwarz, außer sein Shirt, das ist blau.
Seine eisblauen Augen mustern mich und ich umfasse automatisch meinen Oberkörper. Was macht er denn hier?
„Wer ist das?", fragt Cara und schaut Jax zugleich wütend und ängstlich an.
Jap, dieser Typ kann einen schon einschüchtern, vor allem da er sehr viele Tattoos hat, was ich jetzt erst durch das Licht genauer erkennen kann. Seine ganzen Arme sind voll davon.
Wieso habe ich das nicht gesehen?
Leider kann ich nicht viel sehen, da er seine Lederjacke anzieht, die er lässig über seine Schulter liegen hatte.
„Das ist Jax", erwidere ich und beiße auf meine rosafarbenen Lippen.
Seine Augen landen auf meine Lippen, bevor er wieder zu Cara schaut und bloß seine Augenbrauen hochzieht. „Kommst du, Skye?" Er schaut mich an.
„Wohin?", krächze ich irgendwie heraus.
Gott, dieser Kerl kontrolliert nur durch seine Anwesenheit meinen Körper.
Mir ist furchtbar warm und ich habe das dumme Gefühl, ich wäre einen Marathon gerannt.
„Du schuldest mir was." Ein freches Grinsen umspielt seine Lippen.
Wie hat er mich gefunden?
Cara umgreift mein Handgelenk, als ich einen Schritt nach vorne machen möchte. „Das wird Ian nicht gefallen.", zischt sie besorgt.
Ich entziehe mich ihr. „Und das interessiert mich einen Scheiß!", fauche ich meine beste Freundin an und laufe zu Jax, der mir einen Helm überreicht.
Bloß keinen Rückzieher machen, Skye!
„Bereit, Juwel?" Verwirrt schaue ich ihn an.
Hat er mich Juwel genannt?
Ich befeuchte meine Lippen, bevor ich mir den Helm aufsetze und nicke.
„Bereit."
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