Kapitel 5
"Maddy, komm essen!"
Jason wusste, dass sie hier irgendwo herumrannte. Nur wo, dies war die kompliziertere Frage.
Kleine Kinder hatten diese Eigenschaft einfach zu verschwinden und dann unbekümmert nach ein zwei Stunden plötzlich wieder da zu sein.
Dies funktionierte bei Maddy übrigens auch umgekehrt: Sie konnte bereits seit 30 Minuten hinter einem stehen, ohne das man sie bemerkt hätte. Insgeheim dachte er, dass sie ein super Spion hätte sein können, wäre da nicht diese Sache. Jason wusste selbst nicht, wie er es am besten beschreiben sollte.
Ganz gewiss war es keine Seuche oder sonst irgendeine abscheuliche Krankheit. Sie war perfekt so wie sie war, es waren die Menschen um sie herum, die ein Problem hatten.
"Jason, Jason! Guck!"
Madeline sprang hinter einem Busch hervor. In ihren Armen hielt sie eine schmuddelige Decke.
Während sie näher kam, erkannte Jason, dass sich die Decke, oder vielmehr gesagt das was sich darunter befand, bewegte.
Als Maddy schließlich fast in ihn hineinrannte, kniete er sich hinunter auf den schmutzigen Asphalt und stoppte ihre hastige Bewegung mit ausgestreckten Armen.
"Sie hat auch Hunger. Wir müssen ihr helfen Jason, bitte, ja?"
Sie sah ihn aus großen Augen an, in denen sich bereits die salzige Flüssigkeit begann anzusammeln.
"Schhhhhh", murmelte er und nahm ihr das Bündel ab.
Es war warm.
Zitterndes Fell schmiegte sich an seine Handfläche, schien sich darin vergraben zu wollen.
Vorsichtig hob er die Decke etwas an und wurde mit zwei smaragdgrünen Augen gegrüßt.
Das Fell der kleinen Katze war verfilzt und an manchen Stellen bildete es dreckige Klumpen.
"Wir helfen ihr, ja, ja?"
Maddy hatte begonnen nervös von einem Bein aufs andere zu treten und drohte auf dem matschigen Untergrund wegzurutschen.
Jason legte ihr eine Hand beruhigend auf die Schulter und zog sie etwas näher an sich.
Sie hatte diese Eigenschaft, schnell unbedacht Dinge zu tun und dabei sich selbst zu verletzen oder sie ließ sich von Nebensächlichkeiten ablenken und verlief sich. Hielt man sie jedoch im Arm, war es als würde die eigene Ruhe auf sie abfärben.
Auch jetzt hörte sie langsam auf hin und her zu wippen und passte ihre Atmung der seinen an.
"Sicher Maddy. Sie gehört jetzt zu uns."
Er wusste, dass sie keine Chance hatten dieses Kätzchen durch die Nächte zu bringen, sie konnten sich selbst kaum versorgen, doch da war etwas in seinem Innern. Nicht etwa Mitleid oder Gutmütigkeit oder sonst edle Gefühle.
Vielmehr war diese Katze wie er und Maddy. Niemand hatte es geschafft sie durchzuschlagen, doch er wollte es können. Jason wollte beweisen, dass es nicht an ihnen gelegen hatte.
Dass es nicht an Maddy gelegen hatte, als sie erneut abgewiesen wurden.
Er würde dieses Kätzchen großziehen und allen zeigen, dass nicht sie das Problem war.
Dass es möglich war.
Dass die anderen Schuld waren.
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