Kapitel 3
Madeline konnte sich vermutlich nicht einmal mehr an den Tag erinnern.
Um es genau zu nehmen, legte er auch keinen Wert darauf: Es war einfach nur traurig gewesen. Seine Mutter kaum ansprechbar, sein Vater Gott weiß wo. Früher oder später wäre es sowieso dazu gekommen und daran gedacht fortzulaufen, hatte er mehr als nur einmal.
Jener Abend jedoch, gab ihm die Entschlossenheit, dies tatsächlich durchzuziehen.
Seine Mutter lag auf dem Sofa, ihre dürre Gestalt kaum noch zu erkennen. Die dunklen Ringe unter ihren Augen ließen vermuten, dass sie auch die letzte Nacht nicht im Bett verbracht hatte. Stattdessen schüttete sie etwas weißes Pulver auf das Tischchen vor sich.
"Jason, mein Schatz!", brachte sie lächelnd hervor, als sie ihn erblickte.
"Du wolltest damit aufhören Mum."
"Ach, das ist doch nichts! Tatsächlich hat der Doktor mir das sogar erlaubt, nachdem ich so gut durchgehalten habe. Die letzten Wochen, weißt du?"
Jason war vielleicht noch ein Kind, aber dumm war er gewiss nicht. Das Lesen und Schreiben hatte er sich selbst beigebracht mit Hilfe der Zeitungskataloge und Bücher, die in der Wohnung herumlagen.
Die 'letzten Wochen' waren gerade einmal sieben Tage und gut durchgehalten hatte sie auch nicht; immer wieder erwischte er sie mit einer Pille hier und einer Pille dort, auch wenn sie nicht wusste, dass er dies mitbekam.
Plötzlich ließ seine Mutter das Tütchen fallen, fast sah es so aus als wolle sie aufspringen und ihn an sich reißen. Doch blieb sie wo sie war.
Auch dieses sonderbare Verhalten war Jason nichts Neues.
Sie hatte das manchmal, diese Stimmungsschwankungen. Von Zeit zu Zeit wurden sie schlimmer, manchmal gar unerträglich, doch verging der Zorn und alles andere wenig später wieder. Ganz wie Ebbe und Flut.
"Dieses Kind macht mich krank."
Er zuckte zusammen.
Jason wusste, dass seine Mutter ihn schon immer besser leiden konnte als Maddy, aber dafür konnte seine kleine Schwester nichts: Sie hatte eine Verhaltensauffälligkeit, die viel Aufmerksamkeit beanspruchte. Die meiste Zeit kümmerte er sich selbst um sie, warum also sagte seine Mutter so etwas?
"Das liegt daran, dass sie krank ist und auch dich langsam krank macht, mein Schatz. Wenn du so viel mit ihr unternimmst, steckst du dich nur bei ihr an. Und ehe ich mich versehe ist die Seuche bei mir. Bring sie weg."
Er stand da, als wäre ihm nicht ganz schlüssig, was seine Mutter, Maddys Mutter, von sich gegeben hatte.
"Du liebst mich doch, mein Schatz. Ich möchte, dass du sie wegbringst. Bitte?"
Offensichtlich war dort noch einiges mehr falsch mit der Frau vor ihm, als er jemals verstehen würde können.
Was er jedoch verstand, war dass diese Frau nicht mehr seine Mutter war. Es nicht verdient hatte, die Mutter seiner kleinen Schwester, seiner wundervollen, intelligenten Maddy zu sein.
"Was ist, wenn ich die Seuche schon habe, Mama?", fragte er.
Die Antwort drang kalt, emotionslos im sein Bewusstsein noch bevor sie sie aussprach.
"Dann musst du auch weg."
Dies war der Abend an dem er Maddy nahm und ging.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro