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Epilog

„Liebste Mutter, 
Es muss wirklich schrecklich sein nach all den Jahren von deinem Kind einen Brief zu bekommen. Ganz besonders weil du kaum meinen Namen wieder erkennen wirst. Doch ich bin zuversichtlich, dass ein Treffen all deine Zweifel beseitigen wird. [...]"

- (Brief eines verschwundenen Kindes)

✥✥✥

          Man hörte sie streiten, weit bevor man sie zwischen den Bäumen auf der Lichtung sah. 

Es waren vier unterschiedliche Stimmen, die mich von meinem Pferd gelockt hatten, nachdem ich schon seit zwei Tagen durch diesen verfluchten Wald irrte.
Die Sonne ließ die Pollen glitzern, als ich vorsichtig die Blätter des Buschs zur Seite schob und durch die kleine Öffnung hindurch linste.

Vor mir breitete sich eine Lichtung aus, deren gesamte Größe ich nicht vollständig einsah.

„Ich bin dafür, dass wir zumindest über einen anderen Gruppenleiter nachdenken. Nichts für ungut, aber eine Anklage über Rebellion in einem Rebellenlager reicht mir vollkommen. Vermutlich wird uns sowieso niemand mehr nehmen", erklärte ein dunkelhaariges Mädchen mit dem Rücken zu mir. Sie war nicht sonderlich groß, gerade meine Höhe, machte dies jedoch durch eine ausholende Gestik wett.
Ihre Hose und das Kurzschwert gaben mir Hoffnung, dass sie mir den Weg weisen konnte.

Direkt vor mir saß ein junger Mann, die Arme entspannt vor der Brust verschränkt und offensichtlich wundervoll unterhalten von der Kabbelei. Er trug seine schwarzen Haare in einem Zopf, doch sein altersloses Gesicht war mir vollkommen unbekannt. Allein seine Ausstrahlung war es, die mich davon abhielt die kleine Szene vor mir sofort zu unterbrechen.

„Was wollen sie uns denn noch anhängen? Wir sind sozusagen Helden!" Die antwortende Stimme blieb dank eines breiten Asts körperlos, auch wenn ich glaubte sie von irgendwo her zu kennen.

„Helden, die keine Gruppe mehr haben!", schnappte das Mädchen zurück und lief aus meinem Sichtfeld raus.

„Wir sind eine Gruppe. Und wenn wir uns weiterhin weigern, einen anderen Führer zu wählen, werden sie das akzeptieren", gab ihr Freund zu, Trotz und Argwohn in seinen Worten.

Meine Neugierde auf das Rebellenlager bekam einen Dämpfer. Was redeten die denn da? Für eine Rebellenorganisation wirkten sie kaum wie dieser perfekt zusammenarbeitende Organismus, von dem unsere Mutter immer gesprochen hatte. Eher das Gegenteil.
Ich tat einen Schritt zurück. Egal wer sie waren, ich würde jemand anderen finden und nach dem Weg zum Lager fragen.

„Genau genommen, haben sie Lewis Verfahren bis auf Weiteres vertagt und so lange sie ihn nicht verurteilen, ist er noch unserer Leiter", schob in diesem Moment der Junge auf dem Stein dazwischen und stoppte meine Pläne an Ort und Stelle.

Der Name meines Bruders hallte wie ein Glockenschlag in meinem Körper wider und brachte allerlei Gefühle in Bewegung. Abrupt drehte ich mich auf dem Absatz um und stürzte zurück zu meinem kleinen Loch im Gebüsch. Mit einer Hand vergrößerte ich es, in der Hoffnung einen blonden Schopf zu erhaschen.

Stattdessen war da Balthar. Graue Haare, onyxfarbene Augen, Sucher aus der Burg der Kinder: Balthar!

Mein Herz pochte hörbar lauter in meiner Brust, als ich das erste bekannte Gesicht sah.
Neben ihm stand ein Mädchen mit olivfarbener Haut, das ich ebenfalls schon irgendwo gesehen hatte. Vermutlich auch von der Burg. Kimia!
Sie trugen zwar Schwerter bei sich, doch niemand von ihnen machte sich die Mühe seinen Blick auch außerhalb ihres Kreises schweifen zu lassen. Was taten sie überhaupt hier?

„Wann bist du bloß schlau geworden, weiser Mann?", spotteten die brombeerschwarzen Haare inzwischen nur noch wenige Schritte von mir entfernt. Alles an ihr vibrierte vor Trotz, als sie sich vor dem Typ auf dem Stein aufbaute.

„Als ich aufgehört habe, dir zuzuhören", entgegnete der Junge trocken und erntete ein schnaubendes Lachen von Balthar.

Doch der wurde im nächsten Moment mit einem Aufschrei zu Boden gerissen. Ein kleines Handgemenge entstand, begleitet vom Gelächter des anderen Kerls, der es trotz der Aufforderung seiner Gruppenkollegin nicht für wichtig empfand von dem Stein herunter zu kommen.

Ein warmes Gefühl breitete sich in meinem Körper aus. Ich konnte mir nur zu gut vorstellen, wie Lewi versuchte, diese Gruppe auf Kurs zu halten und kläglich daran scheiterte. Es waren die Art Leute, die ihm das Leben erschwerten, aber unersetzlich waren, damit sein Selbstbewusstsein nicht durch das Blätterdach schoss.

„Das heißt, wir einigen uns darauf, dass ich weiterhin das Sagen habe?", schnitt mein Bruder durch meine Gedanken und trat endlich dahin, wo ich ihn sehen konnte.
Sofort nahm mein Blick seine ganze körperliche Erscheinung auf. Er war vollkommen unverletzt. Keine neuen Narben auf der gebräunten Haut, abgesehen von der abgetrennten Hand sah er tatsächlich gesund aus. Nur unser Vater hatte sich offenbar vor nicht allzu langer Zeit an seinen Locken versucht und sie viel zu kurz abgeschnitten.

Erleichterung flutete meine Adern und hätte mich beinahe in die Knie gezwungen. Ich hatte nicht gewusst, wie sehr ich mich davor gefürchtet hatte ihn als Wrack wieder zu finden, gefoltert durch den König und seine Männer. Ihn jetzt mit seiner Gruppe diskutieren zu sehen, als wäre das letzte Jahr nicht geschehen, trieb mir die Tränen in die Augen.
Ein Schluckauf durchzuckte mich und ließ das Mädchen mit den kohlefarbenen Haaren zu mir herumfahren.
Ihr Blick traf meinen und verengte sich im nächsten Moment zu fiesen kleinen Schlitzen.

Ich schaffte es gerade noch, zur Seite wegzuspringen, als eine Feuerkugel meinen Busch flambierte und mir die Haarspitzen versengte. Der Gestank war fürchterlich!
Krachend schlug ich auf dem trockenen Waldboden auf und stieß mir das Kinn an einer Wurzel. Wer wollte schon vollkommen sauber seinen Eltern nach Monaten der Trennung unter die Augen treten? Ruß und Erde bewiesen doch erst, dass man ein Abenteuer erlebt hatte!

„Halt! Erst Fragen stellen, dann Grillen!", rief der Bursche vom Stein aus, während jemand mich grob am Kragen hochriss.

Danke, weiser Retter, aber ich kann mich prima selbst verteidigen! Ich hatte nicht monatelang am Palast ausgeharrt, um jetzt in ein Kohlestück verwandelt zu werden.
Mit einem widerlichen Knacken traf meine Faust ihr Kinn und warf ihren Kopf in den Nacken.
Für einen kurzen Moment löste sich ihr Griff und ich rammte den anderen Ellenbogen in ihrem Magen, sodass sie keuchend zusammenklappte. Blöde Kuh! Deren Verteidigungshaltung würde meiner Mutter Albträume bereiten.
Hastig wand ich mich aus ihren Fingern und hob beide Arme, um ihr im Zweifelsfall einen finalen Schlag an die Schläfe zu verpassen. Nur, um sicher zu gehen, dass sie nicht gleich noch einen dieser unglaublich nützlichen Flammenkugeln formte.

„Lya, nein!"

Aus irgendeinem Grund begrüße er mich immer mit denselben Worten. Trotzdem hielt ich inne. Um der glücklichen Wiedervereinigung Willen.
„Sie hat angefangen", nickte ich in ihre Richtung, doch ich hatte alle Mühe mein Grinsen nicht durchsickern zu lassen. Lewi stand vor mir. Er war wirklich hier!

„Natürlich hat sie das", bestätigte mein Bruder, eilig näherkommend, „Aber vielleicht brauche ich sie noch als Kaminanzünder."
Sein Lachen weitete sich über sein gesamtes Gesicht aus und erinnerte mich daran, wie sehr ich ihn vermisst hatte.

„Du musst Lya sein", schob sich der Kerl vom Stein dazwischen. Kaum bestreitbare Begeisterung strahlte von ihm ab, als er mir die Hand zum Gruß reichte.

Meine Augenbrauen hoben sich überrascht, Lewi rollte nur mit den Augen. Ich hatte einen Ruf? Hoffentlich nicht denselben wie in der Burg der Kinder. Nach dem letzten Jahr brauchte ich erst einmal eine Pause, bevor die Probleme wieder anfangen durften.

„Sie sieht deutlich besser aus als du, Lenlay", zwinkerte er meinem Bruder zu, während sein Blick gemächlich über meinen dreckbespritzten Körper wanderte. Sein Zopf wippte dabei genauso fröhlich wie sein Besitzer auf und ab.

„Sie sind ja auch keine wirklichen Zwillinge", schüttelte Balthar den Kopf, ehe er mit großen Schritten zu mir herüber stampfte und mich überraschend in die Arme schloss. Es war eine so selbstverständliche, brüderliche Geste, dass ich gar nicht anders konnte, als sie zu erwidern. Was hatte ich alles verpasst, während ich im Palast festsaß?

Über seine Schulter hinweg tauschte ich mit Lewi einen vielsagenden Blick, den er nur mit einem amüsierten Schulterzucken quittierte.

„Wo hast du diesen schwarzhaarigen Bastard gelassen?", fragte Balthar, kaum da er mich losgelassen hatte, „Lewi besteht darauf, dass wir ihm gratulieren."

Verwirrung wurde von einem übermächtigen Gefühl des Verlusts überschattet. Mein Lächeln fiel in sich zusammen, als die Erinnerungen an unseren Abschied in mein Gedächtnis gerufen wurden. Ich hatte nicht erwartet, dass Ravn so schnell Thema werden würde. Und ich war noch nicht bereit über ihn zu sprechen.
„Gratulieren?", wiederholte ich unsicher, während meine Hände am Saum der Bluse nach Beschäftigung suchten.

„Es ist das Mindeste, was wir tun können. Nicht jeder tötet einen Tyrannen und erlässt zwei Tage später, dass es nicht mehr strafbar ist ein Genträger zu sein", beschied Lewi seinen Freund mit einem ernsten Blick.

Inzwischen hatte sich die komplette Gruppe vor mir versammelt und der Steinkerl hatte dem Feuermädchen aufgeholfen.
Sie alle starrte ich einen Moment lang an, in der Hoffnung Antworten in ihren Gesichtern zu finden.
Sie wollten mir doch nicht sagen, dass ... Ravn hatte nicht ... Wer war tot?
„Ravn erlässt Gesetzte?", meine Stimme überschlug sich vor dem Gewicht der Möglichkeiten.

„Du weißt es noch nicht?" Die Augen des Steintyps wurden größer als die sieben Monde, „Kaelchon ist tot. Offiziell an einer Vergiftung gestorben. Ravns Verlobung müsste irgendwann jetzt bekannt gegeben werden und dann ist er der neue-..."

„Viel wichtiger ist doch, dass er dich gerettet hat", mischte sich Kimia in der roten Heilertunika ein. Abrupt bekam sie einen verträumten Ausdruck. Ich wusste ganz genau, woher sie immer diese merkwürdigen Namen für Dinge und Wunden gefunden hatte. Sie las definitiv zu viele Liebesromane.

„Er hat sie auch in die Situation gebracht", hielt mein Bruder dagegen, doch die restlichen Antworten verschwammen für meine Ohren.

Nur, um seinem Freund die Chance einer Rettung zu verschaffen.
Aber jetzt war Kaelchon tot. Es war eine zu große Neuigkeit, um sie in so kurzer Zeit vollständig zu begreifen. Immer wieder sprach ich sie in meinem Kopf aus, als würde sie so realer werden. Doch sie lenkten meine Aufmerksamkeit nicht von der anderen Information ab.
Ravn würde König werden und an seiner Seite Lyanna. Unser letzter Kuss war ... tatsächlich der letzte Kuss gewesen.
Es war egoistisch, doch keine Sonne erhellte das Loch in mir, das diese Nachricht zurückließ.

„Wie hast du so etwas nicht mitbekommen?", riss Balthar mich aus meinen Gedanken.

Bemüht, mein gebrochenes Herz für mich zu behalten, zwang ich mich zu einem beschämten Lächeln und einem Schulterzucken.
„Ich habe mich von den Straßen ferngehalten."

Lewis Blick ruhte auf mir. Als ich mich vollständig zu ihm umdrehte, wurde er sich selbst bewusst und seine Züge wurden weich.

Für einen kurzen Moment waren wir alleine, mitten in einem friedlichen Wald. Erinnerungen von unserer engen Bindung als kleine Kinder blubberten an die Oberfläche und verwandelten mein verklemmtes Lächeln in einen ehrlichen Ausdruck.

„Ich hätte nicht geglaubt, dass wir uns noch einmal wiedersehen."

Die Vertrautheit und die Wahrheit hinter seinen Worten ließen mich schwer mit den Tränen kämpfen, doch ich hätte mir lieber einen von diesen Feuerbällen zwischen die Augen gejagt, als vor seiner versammelten Gruppe zu heulen. Ich war endlich daheim. Meine Familie war hier. Ab jetzt würde alles gut werden.

Als habe er verstanden breitete Lewi die Arme aus und zog mich an seine Brust.

Erleichtert atmete ich aus. Ganz gleich wo wir waren, das hier war richtig und ich brauchte es mehr denn je. Ich hatte meine erste große Liebe verloren. Dafür gab es kein anderes Heilmittel.
„Ich habe eine Frage", nuschelte ich gegen den Stoff seines Oberteils, als er mich nach einer gefühlten Ewigkeit immer noch nicht loslassen wollte, „Wo geht es hier zum Rebellenlager? Ich habe da Familie, die ich schon ewig nicht mehr gesehen habe."

✥✥✥

Mit Tyana würde ich mich nicht mehr anfreunden. Aus irgendeinem Grund gab sie mir die Schuld am Vorfall im Wald und begründete es mit meiner Verwandtschaft zu Lewi und irgendwelchen Geschichten über Meerjungfrauen.
Da Camanero, Balthar und Kimia aber keinerlei Probleme mit mir hatten, war es mir gestattet worden an ihrem Tisch zu sitzen. Zumindest so lange, bis Eve von ihrem Heimattrip zu den Gazel zurückgekehrt war und ihren rechtmäßigen Platz in der Gruppe beanspruchte.

„Wir haben nach dem Mittagessen Training", informierte mein Bruder seine Leute, einen kleinen weißen Zettel dicht vor seine Nase haltend, auf dem eine Art Stundenplan verzeichnet war. Sein Löffel mit Hafergrütze hing vergessen inmitten von Papier und Schüssel und tropfte seit einiger Zeit auf die raue Oberfläche des Tischs. Die Ecke des Bogens hatte sich schon vollständig mit seinem Frühstück vollgesaugt.

„Wie funktioniert das eigentlich ohne deine Hand?", erkundigte ich mich zwischen zwei Bissen Brot.

Kollektives Aufstöhnen der Anderen antwortete mir. Balthar ging sogar so weit seinen Kopf dumpf auf das Holz fallen zu lassen.
„Frag doch so was nicht!", jammerte Cam, meinem Bruder einen Seitenblick zuwerfend.

Ich kann nicht Fangen, mit nur einer Hand! Ich kann nicht Klatschen, mit nur einer Hand!", zeterte Tyana los, ihr Messer wild durch die Gegend wirbelnd. Fast hätte sie eine dunkle Locke von Kimias Haaren abgesäbelt.

Ich kann keinen Bogen spannen! Ich kann mein Brot nicht schneiden! Hilf mir, meine Hose anzuziehen!", heulte es unter Balthars Armen hervor, die er dramatisch über sich zusammengeschlagen hatte.

„Ruhe!", knurrte der Wochenplan, den Lewi jetzt noch intensiver studierte. Sein Löffel wippte dabei unruhig in der Luft.

Ich lachte trotzdem. Ich hatte in den letzten Tagen beobachtet, wie gut Lewi sich eigentlich an seine Situation angepasst hatte, doch es war nicht schwer vorstellbar, dass es ihn belastete. Und natürlich ließ er seine Freunde das wissen. Ihn selbst bei Kleinigkeiten scheitern zu sehen, war dagegen ein trauriger Anblick.

Ich kann nicht mit links kämpfen!", fuhr Tyana ungerührt fort, „Als gäbe es nicht genug Linkshänder, die ohne Probleme ihr Schwert ohne die rechte Hand führen."

„Die sind aber auch so geboren worden", knallte mein Bruder Stundenplan und Löffel auf den Tisch. Sein genervter Ausdruck traf unsere feixenden Gesichter. In diesem Fall war er machtlos.

„Warum hat Eve nicht versucht, deine Hand zu retten? Das klingt nach einem Problem, das dringend eine Gazel benötigt ...", fragte ich weiter.

„Sie kann Wunden heilen, aber nicht nachwachsen lassen", zuckte mein Bruder mit den Schultern. Er hatte mit dem Thema abgeschlossen.

Aber vielleicht konnte ich das ändern. Umständlich fummelte ich meine Kette hervor und legte sie vor ihn. Bei meiner zufälligen Berührung leuchtete der winzige Rest Wasser darin sofort golden und ließ die Anderen ehrfürchtig verstummen.

„Ist das...", unkontrolliert streckte Cam seine langen Finger danach aus, zog sie jedoch im letzten Moment ruckartig zurück. Natürlich hatte er schon davon gehört, das hatten sie alle inzwischen. Mein anfänglicher Wunsch nach Frieden und Einsamkeit hatte eine harte Absage der Realität bekommen.

Trotzdem nickte ich, den Blick auf meinen Bruder fixiert. Es war nicht ganz das, was er gerne hätte.
„Ich kann dir deine Gabe nicht zurückgeben, ohne all deine Kräfte zu entfesseln." Ich seufzte.
„Aber deine Hand wäre ein ganz anderes Thema."

Es dauerte einige Herzschläge lang, bis Lewi begriff, was ich ihm da sagte. Gebannt starrte er die Kette an, als könne er alle Möglichkeiten und alle Hoffnung in dem klaren Wasser sehen, von dem kaum genug übrig war, um ein körperloses Irrlicht zu waschen.
„Aber dann ... deine Kräfte ...", deutete er sprachlos auf das Wasser, endlich bereit mich anzusehen.

Ich grinste.
„Ich kann doch nicht zulassen, dass deine Gruppe noch weiter unter dir leid-..."

„ER HAT ES GETAN!"

Ruckartig drehten sich unsere Köpfe gemeinsam zum Eingang des Speisesaals herum, in dem ein keuchender Junge sich gerade am Türrahmen abstützte, eine kleine Briefrolle in den Fingern schwenkend.

Mein Herz machte einen Satz, als habe er mir ins Ohr geschrien. Ravn! Es gab keinen Zweifel.

Zwei Tische weiter erhob sich Hillow von ihrem Platz und winkte ihn zu sich, deutlich verstimmt über den störenden dramatischen Auftritt. Allgegenwärtiges Gemurmel folgte ihrer Anweisung. Sie alle dachten dasselbe. Glaubte ich.

„Wahrscheinlich hat irgendjemand einen Rila gefangen oder Sir Kenrik hat tatsächlich seine Waldelfe geheiratet", flüsterte Cam grinsend in mein Ohr, „Finnbar kann sehr emotional über Kleinigkeiten werden."

Das würde mir besser gefallen, als die dunklen Alternativen. Muskeln, von denen ich nicht einmal gemerkt hatte, wie sie sich angespannt hatten, lösten sich langsam wieder, als der Junge mit hängenden Schultern zu Hillow hinüber schlurfte und dort deutlich leiser den Inhalt des Briefes mit ihr besprach.

Was erwartete ich eigentlich? Es war nicht so, dass ich unglücklich an diesem Ort war. Ich mochte die Leute hier, die neuen Aufgaben, die mir gestellt wurden und die Sicherheit, wenn ich die Augen schloss, dass ich den morgigen Tag ebenfalls überleben würde. Aber ich fühlte mich unvollständig.
Ich vermisste etwas, oder besser gesagt jemanden. Aber nicht Sir Kenrik, Anführer der Cilia Rae, einer anderen Rebellengruppe im Norden.
Meine Beachtung kehrte zu der Kette zurück. Vorsichtig streckte ich die Finger danach aus und zog sie zu mir herüber. Später war auch noch Zeit dafür.

„Darf ich für einen kurzen Moment um eure Aufmerksamkeit bitten?" Hillows Stimme brachte die Höhle so schlagartig zur Ruhe, dass ich glaubte, Kimias Puls deutlich neben mir wahrzunehmen. Also dachten sie doch alle dasselbe.
„Die Nachricht, auf die wir alle gewartet haben, ist endlich eingetreten. Ravn Sinner hat seine Wahl für die zukünftige Königin bekannt gegeben und wird mit ihrem Einverständnis der nächste Herrscher unseres Landes. Es sind wirklich großartige Zeiten, in denen wir leben, dass wir nicht nur einen Genträger als König, sondern auch eine begabte Königin haben werden."

Ich fühlte mich, als hätte unter mir jemand die Bank weggezogen. Sir Kenrik wollte also eine Waldelfe heiraten?
Das Schwindelgefühl nahm zu, bis ich mich krampfhaft an der Tischkante festhielt.
Warum setzte mir diese Neuigkeit so zu? Es war ja nicht so, als käme sie vollkommen überraschend.
Und trotzdem war ich auf einen Schlag zu kraftlos, um noch einen Atemzug länger an hier zu sitzen.

Ein befremdlicher Schmerz in meiner Brust begleitete mein Aufstehen.
Ich spürte ihre Blicke im Rücken, hörte ihre leisen Worte, als ich meinen Weg zur Tür suchte.

Im Hintergrund sprach Hillow feierlich weiter, während ich mit gesenktem Kopf an allerlei Gestalten vorbei huschte. Ich wollte alleine sein. Selbst ein bewegungsloses Gesicht war zu anstrengend.

Das Murmeln wurde lauter und einige überraschte Rufe folgten einer plötzlichen Bewegung neben mir. Ich sah sie kaum durch meine rasenden Gedanken. Ein Schatten im Augenwinkel.
Jemand hielt mich am Handgelenk zurück und brachte mich fast zu Fall.

Nicht gut.
Sie würden sofort sehen, was ich dachte. Und ich wollte nicht, dass sie noch mehr über mich sprachen.
„Verzeihung", versuchte ich, mich aus der Situation zu nuscheln, den Blick streng auf den Boden gesenkt, auch wenn es eigentlich keinen Grund für eine Entschuldigung gab.
Ich musste raus hier. Frische Luft war die einzige Heilung gegen das beklemmende Gefühl in meinem Kopf. Je schneller, desto besser.

„Ich hoffe doch wirklich, du nimmst meinen Antrag an, Katze", erwiderte eine viel zu vertraute Stimme, sichtlich belustigt über irgendwas.

Ich sah immer noch nicht auf.
Ich hörte bereits Dinge. Meine Gedanken purzelten durcheinander und irgendetwas hatte meinen Puls in allerhöchste Alarmbereitschaft versetzt. Doch wenn ich den Blick heben würde und ich mich getäuscht hatte-...
Mein Körper entschied für sich selbst und gegen meinen Verstand. Für eine kleine Ewigkeit sah ich nur seine Augen. Sie waren lebhafter, als ich es jemals gesehen hatte. Lebendiger als in meinen schlaflosen Nächten.
Ein schweres Gefühl zog an meiner Brust, bis mir einfiel, dass ich auch noch atmen musste.

„Sonst muss ich meinen Thron doch Lyanna überlassen und sie wird nicht glücklich sein", führte Ravn seinen Satz fort, ein verräterisches Zucken um seine Mundwinkel. Er musterte mich, als wäre er sich nicht ganz sicher, ob er nicht gerade mein letztes bisschen Zurechnungsfähigkeit aus mir heraus geschockt hatte.

Und ehrlich, ich wusste es selbst nicht. Er war hier. Nicht in der Hauptstadt. Nicht in der Vorbereitung der Hochzeit mit irgendeiner anderen Frau. Er stand mir gegenüber. Und ich konnte ihn anfassen.

Irgendwo am Rande meines Bewusstseins war mir klar, dass uns immer noch ein ganzer Saal voller Menschen zusah. Doch das wurde vollkommen verdrängt von dem Versuch, zu begreifen, was gerade passiert war.
„Was machst du hier?" Es waren die ersten Worte, die sich wirklich in meinem Verstand zusammensetzten. Ich musste Zeit gewinnen. Ravn war König. In einem Rebellenlager. Er hatte hier überhaupt nichts verloren!

Seine Augenbrauen hoben sich, doch es war nicht schwer zu erraten, wie viel Spaß ihm meine Überraschung machte.
„Abgesehen davon meine zukünftige Königin abzuholen?" Sein Blick schweifte nicht eine Sekunde von mir fort.

Er hielt mich in diesem Moment gefangen, bis sich auch das letzte nagende Gefühl verflüchtigt hatte.
„Du kannst mir keinen Antrag machen, wenn du mit meiner Tante verlobt bist", widersprach ich schwach, ein hoffnungsvolles Glimmen in meinem Bauch. Am liebsten hätte ich mich selbst dafür geohrfeigt.

Lachend schüttelte Ravn den Kopf, bis seine schwarzen Haare ihm ins Gesicht vielen.
„Einmal davon abgesehen, dass sie ähnlich wenig Lust auf diese Hochzeit hatte wie ich, bin ich jetzt der König. Und ich werde mir nur von einer Frau reinreden lassen, mit wem ich den Rest meines Lebens verbringe."

Ein Kribbeln, nicht ganz unähnlich der alten Magie, breitete sich von den Wangen über meinen ganzen Körper aus. Es war, als hätte er mich von innen heraus angezündet.
„Ich habe noch nicht ‚Ja' gesagt", fand ich schließlich mein Selbstwertgefühl wieder. Und damit er nicht erkannte, dass ich kurz davor war wie eine Sonnenfee zu strahlen, tat ich, was ich sowieso am liebsten tun wollte.
Ich schlang meine Arme um seinen Nacken, zog ihn zu mir herunter und küsste ihn.
Endlich.

✥✥✥

The End. 

"Votet ein letztes Mal, wenn euch die Geschichte gefallen hat. Für alle anderen habe ich noch ganz andere Selbstverteidigungstricks!"- Lya, verabschiedet sich.

Ich weiß, ich habe angekündigt, dass ich eine Überraschung für euch habe, aber die wird es erst morgen geben können, weil ich einfach viel zu aufgeregt war, um das Ende mit euch zu teilen :3

Wir haben es geschafft. 

Und ich bin so happy. 

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