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9- "Aber der König hat dich wieder gefunden."

"Liebste Hillow, 
Ich traue mich gar nicht diese Nachricht einem Boten zu übergeben, aus Angst wer ihn abfangen könnte. Sicher wunderst du dich, da ich sonst meine friedliche Abgeschiedenheit deiner Berufung vorziehe. Doch ich schreibe dir nicht aufgrund meines kleinen Sohnes. Ihm geht es so gut, wie jedem normalen Kind, das in diesem Land lebt. 

Stattdessen habe ich vor einigen Monaten einen anderen Jungen aufgenommen, der vielleicht deine Hilfe benötigt. Er ist einer von euch, ohne Eltern und vollkommen verstört, weswegen ich mir mit meiner Entscheidung Zeit ließ. Könntest du einen deiner Kontakte bitten hier runter zu kommen? Er braucht eine gute Schule, wenn du verstehst, was ich meine. 
Gez. Suan"

- (Ein alter verblichener Brief, versteckt in der Schublade eines Nachtschranks im Rebellenlager)

✥✥✥

          Das Buch krachte neben Ravns Kopf gegen die Wand und flatterte leblos zu Boden.

„Bücher werfen? Wirklich?" Seine sonst so gleichgültige Maske hatte seit den letzten zwei Geschossen auch ohne Treffer einen Riss bekommen. Ich ging ihm auf die Nerven.

„So lange ich keine Ahnung habe, wie ich dich mit dem Zaubergedöns in einen Rila verwandel, improvisier ich eben!" Ich zog das nächste Buch aus dem Regal und kniff ein Auge zum Visieren zu.

Neben mir auf dem Boden saß Rake und klatschte freudig in die Hände, als das Flugobjekt Ravn zu einem hektischen Sprung zur Seite zwang. Sein überglückliches Kreischen und Lachen entlockte sogar mir ein schmales Lächeln, als mein Blick auf die dunklen Locken und die kleinen Grübchen in seinen Wangen fiel. Er hatte so wenig mit dem erwachsenen Rake gemein, dass ich mich bereits fragte, ob in ihm wirklich dieser Widerling von Königssohn steckte, den ich verflucht hatte.

„Lya, ich warne dich." Ravns Miene hatte Ähnlichkeiten mit dem Himmel über der Glaskuppel. Abwehrend hatte er eine Hand erhoben, den ganzen Körper angespannt. Doch auch mein nächstes Wurfobjekt fand seinen Weg in seine Richtung und prallte mit einem dumpfen Laut an seiner Brust ab.

„Du verlogener, abartig dämlicher, einäugiger Bärven-Hund!", schleuderte ich ihm entgegen und wollte mich gerade wieder bewaffnen, als er flink eines der Bücher von seinen Füßen auflas und es drohend in die Luft hob, bereit, mich mit meinen eigenen Waffen zu schlagen.

„Du hättest mit mir reden können! Du hättest mit Lewi reden können! Bei allen Göttinnen, du hättest sogar mit Beanna reden können!" Mein Fauchen ließ Rakes glückliches Glucksen verstummen. Mit runden Augen wechselte sein Blick zwischen mir und Ravn hin und her, als wäre er sich nicht sicher, von wem in diesem Moment die größere Gefahr ausging.
Ich schon. Ich warf mich gerade erst warm.

„Ich habe mit Beanna gesprochen! Als ich Balthar und seine kopflose Truppe geholt habe! Sie wusste, dass ich durch den Spiegel der Götter der nächste Thronerbe war und Feuer mein Element ist!", brüllte Ravn vom anderen Ende der Bibliothek zu uns herüber. Mehrere aufgestellte Käfige mit Irrlichtern ermöglichten mir, die pulsierende Ader an seiner linken Schläfe zu sehen.

„Dann hast du's falsch gemacht, denn offenbar hat auch sie nicht beides zusammengezählt!", schrie ich zurück, unfähig meine überkochenden Emotionen zu kontrollieren.
Wütend war gar kein Ausdruck mehr. Ich konnte überhaupt nicht fassen, was sich im Thronsaal zugetragen hatte und inzwischen war ich wieder wild entschlossen Ravns Leben ein frühzeitiges Ende zu bereiten.
Wie konnte er nur? Eigentlich sollte es mich nicht überraschen, dass er mich auch in dieser Hinsicht verraten hatte. Doch wir waren uns so einig im Kampf gegen die unsäglichen Nächte gewesen, dass ich mir nicht eine Sekunde lang ausgemalt hatte, dass er dafür verantwortlich wäre. Naja, zumindest nicht mehr seitdem Lewi sich als Verfluchtes Kind entpuppt hatte.

Oh ja, weil sie auch immer so auf deiner Seite war! Schließlich hätte sie mir lieber Lewi abgekauft, als dir zu sagen, was ich wirklich bin!" Ravn gestikulierte so wild mit dem Buch in seiner Hand, das einzelne Blätter sich aus dem Bund lösten und langsam zu Boden schwebten.

Meine Gesichtszüge entgleisten mir. Für einen kurzen Augenblick glaubte ich, mich verhört zu haben.
„Du hast meinen Bruder verkauft?"
Alles in mir wurde gefährlich ruhig. Wo war das warme Kribbeln in meinen Händen, wenn ich es gerade so sehr brauchte? Verflucht seien die Rilas! Ich würde ihn in einen Regenwurm verwandeln und an eines der Irrlichter verfüttern!

Ravn las mir meine Gedanken vom Gesicht ab, denn wenn überhaupt möglich, erblasste er noch mehr und ließ seine Buch-Waffe sinken, während er die andere Hand wieder beruhigend hob.
„Ich habe sie an der Nase herumgeführt. Ich hätte Lewi niemals zu ihr gebrach."

„Oh nein, das hättest du nicht", stimmte ich ihm zu und machte einen wohl kalkulierten Schritt auf ihn zu, „Hättest du es versucht, hätte ich dich in blaublütigen Eintopf verwandelt!"
Die letzten Worte brüllte ich ihm entgegen, ehe ich jegliche Selbstkontrolle verlor und auf ihn zu stürzte. Er wusste, wie wichtig mein Bruder für mich war. Und er hätte ihn trotzdem verkauft.

Ravn schaffte es gerade noch so, das Buch fallen zu lassen und meine fliegenden Fäuste an den Handgelenken abzufangen. Den Tritt mit dem Knie gegen seinen Oberschenkel steckte er kommentarlos weg und nutzte stattdessen meinen Schwung. In einer einzigen Bewegung wirbelte er mich herum und drückte mich zwischen zwei Fenster gegen die Wand, beide Hände links und rechts neben meinen Kopf gedrückt.

Ich wollte ihn beißen, nah genug war er dafür allemal, doch Ravn wich mir mit einer Kopfbewegung aus und stoppte jeden weiteren Versuch mit seinen steilen Falten auf der Stirn. Mein Atem wurde flacher.

Das Zwielicht der Bibliothek erhellte seine Haare zu bewegten Schatten, doch die Augen verloren jeglichen Schimmer. Als wäre er eine dunkle Kopie seiner selbst. Ausgehöhlt und zerbrochen. Es nahm mir den Wind aus den Segeln und für einen kurzen Moment erlaubte ich, ihn gewähren zu lassen. Irgendetwas in mir wollte, dass er sich rechtfertigte. Wollte, dass es für alles eine einfache und logische Erklärung gab, die mir all meine Probleme abnehmen würde.

Doch er war zu nah! Ich spürte die Hitze auf meiner Haut und sie benebelte meine Sinne.
Ich fasste kaum einen klaren Gedanken, um derlei Hoffnungen zu ersticken. Meine Brust hob und senkte sich hektisch, Überreste der brennenden Wut. Meine ganze Haut prickelte von seiner Nähe. Konnten eigentlich auch andere diese Anziehungskraft spüren, die es mir so schwer machte mich nicht in seine Arme zu werfen? Wenn ja, wie umging sie die?

Seine Arme waren hart und fest um mich. Die angespannten Muskeln streiften meinen Körper und jagten Hitzewellen durch meine Venen.
„Ich brauche deine Hilfe", erklärte er ebenfalls ein wenig atemlos. Immer wieder suchte er den Augenkontakt zu mir, den ich ihm nicht geben wollte. Es würde mich nur vergessen lassen, warum ich allen Grund hatte keinem einzigen seiner Worte zu glauben. Ich schluckte hart meine Gedanken herunter.

„Bitte", wiederholte er. Die Verzweiflung in seiner Stimme war greifbar.

Entschlossen schob ich mein Kinn vor und bemühte mich um einen herausfordernden Ausdruck.
„Dann lass es hell werden. Du weißt, dass in diesem Moment unschuldige Menschen um ihr Leben kämpfen- dein zukünftiges Volk!"

Es war, als hätte ich ein Messer in Ravns Bauch gestoßen und genüsslich umgedreht. So selten das auch vorkommen mochte, der Ziehsohn des Königs ließ zu, dass ich den vollen Schmerz meiner Worte in ihm sah.
„Ich kann nicht."

Ich wollte ihm nicht glauben. Er hatte mich belogen. Immer wieder, seitdem ich ihn kannte. Wie sah sein Gesicht überhaupt aus, wenn er die Wahrheit sagte? Doch er war entschlossen, mich zu überzeugen.
„Dort draußen ist auch meine Familie! Glaubst du ehrlich, ich will ihnen all das antun?" Er kam noch ein Stückchen näher, bis unsere Körper sich berührten.

Er sprach so vorsichtig und bedacht. Jedes Wort ausgesucht, als überbrächte er mir eine verschlüsselte Nachricht. Er war wirklich ein schlechter Lügner. Und ich war umso erbärmlicher, dass ich trotzdem auf ihn hereingefallen war.

Für einen kurzen Moment verlor er den Fokus und sein Blick fiel auf meine Lippen.

Aber hatte er auch damals im Dorf gelogen? Als er sich von seinem Bruder verabschiedete?
Zweifel flatterten in der entschiedenen Ablehnung auf.
„Du meinst die Frau und den kleinen Jungen in Miondir?"
Es war eines der wenigen Male gewesen, da ich Ravn unverschlossen und warm erlebt hatte.
Konnte man so eine Zuneigung überhaupt fälschen? Eine erfundene Familie erschien selbst mir weit hergeholt.

Und dann begriff ich endlich. Das Band von dem Theenan gesprochen hatte! Der König konnte ihn kontrollieren, wenn...
Ich brachte den Gedanken nicht ganz zu Ende. Der Ravn, den ich glaubte zu kennen, würde nachts kaum schlafen vor Selbstvorwürfen.
Und Ravn hatte nicht geschlafen, als ich ihn im Labyrinth getroffen hatte. Wenn ich ihn genauer betrachtete, sah er aus, als hätte er seit Wochen kein Bett mehr gesehen.
Meine Kehle wurde eng.
„Was tust du dir bloß selbst an?"

Einen Lidschlag kehrte unsere Verbindung zurück.
Kraftlos sank seine Stirn gegen meine. Die Hitze, die jeden Herzschlag von im weg pulsierte drohte meine Haut zu versengen, doch ich zuckte nicht weg. Dem Sog in seine Richtung endlich nachzugeben hatte etwas Erleichterndes. Als müsse ich nicht länger alleine stehen. Und für einen kurzen Moment ließ ich das tröstende Gefühl über mich hinweg schwappen, ohne darüber nachzudenken, was das mit meiner Würde machte.

Ravn verharrte einige Augenblicke lang so, unbewegt und vollkommen geschlagen. Er kämpfte mit sich selbst, ich spürte es durch seine Haut hindurch. Er brauchte mich genauso sehr, wie ich ihn gebraucht hatte.

Als er endlich fortfuhr, waren seine Lippen so nah an meiner Haut, dass ich erschauderte.

„Sie haben mich damals aufgenommen, als ich das erste Mal von hier fortgelaufen bin. Suan glaubte, meine Eltern hätten mich verstoßen wegen meiner Gabe. Ihre Schwester hatte deswegen einen Jungen in meinem Alter verloren, aber immer noch Kontakt zur Burg der Kinder." Es war kaum mehr als ein Flüstern, doch jedes einzelne Wort machte meine Beine schwerer.
So oft hatte ich mir gewünscht, dass er sich mir öffnen würde, doch jetzt da es so weit war, glaubte ich, es nicht zu ertragen.
Ich schluckte trocken und bedeutete ihm, dass er meine Hände loslassen durfte.

Mit einem Seufzen drückte Ravn sich von mir fort und lehnte sich neben mir gegen die Wand. Er wirkte geschlagen, vollkommen ohne seine Schutzwände. Die Jahre an diesem Ort hatten ihre Spuren auf seiner Seele hinterlassen.
Sie zu sehen, gab mir die Sicherheit, dass ich ihn zumindest zu Ende erzählen ließ.
„Aber der König hat dich gefunden."

Er nickte schwach, die Augen geschlossen, als ertrüge er es nicht, dass ich ihn so sah.
„Ein Jahr lang verbrachte ich auf der Burg, immer in Angst ich könne ihn zu ihren Toren führen. Aber stattdessen schickte Beanna mich auf eine Mission aus meinem Schutzloch heraus und direkt in seine Fänge."

Ganz behutsam streckte ich meine Finger nach seinen aus und drückte vorsichtig seine Hand. Ich konnte mir nicht ausmalen, was er durchgemacht hatte, doch ein kleiner Teil in mir verzieh ihm, wie sehr er mich betrogen hatte.

„Ich wollte dich nie hierherbringen. Aber er kann durch das Band des nächsten Thronerben komplette Kontrolle über mich ausüben. Meine Muskeln... mein Körper gehört nicht mehr mir selbst... Ich- Ich hatte die Wahl dich freiwillig zu bringen, oder er hätte dich geholt. Und ich bereue es jeden Tag."

Die Herzschläge verstrichen, einer nach dem anderen, ehe Ravn seine Lider hob und für einen kurzen Moment fixierten sie sich auf etwas, das sofort wieder verschwand, als ich in dieselbe Richtung sah.
Ohne mir die Gelegenheit der Nachfrage zu geben, drehte er sich ganz zu mir um. „Wenn es mich eines gelehrt hat", beschwor er mich, „dann, dass ich niemals ein guter König sein werde. Nicht, wenn jeder, um den ich mich kümmere, zu einer Figur in diesem Machtspiel wird. Es ist einfacher Kaelchon zu gehorchen."

Der Augenblick fiel in sich zusammen. Wirklich? Bei all dem Starrsinn und seinem überlegenen Getue war er zu diesem Schluss gekommen?
Nicht: Ich werde seinen Palast bei der nächsten Gelegenheit niederbrennen, bis nichts weiter steht als der schöne Springbrunnen im Garten?
Das war so untypisch für ih-... er hatte wieder mit mir gespielt! Mich absichtlich manipuliert, damit ich ihm verzieh!
Das würde ich ihn bereuen lassen.

Doch bevor ich meinen Plan in die Tat umsetzte, öffnete sich die Bibliothekstür und Theenan schob sich durch den kleinen Spalt ins grünliche Licht des Zimmers.
Für einen kurzen Moment blieb sein Blick an uns hängen, dann drehte er sich respektvoll weg und lief zu Rake hinüber, der wieder einmal versuchte in den eigenen Fuß zu beißen. Sollte ihm das je gelingen würde das Gebrüll sicher groß sein. Bis jetzt kugelte er jedoch unbescholten auf dem Boden herum.
„Ich hatte schon Angst ihr hättet euch gegenseitig umgebracht und ich müsste Rake alleine großziehen", ließ er uns wissen und hockte sich vor das Kleinkind.

Rake beendete sofort sein Spiel und streckte seine Arme in Richtung Theenan aus, die unmissverständliche Aufforderung, dass er auf den Arm wollte. Ein Schatten huschte über das Gesicht seines älteren Bruders, der seine Narbe erzittern ließ.

„Du kamst gerade rechtzeitig. Ich hätte jeden Moment einen weiteren Versuch gestartet", erwiderte ich trocken und begann die verstreuten Bücher vom Boden aufzulesen.

„Das habe ich gehört", brummte Ravn hinter mir, seine Mimik wieder genauso aufschlussreich wie Schriften in Galischen Zungen. Er hatte seine Barrikaden hochgezogen, bereit, jeden an eisigen Wänden abprallen zu lassen.

„Solltest du auch."

Theenan war aufgestanden und tauschte kurzerhand Rake gegen meine Bücher ein, sodass ich erneut das Kind tragen durfte. Obwohl sich der kleine Junge nach der Nähe seines Bruders verzehrte, vergaß Theenan nie, wer sich hinter dem stupsnasigen Gesicht wirklich verbarg. Und was passieren würde, wenn ich ihn erst zurückbrachte. Er mied das Kind wie die Gelb-Tresp-Krankheit.

„Ich habe kurz in der Küche Bescheid gesagt, dass wir in ein paar Stunden gerne unser Frühstück hier einnehmen würden", erklärte er seine Verspätung und steckte fachmännisch jedes Buch an seinen angestammten Platz zurück. Seine Bewegungen wirkten mechanisch, als achte er auf jede Handbewegung, bedacht darauf seine komplette Erscheinung zu kontrollieren.

In ein paar Stunden?", echote ich ungläubig, bemüht, Rake für den Moment aus meinen Haaren zu halten, „Was glaubst du wie lange wir brauchen, bis ich den Zauber rückgängig machen kann?"
Die Vorstellung wie es den Leuten außerhalb dieser Mauern gerade ging, drehte mir den Magen um.

Theenan zuckte unschlüssig mit den Achseln. „Abgesehen davon, dass mich brennend interessiert, wie du zu zwei Begabungen kommst, müssen wir herausfinden was für eine Fähigkeit das überhaupt ist."

Zielen schon mal nicht", kam es hinter mir von Ravn, der sich nach dem sechsten Buch bückte, das in der Tat in das komplett falsche Eck geflogen war. Hass machte eben blind.

„Wenn wir aufklären ob es sich tatsächlich um ein magisches Talent, einen Fluch oder etwas anderes handelt, wissen wir vielleicht auch, wie man es heraufbeschwört", überging mein einziger Verbündeter den Seitenhieb. Er ignorierte Ravn sowieso die meiste Zeit, wenn man ihn nur ließ. Eine wirklich schlüssige Einstellung, die ich mir auch abschauen sollte.

Doch für derartige Gedanken hatte ich bald kaum noch Zeit. Trotz aller Studie fanden wir nichts über Alterungszauber oder Doppelbegabungen. Alterungszauber traten eigentlich überhaupt nicht als magisches Talent auf, da sie zu stark mit alter Magie verknüpft waren. Es gab zwar durchaus Genträger, die den Alterungsprozess verlangsamten, doch keiner von ihnen drehte die Sanduhr wirklich zurück.
Damit blieb uns nichts anderes übrig, als fließend zu Schritt Zwei überzugehen.

Und mit fließend meine ich, dass Ravn überhaupt nicht erläuterte, dass mein aufbrausendes Temperament den Fluch aus dem Versteck reizen würde. Stattdessen hörte er nie auf, mich wegen jedem meiner kleinen Fehler zu kritisieren, als wäre es ganz persönlich meine Schuld, dass meine und seine Familie gerade in Lebensgefahr schwebten.

„Du strengst dich nicht genug an. Du hast dich viel zu sehr daran gewöhnt, dass dir jeder hilft, nur weil du kein Talent hast!" Seine Finger massierten die Stirn. Er lehnte an einem Regal, die Beine vor sich überkreuzt. Er hatte sich in der letzten halben Stunde bestimmt nicht viel bewegt.

Mein Kopf fuhr zu ihm herum, egal wie viel Mühe Theenan sich gab meine Konzentration bei sich zu behalten. Er war wirklich ein ausgesprochen geduldiger Trainer, doch die anhaltenden Fehlschläge hatten ihm ebenfalls den Appetit auf unser Frühstück verdorben. Oder vielleicht war es die Vorstellung, dass es mir doch gelingen würde.
Meine Frustgrenze war auf jeden Fall schon seit Stunden überschritten und ich wäre mehr als bereit mich mit einer Prügelei abzulenken.

„Ich habe mein halbes Leben nichts als schneidende Kommentare dafür eingesteckt, dass ich kein Talent habe! Von meinem eigenen Bruder! Erklär du mir, wie ich mich daran gewöhnt habe!"

„Und wieder sind wir zurück beim Streiten", stöhnte Theenan hinter mir in seine Faust hinein. Ravns und meine anhaltenden Auseinandersetzungen waren kurz davor ihn aus dem Raum zu treiben. Stattdessen lief zu dem kleinen Beistelltisch hinüber und untersuchte die Schüssel Früchte.

Ravn zuckte mit den Schultern, Gleichgültigkeit in seinen Augen.
„Muss ja wirklich schrecklich gewesen sein, wenn es dich nie ausreichend gereizt hat dein Talent zu zeigen."

Da war er wieder. Der unzähmbare Wunsch, ihn doch noch umzubringen.
Er bettelte ja förmlich danach. Theenan würde gar nicht schnell genug eingreifen können, wenn ich ihn aus einem der bodentiefen Fenster stoßen würde. Verloren war der verwundbare Junge, den ich vor einigen Stunden zum ersten Mal kennen gelernt hatte und der meine Vergebung verdient hätte. Es war, als würden sich die vergangenen Tage und Neuigkeiten in meinem Kopf stapeln und die Gedanken den Weg versperren.

Mit einem tiefen Atemzug, der eigentlich meine Nerven beruhigen sollte, machte ich auf dem Absatz kehrt und hob Rake von seinem Platz zwischen drei zerrupften Büchern hoch. Ich würde ihn ganz bestimmt nicht mit diesen zwei Idioten alleine lassen. Es stand so viel auf dem Spiel, aber ich konnte es nicht ändern. Ich wusste nicht wie.
Und so stapfte ich mit ihm auf dem Arm aus der Bibliothek heraus, direkt an Theenan vorbei, der mir verwirrt hinterherblickte.

Das dumpfe Zufallen der Flügeltüren in meinem Rücken fegte auch den Zorn aus meinen Gedanken. Kurz stand ich unschlüssig davor, nicht wissend wohin ich wirklich wollte. Ich brauchte Ruhe, um über die letzten Ereignisse nachzudenken. In meinem eigenen Zimmer fürchtete ich beinahe, dass Glorya doch auf mich warten würde, trotzdem viel andere Orte kannte ich nicht.
Außer Marijans Schlafzimmer.

Stattdessen trugen meine Füße mich von ganz alleine den Weg zurück, den Theenan und ich mitten in der Nacht hierhergekommen waren. Ich hatte tatsächlich das Gefühl gehabt, dass es endlich bergauf ging.
„Wärst du nicht erschienen, ich wäre schon lange außerhalb dieser beengenden Mauern", erklärte ich dem Kleinkind auf meinem Arm, der sich ungerührt den Daumen in den Mund steckte.
Natürlich interessierte ihn das alles nicht. Für ihn waren das Probleme, die viel zu weit in der Zukunft lagen.

„Und Ravn hätte meinetwegen sein Glitzerwasser ausgetrunken, um seine Kräfte zu verdreifachen, er hätte mich nie ..." Die Worte erstarben, als mein Verstand zum zweiten Mal seine Funktionalität unter Beweis stellte. Das Wasser!

Am liebsten hätte ich mir eine Hand vor die Stirn geschlagen, doch ich brauchte beide Arme, um Rake zu halten. Es war nicht mein Temperament gewesen, dass den Teich und Rake verwandelt hatte. Es war vielmehr der Tropfen, der das Branntweinfass hatte platzen lassen.
Mein Talent stammte aus diesem verdammten See und seiner Elfenmagie!

Energisch verstärkte ich den Griff um das Kleinkind und beschleunigte meine Schritte. Ich wusste ganz genau, was ich zu tun hatte! Und es wurde Zeit jedem hier zu zeigen, wozu ich eigentlich fähig war!

✥✥✥

"Voted und ich bade euch ebenfalls im Glitzerwasser! Gemeinsam werden wir den König büßen lassen!"- Lya (sehr entschlossen an irgendwem für irgendwas Rache zu nehmen)

Heyho Partypeople!
Wir sind offiziell wieder in unserem regelmäßigen Rhythmus drinnen. 
Endlich mal wieder ein Lya- Kapitel. Ich hatte das Gefühl sie hat sich schon Ewigkeiten nicht mehr richtig mit Ravn gestritten :D
Auch wenn sie ein wenig mehr von ihm zu sehen bekommen hat, als sie bereit für war. 
(Im übertragenen Sinne, ihr Perverslinge!!)

Ansonsten ist wie immer alles beim Alten. Theenan kann nicht mit Kindern, Rake versteht nicht um was es geht und Ravn hat so viel Mitgefühl wie eine Haushaltsschere. 

Dieses Kapitel entstand übrigens in freundlicher Kooperation mit TJ, der gerade neben mir schnarcht und zur Abwechslung mal nicht dauernd seine Pfote auf die Tastatur haut. 
Finger fangen. Das coolste Spiel überhaupt!

Stay awesome und wie immer, 

xoxo

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