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4- "Für die Dramatik."

"[...] Kommen Sie und vertreiben Sie die Sorgen des Alltags mit unseren an Magie grenzenden Vorstellungen! All unsere Künstler sind Menschen, aber was sie vollbringen scheint schier unmöglich! [...]"

- Werbezettel für den Wunschzirkus in der Stadt von Belhem, ummindestens ein Jahr veraltet

 ✥✥✥ 

          Ich stand auf der Falltür und kniff die Augen zusammen. Unter mir rauschte das unübersichtliche Wuseln der Leute, verstärkt durch die hohe Decke.
Es spiegelte meine eigenen aufgewühlten Gefühle, die von der Tatsache in den Hintergrund gerückt werden sollten, dass ich jeden Moment mindestens zehn Schritte in eine Menschenmenge fallen würde.

„Bist du bereit?" Iza Nacats Stimme hatte einen dumpfen Hall.

Unter mir war der Raum mit der Trainingsbühne berstend voll. Es herrschte ein derartiges Durcheinander, dass ich ihn, Calean und Sebassi im ersten Moment nicht fand.

Direkt unter meiner Nase sprintete ein Junge vorbei, der in seiner Bewegung Nachbilder in der Luft hinterließ. Er wurde verfolgt von einem riesigen Dachs, der sich mitten im Sprung in einen anderen Jungen verwandelte und seinen Vorgänger umwarf. Sie waren kaum mehr als Kinder.

Ich sah Tänzerinnen, muskelbepackte Typen mit dutzenden Messern an einem Gürtel, einen Feuerbändiger, zwei Frauen, die in ihrem Blickduell zu schwitzen begannen und auf der Bühne explodierte in stetigem Rhythmus ein Luftball.

Niemand von ihnen wusste, in welche Gefahr ich sie brachte. Nicht, weil mir ihr Leben egal war. Calean dieses Mal kein Recht mir Vorwürfe zu machen. Ich hatte Mr. Nacat von den Gefahren meiner Gabe in Kenntnis gesetzt.

Ihm war ihre Sicherheit egal.

Eine kleine Lücke tat sich unter mir auf. Wie eine Atempause, bevor man wieder unter Wasser tauchte.
Besser würde es nicht werden.
Mit einem Nicken bedeutete ich dem Zirkusdirektor, den Hebel zu betätigen.

Der hölzerne Turm knarzte, als erwache er zum Leben, dann klappte die Falltür unter mir fort.
Der Schreck schlug mir kurzzeitig die Luft aus der Lunge. Alles um mich herum rauschte, verschwamm und verzog sich.

Ich hatte nur den Bruchteil eines Herzschlages, um meine Konzentration auf den Boden zu lenken. Alle meine Sinne auf ein Ziel zu konzentrieren und -...

Der Dachsjunge stand zu nah. Er lief rückwärts, sich mit seinem Freund unterhaltend. Ich hörte sein Lachen, als meine Kräfte eingriffen.

Ich versuchte, meinen Radius zu minimieren, hoffend, dass Nacats Spritze nicht nur ihre Stärke beeinflusst hatte. Mit einem widerlichen Krachen schlug ich auf und riss mich reflexartig zurück in die Luft. Ich schleuderte und trudelte, ohne ein Gefühl für Oben oder Unten.

Jemand rief meinen Namen, doch ich hatte mich durch den halben Raum katapultiert und warf mit meinem Schwung eine Reihe Spiegel um, die klirrend um mich herum zersprangen. Scherben und Gerüste prasselten zu Boden wie Hagelkörner.
Im Hintergrund schrie eine Frau und mehrere unschöne Flüche drangen an meine ringenden Ohren, während ich verzweifelt nach Atem rang.

Was bei den gnädigen Göttinnen hatte er mir angetan?
Meine Brust brannte, mein Kopf pulsierte und meine Muskeln ließen nicht mehr locker.
Ich wollte mich bewegen, aber ein stechender Schmerz in meinem Oberarm und das Gefühl von warmer Flüssigkeit auf der Haut stoppten mich prompt. War jemand verletzt?

„Was bei allen Todessängerinnen war das denn bitte?" Es war Sebassi, der mich am Kragen aus dem Scherbenhaufen zog und wieder auf die Füße stellte. „Hast du den Fußboden nicht näherkommen sehen oder-..." Er wollte mir eine Hand reichen, doch ich griff zielsicher zu kurz und stolperte gegen ihn.

„Es ist das verfluchte Auge", kommentierte Iza Nacat aus dem Hintergrund, besorgt an seinem Hinterkopf kratzend, „Ihr fehlt jedes Gefühl für Abstände."

„Der Dachsjunge-... ich wollte ihn nicht zerfetzten", versuchte ich, mich zu rechtfertigen. Mit langen Fingern griff ich nach der Scherbe und zog sie aus meinem Oberarm. Es brannte wie Rila-Branntwein, aber jede Bewegung machte es schlimmer. Zumindest sah niemand sonst verletzt aus.

„Und das hast du nicht. Nichts außer dir hat den Boden verlassen", lobte der Direktor, „Wenn du das hinbekommst, ohne dir jeden Knochen zu brechen, währe es reif für die Tribüne."

Wir hatten Nacat gefragt, wann die nächste Vorstellung wäre. Doch er hatte nur den Kopf geschüttelt.
‚Es fehlen mir die richtigen Darsteller', hatte er erwidert und ich konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass er von einem Nebelflüsterer sprach.

Ich machte einen Sport daraus, nicht in Caleans Richtung zu schauen.
Ich nahm nicht das Risiko für andere unbedacht hin.

„Versuch es noch einmal." Iza Nacat deutete auf den wackeligen Turm, der vor meinen Augen zu wachsen schien. „Aber dieses Mal, brems' lieber zu früh, als zu spät."

Neben ihm öffnete Calean den Mund.
„Das ist zu gefährlich. Für alle Anwesenden."

Doch ich versah ihn nur mit einem kühlen Blick. Ja, es war kindisch. Und ja, ich war immer noch beleidigt.
„Entscheide für dich selbst. Nicht für andere." Und mit neu gewonnener Würde machte ich auf dem Absatz kehrt und humpelte auf die Leiter zu, die mich wieder nach oben brachte.

War ich bereit? Ganz bestimmt nicht. Meine Hände schwitzten, obwohl es hier oben erstaunlich kühl war. Mein Herz hämmerte so stark gegen meinen Brustkorb, dass ich glaubte, es würde bald Schaden anrichten, den selbst der Zirkusdirektor nicht heilen konnte.

Ich erreichte die Plattform und probierte, meine Atmung zu beruhigen. Vergeblich. Alles in mir schrie danach von dieser Falltür zu treten, den hölzernen Turm herunter zu klettern und mich in meiner Zelle zusammen zu rollen, in der das Schweigen langsam eine eigene Folter geworden war.

Unwillkürlich driftete mein Blick zu Calean, der mit verschränkten Armen zu mir hoch starrte. Ruckartig riss ich mich wieder von ihm los. Blaue Flecken zeichneten seiner Haut wie der gewalttätige Nachklang unserer letzten Auseinandersetzung. Ich hatte ihn nicht angreifen wollen. Ganz gleich wie sehr er mir unter die Haut ging, er hatte die blauen Flecken nicht verdient, die sich wie Farbkleckse über jeden sichtbaren Hautbereich zogen. Wenn ich noch mit ihm beleidigt war, dann weil mir die richtigen Worte fehlten, um es wieder gut zu machen. Doch jedes Mal, wenn ich sie sah, erinnerte ich mich an seine Worte und alles um mich herum verließ die Sicherheit des Bodens. Garcy. Ich tat das hier für Garcy.

„Antwortest du mir nicht mehr?" Ich hatte die Frage des Zirkus Direktors nicht gehört. „Auf dein Zeichen!" Er legte die Finger um den Hebel unter mir.

Wann war es so still geworden? Meine Kehle wurde trocken, während der Puls in meinen Ohren und der Verletzung im Arm hämmerte. Ich wollte nicht aufgeben. Nicht nach nur einem Versuch. Und nicht wenn Calean dabei zusah.
Nichts wert hatte er gesagt. Ich wollte ihm das Gegenteil beweisen. Eine Drei von Zehn hatte Maze gesagt. Zu nett, waren Amilas und Elayns Worte gewesen. Entbehrlich aus Sir Kenriks Augen.

Aber unter mir verschwamm der Boden. Tanzte vor und zurück, als wären meine Kräfte außer Kontrolle.
Ich hatte vorhin Glück gehabt. Sehr viel Glück.
Ein zitternder Atemzug nach dem anderen. Ich wollte es ihnen allen so gerne beweisen, aber...
„Ich kann nicht." Ich erstickte an den Worten, denn in ihren klangen die Stimmen aller anderen wieder.

„Natürlich kannst du. Ich habe deine Kräfte vervielfacht", rief Iza Nacat zu mir hoch, „Glaube einfach an dich!"

Seine Worte lockte die widerliche Stimme des Selbsthasses an die Oberfläche. Es war eben nicht einfach! Und es lag auch nicht nur an meinen Kräften.
„Nein, kann ich nicht, weil im Gegensatz zu allen anderen, habe ich mich einen großen Teil meines Lebens versteckt. Vor dem König und vor jeder Möglichkeit, die mich vielleicht hätte... hätte..." Ich kam ins Stocken. Die Worte waren da, doch es fühlte sich an, als würde ich ihnen eine bisher unsichtbare Wunde zeigen, die sie gegen mich verwenden würden. ...gut genug gemacht. Ich hätte lernen können, gut genug zu sein.

„Was ist los, Gwinn?" Unten trat Calean vor den Zirkusdirektor. Er gab sich Mühe, nicht die Reste unseres Streits im Gesicht zu tragen, doch er kontrollierte seine Stimme mehr als sonst.
„Ich habe schon viel aus deinem Mund gehört, aber niemals den Satz: Ich kann das nicht."

Weil ich mir von keinem jemals sagen lassen wollte, dass ich etwas nicht schaffen konnte. Aber das hier war anders.
„Ich kann sie nicht kontrollieren", ich sprach kaum laut genug, dass er mich hörte, aber er kam trotzdem näher, „Sie waren auch noch nie so stark. Ich werde... ich kann nicht... ich..." Das Gewicht meiner Angst hallte durch den Raum und zog mich in die Knie.

Einen gemurmelten Fluch ausstoßend, lief Calean zu der Leiter.
Was machte er da? Calean hatte - seinem Spitznamen zum Trotz - Höhenangst. Mir was es in unseren Zellen in der Arena aufgefallen.

Sein Klettern ließ den Turm schwanken und zittern, doch als er endlich oben war, vergaß ich prompt jede Sorge, die ich eben noch gehabt hatte.
Calean hatte die Augen fest zusammengekniffen, um nicht den Abgrund zu sehen, auf einer Plattform, die kaum groß genug für uns beide war. Die Farbe floh aus seinem Gesicht und die Finger bebten unkontrolliert, als er sie nach mir aussteckte.
„Wo ist das Mädchen, das es für Maze mit den Vogelfängern aufgenommen hat? Oder mich auf einem uneingerittenen Pferd verfolgt hat?", brachte er gerade noch so heraus.

Ich griff seine Hand, bevor er blind irgendwo hinunter wanderte. Er hatte Angst. Tiefgreifende Angst. Aber er hatte mich meine Sorgen nicht durch die ganze Halle schreien lassen wollen.

Er hielt sich an mir fest, während unsere Bewegungslosigkeit den Turm zur Ruhe kommen ließ. Die Augen öffnete er nicht.

Seine Nähe beruhigte meine Atmung.
„Ich bin nicht wie ihr, Calean. Ich habe nie gelernt, meine Kräfte zu kontrollieren. Ich könnte jemanden ernsthaft verletzten."

„Wer hat dir erzählt, dass es etwas Gutes wäre wie wir zu sein? Die Jahre, die du dich versteckt hast, haben dich nicht zurückgeworfen. Du hast das für deine Schwester getan", er holte tief Luft, „In meinen Augen macht dich das besser als jeden, den ich aus Primwood Hall kenne."

Ich schluckte gegen die Wüste in meinem Mund an.
„Und du magst mich noch nicht einmal", gab ich mit einem Lächeln zurück, das überdecken sollte, wie sehr mich seine Ernsthaftigkeit berührte. Wie gerne ich ihn dafür umarmen wollte, aber es nicht tat, weil er das hasste.

„Nein", er schüttelte sich, als würde ihm die Vorstellung eine Gänsehaut bereiten, „Du redest zu viel, bist zu nett und vertraust jedem zu schnell. Aber du bist immer noch besser als die anderen."

Mein Lächeln breitete sich aus. Gleich würde ich ihn doch umarmen.

Gerade als Calean ein Auge aufzwang, klappte unter uns die Falltür weg.

Er schrie.

Ich schrie.

Mir blieb keine Zeit, mich nach den Umstehenden umzusehen. Ich entließ die Gesetzte der Natur in einer schmalen Säule um uns herum, was sich ähnlich anfühlte, als versuche man stückweise ein Seil loszulassen, an dessen anderen Ende zwanzig Mann zogen. Aber ich stoppte sie rechtzeitig und senkte uns langsam zu Boden.

Dort fiel Calean in ein japsendes Häufchen in sich zusammen und ich fuhr außer mir vor Wut zu dem Zirkusdirektor herum, der unschuldig an dem Hebel lehnte.

„WIE...", ich stockte.

Hinter Iza Nacat befanden sich vier Lichtschächte in der Wand. Sie führten bis hinunter zu unseren Zellen und öffneten sich mit einer Gitteröffnung zu der unterirdischen Halle hier.
Eines dieser Gitter war zur Seite geschoben worden und ein Mädchen mit blonden Zöpfchen hockte auf dem Boden und starrte zu mir herüber.

Der Zirkusdirektor bemerkte meinen Blick und drehte sich ebenfalls um. Wenn ihn der Anblick des Kindes überraschte, dann ließ er das nicht durchblicken. Im Gegenteil.
„Sebassi! Eines der Straßenkinder hat es wieder hier runter geschafft."

Straßenkinder? Ich machte einen Schritt auf das Mädchen zu. Sie war in Lumpen gekleidet und Dreck verklebt, sodass die Farbe des Stoffs nicht mehr erkennbar war.

Was hatte sie gesehen? Selbst wenn es vorerst keine Auftritte mehr gab- jeder Akt in der Vorstellung war sorgfältig darauf geplant, dass man ihn mit einfachen Techniken logisch und ohne Magie erklären konnte. Wenn Gerüchte aufkamen, dass dem nicht so war, würden morgen früh die Reiter des Königs bei uns klopfen.

Sebassi schlurfte von dem Scherbenhaufen meiner ersten Bruchlandung herüber und beäugte das Kind desinteressiert.
„Wir haben keine Amnesie-Tropfen mehr", erriet er, was sein Chef als Nächstes fordern würde.

„Dann verdünn die D5-Formel aus der Spritze mit den F2- Tropfen. Das sollte den gleichen Effekt haben", wies Iza Nacat ihn mit einer nachlässigen Handbewegung an.

Ich stockte. Waren Alchemistentränke nicht fürchterlich kompliziert und erforderten jahrelange Ausbildung und Fachwissen?
Ich kniff die Augen zusammen und die Antwort wurde sichtbar. Scharf zog ich die Luft ein.
„Sie kaufen die Formeln nicht von irgendeinem Alchemisten." Mit einer schwungvollen Drehung machte ich kehrt und marschierte auf ihn zu.
„Sie sind der Alchemist, der all diese Tinkturen zusammen mischt!"

Hinter ihm rappelte Calean sich auf und wankte zu dem Mädchen hinüber, das sich fasziniert im Raum umsah, als wäre es selbstverständlich, dass sie hier war. Ich vermutete einmal stark, dass sie schon öfter hier gewesen war und sich ihr Unterbewusstsein erinnerte. Hier lauerte keine Gefahr, auch wenn sie instinktiv vor dem großen braunhaarigen Kerl zurückwich, der ihr Eintrittsfenster studierte.

Iza Nacat musterte mich mit einer Mischung aus unterhaltener Bewunderung, als hätte ich einen neuen Trick gezeigt, auf den er nicht gekommen wäre.
„Ich bin sogar mehr als das." Das selbstgefällige Grinsen ließ sein Gesicht deutlich jünger aussehen. Mit verschränkten Armen zwinkerte er mir zu, eine Herausforderung auch das letzte Stück des Bildes zu begreifen.

Und ich war bereit, es ihm zu geben.
„Sie sind der Wunschdompteur. Der Mann, der die Vogelfänger mit ihren Tränken versorgt hat."
Dieser Idiot hatte mich mein linkes Auge gekostet!

  ✥✥✥ 

"Jedes Sternchen klopft Calean einmal auf die Schulter, weil er so mutig den Turm hochgeklettert ist." - Gwinn, klopft Calean auch ein paar Mal auf die Schulter. Vor allem auf die blauen Flecken :D

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