Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

4- "Bitte."

✥✥✥ 

 Neben mir fuhr Calean herum, als hätte ihm jemand Eis in den Nacken gekippt. Hinter uns- dort wo ich noch wenige Sekunden vorher hingestarrt hatte- entzündeten sich gleichzeitig mehrere Kerzen und erhellten den Zirkusdirektor, als wäre all das Teil einer geprobten Darbietung. 

Er stand am Fuß des Turms, von dem er mich heute Mittag hatte herunterfallen lassen und lehnte an dem Hebel.

Ganz oben, kaum mehr als ein dunkler Fleck vor der Decke, stand das Straßenmädchen auf der Falltür.

Oh nein.
Mir war der Turm vorher nicht so hoch vorgekommen. Regungslos wartete ihre kleine Gestalt in der Höhe, als wäre sie selbst zu einer Puppe geworden, deren Fäden mit dem Hebel links von Iza Nacat in Bewegung gesetzt wurden.

Ich schluckte gegen die Dürre in meiner Kehle an. Bitte, bitte nicht.
„Was haben Sie vor?"

Neben mir spannte Calean jeden Muskel an, als wäre das die einzige Möglichkeit die überkochenden Emotionen in seinem Körper zu halten. Ich widerstand dem Bedürfnis, seine Hand zu nehmen, und starrte stattdessen den Zirkusdirektor an.
Ich würde hier raus kommen. Egal, was er sich ausgedacht hatte- ich würde meine Schwester wieder in die Arme schließen.

„Sie ist freiwillig geklettert. Einer meiner Tränke macht sie offen für Vorschläge", erwiderte Mr. Nacat mit einem Lächeln. Er stand so entspannt in seinem Frack vor dem Turm, als wisse er genau, wie diese Szene ausgehen würde.

Ich wrang meine Finger. Das konnte er nicht machen. Er hatte das Mädchen dutzende Male zuvor gehen lassen. Ich hatte es in ihren Augen gesehen. Sie hatte keine Angst vor ihm gehabt, weil es nichts zu fürchten gab.
„Sie missbrauchen ihr Vertrauen."

„Und? Einen Schritt auf den Lichtschacht zu und wir testen, ob nicht doch ein Funke Magie in dem Mädchen steckt."

Das würde er nicht tun.
„Sie hat ihnen nichts getan."

Neben mir versteifte Calean sich.

Mr. Nacat blieb ungerührt.
„Wahr. Aber sie bedeutet mir auch nichts. Ein gewöhnlicher Mensch, der irgendwann zu einem Monster heranwachsen wird. Bist du bereit ein Monster zu retten, Gwinn?"

Es gab keine Monster. Aber er war dabei eines zu erschaffen. Sie musste fürchterliche Angst dort oben haben. Aber ich konnte sie retten. Wenn ich schnell genu war.
Es war ein gefährliches Spiel. Zu gefährlich. Aber in meinem Hinterkopf bettelte Garcy nach ihrer Schwester.
„Ich glaube nicht an Monster. Nicht einmal, dass Sie eines sind. Calean, klettere vor."

Calean fuhr zu mir herum, der Ausdruck absoluten Unglaubens auf seine Miene gepinselt. Angst um das kleine Mädchen kämpfte darin mit der unnachgiebigen Wut, die er jeden Tag in sich trug wie einen Schild. Er hätte anders entschieden, aber wusste er nicht, wozu ich inzwischen fähig war? Ich konnte sie retten. Ich konnte uns alle retten.

Wie zu erwarten reagierte Mr. Nacat sofort. Wir hatten keinen weiteren Atemzug getan, da hatte er den Hebel umgelegt und ließ das Kind in die Tiefe stürzen.

Blut rauschte durch meine Ohren.
Reflexartig sprintete ich nach vorne, aus Angst der Radius meiner Kraft würde nicht reichen, doch meine Sorge war umsonst. Leicht wie ein Blatt im Herbst schwebte das Mädchen zu Boden, der Blick glasig und leer. Sie bemerkte nichts von all dem, was um sie herum vor sich ging. Ihre Körperteile trieben kraftlos wie in Wasser.

Im Augenwinkel sah ich, dass der Zirkusdirektor sich bewegte. Es reichte, um meine Aufmerksamkeit für den Bruchteil eines Herzschlags zu teilen.

Hinter dem Hebel holte er etwas hervor, was ich erst auf den zweiten Blick als eine Armbrust erkannte.
Das Mädchen schwebte immer noch, als er die Armbrust spannte.

Und das Mädchen schwebte immer noch, als er sie anlegte und zielte.

Das Mädchen schwebte immer noch, als sich er Bolzen löste und in scheinbar unendlich langsamen Geschwindigkeit an mir vorbei zog. Ich hörte das Flüstern der Schaftfedern. Drehte mich, um sein Ziel zu finden.

Calean stand, wie erfroren, die Augen auf das Kind in der Luft gerichtet.

Mir blieb keine Zeit. Wie eine Explosion sandte ich eine neue Welle meines Kraftfeldes aus. Ich jagte es dem Bolzen hinterher und-...

Ein gellender Schrei zerriss die Luft um uns herum. Der Bolzen wurde von meiner Kraft ergriffen und fiel klappernd zu Boden. Dicht gefolgt von dem dumpfen Laut eines aufschlagenden Körpers.

Oder das, was davon übrig war.

Ihr Kleid war zerfetzt. Die Haut entblößte blankes Fleisch und zerrissene Muskeln. Meine Kraftwelle, die wie durch ein Wunder über Calean und Nacat hinweg gerauscht war, hatte sie ungebremst getroffen.

„Nein, nein, nein nein...." Ich fiel neben ihr auf die Knie, die Hände ausgestreckt, aber nicht sicher, auf welche Wunde ich sie pressen sollt. Sie erzitterte unter der Berührung, aber es war zu spät.

Iza Nacat stand, mit einer Armbrust in den Händen, vor dem Turm, ruhig atmend. Er bebte nicht. Bebte nicht unter der Kraft, mit der er sich an die Waffe klammerte.
„Hast du nicht die Stimmen in den Lagerräumen gehört. Sie wollten euch warnen", sagte er, aber es blieb unbestimmt, mit wem er sprach, „Ihr dürft gehen. Der Weg steht euch frei. Aber jeden Tag, den ihr fort seid, wird ein weiteres Kind erschossen."

In meinen Armen tat das Mädchen seinen letzten Atemzug.
„Wir sind alle Monster, Gwinn. Die Frage ist nur, wer wen zuerst tötet."
Und damit ließ er die Armbrust fallen und ging zur Tür.

Ich hatte nicht bemerkt, wann ich angefangen hatte zu weinen. Aber jetzt hallte jeder seine Schritte wie ein Faustschlag durch meinen Körper, der mich kraftlos am Boden zurückließ. Ich hatte es schon wieder getan. Sie war ein Kind. Einfach nur ein Kind. Sie hätte Garcy sein können.
Eisige Kälte griff nach mir und fraß sich in meine Adern.
„Sie wird Sie in Ihren Träumen heimsuchen."

Ich hatte Nacat nicht direkt angesprochen, er blieb trotzdem in der Tür stehen.
„Dort ist sie in bester Gesellschaft."

✥✥✥

Moos hatte seine grünen Krallen in das poröse Gestein unserer Zellen geschlagen. Ich stellte mir vor, wie es auch über mich wuchern würde, während ich hier unten saß.
Das Geräusch- ich bekam es nicht aus meinem Kopf. Der hastige Atem des Bolzens, ehe ich den Kopf verlor. Ich hatte sie getötet.
„Es hätte mein Körper sein sollen, den sie in die Gasse geworfen haben."

Calean antwortete nicht. Er war stumm, seitdem wir Sebassi und zwei andere Männer verfolgt hatten, um zu sehen, wohin sie den winzigen Leichnam brachten. Nicht einmal ein Grab hatte sie bekommen.

Ich blinzelte einzelne Nachzügler-Tränen aus meinem Augenwinkel und drehte den Kopf zu einem Zellennachbarn um. Er sah schrecklich aus. Die blauen Flecken meines Angriffs verfärbten sich hässlich. Wann war alles den Bach herunter gegangen? Wann war ich zu einer Katastrophe geworden?

„Bitte, rede mit mir Calean", flehte ich in die Stille hinein. Ich konnte nicht mit meinen eigenen Gedanken alleine bleiben. Sie fraßen mich, schnitten durch mein Fleisch und bluteten mich aus.

„Es gibt nichts, was ich zu sagen habe." Er sah nicht mal in meine Richtung. Stoisch hatte er die Arme vor seinem Oberkörper verschränkt und die Beine gekreuzt. Eine Burg unter Belagerung.

„Bitte." Auf allen vieren krabbelte ich durch den Dreck näher an die Gitterstäbe heran, die seine Zelle von meiner trennten. Es war offensichtlich, dass er mir ebenfalls die Schuld gab, aber er war mein einziger Vertrauter an diesem Ort. Egal, was ich sonst zu ihm sagte, ich wollte nicht ohne ihn weiter machen.

Schweigen.

Es machte mir das Atmen schwer und das Geräusch des Bolzens immer lauter. Ich starrte ihn von der Seite an, doch er bewegte sich nicht.

Bitte, Calean." Ich fiel auf meine Hacken zurück, beide Hände an meiner Seite. Ich konnte das nicht schon wieder alleine durchstehen. Das letzte Mal hatte mich Jahre gekostet.

Nur sehr widerwillig drehte er den Kopf und ich kassierte eine volle Breitseite, der kalten Flammen in seinen grauen Augen.
„Du hättest sie retten müssen. Du hattest die Möglichkeit dazu."

Seine Worte trafen mich tiefer, als ich erwartet hätte, doch der Schmerz lockte mich aus meinem Loch.
„Und dich sterben lassen?"

Meine Rechtfertigung machte ihn noch wütender.
„Dann wäre es eben so gewesen! Mein Leben ist nicht mehr wert, wegen eines blöden Gen-Defekts! Du hattest sie in der Hand und hast sie getötet, um... um..." Mühsam entknotete er Arme und Beine.

„Ich hab nicht darüber nachgedacht, wessen Leben wichtiger wäre!" Gemeinsam standen wir beide auf, um einander auf Augenhöhe entgegenzutreten. Ich hatte nicht einmal die Zeit dafür gehabt!

„Nein. Du hast mich gesehen und sie vergessen. Aber wenn sie dir wichtiger gewesen wäre, wäre das nicht passiert."
Der Zorn hinter seinen Worten vereiste die Luft. „Und wenn du gelernt hättest, deine Kräfte zu nutzen, hättest du uns beide retten können."

Ich trat rückwärts einen Schritt von den Gitterstäben weg. Er hatte recht und unrecht gleichzeitig. Er war mir wichtiger gewesen. Aber nicht wegen irgendeines Gen-Defekts.
Das konnte ich ihm aber nicht sagen. Stattdessen fielen mir die Worte einfach aus dem Mund.
„Dann bin ich wahrscheinlich das Monster, das du beschreibst. Genau, wie der König die Genträger beschrieben hat. Aber sage mir eins Calean: Wenn wir alle so widerwärtig sind, warum bist du in Primwood Hall geblieben?"

Es war wie ein Messerstich in ein Wespennest. Jede Reue in ihm schmolz zu einer schwarzen Pfütze ungebremster Wut zusammen, die selbst seine sonstige Verschlossenheit nicht bändigen konnte.
„Weil das der letzte Ort war, an dem ich noch eine Familie hatte!"

Ich schloss meinen Mund, unfähig ihm zu folgen.

Die Hände zu seinem Gesicht bringend, drehte er sich von mir weg, aber die Worte ließen sich nicht stoppen. Ich hatte ein Loch in ein berstendes Fass geschlagen.
„Oh du hättest Sir Kenriks Gesicht sehen sollen, als er damals erkannte, welches Potential in Hillow steckte. Magie, so kräftig, dass die Rebellen ihn den ganzen Winter mit Lebensmittel versorgten. Gerade wertvoll genug, dass er ihren unscheinbaren kleinen Bruder im Stall schlafen ließ. Aber Suan... Sie konnte ihm nichts bieten. Er fand für sie eine andere Familie und verbot mir, sie zu besuchen. Sie erinnert sich nicht einmal mehr an mich."

Mein Mund fiel auf, als hätte er mir einen Felsbrocken vor die Füße geworfen. Ich streckte meine Hand nach ihm aus, doch er war zu weit entfernt.
„Er hat dich von deinen Schwestern getrennt." Jedes Wort füllte sich mit Horror. Garcy und mir hatten sie dasselbe antun wollen, doch Calean hatte eingegriffen.

Er nahm sich einen kurzen Moment, ehe er antwortete. Und als er es tat, war seine Stimme wieder fest und ruhig.
„Sie waren alles, was ich hatte. Selbst wenn ich hier rauskomme, werde ich sie nie wieder vereinen können, weil die Rebellen keine Menschen in ihren Reihen dulden. Der König hat vielleicht meine Eltern auf dem Gewissen, aber die Genträger haben mir meine Familie genommen."

Und ich traute mich nicht, im zu sagen, dass ich meine Mutter in einemähnlichen Unfall ermordet hatte. 

✥✥✥

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro