25 - neue Nachbarn
Ein Glück, dass ich noch ein Kapitel vorgeschrieben habe ☺️ Viel Spaß beim lesen!
Nach langem hin und her und reichlich Anschiss von Dad, warum wir das Haus verlassen hatten, wurden die Neuigkeiten über neue Nachbarn gut aufgenommen. Jeder freute sich irgendwie ein paar mehr Wölfe in der Umgebung zu haben und Hudson grinste wie ein Trottel vor sich hin, weil sein Rudel wuchs. Neben seiner Familie konnte er nach dem heutigen Abend wahrscheinlich zwei Wölfe mehr dazu zählen.
Nach unserem Spaziergang gestern, hatten wir als Familie gemeinsam mit Owen und Phili zu Abend gegessen, ehe Papa mit Owen, Ian und Phili im Wohnzimmer ein Brettspiel spielte, während ich auf dem Sofa beinahe weggenickt war. Papa war richtig hingerissen von dem blonden Jungen und bemutterte ihn beinahe mehr als seine eigenen Kinder. Nachdem Ian dass sogar angemerkt hatte, hatte Papa lediglich mit den Schultern gezuckt und breit gegrinst. Danach hatte Hudson Owen und Phili netterweise in seinem Bett schlafen lassen, während mein älterer Bruder bei mir im Bett war.
Den heutigen Tag über hatte ich mich dann möglichst ruhig gehalten, da ich unbedingt mit zu dem Essen heute Abend gehen wollte. Anne war so eine liebe Person und Nathan war bestimmt auch kein Schlimmer und ich fand es so süß, wie sehr sie sich darüber gefreut hatte, dass sie für uns kochen konnte.
Ich freue mich noch mehr Wölfe kennen zu lernen und es gefiel mir wie sehr sich mein Bruder darüber freute.
Außerdem interessierte es mich brennend, warum die beiden hierher gezogen waren.
Dad hatte sich überraschenderweise doch dazu entschieden mitzugehen. Er wollte sich selbst ein Bild von den neuen Leuten machen, die in unsere unmittelbare Umgebung gezogen waren. Ich konnte seine Begründung verstehen, aber ich glaubte, dass es auch daran lag, dass er einfach nur sicher sein wollte, dass uns nichts passieren würde. Zwar war Hudson dabei, der überaus fähig war uns zu beschützen, aber Dad wollte wohl selbst vor Ort sein.
So kam es also, dass wir gut gekleidet mit einem frisch gebackenen Kuchen von Papa vor der Haustür unserer neuen Nachbarn standen. Kaum hatten wir geklingelt, öffnete Anne uns mit einem breiten Lächeln die Tür und grüßte uns überschwänglich.
"Hallo! Ich freue mich so, dass ihr gekommen seid. Ich bin Anne.", lächelte und ihre Augen blitzten dabei fröhlich.
"Vielen Dank für die Einladung, Anne. Ich bin Finn, mein Ehemann Eliah und das sind meine Söhne Hudson und Cosmo.", stellte Papa uns vor und deutete jeweils auf die Person.
"Alpha Hudson. Wie schön dich kennenzulernen.", lächelte Anne und reichte Hudson gleich ihre Hand, die mein Bruder lächelnd annahm. "Die Freude ist ganz meinerseits."
"Cosmo, schön dich wieder zu sehen.", lächelte die Gastgeberin. "Heute siehst du etwas besser aus als gestern. Hoffentlich wirst du schnell wieder gesund." Anne schenkte mir ein mitleidiges Lächeln und ich nickte nur stumm. Was sollte ich dazu auch sagen.
Hudson legte mir unterstützend die Hand auf den Rücken, sodass das unangenehme Gefühl in meiner Bauchgegend gleich wieder etwas geringer wurde.
Papa nutzte die plötzlich entstehende, etwas seltsame Ruhe gleich und reichte Anne den Kuchen, den er gebacken hatte.
"Das wäre doch nicht nötig gewesen.", strahlte Anne und sah den Kuchen mit großen Augen an.
"Als kleines Willkommensgeschenk.", lächelte Papa, was Anne nur noch fröhlicher erscheinen ließ.
"Kommt rein. Stört euch bitte nicht an unserem Chaos. Die letze Nacht war unsere erste Nacht hier.", lächelte die Blondine entschuldigend und führte uns durch den schmalen Flur durch das Wohnzimmer in die Küche, wo schon ein großer Küchentisch gedeckt war.
Unter Chaos hatte ich mir auf jeden Fall etwas anderes vorgestellt, denn hingegen meinen Erwartungen standen nur wenige Kartons herum und die meisten Möbel waren schon aufgebaut.
Anne stellte den Kuchen ab und drehte sich dann wieder uns zu.
"Wir wussten nicht, dass hier ein anderes Rudel lebt, sonst hätten wir uns bei dir gemeldet, bevor wir das Haus gekauft haben, Alpha Hudson." Anne lächelte entschuldigend, bevor Hudson jedoch antworten konnte, wurde das Gespräch unterbrochen.
"Das Kind ist ein Alpha?" Nathan trat mit einem breiten Grinsen in die Küche und lockte mit seiner Frage gleich sämtliche Aufmerksamkeit auf sich. "Der ist doch gerade erst auf die Welt gekommen.", schmunzelte er und musterte Hudson mit schelmisch funkelnden Augen.
Er hielt meinem Bruder die Hand entgegen, die Hudson gleich ergriff.
An Hudsons etwas veränderten Körperhaltung konnte man sehen, dass ihm Nathans Kommentar nicht gefallen hatte, aber das zeigte er nicht offen. Höflich wie wir es von unseren Eltern gelernt hatten, erwiderte er den Händedruck.
"Unterschätz mich nicht, Beta.", antwortete Hudson neutral, was Nathan nur breiter grinsen ließ.
"Das ist mein unfreundlicher Bruder Nathan.", stelle Anne ihren Bruder augenrollend vor, der daraufhin überrascht, aber grinsend eine Augenbraue nach oben zog. Mein Papa begann leise zu lachen und reichte Nathan dann ebenfalls die Hand.
"Ich bin Finn.", stellte er sich vor und grinste zu dem groß gewachsenen Beta hinauf. Nathan überragte sogar Hudson und Dad, wovon sich die beiden jedoch nicht unterkriegen ließen, sodass Papa und ich den Kopf wirklich in den Nacken legen mussten um zu ihm aufsehen zu können.
"Ich bin sein Ehemann und Gefährte Eliah.", stellte sich auch Dad vor und erwiderte Nathans Handdruck so fest, dass bei beiden die Knöchel weiß aus der Haut hervortraten. Dabei hielten sie ernsten Blickkontakt und lösten sich erst nach einigen Augenblicken ausharren wieder.
Die plötzlich auftretende Spannung zwischen den Beiden war deutlich zu spüren.
"Wo ist dein Wolf?", fragte Nathan plötzlich, sodass Papa neben mir überrascht zusammenzuckte und näher an Dad heran trat.
"Was meinst du?" Dad tat auf unwissend, löste seine Hand von Nathan und rollte die Schultern zurück um wohl etwas größer zu erscheinen. Dabei legte er zeitgleich den Arm um Papa und zog ihn an seinen Körper. Papa ließ es ohne Gegenwehr zu.
Trauriger Weise war das das erste Mal seit Tagen, dass ich meine Eltern wieder so nah beieinander sah.
"Du bist offensichtlich ein Wolf, aber man kann ihn nicht spüren. Wo ist er?", fragte Nathan ungeniert nach.
Abwartend und gespannt auf Dads Antwort sah ich zu ihm hinauf. Wie wollte er sich da geschickt hinausmanövrieren?
Bevor Dad jedoch antworten konnte, ging Anne dazwischen.
"Setzen wir uns doch erst einmal. Was wollt ihr trinken? Wasser, Saft, Wein, Bier?" Sie deutete auf den Küchentisch, an dem wir uns auch langsam niederließen. Hudson, ich und Nathan auf einer Seite des Tisches, Dad, Papa und Anne auf der anderen Seite.
"Der Alpha trinkt sicher ein Bier mit mir.", grinste Nathan und nickte Hudson zu, der ebenfalls ohne zu zögern nickte.
"Hudson ist zu jung für Bier.", ging Papa sofort dazwischen, doch ein vielsagender Blick von Dad ließ Papa verstummen und nicht weiter darauf herumreiten.
"Wie alt bist du denn, Alpha?" Der Spott war deutlich aus seiner Stimme zu hören und erst da verstand ich, warum Dad Papa so angesehen hatte. Denn eigentlich war Dad genauso gegen Alkohol wie Papa, aber hier ging es gerade darum Hudson möglichst gut und autoritär dastehen zu lassen.
Und ein Alpha, der von seinem Vater bemuttert wurde, wie ein kleines Kind, machte einfach keinen guten Eindruck.
"Nathan!", ging Anne abermals dazwischen. "Hol lieber die Getränke."
Ihr Bruder zögerte einen Moment und verschwand dann in einem Nebenraum.
"Bitte entschuldigt meinen Bruder. Er weiß oft nicht, wann es zu viel ist." Sie lächelte uns entschuldigend zu und stellte eine Karaffe gefüllt mit Wasser auf den Tisch. Es schwammen Zitronenscheiben und Minzblätter darin und plötzlich großen Durst verspürend ergriff ich sie gleich und schüttete mir etwas Wasser ein.
"Cosmo, möchtest du vielleicht einen Tee?", fragte Anne lieb und begeistert nickte ich.
Gerade als sie mir dann eine dampfende Tasse hinstellte, kam auch Nathan mit den restlichen Getränken wieder zurück.
Die Vorspeise verlief gut. Unsere Eltern und Anne unterhielten sich über meine Geschwister und Eren. Anne erzählte von ihren Eltern und von ihrem zweiten großen Bruder, der ebenfalls ein Omega war, jedoch starb als Anne selbst noch ein Kind war. Daher hatte sie auch so schnell meine Erkältung erkannt und mir den Tee angeboten.
Keiner meiner Familienangehörigen korrigierte sie, dass ich eigentlich keine Erkältung hatte, sondern das Mate-Fieber, aber so genau mussten unsere neuen Nachbarn es dann auch nicht wissen.
Erst als der Hauptgang serviert wurde, lenkte Hudson das Gespräch auf den Elefanten im Raum.
"Warum seid ihr hierher gezogen?", fragte Hudson plump heraus und stoppte damit sämtliche anderen Gespräche.
Anne verzog sofort verletzt das Gesicht und senkte ihren Blick auf ihren Teller und auch Nathan wirkte nicht so als wollte er antworten.
Hudson wartete noch einen Moment ab, ehe er wieder zu sprechen begann.
"Wir wollen euch nichts böses und ich habe kein Problem damit, dass ihr in mein Revier eingedrungen seid. Ich möchte lediglich wissen, wer ihr seid und wo ihr herkommt. Das könnt ihr sicherlich verstehen." Hudsons ernster Tonfall unterstrich die Situation deutlich.
Eine unangenehme Stille lag im Raum, bis Anne plötzlich schluchzend aufsprang und mit den Händen vorm Gesicht aus der Küche die Treppe hinauf in den erste Stock rannte. Man hörte noch eine Tür laut ins Schloss fallen, dann wurde es still.
Nathan seufzte leise und lockte damit die Aufmerksamkeit wieder auf sich.
"Es ist eine etwas längere Geschichte.", begann der bullige Mann. Er sah von seinem Teller auf direkt zu Hudson, der dem harten Blick des Betas ohne Probleme stand hielt.
"Wir sind hier um ein neues, sicheres Leben zu beginnen, deswegen werde ich ehrlich zu euch sein."
Hudson nickte und wartete geduldig ab, bis Nathan zu erzählen begann. Es dauerte noch einen Moment bevor Nathan soweit war. Derweil nippte er an seinem Bier und legte sein Besteck beiseite.
"Unser Rudel... unser ehemaliges Rudel war sehr groß. Beziehungsweise eigentlich war es klein, aber es ist innerhalb kürzester Zeit enorm gewachsen. Unserem Alpha, eigentlich ein anständiger Mann, ist die Macht auf Dauer etwas zu Kopf gestiegen. Er hat begonnen Schwächere auszugrenzen, Frauen zu unterdrücken, Omegas zu töten. Er hat seine Macht voll ausgenutzt und hat dabei jegliche Prinzipien über Bord geworfen. Keiner, nicht seine Gefährtin, nicht sein Beta, niemand konnte ihm Vernunft einreden." Er seufzte schwerfällig. "Vor allem Frauen und Kinder hatten es bei ihm sehr schwer. Gefährtenlose Frauen, egal, ob sie ihn noch nicht gefunden haben oder er verstorben ist, hatten kein Recht mit einem anderen Mann zusammen zu sein. Schwangerschaften von einem anderen Mann als deinem Mate sind das Schlimmste das passieren kann." Nathan machte eine lange Pause und nahm diesmal einen langen Schluck von seinem Bier, ehe er die Glasflasche geräuschvoll zurück auf den Tisch stellte.
"Anne... sie war im Rudel hoch angesehen. Sie ist eine Heilerin, eine sehr gute. Sie ist nett und freundlich und immer ein Sonnenschein. Jeder mochte sie. Und sie hatte viele Verehrer, weil sie so hübsch ist." Er unterbrach sich selbst, begann beinahe nervös an der Tischdecke zu fuseln und hatte dabei die Augenbrauen fest zusammengezogen.
"Unser Alpha, der Bastard, hat sich an ihr vergriffen. Er hat sie vergewaltigt und das dann auch noch stolz herum geprahlt.", knurrte Nathan mit plötzlich verzerrter Stimme. Sein Körper zitterte und Wut ging spürbar von seinem Körper aus.
Der schnelle Gefühlswechsel brachte Hudson dazu, dass er seine Hand auf meinen Oberschenkel legte, als wollte er mir damit zeigen, dass ich sicher bei ihm war. Ich legte meine Hand auf seine und drückte sie sanft.
Ich war mir sicher, dass von Nathan keine Gefahr ausging. Die Wut über die erschütternden Geschehnisse war verständlich und keinesfalls gegen uns gerichtet. Der Beta wirkte als könnte er seine Wut kontrollieren und sich zurückhalten.
"Sie ist schwanger geworden. Von diesem Ekel!", fuhr Nathan fort und ballte die Hände fest zu Fäusten.
"Ich wusste, dass ich sie nicht dort lassen kann. Zum einen, weil sie keinen Gefährten hat und sie die Strafe für eine Schwangerschaft von einem Fremden wahrscheinlich nicht überlebt hätte und zum anderen, weil ich es diesem Bastard nicht gönne, dass er sein Kind aufwachsen sieht. Deswegen habe ich noch in der selben Nacht, in der sie mir von ihrer Schwangerschaft erzählt hat, sämtliche Sachen gepackt und bin mit ihr von dort weggegangen. Ich wollte in eine Gegend ohne Rudel, da dort die Wahrscheinlichkeit, dass sie uns finden geringer ist. Per Zufall bin ich auf diese Gegend gestoßen."
Hudson nickte verstehend. Mein älterer Bruder wollte gerade ansetzen etwas zu sagen, als Papa ihm ins Wort fiel.
"Darf ich zu Anne gehen?", fragte Papa, was Nathan skeptisch aufsehen ließ.
"Sie braucht jemand, der sich in ihre Lage versetzen kann. Mit dem sie über ihre Schwangerschaft reden kann.", erklärte Papa mit ruhiger Stimme.
Nathan zögerte einen Moment und nickte, ehe er ihm erklärte, wo er sie finden würde.
Daraufhin verschwand Papa mit seinem und Annes Getränk aus der Küche.
"Danke für deine Ehrlichkeit, Nathan.", sprach Hudson und schenkte unserem Nachbarn ein Lächeln. "Ihr könnt jederzeit auf unsere Unterstützung bauen, sollte eure altes Rudel euch aufspüren. Unser Rudel ist klein, sehr klein, aber wir werden alles in unserer Macht stehende tun um euch zu helfen."
Dad stimmte den Worten seines Sohnes mit einem Nicken zu.
"Danke. Das bedeutet uns viel.", lächelte Nathan und hob seine Bierflasche um mit Hudson und Dad anzustoßen.
"Wie klein ist euer Rudel?", fragte Nathan und Dad begann daraufhin zu grinsen. Hudson dagegen verzog leicht das Gesicht. Ich wusste, dass es ihn ärgerte, dass er als Alpha kein wirkliches Rudel hatte und er sich wünschen würde, dass es viel größer war. Bis das jedoch geschehen würde, würde auf jeden Fall noch einige Zeit vergehen.
"Mich eingeschlossen sechs Wölfe.", antwortete Hudson beinahe beschämt und nippte an seinem Bier.
Nathan riss überrascht die Augen auf, sagte jedoch nichts dazu.
"Die Sache ist etwas komplizierter.", fing Dad an und weckte damit Nathans Aufmerksamkeit. Die Heiterkeit war innerhalb kürzester Zeit wieder aus dem Gesicht meines Vaters verschwunden.
"Wie du schon richtig bemerkt hast, habe ich keinen Wolf. Er ist vor siebzehn Jahren gestorben. Angesichts dessen und meinem damals schwangeren Gefährten habe ich mein Rudel in die fähigen Hände meines Betas übergeben und bin mit meiner Familie hierher gezogen um sie in Sicherheit zu wissen. Sobald Hudson alt genug ist, wird er meinen Platz als Alpha in meinem Rudel übernehmen. Bis dahin muss er sich mit unserem kleinen Rudel begnügen."
Nathan wirkte überrascht, fragte jedoch nicht weiter nach, sondern grinste nur breit.
"Dann hoffe ich, dass du jetzt zwei Wölfe mehr zu deinem Rudel zählen kannst, Alpha Hudson."
Ein breites Honigkuchengrinsen bildete sich auf den Lippen meines Bruders, ehe er begeistert nickte.
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