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Lora fest an ihre Brust gepresst stürzte Laina blindlings vorwärts, quer über den begrünten Acker hinweg und weiterhin auf den Wald zuhaltend, der sich so verheißungsvoll vor ihr erstreckte.
Lang würde es wohl nicht dauern, bis die Soldaten zu ihrer Linken aus dem Schatten der Bäume herausfanden und freie Sicht auf sie und ihre Begleiter hatten. Nur undeutlich nahm die Jägerin wahr, dass sich Levin und Erhardt schützend an ihrer Seite hielten, die Bögen gespannt und aus dem Lauf heraus gen Weg schießend.
Der Rest ihrer Truppe fiel nun ebenfalls auf die Ackerfläche ein, wie Laina mit einem kurzen Blick über die Schulter feststellte, bevor sie endlich zwischen die ersten Haselsträucher eintauchte. Nur einen Herzschlag später geriet sie ins Straucheln, da sich dem Dickicht ein steil abfallender Hang anschloss.
Ein fester Griff um ihren Arm bewahrte sie davor, vollends den Halt zu verlieren, doch es blieb nicht einmal die Zeit, Levin einen knappen Dank auszusprechen. Schon löste er sich von der Jägerin und begann, die von nassem Laub bedeckte Steile hinabzurutschen.
Erhardt und Laina taten es ihm gleich, indes die wilden Schreie der Soldaten nun aus allen Richtungen zu erklingen schienen. Das Brechen von Ästen zu ihrer Linken verriet der Jägerin, dass die ersten bereits in den Wald vordrangen, um ihnen den Weg abzuschneiden.
Hart schlug ihr das Herz in der Brust, hilflos war ihr zumute, da sie sich und Lora nicht einmal verteidigen konnte. Nach wie vor konnte Laina kaum fassen, dass die Befreiung Maros ihr weitaus mehr beschert hatte als erwartet, doch das unverhoffte Glück schien auf Messers Schneide zu stehen.
Die bis ins kleinste Detail geplante Flucht hätte so glimpflich verlaufen können, wäre da nicht der Trupp an zurückkehrenden Soldaten gewesen. Bevor sich die Jägerin der aufkeimenden Panik jedoch ergeben konnte, drängte Erhardt sie weiter voran.
„Dort entlang", schob er sie am Grunde der Senke auf einige dicht beieinander stehende Birken zu, die rechts von ihr um das letzte gedämpfte Licht konkurrierten. „Folge dem Pfad!"
Sogleich setzte sich Laina wieder in Bewegung, darum bemüht, den sich nähernden Hufschlag als auch die Schreie auszublenden. Die markige Stimme Dietwalds indes verlieh ihr neue Hoffnung – noch mussten einige seiner Männer verblieben sein, die, dem grellen Wiehern der Pferde und den Todesschreien ihrer Reiter nach, vom Waldsaum her jeglichen Verfolger unter Beschuss nahmen.
Kaum hatte sich Laina durch die schmalen Birken gezwängt, stieß sie tatsächlich auf einen winzigen Tritt, der einige Schritte entfernt im Dickicht verschwand. Allenthalben durchbrach Felsgestein den hügeligen Grund und hatte es den alten Buchen verwehrt, sämtlichen Platz zu erobern und sich zu einem dichten Blätterdach zu schließen.
Stattdessen hatten Haseln, Holunder und vielerlei anderes Gesträuch die lichten Stellen für sich beansprucht, was den Wald zu einer undurchdringlichen, hindernisreichen Stätte machte. Kein Reiter würde hier eindringen können, selbst die Soldaten sollten ihre liebe Mühe haben, die Verfolgung fortzusetzen.
Bevor die Jägerin jedoch endgültig inmitten der dichten Vegetation abtauchen konnte, vernahm sie zu ihrem Schrecken das nahe Schnauben eines Pferdes. Im nächsten Augenblick brach es rechts oberhalb von ihr durch die Haseln, der Soldat auf seinem Rücken hatte den Bogen bereits gespannt und erspähte Laina sofort.
Aufkeuchend ließ sie sich zur Seite fallen, spürte den Luftzug des Pfeils, der sie nur knapp verfehlte, um dann hart auf dem Rücken zu landen, Lora noch immer fest umschlungen. Doch dem nächsten Schuss, das wusste sie, war sie hilflos ausgeliefert.
In dem verzweifelten Bestreben, wenigstens ihre Tochter zu schützen, warf sich Laina herum und kehrte dem Gegner den Rücken zu, Lora mit ihrem Körper abschirmend. Die Zeit schien stillzustehen, als die Jägerin ihr geliebtes Mädchen ein letztes Mal betrachtete.
Die tiefe Dankbarkeit, Lora vor ihrem Tod wenigstens einmal noch in die Arme schließen zu dürfen, vertrieb gar den Kummer über das anstehende Ende und ließ Laina die Lippen zu einem Lächeln verziehen.
Nur undeutlich nahm sie wahr, dass Tränen über ihre Wangen liefen, so sehr bannte sie der Anblick des herzigen, kleinen Gesichts. Immer noch stand Furcht in den großen, hellgrünen Augen, doch nun hoben sich auch Loras Mundwinkel leicht an.
Überglücklich und fest entschlossen, dieses wunderschöne Bild selbst über die Grenze des Todes hinwegzunehmen, wartete Laina auf den Pfeil. Gewiss würde sich Maro ihrer Tochter annehmen und ihr ein liebevoller Vater sein, das hatte sie in seinen Augen gesehen, kaum da er von Loras Existenz gehört hatte.
Lainas letzte Gedanken wurden jedoch jäh unterbrochen. Laub raschelte und Äste brachen, gerade da sie das Schnappen der Bogensehne vernahm. Dann traf sie überraschend ein schwerer Körper, dem ein gequältes Ächzen entfuhr.
Auch ihr presste der Aufprall sämtliche Luft aus den Lungen. Einige derbe Flüche, begleitet vom erneuten Singen einer Bogensehne, folgten, dann ertönte ein greller Schrei, durchmischt mit dem panischen Wiehern eines Pferdes.
Verblüfft, noch immer am Leben zu sein, stemmte sich Laina dem Gewicht entgegen. Eine feste Hand, die sich plötzlich auf ihre Schulter legte, hielt sie jedoch zurück.
„Sachte", vernahm die Jägerin Erhardts Stimme, oder war es wohl Levin? Nur einen Herzschlag später wurde sie von der Last befreit, gleichzeitig schlossen sich starke Finger um ihren Oberarm und zogen Laina samt Lora in die Höhe.
„Komm, wir haben es bald geschafft", vernahm sie Maros Stimme dicht an ihrem Ohr, doch die Jägerin stand wie erstarrt. Fassungslos musterte sie Levin, das lederne Wams blutbefleckt und seine Schulter von einem Pfeil durchbohrt, den sein Bruder nun fest umfasste und ihn eine Handbreit von der Wunde entfernt mit einem kräftigen Ruck entzweibrach.
Augenblicklich begriff Laina, was geschehen war – Levin hatte den ihr geltenden Schuss mit seinem Körper abgefangen. Mehr als einen kurzen Blick in seine graublauen, nun vor Schmerz getrübten Augen erhaschte sie nicht, schon zerrte Maro die Jägerin weiter voran und in das schützende Dickicht hinein.
Die Brüder schlossen sich an, gefolgt von zwei ebenfalls verletzten Mitstreitern. Der Rest ihrer Truppe schien vom Waldsaum her noch immer tapfer sowohl Reiter als auch Soldaten auf Abstand zu halten, die auf der offenen Weite des Feldes den Pfeilen schutzlos ausgeliefert waren.
Eilig strebte Laina voran, gegen den fortwährenden Drang ankämpfend, sich nach Levin umzusehen. Heiß brodelnde Schuld stieg in ihrem Magen auf und hinterließ einen bitteren Geschmack auf der Zunge.
Niemals hätte sie erwartet, dass einer der Brüder bewusst ein derartiges Opfer bringen würde – für Maro ganz gewiss, doch nicht für sie. Über die schale Erinnerung daran, wie sie Levin angefahren hatte, als er Anteilnahme an Loras Schicksal gezeigt hatte, entging ihr gar, dass Dietwald zu ihnen aufschloss.
Der hochgewachsene Mann überholte sie und Maro, um sich an die Spitze zu setzen. „Haltet durch", rief er über seine Schulter hinweg. „Bald ist das Schlimmste überstanden!"
Inzwischen waren die Schreie vom Waldrand her verstummt, das beruhigende Traben vielerlei Stiefel in ihrem Rücken erleichterte Laina zutiefst. Einige der Männer mussten das unerwartete Scharmützel mit den heimkehrenden Soldaten überstanden haben.
Nun galt es, einen Vorsprung aufzubauen, denn dass der Stadthalter Windraths weitere Truppen entsenden würde, stand außer Frage. Ein jeder, der Fürst Adalbert untergeben war, hütete sich davor, den Zorn des launischen Fürsten auf sich zu ziehen und ein Versagen wie dieses war gleichbedeutend mit einem Todesurteil.
Mitleid verspürte Laina nicht. Noch immer erinnerte sie sich an den grässlichen Moment, da sie ihre Tochter erblickt und sogleich begriffen hatte, welches Schicksal ihr angedacht war. Der Tod sollte sie holen, alle, die keinerlei Skrupel gezeigt hatten, ein unschuldiges Kind zu töten.
Indes sie Dietwald folgten, der in unverminderter Geschwindigkeit den winzigen Pfad entlangstrebte, konnte die Jägerin nicht anders denn immer wieder zu den Brüdern zurückzublicken. Noch hielt sich Levin tapfer, doch wenn auch der gekürzte Pfeilschaft ihn kaum behinderte, musste jede Bewegung ihm Schmerzen bereiten.
Tiefer und tiefer ging es in den Wald hinein, durch felsige Schluchten und feuchte Senken hindurch. Dann wieder stieg der Pfad steil an, über die nächste Kuppe hinweg und durch dichtes Gesträuch hindurch, manches Mal kaum noch sichtbar für unkundige Augen.
So rasch sie jedoch vorankamen, war es noch lange nicht an der Zeit, für einen Moment zu rasten und Levin zu versorgen. Mittlerweile hatte sich Maro zu ihm gesellt und unterstützte ihn, wenn der Tritt allzu unwegsam wurde.
Auch Laina spürte das doch so geringe Gewicht ihrer Tochter inzwischen. Zwar klammerte sich Lora fest um ihren Nacken, was immerhin die Arme der Jägerin ein wenig entlastete. Nichtsdestotrotz schlug ihr das Herz wild gegen die Rippen und sie konnte ein Keuchen kaum noch unterdrücken.
Den Männern Dietwalds, besonders den Verletzten, erging es nicht besser. Allmählich fielen die ersten zurück, woraufhin der umsichtige Anführer seine weit ausgreifenden Schritte verlangsamte. Doch wie weit jener Ort, an dem sie ihr Gepäck zurückgelassen hatten, noch entfernt war, konnte die Jägerin nicht einschätzen, da sie in der vergangenen Nacht einen anderen Weg gewählt hatten, um die ohnehin anfallenden Spuren nicht unnötig zu vertiefen.
Als sie endlich die vertraute Lichtung inmitten einer felsigen Senke erreichten, atmete Laina erleichtert auf. Zeit, die Verletzten zu versorgen, blieb jedoch nicht.
„Von nun an seid ihr auf euch alleine gestellt", verkündete Dietwald, derweil seine Männer ihr Gepäck aufnahmen. „Und eins sage ich euch, Jungs, jetzt seid ihr mir etwas schuldig! Drei gute Männer habe ich verloren, und ich kann noch immer nicht fassen, dass ich mich überhaupt auf diesen Wahnwitz eingelassen habe!"
Seiner grimmigen Miene zum Trotz trat er auf die Brüder zu und legte ihnen je eine Hand auf die Schulter. „Alles Glück wünsche ich euch, und du, Bursche, halt die Ohren steif!"
Levin, dessen Gesicht von ungesunder Blässe war, nickte nur müde. Sein Bruder hingegen erwiderte die freundschaftliche Geste Dietwalds.
„Danke. Wenn du etwas brauchst, weißt du, wo du uns findest."
So knapp er sich auch fasste, schien nicht nur Laina zu erkennen, dass jedes seiner Worte von Herzen kam. Ein schmales Lächeln kräuselte Dietwalds Lippen, dann nickte er auch den zwei Jägern abschließend zu.
„Gebt ja gut auf diese zwei Prachtkerle Acht!"
Damit gab er seinen Männern das Zeichen zum Abmarsch und schon verschwand der kleine Trupp im dichten Gebüsch, das den winzigen Pfad gen Norden säumte.
„Ich nehme das Gepäck", beschloss Erhardt mit einem Blick auf Laina, die ihre Tochter nicht einmal abgesetzt hatte. „Und denkt daran, fortan dürfen wir keine allzu sichtbaren Spuren hinterlassen!"
„Ich übernehme die Nachhut und verwische die Fährte", bot Maro an. „Wenn du denn noch ein wenig durchhältst, Levin?"
Dieser nickte erneut, doch lange, dessen war sich Laina gewiss, würde er dem strammen Marsch nicht mehr standhalten können. Vielleicht aber war dies nicht nötig, wenn denn ihr Plan aufging, würde Dietwald mit seinen Mannen eine gut sichtbare Spur hinterlassen, um schon bald die Grenze nach Steinfuhrt zu überqueren.
Dort sollten sie in Sicherheit sein und derweil den anderen Flüchtigen einen guten Vorsprung verschafft haben, deren Fluchtweg gen Osten im besten Fall nicht einmal entdeckt werden würde.
So glücklich Laina hätte sein können, ihr lang vermisstes Kind wieder bei sich zu wissen, gelang es ihr nicht, ihren Blick von Levin zu lösen, der zunehmend unsicher den winzigen Pfad entlangstolperte.
Dem auf ihr lastenden Gewicht Loras zum Trotz schloss sie ab und an auf, um ihn mit einem Arm zu unterstützen, wenn das Gelände allzu rau wurde. Seinem Blick aus nunmehr getrübten, blaugrünen Augen wich sie jedoch aus, auch auf die knappen Worte des Dankes reagierte die Jägerin nicht.
Schließlich geriet Levin ans Ende seiner Kräfte. Maro, der fortwährend dafür gesorgt hatte, den schmalen Pfad von sämtlichen Spuren zu befreien, schloss auf und stützte den Verletzten, bis sie eine kleine, gemütliche Lichtung erreichten.
Erhardt, dem der Zustand seines Bruders keineswegs entgangen war, ließ sämtliche Rucksäcke zu Boden gleiten und half dem Jäger, Levin ins trockene Laub zu betten. Hin- und hergerissen zwischen zwei widersprüchlichen Antrieben setzte Laina ihre Tochter behutsam ab, gleich neben den Rucksäcken.
Daraus zog die Jägerin eine Decke hervor, die sie dem Mädchen fest um die schmalen Schultern schlang. Zum ersten Mal seit dem unerwarteten Wiedersehen gab sich Laina einen Augenblick Zeit, ihren Blick über die Züge ihrer Tochter schweifen zu lassen.
Zwei Winter waren vergangen, eine lange Zeit, die ihre Spuren hinterlassen hatte. Kurz hatte die Jägerin gar befürchtet, Lora könne sie gar vergessen haben, doch die großen, hellgrünen Augen waren voller Hingabe einzig auf die ihren gerichtet.
Sanft fuhr Lainas Hand von der Stirn des Mädchens bis zu ihrem Kiefer hinab, was dem Mädchen ein Lächeln entlockte. Längst war die blinde Panik von Loras Zügen gewichen, wenn auch weiterhin ein Anflug von Verstörung hinter der scheinbar heilen Fassade lauerte.
Darauf bedacht, diese nicht zu zerstören, nickte Laina sachte in Richtung der Männer hin. „Ich muss kurz einem Freund helfen", erklärte sie dem Mädchen.
„Er hat uns gerettet, oder?", wisperte Lora.
„Das hat er", flüsterte Laina und löste sich allmählich von ihrer Tochter. „Und genau darum muss ich ihm nun helfen."
„Ich komme mit", verkündete das Mädchen, die Lippen zusammengepresst und offensichtlich in Erwartung einer Ablehnung.
„Komm nur", meinte Laina jedoch leise und nahm Lora bei der Hand. Sie folgte ihrer Mutter ohne zu zögern auf den verletzten Mann zu, der bereits von seinem Bruder und Maro umrundet war.
Viel zu blass war Levins Gesicht, ein harscher Kontrast zu seinem blutig besudelten Oberkörper. Erhardt hatte die vom Pfeil durchbohrte Schulter mithilfe seines Messers bereits freigelegt, Maro derweil schien bereit, den Schaft herauszuziehen.
Mehr, als Levins Hand zu ergreifen, blieb der Jägerin nicht. Er dankte ihr den Beistand durch einen sanften Druck, dann tauschten Maro und Erhardt einen letzten Blick. Mit einem kräftigen Ruck riss der Jäger den Pfeil heraus.
Augenblicklich verzerrten sich Levins Züge und ihm entfuhr ein gequälter Laut. Schmerzhaft fest schlossen sich seine Finger um die Lainas, die sich dem Griff jedoch nicht entzog. Stattdessen fasste sie um so fester zu, während ihr eine unangenehme Hitze in die Wangen stieg.
Sie selbst hätte dort liegen sollen, ihr hatte der Pfeil gegolten. Was nur hatte den Mann dazu bewegt, sein Leben zu riskieren? Jedes einzelne ihrer unfreundlichen Worte hallte der Jägerin durch den Kopf, derweil Erhardt bereits ein mit Mohnsaft getränktes Stück Leinen auf die nun heftig blutende Wunde presste.
Levin entwich ein erneutes Stöhnen, sein Körper verkrampfte sich, nur um einen Herzschlag später vollkommen zu erschlaffen. Seine Hand gab Laina dennoch erst frei, als sich ihre Tochter furchtsam an sie drängte.
„Wird er sterben?", wisperte sie und verfolgte mit großen Augen, wie Maro und Erhardt Schulter und Oberkörper des Verletzten mit einem Verband versahen.
„Nein", erwiderte der Jäger an Lainas statt, das Mädchen mit einem kurzen Lächeln bedenkend. „Mach dir keine Sorgen, das wird er schon überstehen, so schlimm es gerade auch aussehen mag."
Seine Worte beruhigten nicht nur Lora. Unwillkürlich gab Laina ein erleichtertes Seufzen von sich, doch als sie daraufhin Erhardts finsterem Blick begegnete, wich sie ihm unangenehm berührt aus.
„Vielleicht magst du dich nützlich machen, Jägerin", meinte er kühl. „Wir brauchen Holz für eine Trage, oder ist das zu viel verlangt?"
Für gewöhnlich hätte Laina die Unfreundlichkeit mit einem geringschätzigen Schnauben abgetan, nun hingegen versetzte es ihr überraschend einen schmerzhaften Stich.
„Ich kümmere mich darum", murmelte sie und nahm Erhardts Messer entgegen. „Lora, gibst du solange auf Levin acht?"
Das Mädchen nickte ernsthaft und legte ihre kleinen Hände um die Rechte des Bewusstlosen. „Ich passe schon auf, geh du nur!"
Hastig wandte sich Laina ab, bevor das verräterische Brennen ihrer Augen Spuren hinterließ. Am Rande der Lichtung fand sie einige junge Birken, deren armdicke Stämme alsbald unter den wuchtigen Schlägen des Messers fielen.
Stumm gesellte sich Maro hinzu und half ihr dabei, das Zweigwerk zu entfernen, bis sie zwei lange Stecken als auch zwei kürzere Querstreben in den Händen hielten. Diese verschnürten sie mit einigen aus Levins ohnehin ruiniertem Wams geschnittenen Lederstreifen, um letztendlich eine Decke dazwischen zu spannen.
Erhardt würdigte die Jägerin keines Blickes, als sie Levin zu dritt behutsam auf der Trage platzierten. Gemeinsam mit Maro nahm er diese auf, Laina hingegen trabte mit Lora hinterher, die, weitaus gelöster nun, darauf bestand, aus eigener Kraft zu laufen.
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