Kapitel 2
In aller Frühe sprang ich aus dem Bett, öffnete zugleich das Fenster und betrachtete schweigend das Ausmaß der Verwüstung. Die kleine Holzhütte, gegenüber der Gaststube, war vollkommen ausgebrannt. Neben Asche und ein paar Holzpfeiler blieb nichts mehr von dem ehemaligen Gebäude übrig. In gelbem Schimmer erhellte die Sonne in vorsichtigen Strahlen den schlammigen Boden der Gassen. Unzählige Leichen lagen in unnatürlichen Winkeln gebogen, verteilt im Dreck. Dolche und Eisenspitzen ragten aus den Oberkörpern hervor. Fast dachte ich, den Vampiren einen Sieg zuschreiben zu können. Als jedoch ein Körper nach dem anderen durch die Sonnenstrahlen in Asche verfiel, erkannte ich meinen Irrtum. Ich musste den Monsterjägern eine gute Arbeit zugestehen. Sie hatten ihre Arbeit gründlich gemacht. Von den menschlichen Leichen zählte ich gerade mal fünf Stück, wobei natürlich Vampire ihre Beute auch gern mit in ihr finsteres Nest verschleppten. Irr wanderte mein Blick von einem Fleckchen, zum anderen. Ich suchte gierig nach der Fahne. Üblicherweise hinterließen Vampire nach jedem Beutezug eine Flagge ihres Familienwappens, damit sie ihre Macht demonstrieren konnten.
Auf dem Dach des Kirchturms entdeckte ich die weinrote Farbe, mit den goldenen Sprenkeln. Das Wappen der Kaltherzigen. Sie hießen nicht wirklich so, sondern Unterburgstein, doch Issus, der aus dieser angesehenen Vampirfamilie stammte, nannte sie stets so. Bei dem, was sein Vater ihm angetan hatte, war dies kein Wunder. Er war es schließlich, der Issus aufgrund seiner Größe in dessen jungen Jahren verbannte. Es gab so viele verschiedene Blutsaugerstämme, dass ich mir neben Unterburgstein lediglich den gefährlichsten merken konnte. Und das war die Familie Morogon. Die Morogons gingen nie selbst auf Beutezüge, dafür hatten sie ihre Lakaien – ein buntgemischter Haufen aus anderen Vampirstämmen. Eines musste man den Bleichgesichtern wirklich überlassen, sie wussten, wie man am besten Angst und Schrecken verbreitete. Einer von ihnen hatte die Fahne an die Spitze des Kirchturms befestigt. Jener Ort, der den Menschen besonders heilig war, insbesondere, weil sie dachten, dort von den Monstern in Sicherheit zu sein. Welch fataler Irrglaube.
Über meinen Weggefährten Issus sorgte ich mich nicht. Ich kannte ihn mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass er allein bestens zurechtkam. Und auch er wusste, dass ich auf keine Hilfe angewiesen war. Wir trennten uns oftmals in Notsituationen.
Seufzend schloss ich das Fenster, den Geruch nach Verbranntem konnte ich nie leiden. Er erinnerte mich immer an die Schmerzen der Vergangenheit. Feuer bedeutete meist Vernichtung.
Um schleunigst aus dem Gasthaus zu gelangen, packte ich meine wenigen Habseligkeiten zusammen. Den aus Rehfell angefertigten Beutel klemmte ich wie üblich an meinem Gürtel fest, direkt neben dem goldenen Dolch, der aus einem Drachenzahn bestand. Zwar war ich in jeglicher Form gegen Gewalt, aber ganz unbewaffnet wollte ich nicht zwischen all den Menschen umherstreifen. Dummerweise besaß der Raum keinen Spiegel, weshalb ich vorsichtshalber eine der mittlerweile zerquetschen Chrysanthemen aus dem Beutel fischte. Leicht kränklich wirkten die rosa Blüten der Blume auf meiner Handfläche, zu lange verweilten sie in meinem Beutel.
Innerhalb weniger Sekunden durchlebte die rosafarbige Chrysantheme eine schnelle Variante der Vergänglichkeit. Zuerst wurde sie immer dünner, dann verlor sie an Farbe, bis sie zum Schluss hin zu Staub verfiel. Ich spürte, wie die Schönheit der Blume durch meine Adern pulsierte, wie sich meine Zellen damit aufsaugten und in einem Zug erneuerten. Das Überbleibsel der Blume ließ ich zu Boden fallen. Ewige Jugend hatte ihren Preis. Ich mochte mir gar nicht vorstellen, wie alt ich mittlerweile aussah, wenn ich nicht stets die Kraft der Schönheit und Jugend aus Blumen saugen würde.
Vorsichtig schlich ich, mein Gesicht verdeckte zum Glück die Kapuze meines Mantels, die knarrenden Treppenstufen hinunter. Eine Menschenfrau trug gewöhnlich ein Kleid, weshalb meine bräunliche Tunika sofort auf Anstoß fiel. Besser, ich versteckte mein Geschlecht. Ich hoffte, die Monsterjäger waren bereits lange fort. Hoffnung hatte ich genügend, schließlich gab es draußen einiges zu tun. Monster schliefen nicht.
Nachdem ich die Holztreppe hinunterschlich, begrüßte mich ein lautes Schnarchen. Einer der Gäste lag in der hintersten Eckbank, und schlief hörbar tief und fest. Eingewickelt in einem dunklen Umhang hatte er sich dort einen Schlafplatz errichtet. Beim näheren Betrachten erkannte ich in ihm den schmächtigen Jungen. Einen der Monsterjäger. Der Monsterschädel lag in unmittelbarer Nähe neben ihm auf dem Tisch, sehr appetitlich. Kurz prüfte ich mit einem Blick die Haustür, um festzustellen, ob die Ulde bereits weg war, sonst wäre mein Fluchtversuch völlig umsonst gewesen. Normalerweise verfiel die Funktion der Ulde, sobald sie nach langen Stunden eingetrocknet war, allerdings misstraute ich den Monsterjägern. Sicherlich trugen sie nach Einbruch der ersten Sonnenstrahlen eine neue Ladung auf. Daraufhin würde sich mein Aufenthalt in dieser grässlichen Gaststube unglücklicherweise verlängern.
In meinen Augen schlief der Knabe tief und fest, eine frische Ulde entdeckte ich auch nicht am Türrahmen, weshalb eine sofortige Flucht am Plausibelsten schien. Langsam schlich ich mich mit leisen Schritten an den Tischen, Stühlen und dem Schlafenden vorbei. Gerade wollte ich die Türklinke, die in meine Freiheit führte, öffnen, da ertönte eine tiefe Stimme hinter mir.
»An Eurer Stelle würde ich nicht hinausgehen. Es sei denn, Ihr möchtet die Barrikade testen.« Alarmiert drehte ich mich zur Seite um. Der Schädel hatte sich, wie auch immer er es fertigbrachte, von den Verbänden an seinen Augen befreit und schaute mich nun mit seinen stechend gelben Augen an. Obwohl sein Mund durch die Bandagen verdeckt war, bemerkte ich ein abzeichnendes, zufriedenes, fast schon wissentliches Grinsen darunter. Dieser Schädel hier war eine Mumie, eine Wissende noch dazu.
»Wieso sollte ich nicht durch diese Tür gehen?«, fragte ich trocken. Ich wusste die Sinnlosigkeit im Versuch, Angst vorzutäuschen. Eine Angst wie es normalerweise ein Mensch in der Nähe eines Monsters verspürte. Der Schädel wusste, was ich war, so blieb nur die Frage, ob er auch wusste, wer genau ich war.
»Einer der ihren«, die Augen des Kopfes deuteten in die Richtung des schnarchenden Monsterjägers, »befindet sich vor der Gaststube. Er hat Ulde außerhalb der Tür verteilt.«
»Wie grausam«, knurrte ich. Ich saß in der Sackgasse, es sei denn, die Fenster blieben von dem Blutzeug verschont.
»Das sind sie. Die grausamsten Monsterjäger, die ich je erlebt habe.« Die gelblichen Augen des Monsterkopfes betrachteten den schlafenden Jungen. Ohne mich anzuschauen, fuhr der Kopf fort: »Ich roch Euch. Ich roch Euch und Euren vampirigen Freund, gleich nachdem wir hereinkamen. Er konnte fliehen, aber Ihr seid geblieben. Die ganze Nacht roch ich Euch im oberen Stockwerk und zermalmte mir den Kopf darüber, wer Ihr seid.«
Ich ignorierte die Worte des Schädels und prüfte stattdessen die Fenster. Je länger ich hier verweilen musste, desto unbehaglicher wurde mir. Mit einer Mumie zu reden, die auch noch mit den Monsterjägern kooperierte, mochte ich keine Sekunde meiner Zeit verschwenden. Außerdem war es mir nur rechtens, wenn er nicht wusste, wer ich war. »Vierundzwanzigtausend.« Die Mumie redete unbeirrt weiter. »So viele Gerüche kann ich den verschiedensten Monstern zuordnen. Es gibt kein Monster, das ich nicht zu identifizieren weiß, aber Euer Geruch ... er ist seltsam. Ihr seid kein Mensch, aber dennoch sagt mir Euer Geruch nichts über Eure Gattung aus.«
»Zermalmt Euch ruhig weiter den Kopf, von mir erfährt Ihr nichts.« Ich knurrte wütend, denn ich bemerkte die verdammte Ulde an allen Fenstern. Außerhalb! Dieser Monsterjäger hatte sich in aller Frühe die Mühe gemacht, außerhalb der Fenster und der Tür die Ulde hinzuschmieren. »Euer Monsterjäger-Freund vermutet ein Monster hier in der Gaststube, nicht wahr?« Wütend schlug ich gegen die Wand. Dabei bröckelte ein kleiner Teil der Fassade hinunter.
»Er macht das immer. Eine Vorsichtsmaßnahme.« Amüsiert lachte der Schädel. Damit brachte er die weißen Bänder um seinen Mund zum Erzittern. »Mir ist kein Vorfall bekannt, indem diese Vorsichtsmaßnahme angeschlagen hätte. Welches Monster wäre dumm genug, sich hier unter den Menschen ein Zimmer zu nehmen.«
Wieder sahen die gelben Augen in meine Richtung. Die Mumie war erpicht darauf, eine Antwort auf seine indirekte Frage zu bekommen. »Zeigt mir Euer Antlitz, bitte. Ich muss wissen, was Ihr seid.« Erneut bettelte die Mumie, um einiges inniger. Unter meiner Kapuze lächelte ich, dieser Kopf besaß eine Schwachstelle. Er muss wissen, was ich war. Muss und nicht will.
»Ihr besitzt nicht diesen würzigen Geruch wie es bei einer Hexe der Fall wäre, für einen Geist scheint Ihr mir zu beständig und den salzigen, modrigen Geruch eines Zombies habt Ihr auch nicht. Wer und was seid Ihr?« Die Mumie bemerkte gar nicht, dass er lauter wurde. Bevor er das gesamte Wirtshaus, insbesondere seinen Kumpanen aufweckte, beschloss ich, ihn bei seiner Frage zu unterstützen. Natürlich nicht ohne Gegenleistung.
»Helft mir, hier rauszukommen, und ich verrate es Euch.« Seine Augen verzogen sich zu einer Linie wie bei einem sichelförmigen Mond. Schweigend dachte er nach. Er schien mit meinem Angebot nicht recht zufrieden zu sein.
»Wollt Ihr nicht wissen, was ich bin oder besser gesagt, wer ich bin?« Mit meinen Worten versuchte ich ihn ein wenig zu locken. Seine Neugier musste ihn schlussendlich dazu zwingen.
»Gut, ich helfe Euch. Aber, nun bitte, sprecht!« Die Stimme der Mumie wurde flehender, die Neugier zerfraß ihn.
»Es gibt zwei Gründe, die Euch Probleme bereiten, die Gattung wie Ihr es so schön nennt, zu bestimmen«, murmelte ich, während mein Blick zum Fenster gerichtet war. Draußen hatte ich die Gestalt des einen Monsterjägers entdeckt. Ares. Mit grimmiger Miene lief er von einem Fleck zum anderen und betrachtete den Boden, als wäre die Erde sein größter Feind.
»In der Tat.« Die Stimme der Mumie wechselte von verzweifelt zu ernst. »Ihr seid ein Dämon, sonst hätte ich Euren Geruch sofort identifizieren können.«
»Ihr klingt sehr überzeugt. Was ist mit dem zweiten Grund?«
»Der ist in jeglicher Hinsicht unsinnig. Es gibt keine Priesterin mehr. Alle drei wurden damals hingerichtet. Ihr seid also ein Dämon.« Jetzt wurde die Mumie grimmiger. »Verzeiht, Dämon, aber ich kann Euch nicht gehen lassen. Die Monsterjäger müssen wissen, dass sich ein Ungeheuer unter ihnen befindet.« Ich lächelte bei seinen Worten. Natürlich verabscheute er Dämonen, diese waren es schließlich, die ihn zu dem machten, was er heute war. Eine Mumie.
»Wartet mit Eurer Verurteilung.« Ich wandte mich vom Fenster ab und ging auf den Kopf zu. Wenige Meter vor ihm blieb ich stehen. Tief atmete ich durch, entschlossen ihm meine Identität zu zeigen. Blitzschnell stülpte ich die Kapuze ab und offenbarte ihm so mein Gesicht. Wie zu erwarten kam zunächst keine Reaktion, erst als ich die rote Perlenkette aus der Seitentasche meiner Tunika nahm, kam seine Erkenntnis. »Ihr seht also, der zweite Grund ist möglich.«
Die darauffolgende Stille war die gruseligste, die mir je zu Ohren gekommen war. Außer sich, vor Überraschung, brachte die Mumie eine kurze Zeit lang nichts über seine Lippen.
»Die rote Priesterin. Ihr lebt, aber ... wie ist das möglich?«
»Auf diese Frage hin, schulde ich Euch keine Antwort. Nun erfüllt Euer Versprechen.« Ich setzte mich auf einen Stuhl in der gegenüberliegenden Seite, denn dieser Ares konnte jede Sekunde hereinkommen.
»Die rote Priesterin. Sie lebt. Lebt. Lebt«, murmelte die Mumie überrumpelt vor sich her.
»Schweigt, bevor Euch noch jemand hört", fauchte ich. »Ihr habt es versprochen!«
»Natürlich. Sie würden Euch töten. Töten. Töten.« Man merkte es der Mumie auf Anhieb an, dass er völlig durch den Wind war. »Also sind die Gerüchte war.«
Überrascht horchte ich auf. »Welche Gerüchte?«
»Die, die man sich hinter der Grenze erzählt. Ein Werwolf sagte mir vor rund fünf Jahren, er habe die rote Priesterin im Wald gesehen und eine Hexe wollte mir vor zwei Jahren weis machen, die Priesterinnen seien wiederbelebt worden.« Interessiert hörte ich seinen Worten zu, denn mir kam nicht in den Sinn, dass es Wesen gäbe, die mich erkannt hätten. Allerdings war der Ursprung mancher Gerüchte, auch der eigene Wunsch, der sich im Nachhinein niemals erfüllen ließ.
Unterdessen redete die Mumie weiter. »Natürlich glaubte ich niemandem, schließlich reden Hexen immer wirres Zeug und Werwölfe sind gehässige, listige Biester. Aber, wenn Ihr hier seid, dann muss es stimmen. Wo sind die anderen Priesterinnen?«
Bei der Erwähnung meiner Schwestern wurde mir schwindelig. Selbst nach so langer Zeit tat es immer noch weh. Das Feuer. Der Schmerz.
»Ich bin die Letzte«, sagte ich in kühlem Tonfall.
»Die Menschen verbrannten alle drei Priesterinnen vor über zweihundertfünf Jahren. Wie konntet ausgerechnet Ihr überleben?«
»Es liegt nicht in Eurem Ermessen, es zu erfahren!«, knurrte ich und sprang von meinem Platz auf. Unbewusst ging ich auf den Tisch zu, auf dem die Mumie lag. Nicht einmal eine Sekunde später, schwang die Tür in einem lauten Krach auf. Herein trat, begleitet von einem bitterkalten Wind, Ares. Fröstelnd rieb ich mir bei der Kälte die Arme. Seine Lederstiefel gaben ein lautes Geräusch von sich, sobald er über die Holzdielen marschierte. Ohne mich zu beachten, blieb er direkt neben mir stehen. Er überragte mich um gut zwei Köpfe, wobei es das Fell des Werwolfs war, der ihm ein kolossales Auftreten verlieh.
»Wach auf!«, rief er in barschen Tonfall, an seinen schlafenden Kumpanen gerichtet. Der Knirps fuhr erschrocken hoch und stieß mit einem lärmenden Geräusch gegen die Tischkante. Ich musste mich zusammennehmen, um nicht laut loszulachen. Schon immer fand ich Gefallen daran, wenn sich Menschen wehtaten.
»Weck die anderen auf! Wir brechen auf«, befahl Ares.
»Jawohl!« Der Blondschopf sprang auf, schaute erst verwirrt zu mir, denn ich stand immer noch vor seinem Tisch und lief dann trotz unbeantworteter Fragen, die Treppe hinauf.
»Hast du irgendein Monster in der Nähe gerochen?« Ares polierte, während er die Frage an die Mumie stellte, seine Klinge.
»Nein, Herr.« Die Mumie war schlau genug, seinen Blick auf Ares und nicht auf mich zu richten. Ich fühlte mich fehl am Platz, aber jetzt wegzugehen, wäre sinnlos. Ares hatte mich bereits bemerkt, selbst wenn er mir keine Beachtung schenkte.
Diesmal drehte er sich in meine Richtung. Blendend weiße Zähne entblößten sich, als er sprach: »Gut, und jetzt zu dir.« Seine kobaltblauen Augen musterten mich abwertend. Ich zwang mich, ruhig zu bleiben. Immer wieder sagte ich mir in Gedanken, er könne nicht wissen, dass ich kein Mensch war. Ich sah aus wie seine Spezies, und roch nach keinem Zombie, er würde mich nicht durchschauen.
»Ich weiß, was du vorhast, Mädchen.« Er warf das Messer hoch in die Luft, wenige Sekunden später steckte es im Tisch. Kaum zwei Zentimeter fehlten zum Mumienschädel. Dieser jaulte vor Schreck auf, nachdem er den Schock überwunden und die brenzlige Situation bemerkt hatte.
»Ach ja?« Ich konnte den Spott in meiner Stimme nicht unterdrücken, meine Augen fixierten jedoch den im Tisch steckenden Dolch. Die Demonstration seiner Stärke war eindeutig eine Warnung.
»Denkst du wirklich, niemand würde deinen Diebstahl bemerken. Stehle lieber etwas anderes als einen Mumienkopf. Du würdest dir, bereits bei einem halben Monster den Tod holen.«
Die Verachtung in seinem Tonfall entging mir keineswegs.
Alles hatte ich erwartet. Alles, aber nicht das. In vollem Umfang breitete sich die Ironie aus und schien die gesamte Gaststube einzuhüllen.
»Ihr habt recht. Ich werde sofort verschwinden.« Mit diesen Worten drehte ich mich um und wollte zur Tür marschieren, da gab die Mumie plötzlich einen lauten Schrei von sich. »Ich rieche ein Monster, außerhalb der Stube. Es versteckt sich vor dem Sonnenlicht, in einem Gemäuer, nicht weit von hier.«
Ares' vollste Aufmerksamkeit gehörte fortan der Mumie. Stumm nickte ich dieser dankend zu. Erst jetzt realisierte ich, dass ich wegen der Ulde gar nicht hinausgehen konnte. Auch, wenn unsere Startbedingungen nicht die besten waren, schienen wir nun auf geschäftlicher Ebene zu kooperieren. Er half mir und ich hätte es auch für ihn getan. Zwar lebte nicht jedes Lebewesen hinter der Flussseite, das von den Menschen liebevoll das Monsterreich genannt wurde, nach diesem Prinzip, aber ich tat es.
»Ich wusste es.« Ares nahm ein Tuch aus seiner Manteltasche, betupfte es mit irgendeiner durchsichtigen Flüssigkeit und säuberte damit innen und außen den Rahmen der Tür. Sicherlich eine Tätigkeit, die er wegen des schnellen Aufbruchs tat, sonst käme der Mumienschädel wegen der Ulde nicht aus der Gaststube heraus. Unterdessen setzte ich mich in die hinterste Ecke der Stube. Ruhe bewahren, schien mir von allen Möglichkeiten am sinnvollsten. Besser, ich stand den Monsterjägern nicht im Weg, während sie zu meinem Gunsten, den Türrahmen reinigten.
Nicht lange und die gesamte Monsterjägerbande befand sich ausgestattet im Hauptraum. Der Junge mit dem Namen Nox packte die Mumie, band sie an seinem Gürtel fest und auch alle anderen stülpten sich ihre Umhänge gerade so über, damit bis auf das Gesicht alles bedeckt schien.
»Die Mumie roch ein Monster in der Nähe. Es versteckt sich vor den Sonnenstrahlen in einem der verbliebenen Häuser.« Nach Ares' Worten packte jeder der Jäger irgendeine Waffe heraus, der Schädel warf mir einen kurzen Blick zu, der mir Zuversicht versprach. Von da an verschwand die gesamte Truppe, ohne mir Beachtung zu schenken. Ich war unendlich erleichtert und heilfroh. Kurz wartete ich, bis ich vom Fenster aus, die Jäger verschwinden sah, dann verließ auch ich das Wirtshaus.
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