48. Sitzung
Und da sind wir; am Ende. Würde es mich wirklich jucken, dann wäre ich jetzt ein wenig melancholisch. Ein letztes Mal also auf dem unbequemen Stuhl sitzen und die Bloomfield anlächeln.
„Hey, Jack", begrüßt sie mich freundlich. Sie weiß das meine letzten fünfundvierzig Minuten bei ihr angefangen haben und ich konnte schwören, dass sie das mehr juckt als mich. „Lizzy", nicke ich und schiebe die Hände in die Hosentaschen.
„Wie geht es Ihnen?"
Ich zucke mit Schultern.
„Irgendwas zwischen 'endlich ist der Scheiß hier gelaufen' und 'ich bin toll'."
Sie lächelt.
„Also wie immer?"
„Na ja, ich hab mich letzte Woche nicht versucht umzubringen. Falls du das hören willst, Babe."
Weiterhin das Lächeln.
„Das ist schön, oder?"
„Man kann auch sagen, dass ich keine Zeit hatte. Gab ein Haufen Sachen zu feiern, zu klären, zu rauchen und zu vögeln."
Jetzt verschwindet das Lächeln. Was denn, Babe? Gedacht, dass Jack Carter aufhört ein Arschloch zu sein – nur weil er die Welt gerettet hat?
„Ich nehme jetzt mal an diese Weltrettungs-Geschichte wurde nicht ganz so geheim gehalten wie sich die Army das gedacht hat?"
Ich schüttle den Kopf.
„War eine Abschiedsfeier."
Da war auch zufälligerweise dieselbe Kellnerin, die ich auf der Beerdigung von Dad angegraben habe. Hab ihr natürlich bewiesen, dass ich definitiv nicht schwul bin und was soll man sagen? Celeste-Flakes sind der beste Start in einen vercarterten Tag. Okay, Carter knall dich ab. Wenn du schon anfängst schlechte Wortspiele mit deinem Nachnamen zu bringen gehörst du weggesperrt. Los, sag Ex-Supermodel-Psycho-Doc, dass sie dich einweisen soll.
Ach, halt die Fresse. Das war lustig.
„Abschiedsfeier – Weshalb?"
„Trooper und Jackson verziehen sich nach D.C."
Elisabeth wirft einen kurzen Blick in meine Akte und scheint sich echt zu fragen, wer das ist. Man muss auch sagen, dass ich der nie erzählt habe wie die Turtles mit Nachnamen heißen.
„Meine X-Men. Flynn hat uns am Montag vorgeschlagen, dass man uns in D.C. als Spezialeinheit ausbilden lassen könnte. Die sind da alle drei quasi wie gemacht für und haben zugesagt."
Klar, Johnny steht drauf den Anführer zu spielen, Pläne zu schmieden und mich in die Luft zu sprengen. Der ist geboren für so was. Und Zac und Danny können ihr krass teures Apartment wohl nicht mehr halten, haben auch kein Bock mehr auf Manhattan und na ja; die wollen einfach was neues. Find ich gut und ich hab mich auch echt für die drei gefreut. Ist nur schade, dass Zac seine Sache mit Debby nicht halten kann. Soweit ich das aber verstanden habe zieht die Freundin von Johnny mit nach D.C. und seine senile Mutter auch.
„Und was ist mit Ihnen, Jack?"
Ich zucke mit den Schultern. Gute Frage, Babe. Soweit bin ich ehrlich gesagt noch nicht. Wie wäre es mit Selbstfindung in Indien? Häuser bauen in Afrika? Oder Spanierinnen ficken in Spanien? Hm, ich könnte mich durch ganz Europa vögeln. Ob es in Deutschland noch mehr Heidi Klums gibt? Hat das schwedische Volleyballteam Zeit für mich? Und haben die Französinnen, die beste Zungen-Technik? Moment, Renee war Französin. Ich glaube, Frankreich lass ich aus. Aber Italien will ich unbedingt sehen und den Stoff in Holland muss man probiert haben.
„Ich denke, dass ich mich aus New York verziehe. Hab hier nichts mehr zu tun."
Wo liegt eigentlich Japan? Ich meine; diese Schulmädchen-Nummer war zwar noch nie mein Ding, aber vielleicht wird das ja noch und Sushi ist ja mal eh total geil. Okay, jetzt dreht sich mein Magen um. Kerry hat an Silvester mit mir Sushi gegessen, beziehungsweise mein Sushi aufgegessen. Carter, du hast ihre Hochzeit die letzten sieben Tage erfolgreich verdrängt; lass den Scheiß. Kauf dir ein One-Way-Ticket in irgendeine europäische Stadt und vögel dich durch. Ist besser so. Weißt du doch.
„Alles in Ordnung, Jack?"
„Kerry heiratet morgen."
Das klang jetzt wie aus der Pistole geschossen.
„Und; was werden Sie tun?"
Wie schön, dass ich auf alles eine Antwort habe.
„Das was ich schon das gesamte Jahr mache; ich trinke, vögel und rede mir ein, dass alles gut ist."
„Ich weiß, Jack. Deswegen sitzen wir seit achtundvierzig Wochen hier. Sie sollten es ihr sagen."
„Was sagen?"
Elisabeth seufzt. Ich seh schon, dass sie in der Naives-Mädchen-Tonlage sprechen will – genauso wie Olivia. Wade will mit der in ein oder zwei Jahren ernst machen und ihr einen Ring anstecken. Den hat er übrigens schon besorgt. Schon krass, dass die Menschen um mich herum irgendwie ihr Glück finden. Mum und Vio haben zum Beispiel ein Haus in irgendeinem Vorort von New York gekauft – dort wird meine kleine Schwester mit der Gold-Platte auf dem Bauch ihren Schulabschluss richtig machen und Mum versucht sich mal mit normaler Arbeit. So ganz ohne Golf-Club und nervtötende Botox-Spritzen. Nana hingegen will nach Manhattan kommen 'und gucken was es hier für Senioren gibt'. Vermutlich besorgt sie sich irgendein teures Apartment auf der Upper East Side und schikaniert jeden reichen Hipster, der ihr über den Weg läuft. Wenn ich diese Europa-Sache durchziehe, dann bekommt die definitiv Little Jack. Die Dame sollte immer eine Katze zum Werfen griffbereit haben.
„Das was Sie ihr schon immer sagen wollten. Sagen Sie ihr die Wahrheit."
„Wow, wieso wird jede Frau, die mir einen Rat zu Kerry geben will so scheiße kitschig?"
„Weil die Realität was das betrifft leider sehr kitschig ist; bis jetzt waren Sie nie bereit dazu ihr zu sagen, dass Sie sie lieben. Jetzt sind Sie es, Jack."
Ich lache.
„Du willst doch nur nicht, dass diese Therapie als gescheitert gilt, Babe."
„Sie haben die Welt gerettet, haben eine Beziehung geführt und sind erwachsen geworden. Hier ist überhaupt nichts gescheitert, Jack."
Sie grinst wieder so arrogant.
„Kommen Sie schon; ich war mit Abstand Ihre beste Therapeutin."
„Die Heißeste. Aber mein bester Therapeut war der, der meinte, dass bei mir alles in Ordnung ist."
„Ja, das hab ich in der Krankenakte gelesen."
Sie rollt mit den Augen. Irgendwie wirkt das Ex-Supermodel gelöst. Ob ich es nochmal probieren sollte? So ein aller letztes Mal?
„Hey, das Hier ist ja die letzte Sitzung; also rein theoretisch könnten wir nach den fünfundvierzig Minuten doch noch auf dem Tisch vögeln?"
Carter, das war ein schlechter Anmachspruch. Willst du die Spanierinnen auch so rumkriegen? Und das gesamte schwedische Volleyballteam? Glaubst du echt die Heidi Klums in Deutschland würden nach dem Satz mit dir schlafen?
„Ah, dazu wollte ich noch etwas sagen."
Pass auf, jetzt sagt sie doch 'ja'.
Elisabeths Grinsen wird breiter – okay, das sieht nach einem harten Korb aus.
„Ich wollte es Ihnen schon vor zwei Monaten erzählen, dachte mir aber, dass es unprofessionell ist und Sie überhaupt nichts angeht. Aber jetzt ist die Therapie ja vorbei und ich bin im Grunde nicht mehr Ihre Therapeutin." Dramatische Pause. „Ich habe eine Freundin."
Ja, das ist ein Tritt in die Eier.
„Warte kurz; Babe."
Ich sehe hilfesuchend zur Zimmerpflanze, zum Meerjungfrauen-Bild, zu den Fenstern mit Schloss und dann schlussendlich wieder zu Lizzy.
„Sagt man jetzt 'herzlichen Glückwunsch' oder 'Bock auf einen Dreier'?"
Sie lacht.
„Nein, Jack. Man sagt beides nicht."
„Na ja, aber ich will schon einen Dreier."
Ich grinse. Die Idee ist ja auch nicht so schlecht. Nicht umsetzbar, aber schon toll. Nur hab ich die Theorie, dass ein Dreier mit Lesben nicht ganz aufgeht – hab das ehrlich gesagt noch nicht ausprobiert. Allerdings stehen die ja nicht auf Kerle und ich bin ein Kerl. Aber die vögeln sich ja trotzdem, aber mit keinem echten Schwanz – weil auf den stehen die ja nicht. Ach scheiße, die Geschichte ist fast genauso kompliziert wie bei Schwulen. Ich bleib dann weiterhin bei denen mit 'Ich habe Titten und steh auf Kerle'. Die machen mich glücklich, die sind unkompliziert und na ja; die haben Brüste.
„Das waren jetzt fast fünfundvierzig Minuten. Also; Sie könnten ja ein Buch über Ihr letztes Jahr schreiben?"
Ich schüttle den Kopf.
„Leute wie ich schreiben keine Bücher, man schreibt über uns."
Daraufhin stehe ich auf. Okay, jetzt kommt die ganz dramatische Verabschiedung von Elisabeth. Scheiße, die umarmt mich! Vögeln und Knutschen find ich ja toll; aber Umarmungen strahlen immer diese eklige Wärme aus. Wenn man Menschen umarmt ist alles tausendmal unangenehmer und es sind Umarmungen. Das ist ätzend.
„Es war eine sehr interessante Zeit mit Ihnen, Jack."
Ex-Supermodel-Psycho-Doc lächelt irgendwie traurig. Da sind echt Tränen in ihren Augen.
„Gern geschehen."
Ich grinse breit, irgendwie kann ich den Blick nicht so ganz von ihren Titten abwenden. Ihr Outfit betont die auch gut, außerdem sieht sie halt nach wie vor aus wie ein Ex-Supermodel.
Und Brüste sind echt super.
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