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39. Sitzung

„Hallo, Jack." Elisabeth wirkt wieder gewohnt professionell und freundlich. Tja, ich nicht. „Komm, du redest zur Abwechselung mal nicht, Babe", schlage ich ihr im genervtem Tonfall vor. Ich hätte zusätzlich zur Sonnenbrille auch Ohrstöpsel anziehen sollen. Vielleicht hätte mir das die Unterhaltung hier erspart.

„Daraus schließe ich jetzt mal, dass es Ihnen nicht sonderlich gut geht."

Nein, wie kommst du denn darauf?

„Mir wird es besser gehen, wenn ich auf deinen Schreibtisch gekotzt habe, Lizzy."

Da liege ich auch gar nicht so falsch bei. Sich die Seele hochzuwürgen war schließlich noch nie eine dumme Idee und hilft bekanntlich gegen alles. Ob man sich wirklich Organe auskotzen kann? So ein Lungenflügel passt ja kaum durch die Speiseröhre und ich glaube, dass ist biologisch überhaupt nicht machbar. Genauso wie Tampons im Darm – es sei den man hat die gegessen und das ist echt nicht empfehlenswert. Schmeckt fast so scheiße wie Marshmallows im Kaffee, allerdings klingt das immerhin noch lecker. Und die Vorstellung von diesen weißen Dingern mit Kaffee-Geschmack ist toll – die Realität sagt aber; nein.

So wie zu fast allem, was man sich toll vorstellt.

„Was war diese Woche denn so los?"

Das Ex-Supermodel zückt mal wieder den Kugelschreiber und hält sich bereit.

Komm schon, Carter – kotz dich aus. Wortwörtlich natürlich.

„Das Übliche; viel zu wenig Wodka, viel zu viele Menschen und ..." Ich beende den Satz nicht, atme einmal tief durch und bin froh, dass ich die Sonnenbrille auf habe – sonst würde Bloomfield ja merken dass das arrogante Lächeln nicht zu den leeren Augen passt.

Wenn man vom Dach springt gibt es diesen kurzen Augenblick bevor man auf dem Boden aufprallt. Diese Millisekunde in der einem das Adrenalin durch die Venen schießt, man wirklich realisiert was gerade passiert und dann gibt es dieses eine Geräusch, dass einem sagt, dass man nicht gegen die Schwerkraft gewonnen hat. Ich liebe diesen kurzen Augenblick. Er gibt einem Genugtuung und Recht, aber vielleicht trifft das nur für Unsterbliche zu – die die Sicherheit haben, dass sie überleben.

Wenn man sich dieses Gefühl jetzt im hundertfachen vorstellen würde, dann würde das Geräusch ein lautes Schreien sein. Es wäre nicht das eigene Schreien, sondern das Schreien der Realität. Ein hohes Kopfschmerzen-auslösendes Schreien – also ein Kreischen, das einem sämtliche Knochen splittern lässt. Man würde sich gegen dieses Geräusch wehren wollen, man würde den Überschuss an Adrenalin nicht aufregend finden sondern würde nur wollen, dass es aufhört. Es wäre nichts was man liebt, sondern etwas wovor man wegläuft.

Das war das was ich gefühlt habe, als Kerry im Hochzeitskleid vor mir stand.

„Und?", hackt meine Psychiaterin nach und zieht die Augenbrauen fragend hoch. „Ich weiß nicht, Lizzy", lüge ich zur Antwort.

„Jack, nehmen Sie bitte die Sonnenbrille ab und reden vernünftig mit mir?"

Weiterhin das arrogante gelogene Lächeln aufrecht erhalten, sich zurück lehnen und sie trotz Ray-Ban direkt ansehen.

„Nein."

Gelassen hatte ich an ihre Wohnungstür geklopft – also die Wohnung, die sie sich nicht mit Ben teilte, sondern ihre alte Wohnung, die sie schon seit Ewigkeiten hatte und von der sie sich nicht trennen wollte. Was entweder an der günstigen Lage, den vielen Erinnerungen oder eventuell auch ihren vollkommen eigenen Möbeln lag. Sie war da irgendwie wie Sarah Jessica Parker in Sex and the City.

'Hey, Superheld', lächelte sie mir freudig entgegen. Den Namen hatte sie sich schon ausgedacht als sie damals bei der Times Praktikum gemacht hatte und diesen dämlichen Journalisten zum Interview mit mir begleitet hatte.

'Ich weiß, dass ich spät dran bin', gab ich zurück und drückte ihr einen flüchtigen Kuss auf die Lippen. 'Ach, na ja. Die zwei Stunden, die ich auf dich warten musste hab ich damit verbracht die neue Vogue endlich fertig zu lesen. In meinem Horoskop stand: er wird nicht kommen.' Kerry grinste und ließ mich rein.

'Ich hab als Endschädigung was zu trinken dabei.' Ich hielt das Six-Pack Dosenbier hoch. Allerdings schien sie das nicht sonderlich zu interessieren und zog mich stattdessen lieber zu sich heran. 'Zwei Stunden, Carter', murmelte sie in den darauffolgenden Kuss versucht vorwurfsvoll hinein. Ich ignorierte es, schaffte es gerade so das Bier auf den Boden zu stellen und den Kuss dabei nicht zu unterbrechen.

Mit ihr fühlte sich Küssen immer anders an, als mit anderen Frauen. Es war nicht ungewohnt oder bahnbrechend neu. Aber es war so, dass es mich mehr interessierte und faszinierte. Ein Kuss mit ihr war wie der erste Zug an einer Zigarette – beruhigend.

Elisabeth schnalzt mit der Zunge und spielt unaufhörlich mit dem Kugelschreiber. Als würde sie mich damit nervös machen wollen, doch das passiert nicht.

„Jack, ich frage es nochmal; was ist passiert?"

Ich zucke mit den Schultern. Was bringt es mir ihr irgendwas zu erzählen? Es hilft mir eh nicht.

„Weißt du, Babe; ich hab keine Lust mehr und sind wir ehrlich; das Hier ist Zeitverschwendung. Wobei nur deine Zeit verschwendet wird. Meine ist unendlich."

Aus dem arroganten Lächeln wird ein Grinsen und ich fange an das alles für langweilig zu halten. Ich könnte die Zeit so viel besser nutzen; zum Beispiel herausfinden wie viele Strip-Clubs es wirklich in New York gibt oder Little Jack füttern. Jetzt wo Wade nur noch gegenüber wohnt muss die Sache mit dem Fressen geben ja endlich mal von mir übernommen werden. Allerdings ist es ziemlich ätzend sich um eine Katze zu kümmern. Ich kauf mir in sechzig Jahren eine Elektro-Katze. Die frisst dann die Roboter-Goldfische auf. Ob Greenpeace mit Robo-Tieren ein Problem hätte? Schließlich sind die gegen alles was die Existenz von echten Viechern gefährdet und was wäre da schlimmer als Tiere, um die sich niemand kümmern muss? Ob Greenpeace vielleicht ein neues Hippi-Ding gründen würde und es dann 'Greypeace' nennen würde? Oder würde das zu Verwechselung mit Gaypeace führen? Wenn zum Beispiel jemand der kein R aussprechen kann Greypeace sagen möchte, dann hört sich das an wie Gaypeace. Gibts die überhaupt und wenn ja; wofür stehen die? Frieden unter Schwulen oder Frieden für Schwule?

„Da hat Sie etwas sehr aus der Bahn geworfen, Jack", mutmaßt Elisabeth und wirkt mit einem Schlag mitleidig. „Ja, es tut so schrecklich weh und ich hasse mich jetzt abgrundtief, möchte sterben und weinen", antworte ich mit purem Sarkasmus und grinse weiterhin. „Schieb' dir den mitleidigen Blick in den Arsch, denn ich will ihn nicht."

„Weswegen projizieren Sie Ihren Selbsthass momentan auf mich, Jack?"

Sie ist völlig unbeeindruckt.

„Wieso glauben Sie nicht, dass ich Sie wirklich hasse?"

„Weil es dafür keinen Grund gibt."

Jeder gute Kuss hat ein Ende – so etwa dann wenn einem wieder einfällt, dass man zum leben atmen muss. Da ist es mir dann aufgefallen; das weiße Kleid, das auf dem Kleiderbügel am Türrahmen der Küche hing. Es war als würde es mich vorwurfsvoll anstarren.

'Ich bin mir ziemlich sicher, dass Weiß nur was für Jungfrauen ist', gab ich möglichst lässig von mir. Stirnrunzelnd folgte Kerry meinem Blick zu dem Hochzeitskleid. Sie schien es irgendwie völlig vergessen zu haben und wirkte jetzt dafür umso mehr peinlich berührt.

'Scheiße. Tut mir leid, Jack. Es ist dumm, dass es da hängt und dass du es überhaupt siehst. Ich räum es sofort weg', erklärte sie mir eilig, ließ von mir ab und wollte auf ihre Worte Taten folgen lassen. Allerdings hielt ich sie fest.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass dieser Nachmittag anders geendet hätte, wenn ich es nicht gesagt hätte. Vielleicht wäre ich dann immer noch überzeugt von einer Lüge.

'Kannst du es anziehen?'

'Dass das schräg ist weißt du schon, oder?'

Ich zuckte mit den Schultern.

'Der beste Freund hat doch wohl ein Anrecht auf die beste Freundin im Brautkleid', verteidigte ich mein Anliegen. Jetzt so im Nachhinein würde ich gerne zu diesem Moment zurück reisen und mir selbst in die Fresse schlagen.

Sie presste überlegend die Lippen aufeinander.

'Du darfst es nicht scheiße finden und es wird noch umgeändert werden. Außerdem ist es das Kleid meiner Mutter und die hat in der Zeit vor Vera Wang geheiratet.'

'Zieh es einfach an', bat ich und sie nickte. 'Geh ins Wohnzimmer und dreh dich mit dem Rücken zur Tür', erklärte sie mir. Ich gab mich gehorsam und hörte auf sie. Wenig später hörte ich Schritte, das leise Rauschen von dem Stoff, der über den Boden schleifte und schlussendlich auch ihre Stimme.

'Kannst dich umdrehen.'

Jetzt hätte ich mir nochmal in die Fresse geschlagen und mir gesagt, dass ich es verdammt nochmal nicht tun sollte.

Aber natürlich drehte sich der, in dem Moment, völlig naive Jack Carter um und sah die Frau, die ihm eindeutig von allen Frauen am meisten bedeutet, in einem Hochzeitskleid. Wenn ein Mann so eine Frau – nennt man sie jetzt mal ganz hypothetisch 'die Eine' – sieht, dann normalerweise wenn er selbst im Anzug in einer Kirche steht und so ein hässliches Blumengesteck dran kleben hat. Dann darf er die Eine in einem weißen Kleid sehen. Wieso? Sie trägt das Kleid für ihn. Die Frau, samt Kleid und allem drumherum gehört ihm – für den Rest seines Lebens.

'Und was hältst du davon?'

Ich rieb mir über den Nacken und sagte kurzzeitig überhaupt nichts. Es dauerte ehrlich gesagt ziemlich lange bis da überhaupt auch nur eine einzige Gehirnzelle wieder lief.

'In Liebes-Komödien gibt es oft diese eine Szene, wo der Typ die Frau im Hochzeitskleid sieht und dann sprachlos ist. Ich hab nie verstanden wieso – jetzt weiß ich es.'

'Ist echt so schlimm?'

'Das Kleid definitiv. Aber du siehst wunderschön aus, Kerry.'

Es stimmte. Sie sah unglaublich aus und je länger ich auf den weißen Stoff sah umso mehr wurde es mir klar; die Frau, samt Kleid und allem drumherum gehört nicht mir. Da war es; das Kreischen der Realität und jeder Knochen schien zu splittern.

'Alles in Ordnung, Jack?', fragte sie mich und kam auf mich zu. Irgendwas hatte sich auch bei ihr geändert. 'Ja, alles gut', murmelte ich, überspielte es mit einem Lächeln. 'Ich glaube, wir sollten endlich mal reden', erklärte Kerry und ließ sich trotz Hochzeitskleid auf der Armlehne ihrer Couch nieder.

'Was passiert mit uns?'

Ich muss zugeben, dass dieser Jack Carter wirklich naiv klang.

'Wir machen dasselbe wie vor sieben Jahren; wir verlieben uns ineinander.'

Und wie jedes Mal wenn Carter zu dem naiven Teenager wurde, wurde Hilson die erwachsene Realistin.

'Findest du das gut oder schlecht?'

'Bis grade eben war ich mir nicht sicher und eigentlich hätte es mir schon an deinem Geburtstag klar sein sollen. Das ist echt wie so eine beschissene Liebes-Komödie, wo die Protagonistin viel zu spät rafft was sie fühlt und man sich als Zuschauer nur über ihre Dummheit aufregt.'

Sie lächelte, schluckte schwer und sah mich irgendwie vorwurfsvoll an. 'Ich weiß, was du grade wirklich gedacht hast und das war nicht 'Oh, sieht die im Kleid schön aus'. Ich kenne dich ziemlich lange, Carter und irgendwann weiß man wie du tickst. Deswegen ist es auch in Ordnung, wenn du auf das Folgende nichts sagst. Wirklich. Mir geht es darum, dass du es weißt.' Nochmal dieses schwere Schlucken und die Hände nervös ineinandergreifen. 'Ich würde dieses Kleid für dich tragen, oder auch nicht – kommt drauf an was du willst. Ich würde die komplette Hochzeit über den Haufen werfen, Ben verlassen und überhaupt; einfach alles tun. Wenn du das willst. Jack; wenn du mich willst, dann will ich dir gehören. Nur dir, weil ich dich liebe.'

Als ich nicht reagierte fügte sie noch etwas hinzu.

'Du musst das jetzt nicht erwidern oder so. Ich möchte nur, dass du das weißt.'

Ich blieb immer noch still. Sie sprach genau das aus, was ich die ganze Zeit über hatte hören wollen. Genau das was ich mir die ganze Zeit über in meinem verkorksten Hirn ausgemalt hatte. Dann hatte mein Kopf ein Blackout. Nicht dass ich in Ohnmacht gefallen wäre oder so – aber es lag einfach alles lahm. Und was übrig blieb war das Arschloch, was ich nun mal bin.

'Nein. Ich werde es nicht erwidern, Kerry. Nie. Ich weiß ja nicht, was du dir hier eingebildet hast; aber für mich ist das nichts. Es ist nur etwas was so nebenbei halt lief. Aber irgendwie süß, dass du wegen ein paar guten Orgasmen gleich meinst mich zu lieben.'

Ich hätte vermutlich noch mehr gesagt, allerdings verpasste sie mir da bereits eine Ohrfeige.

'Ich hoffe das hat weh getan. Wenn nicht schlag ich gerne nochmal zu.'

Ich lächelte arrogant.

'Weißt du, Babe. Es hat überhaupt nicht weh getan.'

Kerry gab sich wirklich alle Mühe nicht die Beherrschung zu verlieren und presste die Lippen aufeinander.

'Du bist ein Idiot, vermutlich ein Psychopath und allen voran ein Feigling. Tu mir einen Gefallen und halt dich von mir fern. Für immer.'

'Keine Sorge, den Gefallen tu ich dir.'

Weiterhin das arrogante Lächeln. Dann hab ich ihre Wohnung auch schon verlassen und mit ihr auch all das was ich mit Kerry hätte haben können.

„Alles was du letzte Woche über Fortschritte gesagt hast war gelogen, Babe. Ich bin immer noch ein genauso großes Arschloch wie zu Beginn. Es ist sogar so übel, dass ich mich über Kerry lustig gemacht habe, nachdem sie mir ihre Liebe gestanden hat."

Elisabeth sieht mich verstört an.

„Sie haben was getan?"

„Ich hab ihr knallhart das Herz gebrochen und sie vermutlich zum heulen gebracht."

Sie seufzt. „Sie hatten Angst, Jack. Das Problem ist momentan, dass Sie es nicht verarbeiten sondern sich weiter hineinsteigern. Wieso denken Sie haben Sie Kerry verletzt? Wohl kaum aus Selbsthass, sonst wären Sie jetzt nicht so wütend auf sich. War es nicht viel mehr Angst davor sich selbst zu verletzen – demnach also ein Schutzmechanismus", rätselt Ex-Supermodel-Psycho-Doc. Sie hat ja keine Ahnung wie wenig es mich noch juckt was sie von sich gibt.

„Schreib doch ein Buch drüber."

Mit den Worten stehe ich auf, grinse breit und sehe einer völlig verdatterten Bloomfield entgegen.

„Jack, die Sitzung wird noch mindestens zehn Minuten dauern", erklärt sie mir ernst. Das ist der Tonfall von dem Lehrer wenn er einem sagt, dass er den Unterricht beendet und nicht die Schulglocke.

„Irgendwie hast du es nicht verstanden, Babe; ich komm nicht mehr. Das Hier ist das Ende."

Mittlerweile steh ich bereits vor der Tür des Behandlungsraum.

„Also fick dich mit deinem Psychologie-Kursbuch ins Knie, Lizzy."

Darauf ein ausgestreckter Mittelfinger, das Lächeln eines Arschlochs und kurz darauf das Zuschlagen einer Tür.  

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