☄️ 𝑪𝒉𝒂𝒑𝒕𝒆𝒓 𝟐 ☄️
Ich wurde von einem verführenden Duft geweckt.
Ich richtete mich verschlafen auf, rubbelte meine Augen, dann blinzelte ich einmal, zweimal, dreimal.
Realisation durchzuckte mich wie ein Blitz. Liv war zurück! Sie hatte mir bestimmt Frühstück gekocht!
Grinsend wie ein Honigkuchenpferd sprang ich auf und ging zu unserer Küche.
"Guten Morgen Dornröschen!" Brook stand vor dem Herd und wendete geschickt ein Spiegelei.
Mein Grinsen verschwand und Enttäuschung schwappte über mich. Verfluchte Gewohnheiten.
"Sehe ich etwa so grauenvoll aus, dass du nicht einmal mehr Grinsen kannst?", scherzte sie.
Stumm setzte ich mich an Tisch und wartete darauf, dass sie fertig wurde. Brook die dies bemerkte, seufzte lautlos auf und ließ ihre Schultern hängen.
"Es tut mir leid", entschuldigte ich mich.
"Es ist alles in Ordnung! Ich bin enttäuscht von Liv und nicht von dir. Aber, wenn ich mir dich ansehe, geht es dir genauso."
Ich lachte auf, warf meinen Kopf zurück und starrte schließlich nur noch die Decke an. Brook, die fertig gekocht hatte, setzte sich mir gegenüber und schob mir das Spiegelei hin. Ich senkte meinen Kopf, nahm das Besteck und schnitt mir ein Stück ab. Sobald ich es kaute, hatte ich das Gefühl mich übergeben zu müssen: Brook ging es ähnlich, sie würgte, sprang auf und spuckte es in den Müll.
Ein leises Kichern entfloh mir, nachdem auch ich das Spiegelei - man konnte es nicht wirklich Spiegelei nennen - in eine Serviette gespuckt hatte.
"Kochen lag mir noch nie." Brook zuckte mit den Schultern und grinste mich schief an.
Diesmal musste ich laut loslachen, denn sie hatte Recht. Kochen war eines der Dinge, in denen Brooklyn Wilson immer versagte.
"Ich denke, du solltest kochen... oder wir können Essen gehen!"
Nun sah ich zum ersten Mal auf die Uhr und bemerkte, dass es schon kurz vor halb sechs war. Wenn ich mich recht entsinne, hatte ich Brook die Tür um 7 geöffnet.
"Oder wir bestellen uns etwas. Pizza oder so", antwortete ich knapp und nahm mir mein Handy vom Tisch. Irgendwann hatte ich es dort abgelegt und nicht wieder genommen.
Vielleicht hatte mir Liv geschrieben? Vielleicht ist es letztendlich doch nur ein schlechter Scherz?
Ich schaltete es ein und augenblicklich sprang ein Bild von Liv und mir entgegen. Es zeigte uns, wie wir beide in die Kamera grinsten, sowie zwei Plüschtiere hochhielten.
Livs schwarze, langen und gewellten Haare hingen verwuschelt über ihre Schultern. Ihre smaragdgrünen Augen strahlten förmlich und wurden von ihrem dunklen Hautton nur noch mehr unterstrichen. Livs Lippen waren zu einem Grinsen verzogen und brachte somit ihre Grübchen zu Vorschein.
Ich stand neben ihr und hielt in einer Hand meine Plüscheule und mit der anderen zeigte ich ein Peace Zeichen. Damals hatte ich vorne noch zwei weiß gefärbte Strähnen, während der Rest meiner Haare schwarz blieb. In diesem Bild waren sie gelockt und gingen mir ungefähr bis zu meinem Kinn. Mein blasses Gesicht wurde von geröteten Wangen geziert und brachten meinen dunklen Augen somit mehr zur Geltung. Auf meiner Nase saß eine schwarze Brille in der Pantoform und mein Grinsen brachte meine Zähne zum Vorschein.
Ein sanftes Lächeln zierte meine Lippen, als ich das Bild für eine Zeit lang musterte. Jedoch verschwand es, als ich meine Nachrichten checkte, um zu sehen, dass die einzige die mir geschrieben hatte nur Brook gewesen war.
Wütend schmiss ich es weg und stützte mein Gesicht in meinen Händen ab.
"Ich verstehe es nicht. Fuck, Brook. Ich verstehe es einfach nicht. Was habe ich falsch gemacht? Wann ist es falsch gegangen?!"
"Cathy, du hast nichts falsch gemacht!"
"Irgendwann muss es aber schief gegangen sein. Hat sie mir Zeichen gegeben und ich habe sie nicht richtig gedeutet?" Verzweifelt warf ich meine Hände in die Luft und fing innerlich an ihre letzten Worte zu analysieren.
"Cathy-"
"Brook, lass mich bitte allein." Fassungslos sah mich meine beste Freundin, nickte jedoch und verschwand wenige Minuten mit einem leisen »Pass auf dich auf« aus der Wohnung.
Ich war wieder allein.
Erschöpft schlurfte ich zurück in mein dunkles Schlafzimmer, ließ meinen Blick schweifen und blieb auf dem Boden hängen.
Es lagen keine Kleidungsgegenstände auf dem Boden.
Seit Liv gegangen war, hatte ich nicht aufgeräumt. Wer sollte es denn sonst gewesen sein?
Meine Augen weiteten sich, als ich realisierte, dass es Brook gewesen sein musste, als ich geschlafen hatte.
Automatisch verließ ich den Raum und sah mich in Livs und meiner Wohnung um. Sie war zusammengeräumt und geputzt.
Wöchentlich hatte Liv mindestens einmal die Wohnung gesäubert und jeden Tag Ordnung gehalten. Ich tendierte dazu in meinem eigenen Chaos zu versinken, während Liv alles nach Farbe und Größe geordnet hatte. Sie beschwerte sich jedes Mal, wenn ich meinen Dreck nicht wegräumte. Brook hingegen verdrehte meist die Augen und sagte: »Das muss eine Autoren Krankheit sein. Ernsthaft. Jeder Autor, den ich kenne, ist solch ein Chaot, schreibt aber die besten Bücher. Was ein komisches Volk ihr Schreiber doch seid« .
Ich ging wieder in Livs und mein Schlafzimmer, ließ mich auf das Bett fallen und starrte an die Decke.
Auch nach 2 Wochen verstand ich es nicht, warum plötzlich alles enden musste. In den letzten Wochen stritten wir uns zwar gehäuft über unnötige Dinge, aber sie hatte nie den Anschein gegeben, wie als wäre Liv mit dieser Beziehung unzufrieden.
Je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr bekam das unstillbare Gefühl Liv anzurufen und sie nach all dem zu Fragen prominenter.
Ich stand ein erneutes Mal auf, nahm mir mein Handy aus der Küche und tippte auf Livs Kontakt. Zögernd blieb mein Finger über dem Hörer stehen. Was, wenn sie mich schlussendlich doch komplett zu einem Wrack machte? Innerlich widersprach ich mir jedoch schnell und fragte mich: »Was, wenn es doch gut ausgehen würde?«
Ohne, dass ich mir selbst Widerspruch leisten konnte, tutete es auch schon. Als es nach ein paar Minuten aufhörte und Livs zuckersüße Stimme ertönte, hatte ich das Gefühl, dass mein Herz für einen kurzen Moment stehen blieb.
Hitze schoss in meine Wangen und ich musste Lächeln.
"Guten Abend, hier spricht Olivia Park. Wie kann ich Ihnen helfen?", sprach sie freundlich. Ich blinzelte verwirrt. Hatte Liv meine Nummer gelöscht?
"Hey, Liv..."
"Catherine." Ein Schmerz durchzuckte mich und ich spürte wie meine Augen anfingen zu brennen. Sie hatte mich schon seit langem nicht mehr mit vollem Namen genannt.
"Hör zu, ich wollte-"
"Catherine, es ist momentan wirklich schlecht. Ich bin in der Arbeit und meine Pause ist gleich vorbei."
"Bitte, hör mir zu!" Sie seufzte auf und da ich keine Antwort bekam, nahm ich das als Zeichen um fortzufahren.
"Ich würde mich gerne mit dir treffen und über uns reden."
Es herrschte für ein paar Minuten Stille, ehe Liv noch einmal leise seufzte.
"In Ordnung", im Hintergrund konnte man hören, wie jemand ihren Namen schrie, "Am Montag um 15 Uhr im Café neben dem Krankenhaus", fügte sie noch schnell hinzu.
"Danke! Vielen Dank, Liv! Ich verspreche dir, ich werde nicht-" Zuspätkommen, wollte ich noch sagen, doch sie hatte schon aufgelegt.
Etwas leichter ums Herz, klickte ich nun auf Brooks Kontakt, um sie zu auf dem neuesten Stand zu halten.
"Yo Cathy. Alles in Ordnung? Brauchst du etwas?"
"Ich habe mit Liv telefoniert und sie hat einem Treffen zugestimmt! Vielleicht wird doch noch alles gut!" Überglücklich lachte ich auf und bekam nicht mit, wie Brook auf der anderen Seite der Leitung ihr Gesicht verzog.
"Cathy, du weißt ich habe dich lieb und will nur das Beste für dich, aber denkst du wirklich, dass das eine gute Idee ist?", erwiderte meine beste Freundin zögerlich.
"Weißt du... als sie mir gesagt hat, dass es aus ist, bekam ich keine Erklärung und habe die Fehler an mir gesucht. Jetzt aber, habe ich sie gefunden und bin bereit, für Liv eine bessere Freundin zu sein!"
"Was redest du da, Catherine? Du hast nichts falsch gemacht! Du bist eine wundervolle Person. Bist immerzu freundlich, hilfsbereit und höflich. Verflucht, sogar das Aussehen hast du! Du hast nie einen Fehler gemacht!" Brook atmete tief ein und aus, ehe sie weitersprach. "Cathy... wie soll ich es sagen? Manche Leute verlieren auch nach jahrelanger Beziehung ihre Gefühle für ihren Partner oder sie finden jemanden für den sie stärkere Liebesgefühle hegen. Nur selten besteht eine Beziehung für immer. Und wenn die Zeit gekommen ist, musst du loslassen und dich nicht verklemmt daran festhalten. Du weißt, dass du nicht allein durch diesen Herzschmerz gehen musst. Ich bin immer für dich da!"
"Wenn du immer für mich da bist, dann respektiere auch bitte meine Entscheidung. Gute Nacht."
"Cathy!-" Schon hatte ich aufgelegt und es herrschte erneute Stille.
Eingeschnappt deckte ich mich zu und vergrub mich unter der Decke. Brook verstand es nicht. Sie hatte noch nie eine langwidrige Beziehung und wusste demnach nicht, wie es ist, wenn man seine einzig wahre, große Liebe verlor. Ich musste um Liv kämpfen. Auch wenn es das letzte war, was ich tun werde.
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