{10}- Das Spiegelbild
Es war ein fürchterliches Ritual, das der Wolfsgeist durchführte, damit er in mich versiegelt werden konnte. Wie tausende Messerstiche fühlte es sich an, doch der Schmerz verging. Nur wenige Minuten dauerte das Ritual. Benommen versuchte ich mich aufzurichten. Der Wolfsgeist war verschwunden.
Überrascht stellte ich an der Unterseite meines Handgelenks eine schwarze Tätowierung fest. Das musste die Versieglung sein.
Mit langsamen Schritten versuchte ich zum Ausgang der Höhle zu gelangen. Wieso spürte ich den Wolf nicht? Bis auf das Schwindelgefühl und mein wie immer schmerzendes Knie spürte ich rein gar nichts.
Hell und prachtvoll schien der Vollmond oben am Himmel. Der Wald lag finster vor mir, ragte auf, als wäre er ein unbändiges Land. Beim Anblick des Mondes schwammen Erinnerungen aus vergangener Zeit vorbei.
Meine Eltern waren tot. Mein Bruder ein Monster und bei meinem ältesten Bruder war ich mir noch nicht sicher, auf welcher Seite er wirklich war. Zuko schien mich zwar zu beschützen, doch machte mir Madara große Angst. Er wirkte so furchteinflößend.
Plötzlich zuckte ich zusammen. Meine Augen brannten wir Feuer. Unweigerlich stellte ich fest, dass ich rein gar nichts mehr sah. Pure Schwärze breitete sich vor mir aus.
Unsanft fiel ich auf meine Knie. Ein schmerzender Schrei rang aus meinem Mund. Laut genug, dass es jeder im nahen Umkreis hören musste. Blindlings tasteten meine Hände am Boden entlang. Genau dort wo sich der Abgrund befand, trafen meine Handflächen auf das Nichts.
Geblendet von Dunkelheit und Schmerz fiel ich schreiend den Hang hinunter. Harte Äste schlugen gegen meinen Körper und mein Gesicht. Ich spürte noch den Aufprall, doch dann fiel ich in vollkommene Ohnmacht.
Als ich mir zum ersten Mal Bewusst wurde, wieder Herr meiner Sinne zu sein. Konnte ich weder sehen noch mich bewegen. Ich lauschte den Geräuschen neben mir, doch außer dem Vogelgezwitscher hörte ich nichts.
Panisch schrie ich laut auf in der Hoffnung ein Mensch fände mich. Die Tatsache mein Augenlicht verloren zu haben, rüttelte an mir.
Minuten vergingen, wenn nicht sogar Stunden. Ich gab es auf zu schreien. Es hatte alles keinen Sinn mehr.
„Kaya!" Ertönte aus der Ferne eine mir sehr bekannte Stimme.
Früher mochte ich seine tiefe Stimme gehasst haben, doch jetzt war ich unendlich erleichtert, entdeckt worden zu sein. Auch wenn er es war!
„Takun!" Schrie ich so laut ich konnte.
Er musste in der Nähe sein. Ich spürte sein Chakra.
„Kaya! Du bist verletzt!"
Ich spürte wie er mich leicht hochhob, doch als ich aufschrie, ließ er mich sofort los.
„Was ist passiert?", hörte ich die bekannte Stimme von Sasuke. Auch er schien hier zu sein.
Wut loderte in mir auf. Sasuke. Mein Onkel. Derjenige, der für meine Kniewunde verantwortlich war, so wie es Zuko behauptete.
„Was wollt ihr hier?" Ich musste mir wirklich auf die Lippen beißen, um nicht vor Schmerz aufzuschreien.
„Dich suchen! Was denn sonst!" Erklärte Takun.
Jedem hätte ich geglaubt, doch ganz bestimmt nicht Takun.
„Lasst mich", knurrte ich.
„Wir bringen dich in ein Krankenhaus nach Konoha", meinte Sasuke.
„Nein!" Fauchte ich. „Ich will nie wieder nach Konoha! Nie mehr!"
„Dort wird man dir helfen", versuchte Sasuke mich zu überzeugen.
Gerade er!
„Man kann mir nicht mehr helfen. Weder meinem Bein noch meinem Augenlicht."
„Bist...bist du blind?", fragte Takun zögerlich.
„Sieh dir ihre zerkratzen Augen an. Was denkst du denn!" Diesmal ertönte eine tiefere Stimme. Zuko.
Ich hörte wie Sasuke in Alarmbereitschaft aufsprang. „Zuko", murmelte er voller Überraschung.
Unbeirrt hörte ich Zukos leichte Schritte. Er schien mir am nächsten zu sein.
„Es stört euch doch nicht, wenn ich meine Schwester mitnehme. Sie hat ja selbst gesagt, dass sie nicht bei euch sein möchte."
„Wir nehmen sie mit!", knurrte Takun.
Zuko lachte laut auf. „Du bist bereits in mein Gen-Jutsu gefangen gewesen, bevor du mich gesehen hast. Und du lieber Onkel, heute habe ich keine Lust gegen dich zu kämpfen. Ein andermal."
Mit einem Ruck spürte ich wie er mich blitzschnell hochhob. Sekunden vergingen und ich spürte wie ich unsanft in ein Bett gelegt wurde.
„Wie? Wo sind die andern?", fragte ich verwirrt, da die gewohnten Geräusche des Waldes verstummten.
„Wir sind wieder im Quartier", erklärte Zuko. Ich spürte wir mir eine Augenbinde im die Augen gelegt wurde. Hatte Zuko sich soeben teleportiert?
„Was hast du dir selbst nur angetan, Kaya."
Ich antwortete nicht.
Ich konnte es immer noch nicht fassen wirklich blind zu sein.
„Sieht es sehr schlimm aus?", fragte ich zögerlich.
Zuko antwortete nicht. Er ließ mich das schlimmste Befürchten.
Die nächsten Tage waren die schlimmsten meines Lebens. Eine von Zukos Heilerinnen erklärte mir, wohl nie wieder sehen zu können, doch dafür würde ich wenigstens bald wieder laufen können.
Ich wollte das nicht hören.
Ich wollte gar nichts mehr hören.
Im meinem Bett hörte ich gut Zukos und Madara Stimmen. Sie redeten manchmal über mich und Madara bekundete immer öfter wir schwach ich sei, damit lag er nicht ganz falsch.
Ich fühlte mich wertlos.
Am fünften Tag konnte ich mich zum ersten Mal mithilfe der Heilerin aufrichten. Langsam ging ich ein paar Schritte mit ihrer Hilfe. Zwar war ich erleichtert wieder gehen zu können, doch die Tatsache nie wieder sehen zu können, zerfraß mich.
Eine Woche verging. Zuko kam kein einziges Mal mehr in mein Zimmer. Mir war das recht. Mit niemanden wollte ich etwas reden.
Als ich wieder teilnahmslos in Bett lag, überkam mich ein solcher Juckreiz das ich die Augenbinde hinunterriss.
Schockiert und erschrocken wich ich zurück, als ich plötzlich die Decke des Zimmers sah. Ich sah etwas! Überrascht und völlig verdattert sprang ich aus dem Bett. Ich musste träumen, etwas anderes konnte es nicht sein.
Ich trat vor dem einzigen Spiegel in meinem Zimmer und schaute entsetzt mein Ebenbild an. Rötliche Augen starrten mir entgegen, dessen Pupillen schwarze sternenförmige Linien, die sich in klitzekleinen Kreisen teilten, aufzeigten. Wäre das kein Spiegel, so hätte ich niemals sagen können, ob ich dies wirklich war.
Meine Wangen und meine Stirn hatten noch ein paar rötliche Wunden, die womöglich Narben hinterlassen würden.
„Kaya!", murmelte ich vor mir hin und tatsächlich bewegten sich die Lippen im Spiegebild.
Das war wirklich ich!
Ich besaß nicht nur ein Sharingan, nein ich besaß das Mangekeyou Sharingan!
Wenn euch das Kapitel gefallen hat, lasst doch bitte ein Vote da, damit ich weiß, ob ich die Geschichte weiterschreiben soll.🤗🥰
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