Wird das Leugnen ein Ende haben?
Was machte er eigentlich hier?
Wozu sollte das gut sein, verdammt noch mal?
Äußerlich erschien Itachi vollkommen ruhig, doch innerlich kochte eine Wut so heiß wie Lava in ihm. Der Augenblick, als er die Tür geöffnet hatte und in Tamis Augen gesehen hatte. Wie die Tränen nur so über ihre Wange geströmt waren. Seine Beherrschung war in sich zusammengebrochen, wie ein Kartenhaus, und er war losgestürmt, um die Ehre, der Frau zu verteidigen, die er eigentlich vergessen sollte. Es war ihm bewusst gewesen, dass Danzo gegen ihn intrigierte, aber dass er soweit gehen würde und nun auch Tami beschatten ließ, war ein echter Schock gewesen. Ein Schlag in die Magengrube. Und was noch viel schlimmer war, seine Hilflosigkeit, in Bezug auf diese Tatsache, machte ihn noch wütender. Seine Hände verkrampften sich.
Aber am meisten verwunderte ihn, dass Fuu an solch einem Spiel gegen Tami mitspielte. Dass er ihn hasste, war Itachi nicht neu, aber er wusste, dass er etwas für Tami empfand. Seine Augen hatten ihn verraten. Er spielte ihr nichts vor diese Gefühle waren aufrichtiger Natur. Also warum tat er ihr wissentlich weh? Was hatte Danzo gegen ihn in der Hand?
,,Du warst bei ihm, oder?"
Tamis brüchige Stimme riss ihn aus seinen dunklen Gedanken. Abrupt blieb Itachi stehen, doch wagte er es nicht sich nach ihr umzusehen. Die Furcht, was er zu Gesicht bekommen könnte war zu groß. Ein brennender Schmerz begann in seiner Brust zu pochen. Eine Weile blieb sie still. Es wäre die Chance gewesen weiterzulaufen, doch Itachi konnte es nicht. Seine Füße fühlten sich fest mit dem Erdboden verwurzelt an, als hätten sie Wurzeln geschlagen. Gequält schlug er die Lider nieder, während ihm der Gedanke kam vielleicht doch endlich damit abzuschließen. Aber das sagte sich so einfach. Stattdessen hing er tagtäglich wie gefangen in seinen Gedanken auf dem Sofa, sprang wutentbrannt auf oder sackte traurig in sich zusammen. Dann war der Tag um, er ging ins Bett und bekam kein Auge zu, weil sie in seinen Gedanken war.
,,Liebeskummer ist schrecklich. Und nicht selten schrecklich nervig." Ihre Stimme war so schrecklich dünn und klang so gar nicht nach der Tami, die er kannte.
Es war der Klang ihrer Stimme, die ihn dazu brachte sie widerwillig anzusehen. Sein Blick traf auf gerötete Augen, denen man noch immer ansah, dass sie geweint hatte. In ihnen lag eine tiefe Traurigkeit. Doch der Ausdruck in ihren Augen, die fest auf ihn gerichtet waren, war finster.
,,Ich hätte damit nicht zu dir kommen sollen. So habe ich den Konflikt zwischen Fuu und dir nur noch weiter geschürt."
Unwillkürlich schluckte er. Sie wollte stark erscheinen, doch Itachi konnte über diese Fassade hinwegsehen und was sich unter der Oberfläche verbarg, tat selbst ihm weh.
Das Gefühl von Verletztheit und Alleinsein umgab Tami wie eine dunkle Wolke, die nicht verschwinden wollte.
,,Fuu ...", begann sie stockend.
Verzweifelt begann Itachi zu beten, dass sie nicht weitersprach, denn die Worte, die nun aus ihrem Mund kamen, zerissen ihn förmlich. Sein Herz fühlte sich auf einmal tonnenschwer an.
,,Die Suche nach Ersatz, die Hoffnung, die Zeit zurückdrehen zu können, der Versuch, etwas wiederzubeleben, das nicht mehr da ist."
Der Kummer war subtil in ihre Worte eingebunden.
,,Itachi ich kann Fuu nie lieben, weil ..."
,,Hör auf damit!", brüllte er verzweifelt. Er wollte diese Worte nicht hören. Dabei war Wut das typische, wenn nicht sogar einzige Ausdrucksmittel.
,,Warum?", fragte sie leise.
Wenn Tami nur wüsste, dass es nicht nur ein Konflikt zwischen Fuu und ihm war. Dass es um weitaus mehr ging, als um fie Gefühle für sie. Die Worte lagen ihm auf der Zunge, denn er wollte kein Lügner mehr sein. Nur zu gern hätte er ihr die Wahrheit anvertraut, doch am Ende blieben seine Lippen verschlossen. Es war etwas, dass zwischen Danzo und ihm passierte. Der Gefahr konnte und wollte er sie nicht aussetzen, wenngleich es vielleicht bereits zu spät war. Der Kampf, der in seinem Blick tobte, verbannte er in die Tiefen seines Herzens. Das einzige Geräusch, dass zwischen ihnen nun zu hören war, war das Pfeifen des eisigen Windes, der die unausgesprochenen Worte in der Luft zerschnitt. Die Farben der Welt um ihn herum verblassten, selbst Tamis Leuchten.
Die Kälte erreichte sein Herz und ließ es noch ein Stück weiter gefrieren.
,,Traue nie einem Uchiha", murmelte er schroff, als er mit schnellen Schritten an ihr vorüberging, zurück zu dem verlassenen Viertel, wo er hingehörte. Und zwar alleine!
Ein frustriert Laut kam von ihr, bevor sich ihre Schritte in die entgegengesetzt Richtung aufmachten. Diesmal unternahm sie keinen Versuch Itachi umzustimmen oder aufzuhalten.
,,Es ist tragisch ein Uchiha zu sein, nicht wahr?", sagte Neji Hyuga, der lässig an einer Hausmauer lehnte und ihn aufmerksam beobachtete. Seine Aussage oder was er von ihm dachte war ihm gleichgültig, doch eine Spitze Erwiderung konnte Itachi sich nicht verkneifen.
,,Ich denke, es wäre keine Verbesserung ein Hyuga zu sein."
Sein vor Zorn sprühender Blick sprach Bände - der Wunde Punkt war getroffen, den die zweite Familie, die sogenannte Nebenlinie, zu der auch Tami und Neji gehörten, lebte gefangen in einem goldenen Käfig, ohne Freiheit. Neji würde ihm, darüber sicher nicht widersprechen. In seinem Gesicht blitzte Genugtuung auf.
Verärgert zwang sich Neji seine Hände stillzuhalten. Abrupt wandte er sich ab, um davon zustürmen, obwohl er Itachi am liebsten verprügelt hätte, aber so unbeherrscht waren die noblen Hyuga nicht - vor allem Neji.
Endlich kam die vertraute Umgebung der verlassenen Straßen des Uchiha-Viertels in Sicht. Beinah erleichtert seufzte Itachi auf, endlich würde er die Ruhe bekommen, die er so dringend zum Nachdenken brauchte. Oder auch nicht..., denn vor dem Haus stand eine Gestalt, die auf seine Rückkehr zu warten schien. Bei genauerem Betrachten, erkannte er die unverkennbare Silhouette sofort. Tsunade, die ihre Arme vor der Brust verschränkt hatte und ihn grimmig anblickte. Ihre Finger trommelten ungestüm gegen ihren Arm.
,,Itachi", sagte sie vorwurfsvoll, als er näher kam.
,,Tsunade, was verschafft mir die Ehre deines hohen Besuches. Oder hast du dich verlaufen?", witzelte er, um die angespannte Stimmung aufzulockern.
,,Die Situation ist mehr als ernst. Ich bin nicht zu Scherzen aufgelegt", fuhr sie ihn barsch an.
Sollte er den Ahnungslosen spielen? Nein, wäre sowieso zwecklos, also überlegte Itachi sich, wie er sich rechtfertigen sollte.
,,Geht es um die Sache mit Fuu?", fragte er ruhig.
Kurz schüttelte Tsunade den Kopf, bevor sie sich seufzend auf die Stufen vor der Veranda niederließ. Sie legte den Kopf in den Nacken und sah zum Himmel auf. Es war kühler geworden. Der Wind fuhr durch ihr Haar. Nun blickte sie ernst zu ihm auf. Tiefe Sorgenfalten bildeten sich auf ihrer Stirn.
,,Nein, Danzo hat einen Antrag gestellt, dich aus dem Dorf zu verbannen."
Wie unerwartet, dachte er sich sarkastisch. ,,Die Begründung?"
,,Du verursachst zu viel Unruhe im Dorf. Er will dich um jeden Preis los werden."
,,Habt ihr dem Antrag zugestimmt?"
,,Was glaubst du denn, natürlich nicht!", brummte Tsunade. ,,Aber du weißt hoffentlich, was für Folgen, dass nach sich zieht."
Oh verdammt genau! Die Stabilität des Dorfes würde infrage gestellt und Köpfe würden rollen. Zwar war der Hokage so gut wie unantastbar, aber es gab Situationen, in denen sich die Dorfbewohner gegen ihr Oberhaupt aussprechen konnten. Und mit Sicherheit war dies eine davon. Eine Gelegenheit, die Danzo seit Itachis unerwarteten Rückkehr plante. Dieser Mistkerl wollte die Macht über Konoha, um den Willen des Feuers zu zerstören.
,,Ich sehe, du weißt, was auf das Dorf zu kommen wird. Es wird nur wenige Menschen geben, die sich für dich Einsetzen würden, aber ich werde nicht entscheiden, sondern überlasse dir die Entscheidung, was wir tun werden."
Danzo hatte es also geschafft. Sein Weggang aus dem Dorf war unvermeidlich, ansonsten würde ein Bürgerkrieg ausbrechen, wieder einmal ausgelöst durch den Namen Uchiha. Es würde auch Auswirkungen auf das Leben und die Zukunft seines Bruders haben. Bei dem Gedanken verspürte er einen Stich in der Brust. Seine Hände ballten sich automatisch zu Fäusten. Schweren Herzens fasste er einen Entschluss.
,,Mach dir keine Sorgen Tsunade, ich werde gehen."
Bei seinen Worten weiteten sich ihre Augen. Die Antwort war nicht jene mit der sie gerechnet hatte.
,,Willst du nicht noch einmal darüber nachdenken, Itachi?"
Der Wind fuhr durch sein Haar, zerzauste es, ließ die bunten Blätter vom Boden in die Lüfte steigen, wie ein Zeichen. Seine Zeit auf dieser Welt war begrenzt und er würde sicher nicht der Auslöser für einen erneuten Aufstand in Konoha sein, darum war er nicht zurückgekehrt.
,,Darüber gibt es nichts mehr nachzudenken. Ich liebe Konoha und auch wenn ich es nicht in seinen Mauern beschützen kann, so werde ich von außerhalb darüber wachen."
Der Schmerz über seine Entscheidung saß tief in ihren Augen, Itachi konnte es erkennen, obwohl sie es zu verstecken versuchte. Mit ihm, verlor sie einen dringend benötigten Verbündeten gegen Danzo.
,,Du fragst dich, wie lange du ihm noch trotzen kannst", sprach er ihre unausgesprochenen Gedanken aus.
,,Ich verliere nicht nur einen Verbündeten, sondern auch einen Freund und Danzo gewinnt an Macht."
Der fünfte Hokage hatte Recht. Danzo gewann, egal was er tat. Im Exil würde Itachi es sich zur Aufgabe machen einen Weg zu finden ihn zu töten.
Da kam ihm Tami in den Sinn.
,,Mach dir keine Sorgen um Tami. Ich werde ein Auge auf sie haben", versicherte ihm Tsunade, bevor er überhaupt fragen konnte.
,,Danke, aber... "
,,Du meinst, Danzo könnte ihr schaden?"
,,So ist es."
,,Ich habe meinen Leuten befohlen ihn zu beobachten."
,,Ich bitte darum", sagte er, wobei er sich verbeugte.
,,Also dann... Ich werde im Schatten der Dunkelheit aufbrechen", sagte er rasch und wollte ins Haus verschwinden, denn Itachi hasste Abschiede. Doch Tsunades Stimme ließ ihn noch einmal innehalten.
,,Was wirst du tun?"
,,Ich werde ebenfalls Beobachtungen anstellen."
Die Tür fiel ins Schloss und er lehnte sich dagegen. Noch immer betrachtete er sich als Shinobi von Konoha. Hier war seine Heimat. Die konnte und wollte er nicht einfach abschütteln. Einige Sekunden verweilte er in dieser Position, bevor er sich daran machte seine wenigen Habseligkeiten zusammen zu suchen. Es passte alles in einen Rucksack, sein gesamtes Leben.
Die Abenddämmerung kam schneller, als erwartet und er musste erneut Abschied nehmen von seinem geliebten Konoha. In den Schatten der Bäume lief er auf den Ausgang des Dorfes zu. Mit jedem Schritt wurden seine Füße schwerer, doch er zwang sich weiterzulaufen. Tausend Worte konnten nicht sagen, wie groß der Schmerz war, der sein Herz stocken ließ. Einen Moment hielt er inne, um gequält die Augen zu schließen. Unwillkürlich prickelten seine Schulterblätter, so als würde er beobachtet.
Plötzlich vernahm er Schritte, die förmlich über den Boden flogen. Der Klang war so bedrückend, sodass Itachi sich nun davor wappnete, was kommen würde.
,,Uchiha, wage es nicht, mich so sang und klanglos zu verlassen!", hörte er die Stimme, die er nicht hören wollte dicht hinter sich.
,,Woher? Nein, sag nichts. Ich kann es mir denken. Tsunade."
Ohne sich umzusehen setzte er sich wieder in Bewegung, also ob er ihre Worte nicht gehört hätte, doch so einfach machte es ihm Tami Hyuga nicht.
,,Verdammt Itachi! Ich brauche dich."
Mit jedem Wort zitterte ihre Stimme mehr. Wieder lief er einfach weiter, ohne ein Zögern erkennen zu lassen. Obwohl der Drang sich umdrehen überwältigend war, und er sie in die Arme schließen wollte, um all den Kummer von ihr zu nehmen. Das war es, was nicht nur sie brauchte, sondern auch er. Doch Itachi konnte nicht. Das Dorf hatte oberste Priorität. Da war sein Seelenheil nebensächlich. So war es schon immer gewesen und so würde es auch immer bleiben. Noch ein paar Schritte und er hätte den rettenden Ausgang erreicht.
,,Willst du, dass ich dich anflehe bei mir zu bleiben? Willst du das?", brüllte sie, sodass es ganz Konoha hörte. Die ersten Lichter begannen zu leuchten, in den bereits dunklen Fenstern.
,,Ich würde es tun."
Sein Herz begann wie wild zu schlagen und alles um ihn herum schien augenblicklich zu erstarren. Tami war alles, was er noch wahrnahm, sie war alles, was er noch fühlte. Ihr Herzschlag wurde zu seinem. Der überwältigende Drang überkam ihn zu ihr zu gehen.
Nun blieb er doch stehen. In Schockstarre stand Itachi wie an den Boden genagelt und konnte sich nicht bewegen. Es brauchte ein paar Sekunden, bis er sich wieder gefasst hatte, um sich zu ihr umzudrehen. Der eiskalter Blick ließ sie erstarren.
,,Was willst du hören?"
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