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Die Erwähnung des Schlüssels zerstörte die intime Situation. Auf einmal verhielt sich Itachi seltsamer als üblich für seine Verhältnisse. Er erschien wachsamer und seine Körperhaltung drückte Anspannung aus. Der Schlüssel schien eine Bedeutung für ihn zu haben, was Tamis neugieriges Naturel weckte. Abermals huschte ihr Blick zu dem Ding um seinem Hals. Dieser unscheinbare silberne Schlüssel, der beinah achtlos um seinen Hals baumelte, war auf irgendeine Weise wichtig. Es war ihr ein Bedürfnis hinter das Geheimnis des Schlüssels zu kommen. Egal zu welchem Preis. Aufmerksam hatte Itachi Tami beobachtet. Einen Augenblick sah er ihr noch in die Augen, als könnte er ihre Absichten daraus ablesen, bevor er den Blick senkte und einen Schritt zurücktrat.
,,Belass es bitte dabei."
In seiner Stimme schwang eine deutliche Warnung mit. Er hatte also ihr Interesse tatsächlich wahrgenommen. Diesem Kerl entging auch schon gar nichts. Diese Tatsache schmälerte Tamis Neugier aber nicht im geringsten. Es entfachte eher das Feuer. Die Jagd nach der Beute und sie war eine gute Jägerin.
Wie sagte man so schön? Wer nicht wagt der nicht gewinnt.
Das Sprichwort würde sie sich zu Herzen nehmen. Den perfekten Zeitpunkt gab es nicht. Sie sollte am besten nicht lange darüber nachdenken, sondern aussprechen, was ihr auf der Seele brannte. Und das war so einiges. Doch, wenn man jemandem, wie Itachi Uchiha ein Geständnis entlocken wollte, war all das Zwecklos, denn er ignorierte all die Bemühungen schlichtweg.
Auch wenn es einfach und offensichtlich schien, wenn Emotionen im Spiel waren, konnte man das Spiel schwer kontrollieren. Nun ertappt Tami sich sogar dabei, wie sie Dinge tat, die sie sich geschworen hatte, nie zu tun. So wie jetzt. Aber Itachi ließ ihr keine Wahl.
Er hatte sich bereits von ihr abgewandt. Die angenehme Hitze seines Körpers war längst fort.
Geräuschvoll kramte er in seiner Tasche nach trockenen Klamotten, eigentlich sollte sich Tami auch abwenden und es ihm gleichtun, aber das schaffte sie nicht. Irgendetwas an dem Uchiha hielt sie davon ab. Unschlüssig begann sie an ihrer Lippe zu nagen. Vielleicht war es auch die verfluchte Neugier, die nach Befriedigung verlangte. Wie gebannt starrte sie auf seinen nackten Rücken, die Linie seiner Wirbelsäule, betrachtete seine Schulterblätter, wie sie sich in tiefen Atemzügen hoben und senkten. In ihren Augen war er ein vollkommenes Wesen. Eine Schönheit, die unvergänglich schien.
Genau deshalb schmerzte die erneute Abfuhr tiefer, als alle anderen zuvor. Ihr ursprünglicher Plan ihn mit ihren gezielten weiblichen Reizen zum Reden zu bewegen, war gescheitert. Sein Wille hatte der fleischlichen Lust stand gehalten. Itachi hatte sich ohne sichtlich Mühe abgewandt und ignorierte sie. Es lag an ihrer Frage, das hatte Tami begriffen. Wenn es um seine Vergangenheit ging blockte er einfach ab. So schnell, wie das Feuer entfacht war, war es auch schon wieder erloschen.
Allmählich fragte sich Tami wirklich wie Itachi es schaffte das ständige Knistern zwischen ihnen von sich wegzuschieben. Als würde es ihn nicht berühren. Er musste es doch genauso spüren, doch der Uchiha verschloss einfach seine Augen davor. Es war ihr nach wie vor ein Rätsel, wie er das meisterte. Tami für ihren Teil konnte und wollte es nicht länger ignorieren. Und sie wollte es nicht mehr akzeptieren, dass er es tat.
,,Itachi."
Ihre Stimme hallte unangenehm in der stillen Höhle wieder, wie ein Echo. Verblüfft hielt Itachi inne, in dem, was er tat, um von seiner Tasche aufzusehen. Eine kurze Emotion huschte über seine Gesichtszüge, die Tami nicht einordnen konnte. Der Grund, warum er so verblüfft war, war sein Name aus ihrem Mund. Es war so unerwartet gekommen. Bis jetzt hatte sie es tunlichst vermieden ihn mit seinem Namen anzusprechen und nur Uchiha zu ihm gesagt. Ihr Stolz und die Wut auf ihn waren bis eben größer gewesen. Es fiel ihr schwer ihre Prinzipien fallen zu lassen, um einen Schritt auf ihn zu zugehen. Tief in ihrem Inneren wusste Tami, dass er sie belog. Bezüglich seiner Gefühle und anderen Dingen. Eine Frau spürte so etwas. Es war wie ein Instinkt.
,,Können wir endlich aufhören mit den Lügen?"
Schlagartig legte er die Stirn in Falten. ,,Worüber soll ich gelogen haben?"
Wieder tat er ahnungslos, obwohl er wusste wovon sie sprach. Unwillkürlich verkrampften sich ihre Finger, bis sie schmerzten. Eine Ader an ihrer Schläfe pulsierte regelrecht. Die Wut erreichte ein neues Level. Nun war sie so heiß wie Lava, kroch gefährlich langsam an die Oberfläche.
Ein... zwei... Mal atmete sie tief ein und aus, um sich zu beruhigen, ansonsten wäre sie in dieser Sekunde explodiert. Sie hätte ihn angeschrien und Dinge an den Kopf geworfen, die sie später bereut hätte. Ihr Gesicht brannte vor Wut, während sich ihre Hände zu Fäusten ballten.
,,Hat der Schlüssel um deinen Hals etwas mit der Mission zu tun? Etwas mehr Informationen wären nicht schlecht."
Unvermittelt versteifte sich sein gesamter Körper. Seine Kiefermuskeln waren angespannt und er begann damit zu mahlen.
,,Hör auf damit!"
Seine Stimme war leise, doch es schwang ein gefährlicher Unterton darin. Eine leichte Zornesröte trat auf sein sonst so blasses Gesicht. Es war das erste Mal, dass Itachi in ihrer Gegenwart die Kontrolle entglitt. Doch Tami entschied, dass es ihr egal war.
,,Womit soll ich aufhören?"
Etwas in seinen Augen pulsierte, das er verbissen versuchte zurückzuhalten. Kein Laut kam über seine Lippen, die er zu einem schmalen Strich zusammen presste. Gut, er wollte es nicht anders. Jetzt würde sie in die Offensive übergehen. Tami wollte, nein sie brauchte Antworten. Unverwandt sah er sie an. Der Ausdruck auf seinem Gesicht verbissen, als würde er gegen etwas ankämpfen. Langsam kam sie auf ihn zu, wobei sie ihn keine Sekunde aus den Augen ließ. Bei jedem Schritt, den sie tat, pochte ihr Herz ein wenig mehr. Bevor sie der Mut verließ, hob Tami in einer raschen Bewegung die Hand. Die Bewegung kam viel zu schnell, dass Itachi überhaupt nicht die geringste Chance hatte zu reagieren. Erst dachte er, dass sie ihn Ohrfeigen würde, aber das tat sie nicht. Anstatt ihn zu ohrfeigen, stellte sie sich auf die Zehenspitzen, um ihre Lippen auf seine zu pressen. Sein Herz hörte den Bruchteil einer Sekunde aufzuschlagen, bevor es viel zu schnell weiter schlug. Es war nichts als das Rauschen des Windes zu hören, während Itachi wie erstarrt da stand. Es war nicht der richtige Moment gewesen ihn zu küssen, aber wenn sie es jetzt nicht getan hätte, wäre es nie passiert. Er hätte es nie zugelassen. Der Überraschungsmoment war auf ihrer Seite.
Die Zeit schien stillzustehen, während ihre unbewegten Lippen auf seinen lagen. Im ersten Moment war er wie erstarrt, tat rein gar nichts, sodass Tami nun tatsächlich an ihren Instinkten zweifelte. Doch dann bewegten sich seine Lippen zaghaft auf ihren. Ihre Lippen passten perfekt zueinander, während sie sich in vollkommener Harmonie bewegten. Das Gefühl des Triumphs breitete sich in Tami aus. Sie hatte es gewusst, jubelte ihr inneres Ich. Itachi Uchiha empfand etwas für sie und das war eindeutig nicht nur Freundschaft, wie er ständig versuchte zu behaupten. Eine Woge purer Freude schwappte über Tami hinweg.
Ihr Herz machte einen kleinen Hüpfer. Wärme durchflutete ihren Körper und sie fühlte sich sicher und geborgen. Es war der Schritt, auf den Tami gewartet hatte. Jeder Herzschlag führte sie näher zu ihm, bis ihre Herzen im Einklang schlugen. Es war ein Feuerwerk der Gefühle und sie wollte, dass es niemals aufhörte.
Doch Itachi zerstörte den Moment viel zu schnell, als er sich ruckartig und schwer atmend von ihren zitternden Lippen löste. Sofort verspürte sie eine quälende Sehnsucht. Sein intensiver Blick war noch immer auf sie gerichtet. Sekunden vergingen, doch Itachi blieb stumm.
,,Du hast gelogen, du empfindest etwas für mich", brachte sie außer Atem hervor.
Sofort brach Itachi den Augenkontakt, um stattdessen zu Boden zu starren.
,,Was auch immer du denkst, dass ich fühle, es ändert nichts!"
Seine Stimme war ruhig und beherrscht, als wäre gerade nichts zwischen ihnen passiert, als hätten sich ihre Lippen nie berührt. Wie schaffte er es nur so kalt zu sein?
Es änderte sich für ihn nichts.
Diese Worte ließen das gerade Gefühlte Feuer schlagartig erkalten. Warum war sie immer noch so besessen davon diesen Mann zu verstehen, wenn er nicht gewillt war seine aufgebauten Mauern fallen zu lassen? Wenn er ihr keine Einblicke hinter seine Fassade gewähren wollte? Bei dem nächsten Gedanken stach es in ihrer Brust. Wenn er mich nicht wollte ...
Das Blut in ihren Ohren rauschte. Es pulsierte so stark, dass ihr Kopf drohte zu zerbersten. Benommen griff Tami sich an den pochenden Schädel. Der Boden unter ihr begann zu wanken. Ihre Beine drohten unter ihrem Gewicht nachzugeben.
,,Tami? Ist alles in Ordnung?", drang Itachis Stimme undeutlich zu ihr durch.
Es fühlte sich an, als wäre sie in einer Blase gefangen, die sie von der Außenwelt abschnitt. Die kühle Berührung seiner Finger auf ihrer feuchten Haut ließ Tami unwillkürlich zusammenzucken, was die Blase anscheinend zum Platzen brachte.
Unwirsch schlug sie seine Hand beiseite. ,,Es geht schon", sagte Tami leise, wobei unterschwellig Wut mitschwang.
Gehorsam ließ Itachi die Hand sinken, jedoch beobachtete er sie noch immer, als ob es im Bereich des Möglichen läge, dass sie jeden Moment zusammenbrechen würde.
,,Es sind deine besonderen Augen. Dein Kekkei Genkai. Diese Macht ist an unsere Gefühle gebunden, je wütender du wirst, desto mehr verlierst du die Kontrolle."
Tami schluckte eine sarkastische Erwiderung hinunter, die ihr auf der Zunge gelegen hatte. ,,Du kannst es? Du beherrschst deine Augen?"
,,Solange meine Gefühle mich nicht überwältigen, habe ich mein Sharingan unter Kontrolle", entgegnete Itachi achselzuckend, als wäre es nichts Besonderes.
Super! Mister Perfekt hatte sich wie immer meisterlich unter Kontrolle. Ein frustriertes Schnauben entführt ihr, das Itachi doch tatsächlich ein flüchtiges Lächeln entlockte. Es gefiel ihr, wenn er lächelte.
,,Keine Sorge, du kannst es erlernen", versuchte er sie milde zu stimmen.
Genervt verdrehte Tami die Augen, während sie sich zu ihrer Tasche umwandte, um sich etwas überzuziehen. Von Itachi Uchiha brauchte sie sicherlich keinen Trost oder irgendwelche dummen Ratschläge.
,,Wie weit ist es noch, bis zu deiner Spur?", fragte Tami stattdessen verstimmt.
Ein kurzes Aufflackern in seinem Blick verriet ihr, dass es sich nicht um eine Spur, sondern etwas Persönliches handelte. Aber sie erwähnte es mit keinem Wort. Itachi würde ihr die Wahrheit weiterhin vorenthalten, also befand Tami es als sinnlos ihn weiter danach zu fragen.
,,Drei Tage würde ich sagen", entgegnete er abgewandt.
Plötzlich stürzte ein klatschnasser Fuu in die Höhle herein. ,,Dieser verdammte Regen hört einfach nicht auf!" Schwer schnaufend stützte er die Hände auf seinen Knien ab, dabei schweifte sein Blick zu ihnen. Irritiert blickte er zwischen Itachi und Tami hin und her. ,,Habe ich etwas verpasst?"
Die Spannung zwischen ihnen musste spürbar sein. Ob im negativen oder positivem Sinne.
,,Nichts, was von Bedeutung gewesen wäre", entgegnete Tami, wobei sie Fuu ein Handtuch zu warf. Er fing es noch in der Luft. Dankbar schenkte er ihr ein breites Lächeln. Wenigstens einer, der die Gesten einer Frau zu schätzen wusste.
,,Wenn der Regen schwächer wird brechen wir auf", lenkte Itachis Stimme ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihn. Sein undeutbarer Blick huschte zwischen Fuu und Tami hin und her. Etwas schien ihn zu stören, doch als er Tamis Blick bemerkte, wurde sein Gesicht wieder emotionslos. ,,Ich werde mich draußen etwas umsehen", nuschelte er, bevor er mit schnellen Schritten aus der Höhle verschwand. Es sah beinah so aus, wie eine Flucht und Tami wusste genau, wovor er flüchtete. Ihr.
,,Was ist dem Uchiha den über die Leber gelaufen?"
Es war besser, sie hielt darüber lieber ihren Mund, also zuckte sie nur mit den Schultern.
,,Er war schon immer seltsam", sagte Fuu, als Tami nichts erwiderte. Mit ein paar schnellen Bewegungen schälte sich Fuu aus seinem tropfenden Shirt, was seine ansehnlichen Bauchmuskeln entblößte. Unbeabsichtigt begann sie zu starren.
,,Wenn du möchtest, kannst du auch gerne zum Anfassen rüberkommen", neckte Fuu sie mit einem schelmischen Grinsen. Erwischt. Augenblicklich begannen ihre Wangen unangenehm zu glühen. Noch nie hatte sie ein Mann aufgefordert, dass sie seine Bauchmuskeln berühren sollte. Wie denn auch? Es hatte zuvor noch keinen Mann gegeben, also auch keine Erfahrungen in Sachen Männer. So was nannte man wahrscheinlich ein unbeschriebenes Blatt. Bis jetzt hatte sich schlicht und ergreifend einfach nichts ergeben in diese Richtung. Und seit Itachis Rückkehr war sie so damit beschäftigt gewesen ihm hinterherzujagen, dass sie Fuus Flirt Versuchen keine größere Beachtung geschenkt hatte. Doch nun, da Itachi nichts anderes im Sinn hatte, als sie auf Abstand zu halten. Warum sollte sie nicht mit Fuu flirten?
Vielleicht könnte sie sich doch in ihn verlieben und Itachi endlich vergessen ...
War das möglich?
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